15. Juli 2014 von Christa

Sumela Kloster und mehr – Ostantolien 02

Es regnet. Trabzon eilt der Ruf voraus, eine verregnete und wolkenverhangene Stadt zu sein. Und tatsächlich regnet es mehr als genug. Aber noch lassen wir uns vom Wetter die gute Laune nicht verderben. Eine alte Karawanenstraße führt uns ins Hinterland von Trabzon. Unser erstes Reiseziel ist das ehemalige griechisch-orthodoxe Sumela Kloster. Es soll eine der Attraktionen im östlichen Anatolien sein.

Die Fahrt durch die Berge ist ein landschaftlicher Traum und trotz des Regens ein faszinierendes Erlebnis. Die Gipfel der Schwarzmeerberge ragen bis in 4000 Meter Höhe. Vieles hätte ich mir vorstellen können, nur nicht so eine sattgrüne Natur, die mit ihren Schluchten und Bergbächen an die Landschaft der Alpen erinnert. Das Kloster liegt in einem Nationalpark auf ca. 1.300 Meter Höhe. Wir müssen uns entscheiden: Steiler Fußmarsch oder „Dolmuş“. Ich entscheide mich für den „Dolmuş“, das Sammeltaxi. Die letzen steilen Meter bleiben auch uns Taxifahrern nicht erspart. Doch die Anstrengung lohnt. Die Aussicht hier oben ist unbeschreiblich. Um die Gründung des Klosters ranken zahlreiche Legenden, die, sollte es Sie interessieren, alle im Internet nachzulesen sind. Eindrucksvoll ist die Lage des Klosters. Es klebt nahezu an der steilen Felswand.

Sumela Koster in Ostanatolien

Am meisten hat mich jedoch die Grottenkirche mit ihren farbenprächtigen Fresken fasziniert. Zum Teil sind sie schwer beschädigt, doch einige biblische Motive wie die „Erweckung des Lazarus“, „die Heilung des Bartimäus“ sowie „die Vertreibung aus dem Paradies“ sind sehr deutlich zu erkennen.

Fresko im Sumela Kloster

Zum Mittagessen sind wir in einem gemütlichen Restaurant. Drinnen lodert der Kamin. Zum Glück, denn wir sind alle ausgefroren und nass wie junge Katzen. Man spürt das Ende der Saison. Mit uns sind nur ein paar türkische Touristen in dem auf Reisebusse eingestellten Lokal. Eigentlich sollte man in dieser Gegend Forellen essen. Doch meine Fischvergiftung von Madeira wirkt immer noch nach. Allein der Gedanke an Fisch schüttelt mich. So gibt es für mich Reis und Salat. Die Tomaten schmecken fruchtig und süß, gerade so, wie ich sie frisch geerntet vom Garten meiner Eltern kenne. Köstlich!

Während die Außentemperaturen inzwischen auf 5 Grad gesunken sind, ist es im Bus angenehm warm. Die beste Voraussetzung für ein Nickerchen. Im Bus wird es immer stiller. Alle dösen während der kommenden 50 km nach Trabzon vor sich hin. Es wäre sicherlich schön gewesen in einem der Straßencafés von Trabzon das lebhafte Treiben zu beobachten. Doch bei diesem Schmuddelwetter ist die Stadt unattraktiv. Wir kaufen Trauben und wundern uns über die volle Tüte, die wir für umgerechnet 1,60 Euro bekommen. Am Stand eines Straßenbäckers bleibe ich stehen. Ich bin keine „Süße“, doch diese Teilchen sehen aus wie die „Gulätschle“ meiner Schwiegermutter. Probieren Sie mal! Traumhaft, nicht wahr! :-D

Türkisches Gebäck

Der nächste Programmpunkt ist die „Hagia Sophia“, eine etwas außerhalb auf einem Hügel liegende Kirche. Nein ich habe mich nicht verschrieben. Nicht nur in Istanbul auch in Trabzon wurde eine Kirche der „ Heiligen Weisheit“ gewidmet. Die Kirche diente bis vor einem Jahr als Museum. Heute ist das Gotteshaus, wie in osmanischer Zeit, eine Moschee.

Hagia Sophia in Trabzon

Gegen Abend besichtigen wir noch die Villa von Atatürk, ein stilvolles Anwesen hoch über Trabzon. Obwohl er nur dreimal für kurze Zeit hier gewohnt haben soll, wird  das bauliche Schmuckstück in größten Ehren gehalten.

Auf der Rückfahrt zum Hotel erfahren wir, dass “Atatürk” übersetzt “Vater der Türken” heißt und, dass “Mustafa Kemal” sich diesen Namen selbst gegeben hat. 1934 wurde ihm dieser Name von der Nationalversammlung offiziell verliehen und durch das Gesetz geschützt. “Atatürk” ist, wenn man so will, also ein Markenname. Wir hören auch, dass er es war, der Familiennamen nach europäischen Vorbild einführte. Jeder Türke durfte sich einen Namen auswählen. Viele Türken waren damit jedoch überfordert und nannten sich der Einfachheit halber nach ihrem Geburtsort oder ihrem Beruf. Manche wählten auch den Geburtsort oder den Beruf des Vaters oder hingen ein “oğlu an, was so viel heißt wie: “Sohn von”  Merken Sie was? Reisen bildet. ;-)

Beim Abendessen kommen wir mit dem älteren Ehepaar aus Wiesbaden ins Gespräch. Die Welt ist doch wirklich klein. Er war in jungen Jahren Betriebsleiter bei der „Gummi“. Das Werk hatte seinen Sitz an meinem Geburtsort. Von dort war auch „Viola“, meine erste und einzige Puppe, eine Schildkrötpuppe. Wir erzählen von alten Zeiten, finden gemeinsame Bekannte, stellen fest, dass früher alles besser war und merken nicht, wie die Zeit vergeht ….

Christa Schwemlein

Kleingedrucktes:
Erlebt am Sonntag, den 6. Oktober 2013.

Der Beitrag wurde am Dienstag, den 15. Juli 2014 um 17:25 Uhr veröffentlicht und wurde unter Reisen abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

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