Von Trabzon über Rize nach Hopa – Ostanatolien 03
Eine unruhige Nacht liegt hinter mir. Vermutlich habe ich die Wirkung des späten Tees unterschätzt. Pünktlich um 8.30 Uhr verlassen wir Trabzon. Unser heutiges Ziel ist die an der georgischen Grenze gelegene Hafenstadt Hopa. Die Straße entlang der Schwarzmeerküste führt uns in das Zentrum des türkischen Teeanbaus, in die Provinzhauptstadt Rize. Rize ist die letzte große Stadt vor der georgischen Grenze und hat außer den Teeplantagen im bergigen Hinterland nicht viel zu bieten.
Unterwegs halten wir an einem Herrenhaus mit asiatischem Einschlag. Irgendwie passt dieses Gebäude so gar nicht in die Landschaft.
Die ergiebigen Niederschläge sowie die geringen Temperaturschwankungen in dieser Gegend sind ideale Voraussetzungen für den noch jungen Teeanbau. Dreimal im Jahr wird geerntet, wobei die beste Qualität die zweite Ernte liefert, lehrt Süheyl. Die Blätter werden nicht gepflückt, sondern mit einer Heckenschere geschnitten. Die dritte und letzte Ernte war dieses Jahr im September. Das heißt für uns: Die Teefabriken haben für diese Saison ihre Tore geschlossen. Somit fällt die geplante Fabrikbesichtigung aus. Dies führt bei einigen Mitreisenden zu lautem Unmut und es werden bereits Formulierungen für einen Beschwerdebrief diskutiert. Zur Entschädigung lädt unser Reiseveranstalter zum Mittagessen ein. Wir essen Linsensuppe, Salat, sauer Eingelegtes, Maisbrot, Fondue, Forelle, Reis und zum Abschluss süße Nudeln – peng!
Trotz des vollen Bauches und des wenigen Schlafes in der Nacht kann ich auf der Fahrt zu unserem nächsten Ziel, der Burgruine “Zilkale”, nicht einschlafen. Die Landschaft des Firtina-Tales ist trotz des Regens wunderschön.
Sie ist geprägt von sattgrünen Teeplantagen, ländlichen Siedlungen und alten Bogenbrücken aus Naturstein. An einer der Brücken machen wir eine kurze Pause. Hier zeigt sich das Schweizer Ehepaar unzufrieden. Sie hätten lieber die vorhergehende Brücke vor die Linse bekommen. Mein Mann gibt mir gerade noch rechtzeitig ein Zeichen meinen Mund zu halten. Die Osmanische Brücke, die Sie auf dem nachstehenden Bild sehen, wurde während des Fotostopps von einer unserer Mitreisenden gezeichnet. Ich bin immer wieder erstaunt mit welch unterschiedlichen Talenten wir Menschen doch ausgestattet sind.
Die Besichtigung der Burgruine ist eine nasse und frostige Angelegenheit. Die Steine auf dem Weg nach oben sind glatt und stellenweise auch gefährlich. Die im Reiseführer erwähnte atemberaubende Aussicht können wir nur erahnen. Auf der Fahrt nach Hopa erfahren wir, dass in dieser Gegend viele nationalistisch geprägte Menschen leben und Moscheen wie Pilze aus dem Boden schießen. Hier leben nicht nur Türken. Hier sind auch Menschen zuhause, die teilweise noch griechisch sprechen. Unser Reiseleiter macht uns ebenfalls mit den Lasen, den Ostfriesen der Türkei, bekannt. Er verschweigt auch nicht, dass es in diesem Grenzgebiet nur wenig „nataschafreie“ Zonen gibt. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs entwickelte sich die Stadt Hopa zu einem riesigen Bordell. Bei strömenden Regen erreichen wir gegen 16.30 Uhr unser Hotel in Hopa. Die Unterkunft ist einfach, das Essen auch, aber super gut.
Christa Schwemlein
Kleingedrucktes:
Erlebt am Montag, den 7. Oktober 2013.
Der Beitrag wurde am Samstag, den 19. Juli 2014 um 18:38 Uhr veröffentlicht und wurde unter Reisen abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
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