Ankara – Zentralanatolien 02
„bir, iki, üç dört …,“ unsere Reisegruppe ist mit 22 Personen komplett. Mit einem fröhlichen „Günaydin“, das so viel wie „Guten Morgen“ heißt, begrüßen wir Abdullah, unseren Busfahrer. Zum Auftakt unserer Studienreise steht die Regierungsstadt Ankara auf dem Programm. Während der Fahrt dorthin hören wir, dass Ankara früher Angora hieß, heute nach Istanbul mit nahezu 5 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Türkei ist und nach dem Untergang des Osmanischen Reiches von „Mustafa Kemal Atatürk“ 1923 zur Hauptstadt ernannt wurde. Damals hatte Ankara gerade mal 40.000 Einwohner weiß Ender, unser Reiseleiter. Hätte Atatürk eine andere Stadt zur Hauptstadt erklärt, so wäre Ankara wahrscheinlich weiterhin ein Provinznest geblieben, vermutet er.
Ankara ist eine junge und moderne Stadt mit rasantem Wachstum. Hier befinden sich die besten und bedeutendsten Hochschulen des Landes. Die Stadt besteht aus zwei Teilen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Auf der einen Seite ist im Norden rund um die Zitadelle die historische Altstadt und auf der anderen Seite im Süden die von „Atatürk“ aus dem Boden gestampfte Neustadt. Merken Sie was? Reisen bildet.
Wir beginnen den Tag mit einem Spaziergang durch die engen Altstadtgassen. An einer Straßenecke bleiben wir stehen, um einer Frau beim Korbflechten zuzusehen. Während die anderen interessiert schauen und fragen wandert mein Blick die Straße entlang. Die trockenen Blumenkübel vor den Hauseingängen, die leeren Holzstühle daneben und die Wäscheleinen an den Fenstern in den oberen Stockwerken erinnern mich ein wenig an die Heimat meines Großvaters. Fehlt nur noch die Musik in der Luft und das „dolce vita“ wäre perfekt.
Auf dem alten Kopfsteinpflaster geht’s weiter zum Marktplatz. Stände mit Bergen von Nüssen und Trockenfrüchten reihen sich eng aneinander. Wir probieren hier ein paar Nüsse, dort ein paar Früchte und sind uns einig: Uns geht es gut. Das Leben ist schön.
Während der Teepause erfahren wir, dass die Altstadt heute das Wohnviertel der Armen ist. Der Armen deshalb, da hier die Häuser wegen ihrer baufälligen Substanz noch preiswert zu erwerben sind. Doch schauen Sie mal, manches dieser heruntergekommenen und verfallenen Häuser ist wegen der schönen Lage geradezu prädestiniert in naher Zukunft in ein Panoramarestaurant umgewandelt zu werden.
Auffallend sind aber auch die vielen restaurierten Häuser aus osmanischer Zeit, die sogenannten Konaks, Herrenhäuser, die ich bereits in meinem Ostanatolienbericht erwähnt habe.
Wie in anderen türkischen Großstädten lebt auch in Ankara ein Großteil der Bevölkerung in „Gecekonduvierteln”. Da nach altem islamischen Recht es verboten war ein Haus mit einem Dach seinem Besitzer wieder wegzunehmen, sind im Zuge der Landflucht diese Stadtteile quasi über Nacht entstanden. Diese Wohnsiedlungen sind jedoch nicht mit Slums oder Elendsvierteln zu vergleichen. Die einzelnen Viertel einer solchen Siedlung bilden feste Dorfgemeinschaften, die meist aufgrund der gemeinsamen Herkunft ihrer Bewohner bestehen. Ankara gilt übrigens als die größte „Gecekondu-Stadt“.
Nach dem Altstadtrundgang steht der Besuch im “Museum für Anatolische Zivilisationen” auf unserem Tagesprogramm. Da hier überwiegend Hinterlassenschaften der Hethiter ausgestellt sind, ist das Museum im Ausland auch unter dem Namen „Hethitisches Museum“ bekannt. Aufgrund der umfangreichen Sammlung hethitischer Altertümer ist es eines der bedeutendsten Museen der Welt und zugleich ein kultureller Höhepunkt der Stadt. Wir widmen uns zuerst den frühen hethitischen Funden.
Die Ausstellung ist faszinierend und ich komme aus dem Staunen nicht heraus. In den Vitrinen sind Schmuckstücke ausgelegt, von denen ich mir vorstellen könnte sie heute zu tragen. Trotz gutem Schuhwerk tun mir nach zwei Stunden intensiver Beschäftigung mit der hethitischen Vergangenheit Füße und Rücken weh. Ich freue mich auf die bevorstehende Teepause im schattigen Museumsgarten.
Nach der Pause geht es mit den späthetitischen Funden weiter. Die Sammlung von Großplastiken, Reliefs, Grabbeigaben und vielem mehr ist riesig und im Rahmen einer Aufzeichnung wie dieser unmöglich zu schildern. Mittlerweile ist es Mittag und mein Magen knurrt. Ender empfiehlt uns ein paar “Lokantas”, das sind Restaurants mit einfachen, schlichten, lokalen Speisen. Mein Mann und ich entscheiden uns für eine „Türkische Pizza“ in einem dieser kleinen Straßenrestaurants mit weißen Plastikmöbeln. Einige aus unserer Gruppe schließen sich uns an und es kommt zu einem ersten Kennenlernen. Ich spüre, wir werden eine gute Gruppe…..
Christa Schwemlein
Zentralanatolien 2014 – 01
Prolog
Wir erzählten und lachten, aßen Pizza und tranken Rotwein. Mit jedem Schluck Wein wurde der Wunsch spontan aufzubrechen stärker. Tags darauf beantragten wir beide Urlaub, bekamen diesen genehmigt und waren am nächsten Tag, bepackt mit Zelt, gutgelaunt Richtung Süden unterwegs. Das ist viele Jahre her. Heute wäre so ein spontaner Aufbruch undenkbar.
Zwei Tage hatte ich für die Urlaubsvorbereitungen eingeplant. Stressfrei sollte unsere Studienreise zu den Kulturstätten in Zentralanatolien beginnen. Beinahe wäre uns dies auch gelungen. Mein Arbeitsplatz war sauber, die Wohnung aufgeräumt, die Betten frisch bezogen, alle E-Mails beantwortet und der Pfingstbeitrag für kathma-nord geschrieben. Die „To-Do Liste“ war bis auf den letzten Punkt abgearbeitet. Auch mein Mann hatte sich die beiden Tage freigehalten. Er konnte nicht ahnen, dass ausgerechnet während dieser Zeit unser Kunde Foto Mechnig seine neuen Geschäftsräume beziehen würde und alle Computer neu vernetzt werden mussten. Die Arbeit und die damit verbundenen Probleme wollten kein Ende nehmen. Er war am verzweifeln. Ich auch.
Als wir am Mittwoch, den 28. Mai 2014 am Schalter der „Turkish Airlines“ anstanden, konnte ich es irgendwie nicht glauben, dass wir wirklich auf dem Weg in die Ferien waren …..
Es geht los!
Nach drei bequemen Flugstunden landen wir mit einer Stunde Verspätung in Istanbul. Wir müssen springen, um den Anschlussflug zu bekommen. Am frühen Abend treffen wir in der Landeshauptstadt Ankara ein. Am Flughafen werden wir von einem Mitarbeiter unserer Reisegesellschaft bereits erwartet. Ein Ehepaar aus Frankfurt, zwei Freundinnen aus Ostfriesland und eine alleinreisende Kölnerin in meinem Alter waren mit im Airbus. Wir machen uns miteinander bekannt und steigen in den Kleinbus. Im Hotel angekommen beziehen wir unsere Zimmer und beschließen, uns vor dem Abendessen noch kurz ein paar Minuten aufs Ohr zu legen. Mein Kopf ist inzwischen voll und ganz auf Urlaub eingestellt. Jetzt nur nicht fest einschlafen!
Hoş geldiniz!– Herzlich willkommen!
Im lauten Speisesaal des komfortablen Businesshotel begrüßt uns „Ender“, unser Reiseleiter. Er macht uns mit den bereits anwesenden Mitreisenden bekannt und gibt uns, da noch zwei Reiseteilnehmer fehlen, fürs Erste einen kurzen Ausblick auf den kommenden Tag …
Christa Schwemlein
Kleingedrucktes:
Der folgende Reisebericht ist meiner Reiseberaterin, Heike Anders Dahms, dem Team von mal Anders reisen, dessen Kunden sowie allen Interessierten gewidmet.
Ein Gesicht für den neuen Pfarrgemeinderat
Gib der Kirche Dein Gesicht und Deine Stimme!
So lautet das Motto der Pfarrgemeinderatswahl 2015. Am Sonntag, den 15. März 2015 sind in unserer Erzdiözese alle katholischen Frauen und Männer ab 16 Jahren zur Wahl des Pfarrgemeinderates aufgerufen. Die Kandidaten in meiner Gemeinde haben sich heute während des Gottesdienstes vorgestellt. Hier meine Vorstellung zum Nachlesen:
Ich bin Christa Schwemlein. Seit 41 Jahren lebe ich in Sandhofen. Ebenso lange bin ich verheiratet. Mein Mann Walter und ich haben zwei erwachsene Söhne, den Max und den Felix.
Zu meinem beruflichen Werdegang gibt es folgendes zu sagen:
Ich bin gelernte Bankkauffrau. Auf dem 2. Bildungsweg studierte ich Betriebswirtschaftslehre. Mit dem Diplom der Fachhochschule in der Tasche folgten im Anschluss mehrere berufliche Stationen in der Industrie. Seit nunmehr 15 Jahren arbeite ich in der Finanzbuchhaltung eines mittelständischen Unternehmens. Außerdem unterstütze ich meinen Mann in seinem kleinen Unternehmen. Dort bin ich überwiegend für das Kaufmännische zuständig.
Ehrenamtlich engagiere ich mich seit mehr als zehn Jahren bei einer Lebensberatungsstelle in ökumenischer Trägerschaft. Dieser Dienst macht mir viel Freude, da er mit Menschen und deren vielfältigen Lebensthemen zu tun hat.
In unserem Pfarrgemeinderat bin ich mit einer Unterbrechung von einer Wahlperiode nun in der dritten Periode aktiv. Während der fünfjährigen Pause habe ich mir einen Jugendtraum erfüllt. Ich nahm das Angebot der Erzdiözese Freiburg an und besuchte den Theologischen Kurs. Diese Weiterbildung erstreckte sich über sechs Semester, vermittelte die Grundlagen der Theologie und schloss mit einer schriftlichen und mündlichen Prüfung ab. Aufbauend auf dieser Ausbildung folgten der einjährige Pastoralkurs und der Liturgiekurs Freiburg.
Derzeit nehme ich das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden in unserem Pfarrausschuss wahr. In dieser Eigenschaft habe ich mich zusammen mit meinem Mann als Quartiermeisterin während des Katholikentages hier in Sandhofen engagiert. Ebenfalls war ich Mitinitiatorin des Heimattages und des ökumenischen Adventskalenders. In der katholischen Frauengemeinschaft bin ich für die Finanzen zuständig und somit im Vorstandsteam. Seit Ende 2013 pflege und betreue ich die Internetseite der Seelsorgeeinheit Sandhofen-Schönau. Den Dienst der Kommunionhelferin übe ich in der Pfarrei „Guter Hirte“ im Stadtteil Schönau aus.
Mit meinen Kenntnissen und mit meinen Fähigkeiten sowie der nötigen Zeit, die ein Amt im Pfarrgemeinderat erfordert, möchte ich mich weiterhin aktiv in meiner Kirche einbringen.
Mit der Erweiterung unserer Seelsorgeeinheit stehen große und einschneidende Veränderungen an. In dieser schwierigen Situation braucht es ein neues gemeinsames Nachdenken, wie Kirche gelebt werden kann. Ein Patentrezept, wie es gehen kann, habe ich nicht. Doch bin ich neugierig auf Neues und mag mich mit meinen Fähigkeiten und den Talenten, die Gott mir geschenkt hat, einbringen, damit Neues möglich wird. Aus all den genannten Gründen stelle ich mich zur Wahl.
Mit meiner Kandidatur gebe ich der Kirche ein Gesicht. Geben Sie ihr eine Stimme und machen Sie von Ihrem Wahlrecht gebrauch!
Allen Wahlberechtigten wünsche ich eine gute Entscheidung.
Christa Schwemlein
Mir geht es gut – richtig gut!
„Wie geht es dir?“ wurde ich zum Jahresende von einer lieben Bekannten gefragt. „Gut“, antwortete ich spontan. Nach einer kleinen Pause bestätigte ich mit Nachdruck: „Ja, es geht mir richtig gut“.
Heute frag’ ich mich, ob ich mich jemals mit solch einer Überzeugung diesen kleinen Satz habe sagen hören? Bewusst daran erinnern kann ich mich auf jeden Fall nicht. Umso mehr freut es mich, heute, jenseits meines 60sten Geburtstages, diese 6 schlichten Worte als Überschrift für einen Blogbeitrag wählen zu können.
Alles was zum dritten Mal in Folge passiert wird zur Tradition, so sagt man in Mannheims Norden. Also: Los geht’s mit dem traditionellen Jahresrückblick hier auf ver-rueckt.net
Privates
2014 war ein gutes Jahr. Keine Pflege- und Todesfälle im Familienkreis, auch keine ernsthaften Krankheiten. Die Kinder sind erwachsen und unser Jüngster ist nun auch dabei unabhängig von uns Eltern zu werden. Das „Leere-Nest-Syndrom“, unter dem angeblich viele Mütter erwachsener Kinder leiden, hat mich nie erwischt. Im Gegenteil, ich genieße es, wieder mehr Freiräume für mich zu haben und gemeinsam mit meinem Mann nach Lust und Laune reisen zu können. Zentralanatolien im Frühling und die Westtürkei im Herbst waren zwei bereichernde und lehrreiche Reisen. Wir haben viel gesehen und erfahren, auch über den Islam.
Nach 40 Ehrejahren stand zu Beginn des Jahres unser erster Umzug an. Ein Jahr hatten wir uns für die Renovierung der neuen Wohnung und den Umzug vom ersten Stock ins Parterre Zeit gelassen. Bei dieser Gelegenheit hieß es auch: Weg damit! Ausmisten war also angesagt. Sie glauben nicht wie befreiend es sein kann sich von all dem unnötiger Kram, der sich im Lauf von 40 Jahren angesammelt hat, zu trennen. Ich fühl’ mich wohl in unserer neuen, puristisch eingerichteten Wohnung, mit direktem Zugang zum Garten.
“WordPress in 5 Minuten!“ Erinnern Sie sich noch an meine vergeblichen Versuche ein Blog einzurichten? Dank der VHS bin ich heute in der Lage dieses vollmundige Versprechen in die Tat umzusetzen. Eine zeitlang hatte ich doch tatsächlich mit dem Gedanken gespielt mal rasch ein „Umzugsblog“ zu starten und mit „Geschichten, die ein Umzug schreibt“ zu füllen. Wäre da nicht die mühsame Schreibarbeit.
Geschäftliches
Beruflich läuft alles bestens, unsere kleine PC-Betreuung hat sich prima entwickelt und ich selbst befinde mich auf der Zielgeraden zum „Unruhestand“. Da sich immer mehr unserer Kunden für die digitalen Medien interessieren, war im Juli die Teilnahme an der 10. Mannheimer Media Night im Mannheimer Rosengarten für uns selbstverständlich. Meine Eindrücke zu diesem Event finden Sie in unserem Firmenblog.
Da wir bei der Gründung unserer PC-Betreuung am Ende unseres Berufslebens standen war klar, dass wir unser kleines Unternehmen alleine führen werden. Die Verantwortung für Mitarbeiter wollten wir zu diesem späten Zeitpunkt nicht mehr übernehmen. Als im Sommer ein junger Mann nach einer Praktikantenstelle fragte, konnte ich jedoch nicht widerstehen. Die zwei Monate waren, wenn auch mit extra Arbeit verbunden, eine gute Erfahrung. Ben, solltest du hier mitlesen, wir warten immer noch auf deinen Abschlußbericht in „Schwemleins-Blog“. Die Zugangsdaten hast du. Wie WordPress funktioniert habe ich dir gezeigt. Du kannst also loslegen.
„Wie kann es gelingen die Türen der Kirche für die digitale Welt zu öffnen und gleichzeitig mit der realen Welt zu verbinden?“ Dieser und anderen Fragen gingen mein Mann und ich im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Talk unterm Kirchturm“ nach. Unser Vortrag zu diesem Thema gliederte sich wie immer in zwei Teile. Während mein Mann im ersten Teil über die Basissicherheit bei der Benutzung von Computer und Internet sprach, legte ich im zweiten Teil meinen Schwerpunkt auf „Social-Media für die Kirche“. Es war ein gelungener Abend, der mit Zwiebelkuchen und neuem Wein einen gemütlichen Ausklang fand.
Ehrenamtliches
Ein schönes Beispiel wie man die digitale Welt mit der realen Welt verbinden kann, war übrigens unser erstes Kirchencafé. Über die sozialen Medien kamen wir ins Gespräch, welches wir nach dem Gottesdienst in unserem neu eröffneten Kirchencafé lebhaft weiterführten. Interessant war, dass sich an der Diskussion mehrheitlich Menschen beteiligten, die nicht zum harten Kern unserer Pfarrgemeinde zählen, die es sich aber nicht nehmen ließen, die Auseinandersetzung mit dem Thema im persönlichen Gespräch nach dem Gottesdienst fortzusetzen. So hat sich das bestätigt was ich vor Jahren in Hockenheim erstmals hörte: Das Internet ist ein UND – ein wunderschönes UND.
Dass sich das Internet auch für Personalrecruiting, zu meiner Zeit sprach man von Personalbeschaffung, eignet, davon mussten sich die „Netzzweifler“ meiner Pfarrgemeinde überzeugen lassen. Nach langer, vergeblicher Suche mittels der herkömmlichen Methoden, singt unser Kirchenchor seit Anfang letzten Jahres unter neuer Leitung. Ein Dank an meine Facebookfreunde!
Mein neues Blog für die St. Bartholomäusgemeinde ist gestartet. Es befindet sich allerdings noch im Aufbau. Es soll unseren Gemeindemitgliedern Lust auf das Netz machen, in Krankheitszeiten miteinander verbinden, Diskussionen wie die oben genannte ins eigene Haus holen und interessante Veranstaltungen wie zum Beispiel „Die Abende im Kirchenraum“ ins Internet verlängern. Zielgruppe ist zunächst meine Pfarrgemeinde. Deshalb wird dieses Blog vorerst nur im Pfarrbrief und von „Mund-zu-Mund“ beworben.
Die Webmastertätigkeit für „kathma-nord“ macht mir nach wie vor viel Freude. Doch es ist unendlich mühsam. Alle wollen eine lebendige Webseite, doch Tatsache ist, dass einer alleine nichts lebendig hält.
Lebendig allerdings war eine meiner Herzensangelegenheiten, der „Lebendige Adventskalender“. Er ging vergangenes Jahr in Sandhofen in die zweite Runde. Mein Mann und ich hatten an unserem Fenster ”Den kleinen Frieden im großen Krieg” zum Thema gemacht. Ich bekam Gänsehaut als ich in die Menge schaute und ca. 70 Menschen in unserem Garten bei Nieselregen “Wo Menschen sich vergessen …” singen hörte. An dieser Stelle bedanke ich mich bei meinem Sohn Felix, der eigens für diese halbe Stunde angereist kam, um uns zusammen mit Markus Waindok musikalisch zu begleiten. Danke euch beiden. Ihr habt mit eurer Musik unsere Zusammenkunft bereichert.
Vieles gäbe es noch zu erzählen. Doch dies soll genügen, um an dieser Stelle das Jahr 2014 dankbar in Erinnerung zu bringen. Die ersten Wochen des neuen Jahres sind verstrichen. Noch ist es Zeit für Neujahrswünsche. Doch was wünschen? Gesundheit? Dieser Wunsch hat mitunter den Geschmack des Gewohnheitsmäßigen. Dennoch, nirgendwo erfahren wir Menschen unsere Macht und Ohnmacht mehr als in unserer Zeitlichkeit. Wir können vieles planen und machen. Doch dass der morgige Tag auch wirklich für uns kommen wird, das liegt nicht in unseren Händen. Hier liegt unsere Ohnmacht. So beende ich diese kleine Rückschau mit dem Wunsch
Bleiben Sie gesund!
Ihre
Christa Schwemlein
Wir feiern Weihnachten …
Doch warum feiern wir Weihnachten?
Aus einer Umfrage geht hervor, dass jedes dritte Kind in Deutschland im Alter von 6 bis 12 Jahren den Grund für das Weihnachtsfest nicht kennt. 15% der befragten Kinder lagen mit der Angabe, das habe etwas mit Jesu zu tun, auf der richtigen Spur. Doch die restlichen Kinder lagen mit ihren Vermutungen komplett daneben.
Vor 100 Jahren hatten die Menschen in Deutschland und in den Nachbarländern noch ein lebendiges Wissen, von dem, was Weihnachten bedeutet. Nur so ist zu verstehen, was am Heiligabend 1914 an der Westfront passiert ist.
“Der kleine Frieden im Großen Krieg” war Thema unseres Fensters, im Rahmen des „Lebendigen Adventskalender“ in Sandhofen. Es war eine bewegende halbe Stunde, an der ich Sie gerne teilhaben lassen möchte.
Was war am 24. Dezember vor 100 Jahren?
Seit August 1914 tobte der erste Weltkrieg. Bis 1918 hatte er über zehn Millionen Tote und zahllose Verwundete gefordert. An der Westfront harrten unzählige Soldaten in den kalten Schützengräben aus. Im Niemandsland zwischen den feindlichen Linien lagen die Leichen von gefallenen Soldaten. Doch mit einem Mal gingen auf beiden Seiten hinter den Wällen Pappschilder in die Höhe auf denen „Frohe Weihnachten“ und „Merry Christmas“ zu lesen war. Was folgte klingt wie ein Weihnachtsmärchen. Aber es hat sich vor 100 Jahren zugetragen und ist vielleicht die bewegendste Weihnachtsgeschichte der Neuzeit. Nach 5 Monaten Krieg brach von der Nordsee bis zur Schweiz der Friede aus. Im Tagebuch eines Soldaten ist folgender Eintrag zu lesen: „Um neun Uhr abends werden die Bäume angesteckt, und aus mehr als zweihundert Kehlen klingen die alten deutschen Weihnachtlieder. Dann setzen wir die brennenden Bäume ganz langsam und sehr vorsichtig auf die Grabenböschung“
Was der Gegner zunächst für eine Kriegslist hielt, wurde bald als versöhnliches Zeichen erkannt. Verfeindete Soldaten hielten inne und sangen „Stille Nacht“ und „Holy Night“. Sie machten sich Geschenke, erzählten von zu Hause, zeigten sich Fotos von ihren Liebsten, spielten Fußball und begruben gemeinsam ihre Toten. Mitten im grausamen Krieg trat an jenem düsteren Heiligabend plötzlich der Weihnachtsfriede ein, wie ihn der Prophet Jesaja bereits vor langer Zeit geschildert hatte. “Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht” Für eine kurze Zeit galt nicht „et in terra terror“, sondern „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade“
Als das Fest vorbei war, ging es mit dem Schießen weiter. Im Jahr darauf war Weihnachten ein Kriegstag wie jeder andere auch. Der Befehl von oben lautete: „Jeder, der mit dem Feind „Stille Nacht“ singt, ist sofort zu erschießen.“ Was wir heute altvertraut singen, war damals ein lebensgefährliches Lied. Auch in den Folgejahren wurde am Fest der Liebe unvermindert weitergekämpft. An einigen Orten gab es zwar ein paar halbherzige Versuche, doch so wie 1914 war es nie mehr wieder. Weitere Kriege folgten, bis heute. Im Land, wo einst die Engel den Frieden auf Erden verkündeten fliegen heute Steine, Bomben und Raketen.
100 Jahre sind seither vergangen. In wenigen Stunden singen wir wieder „Stille Nacht, Heilige Nacht“. In Deutschland haben wir das Glück in keinem Kriegsgebiet leben zu müssen. Doch wird jeder von uns um seine eigenen Kriegsschauplätze wissen. Das bevorstehende Weihnachtsfest könnte eine Gelegenheit sein, den einen oder anderen dieser Plätze zu verlassen und, wie es in einem neuen Kirchenlied heißt: Neu beginnen, ganz neu – dass Frieden werde unter uns.
Frieden ist möglich, im Kleinen wie im Großen. Wir müssen ihn nur wollen. Wirklich wollen.
Frohe Weihnachten!
Christa Schwemlein
Zum Weiterlesen:
Der kleine Frieden im Großen Krieg
Auf einen Blick – Ostanatolien 15
Nichts ist für die Ewigkeit. Selbst die schönste Reise geht einmal zu Ende. Hinter mir liegen 3000 zurückgelegte Kilometer sowie 14 abwechslungsreiche und spannende Urlaubstage weit weg vom türkischen Badetourismus.
Bedanken mag ich mich bei Süheyl, unserem Reiseleiter. Sein umfangreiches Wissen, sowie die Fähigkeit, dieses zu vermitteln, haben diese Reise nicht nur zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht, sondern auch meine Neugier auf mehr geweckt. Ein dickes Danke geht auch an unseren Busfahrer Hussein. Seine ruhige und umsichtige Fahrweise machte diese Studienreise auch ein bisschen zu einer Erholungsreise. Ein weiteres Danke schicke ich nach München zu Studiosus, dem Veranstalter dieser Reise. Obwohl wir einige sensible Gebiete gestreift haben, habe ich mich zu keiner Zeit unsicher gefühlt. Ich bin froh, mich im letzten Jahr für diese Reise entschieden zu haben. Mein Dank gilt natürlich auch Ihnen, die Sie mich auf dieser Reise virtuell begleitet haben. Sie waren tolle Reispartner. Danke, dass ich mit Ihnen diese Reise noch einmal erleben durfte.
Ihre
Christa Schwemlein
***
Und hier die Reise auf einen Blick:
Ostanatolien – 02 (Sumela Kloster und mehr)
Ostanatolien – 03 (Von Trabzon über Rize nach Hopa)
Ostanatolien – 04 (Am Ende des Regenbogens …) Den ganzen Beitrag lesen »
Adana, die letzte Etappe – Ostanatolien 14
Die Nacht war unruhig. Ich musste mehrmals raus. Dementsprechend müde sitze ich heute Morgen im Bus.
Inzwischen haben wir den geschichtsträchtigen Boden von Antakya verlassen und durchfahren die Çukurova-Ebene, eines der größten und wichtigsten Baumwollanbaugebiete der Türkei und Schauplatz von Yaşar Kemal’s Novelle Der Granatapfelbaum. Diese tiefgründige Geschichte erzählt von dem Schicksal verzweifelter, hungriger Männer, die durch den Einsatz moderner Erntemaschinen Brot und Arbeit verloren haben. Yaşar Kemal ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller der Türkei. Sein Welterfolg Memed mein Falke ist ebenfalls sehr schön und interessant zu lesen.
Etwa 70 Kilometer vor Adana machen wir im Karatepe Nationalpark Halt. Es regnet und es ist ungemütlich kalt. Mir geht es immer noch nicht richtig gut und ich wäre besser im Bus geblieben. Doch jetzt ist es zu spät. Ich muss mit der Gruppe im Regen hoch zur Burganlage stapfen, wo uns Süheyl die verschiedenen Reliefdarstellungen erklärt. Ich kann Ihnen hier zwar einige Bilder zeigen, aber leider nichts dazu sagen. Während den Ausführungen unseres Reiseleiters war ich die meiste Zeit irgendwo im Gebüsch.
Tropfnass kommen wir um die Mittagszeit endlich an unserem Picknickplätzchen an. Schauen Sie mal, was Hussein für uns gerichtet hat. Toll, nicht wahr?
Ich hab’ Hunger und richtig Lust auf Brot, Käse und Tomaten. Mein Mann reicht mir ein Glas Rotwein. Ha, es schmeckt wieder. Zum Wohl! Ich glaub’ ich bin überm Berg.
40 Kilometer vom Mittelmeer entfernt erreichen wir am Nachmittag unser luxuriöses Hotel in Adana. Rasch beziehen wir unser Zimmer und schlendern danach mit Yasemin über die alte Steinbrücke, die uns direkt in die Altstadt führt.
Adana macht auf den ersten Blick einen konservativen Eindruck. Wir sehen viele Frauen mit Kopftüchern, langen Mänteln und einige mit der schwarzen Burka. Wobei es sich bei letzteren auch um arabische Touristen handeln könnte. Wir kaufen Parfüm, Türkisches Gebäck und beraten Yasemin beim Kauf einer Sonnenbrille.
Wehmütig treten wir bei dämmriger Abendstimmung den Rückweg an. Heute Abend heißt es zum letzten Mal Koffer packen. Schnell noch ein Foto von der sehenswerten Sabanci-Moschee. Sie ist die größte Moschee in der Türkei, wurde 1998 eröffnet und hat wie die Blaue Moschee in Istanbul ebenfalls 6 Minarette.
Nach dem Abendessen sitzen wir in großer Runde zusammen und reflektieren noch einmal die vergangenen Tage. Ein letzter Rakı und ab ins Bett.
Christa Schwemlein
Kleingedrucktes:
Erlebt am Freitag, den 18. Oktober 2013.
Antiochia, die Stadt der Aussendung – Ostanatolien 13
Die Zimmer waren schmutzig, das Essen unappetitlich und die Elektrik gefährlich. Über die sanitären Anlagen schweigt des Sängers Höflichkeit. Also, nichts wie raus aus diesem 4-Sterne Haus.
“Von dort fuhren sie mit dem Schiff nach Antiochia …”
(Apg 14,26)
Wir sind auf dem Weg nach Antakya, dem ehemaligen Antiochia. Die 500 km nördlich von Jerusalem gelegene Stadt war einst die Hauptstadt der römischen Provinz Syrien und nach Rom und Alexandria die drittgrößte Stadt im Römischen Reich. Aufgrund der idealen Verkehrslage am schiffbaren Fluss Orontes und einer wichtigen Fernhandelsstrasse entwickelte sich Antiochia im Altertum zu einer Weltmetropole, wo sich Menschen mit unterschiedlichen Religionen und Sprachen begegneten. Die Stadt war somit die ideale Basis für eine missionarische Kirche. Von hier brach Paulus zu all seinen großen Reisen auf, in deren Verlauf viele christliche Gemeinden entstanden.
Antakya
Nach 370 zurückgelegten Kilometern auf Straßen, von denen wir in Deutschland nur träumen können, erreichen wir um die Mittagszeit die Wirkungsstätte des Apostels. Wir beziehen unser schönes Hotel im Zentrum der Stadt und machen uns auch gleich auf den Weg, um die römischen Mosaike im Archäologischen Museum zu bestaunen. Die Enttäuschung ist groß. Das Museum zieht gerade um. So bekommen wir von der großen Mosaikensammlung nur einen Bruchteil zu sehen.
Irgendwie fühle ich mich den ganzen Tag schon nicht richtig gut. Doch jetzt wird mir von jetzt auf nachher speiübel. Ich melde mich für den Rest des Tages von der Gruppe ab und eile schnurstracks zum Hotel, welches zum Glück nur einen Katzensprung entfernt ist. Schade, ich hatte mich so auf die Begegnung mit der Ordensfrau gefreut, die uns heute von ihrer Arbeit für den Dialog der Kulturen in dieser Region berichten sollte. Auch auf den Besuch der „Grottenkirche St. Peter“, die dem Apostel Petrus geweiht ist, musste ich verzichten. In dieser Kirche sollen sich die ersten Christen getroffen und den Predigten des Paulus gelauscht haben.
Erst am späten Nachmittag fühle ich mich wieder stabil genug, um mit meinem Mann einen Altstadtbummel zu wagen. Im Bazar stehen wir an einem Marktstand mit Nüssen und suchen hilflos nach Pistazien. Der Verkäufer versteht uns nicht. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“ hören wir von hinten. Ein deutschsprechender Türke hat uns beobachtet. Freundlich übersetzt er unsere Wünsche ins Türkische. Ein paar Stände weiter staunen wir über die preiswerten Angebote eines „Herrenausstatters“. Eigentlich will ich nur schauen. Doch ehe ich mich versehe, habe ich einen Tee in der Hand und zwei schicke Baumwollhemden für umgerechnet nur 12 Euro in der Tasche.
Sie irren, wenn Sie annehmen ich hätte gekonnt gehandelt. Handeln liegt mir überhaupt nicht. Und da ich dies weiß, habe ich mir angewöhnt mich an dem zu orientieren, was ich ganz persönlich bereit bin für etwas, das ich gerne besitzen möchte, zu zahlen. Außerdem hätte ich mich geschämt diesen Preis herunter handeln zu wollen. Übrigens, die Hemden sind inzwischen oftmals gewaschen und sehen frisch gestärkt und sorgfältig gebügelt noch immer aus als seien sie neu.
Unseren Einkaufsbummel beenden wir in einem Straßencafé am Orontes. Ein Türke aus Frankfurt begrüßt uns als wären wir schon jahrelang befreundet. Die Freude mit uns über seine deutsche Heimat sprechen zu können ist deutlich spürbar. Wir trinken Tee und beobachten dabei das multikulturelle Treiben in der Stadt. Neben Türkisch ist, wie in Mardin, immer mal auch Arabisch zu hören. Verständlich, wir sind ja nur 50 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Die Arabisch sprechenden Menschen zählen überwiegend zur Minderheit der Alawiten, einer schiitischen Glaubensrichtung, die nicht mit den ähnlich ausgesprochenen Aleviten zu verwechseln sind. In der ehemaligen christlichen Hochburg leben heute noch etwa 1200 Christen. Sie leben mit Juden und Muslimen friedlich miteinander, hat uns Süheyl während der Herfahrt erzählt.
Doch wie lange noch?
Christa Schwemlein
Kleingedrucktes:
Erlebt am Donnerstag, den 17. Oktober 2013.