Wider dem Vergessen
Heute am Karfreitag schauen viele Menschen auf das Kreuz. Es steht im Mittelpunkt dieses Tages. Der Ursprung des Kreuzes liegt in den Ereignissen des Karfreitags, dem Tag, an dem Jesus gekreuzigt wurde.
Die Karfreitagsliturgie empfand ich in diesem Jahr merkwürdig, ganz anders als im letzten Jahr. Ich hatte Mühe, mich auf den Gottesdienst zu konzentrieren. Der Blick aufs Kreuz öffnete mir, mehr als sonst, die Augen für die menschliche Wirklichkeit. Ständig kamen mir die bedrückenden Bilder der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Erinnerung, die ich im letzten Jahr während meiner Israelreise besucht habe und die das Gedenken an das unfassbare Geschehen wach hält. Hängen geblieben bin ich bei Menachems Stolpersteinen.
Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Sie lässt sich auch nicht ungeschehen machen. „Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart“, warnte Richard von Weizsäcker in seiner Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1985. „Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren.“
So geht Versöhnung
Fastenzeit oder österliche Bußzeit, puh, was schwingt da nicht alles mit? Allein das Wort Buße rief bei mir lange Zeit negative Gefühle hervor – viel Gebot und Verbot und noch mehr schlechtes Gewissen. Mit Buße assoziierte ich Beichte, Reue und ein langes Gesicht. Dabei meint Buße im eigentlichen Sinne wiederherstellen oder heilen. In den zurückliegenden Tagen beschäftigte ich mich mal wieder mit der Gestaltung einer österlichen Bußfeier, die in meiner Gemeinde Versöhnungsfeier genannt wird und in diesem Jahr unter dem Titel „So ist Versöhnung“ stand. Die christliche Botschaft vom Geschenk der Versöhnung setzt die Auseinandersetzung mit Schuld und Vergebung voraus.
Schuld
„Wo gehobelt wird da fallen Späne“, lautet ein Sprichwort. Es wäre naiv zu glauben wir Menschen kämen schuldfrei durchs Leben. Die Fähigkeit zum Bösen ist in uns genauso angelegt wie die Fähigkeit zum Guten. Manchmal haben wir gar nichts Böses im Sinn, und doch geschieht es. Selbst wenn wir nichts tun, werden wir schuldig. Das glauben Sie jetzt nicht? Na, dann lesen Sie doch mal, was der Teufel dazu zu sagen hat.
Schuldgefühle kennt und spürt jeder, der eine öfter, der andere weniger oft. Ihre Begleiter sind Unbehagen, Unruhe und Grübelei. Um diesen unangenehmen Gefühlen aus dem Weg zu gehen haben wir viele Entschuldigungsmechanismen entwickelt. In meinem Beitrag “der Unschuldswahn” sind einige genannt. Eine weitere Methode der Schuldabwehr ist die Projektion auf andere, d.h. wir schreiben einem Menschen Dinge zu, die mehr uns selbst betreffen als den anderen. Stolz meidet ebenfalls eigene Schuld und bürdet sie anderen auf. Beliebt ist auch folgende Variante: Man pickt sich irgendeinen schlauen Satz aus einer anderen Weltanschauung aus dem Zusammenhang heraus, mixt diesen mit den Erkenntnissen der Psychologie und hofft, mit dieser Vorgehensweise das eigene Idealbild aufrecht erhalten zu können. Die nachstehende Mail, die mich vor längerer Zeit erreichte, macht vielleicht deutlich, was ich damit meine.
Es klingt mir aber zu einfach zu sagen, andere Menschen sind so, verletzen einen. Wir sind alle eins, ich kann dir nicht wehtun ohne mich selbst zu verletzen, meinte einmal Gandhi. Es sind Menschen, die mal ebenso verletzt wurden und sich heute zwischen Opfer- und Täterrollen hin- und her bewegen.
Menschen, die gedemütigt, geschlagen und misshandelt werden, da stimme ich dem Schreiber zu, können meist nur schwer aus dem Teufelskreis der Gewalt ausbrechen. Sie teilen aus, weil sie selbst verletzt worden sind, weil sie sich minderwertig fühlen und ihre Macht nur zeigen können, indem sie anderen Menschen schaden. So können, muss nicht, Opfer zu Tätern werden. Doch diese Umstände entschuldigen nichts. Sie entbinden auch niemanden von der Pflicht Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Ehrlich, ich mag diese „Opfer-Täter-Geschichten“ gar nicht mehr hören. Immer sind die anderen schuld. Und wenn man keinen Schuldigen findet, soll man selbst schuld gewesen sein. Wie im Kindergarten: „DU bist schuld!“ – „Nein, DU!“ Diese reflexhafte Verteidigung beherrschen schon die Kleinsten.
Weiß ich von den psychologischen „Opfer-Täter“ Zusammenhängen, so ist es meine oberste Pflicht, mich meinen Verletzungen zu stellen und diese aufzuarbeiten. Manchmal tut es weh, wenn an verletzenden Ur-Erfahrungen gerührt wird, doch stelle ich mich diesen alten Geschichten nicht, bleibe ich in der „Schuld-Falle“, der Täterrolle stecken. Von Adalbert Stifter stammen folgende Worte: “Der Schmerz ist ein heiliger Engel, und durch ihn sind Menschen größer geworden als durch alle Freuden der Welt. Wer seine eigenen Schwächen nicht ertragen kann, der muss sie anderen zuteilen, die ihm als etwas Äußeres vorführen, was er an sich oder in sich selbst um keinen Preis wahrnehmen will.”
Sich der eigenen Verantwortung entziehen, die Schuld auf andere schieben, das ist zurzeit wie eine Epidemie und wie mir scheint, Normalität. Ehrlich, mich interessieren die Gründe, weshalb mich jemand verletzt, zunächst nicht. Es ist mir auch gleich, ob sich der- oder diejenige selbst verletzt oder nicht. Die Verletzung tut mir weh und da tut es einfach gut, wenn jemand die Verantwortung für sein Tun übernimmt und sich hinstellt und sagt: „Es tut mir Leid“. Schuld wirkt im Verborgenen und sie verliert ihre Kraft erst dann, wenn sie offen gelegt wird.
Vergebung
“…und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Das Vaterunser ist bekannt und wird von Millionen Menschen gebetet. Doch seit meinem Vaterunserkurs frage ich mich oft, ob wir auch wirklich meinen, was wir da sagen, wenn wir diese Worte wiederholen. Sie klingen gut, so selbstverständlich, gerade so, als ob Christen besonders gut vergeben können.
Ist Vergebung in unserer säkularen Welt eigentlich noch „in“? Die Spezialisten in Sachen Vergebung meinen, ja. In ihren Ratgebern lese ich Sprüche wie: „Willst du einen Augenblick glücklich sein? Dann räche dich. Willst du für immer glücklich sein? Dann vergebe.” In Wirklichkeit ist es aber so, dass weder Sprichworte noch der moralische Zeigefinger nützen. „Du musst vergeben!“ „Du musst … „ Ich könnte platzen. Vergebung kann man nicht befehlen. Wer so denkt überfordert sich und andere. Es ist wichtig zu wissen, dass es unverzeihliche Verletzungen gibt. Anders als bei einer Straftat, die nach einer gewissen Zeit verjährt, kennt die Seele keine Verjährungsfrist. Manchmal steht uns die „gute Kinderstube“ doch echt im Weg. Vergebung ist ein Akt der Befreiung und kann nur vom Herzen kommen. Echte Vergebung kann übrigens auch nur derjenige empfangen, der sich das Bedürfnis danach eingesteht und sein Fehlverhalten vor der Person bekennt, die er verletzt hat.
„Gott vergibt alles, denn er versteht alles“, bekomme ich manchmal zu hören. Dieses alte Sprichwort enthält eine tiefe Wahrheit. Nur das Dumme daran ist, ich bin nicht Gott. Den ganzen Beitrag lesen »
Frühling
Wenn frei die Flur von Schnee und Eis,
der Himmel nicht nur grau und weiß,
“Am Stich” der Brunnen wieder fließt
der Krokus aus dem Boden sprießt
und niemand sitzt mehr gern am Ofen -
dann ist es Frühling in Sandhofen!
Wenn der Wind noch etwas frisch,
und heißer Tee noch auf dem Tisch,
der Vogelflug am Himmel zieht
in`s nahe Vogelschutzgebiet
und niemand will mehr lange “pofen”
dann ist es Frühling in Sandhofen!
Wenn die Sonne scheint als Wärmespender,
demnächst auch Ostern im Kalender,
wenn man beim Gianni “Fontanella”
kauft Schoko-Eis und Stracciatella,
vor’m “Al Capone” sitzt gern beim Schwofen -
dann ist es Frühling in Sandhofen.
Und auch dieses ist gewiss,
weil’s immer so gewesen is’:
Nichts ist sich’rer als der Wandel,
zuhause bleiben Pelz und Mantel,
nach Glühwein mit Gewürz und Zimt,
der nächste Sommer kommt – bestimmt!
© Ulrich Jagosky
Lieber Ulrich ich begrüße dich in meinem Blog und ich freu’ mich riesig, dass du nach der langen Zeit, wo du hier still und leise mitliest dich nun auch öffentlich zu Wort meldest. Wie hast du mir mal so treffend geschrieben: “Wer den Mund nicht aufbringt wird nicht wahrgenommen.” Also Uli: Los geht’s! Ja liebe Leserinnen und Leser, genauso wie Ulrich das beschrieben hat, so ist es in unserem schönen Sandhofen, Mannheims nördlichsten Vorort. Der “Stich” ist übrigens unser Marktplatz – ein Ort der Begegnung.
Angebote – So war 2012!
Die Jugend nährt sich von Träumen, das Alter von Erinnerungen. Merken Sie was? Ich werde älter. Die Tür von 2013 ist bereits weit geöffnet und ich hänge immer noch meinen Erinnerungen nach. 2012 war nicht nur ein Jahr der Begegnungen und Abschiede, es war auch ein Jahr der Angebote.
Angebote
„Ja ich will“, hätte ich gerne im Sommer letzten Jahres auf die Frage geantwortet: „Willst du mit mir bloggen?“ Es ging um bezahlte Blogbeiträge zu meinem beruflichen Spezialgebiet: Buchhaltung, Lohn und Gehalt. Doch mal ehrlich. Gute Ratgeber gibt es zu diesen Themen haufe(n)weise. Da wartet die Welt sicherlich nicht auf mich. Also habe ich dieses verlockende Angebot abgelehnt. Ablehnen musste ich auch verschiedene Gastbeiträge für unseren Firmenblog. Nicht dass ich etwas gegen Gastbeiträge habe, im Gegenteil. Aber die Beiträge müssen zu unseren Kunden, sprich, zu unserer Zielgruppe passen. Für viele unserer Kunden sind Begriffe wie “Human Resources” und “CRM-Systeme” böhmische Dörfer. Kleinstunternehmen benötigen nach meinem Empfinden auch keine IT-Lösungen für den Personalbereich. Die haben ganz andere Sorgen.
Hundertprozent gepasst hat allerdings das wunderschöne Video unserer Kundin und Liedermacherin Madeleine Schumacher. Es trägt den verträumten Titel „Through my window“. Auch die Gedanken meines Blogkollegen Rolf Höge waren, beziehungsweise sind, eine Bereicherung für meine ver-rueckten Seiten. Übrigens, es lohnt sich einen Blick in „seine Schreibe“ zu werfen.
Im Frühjahr erschien das zweite Buch unserer Kundin Iris Welling. In „Jasminchen – vom Kinderwagen zum Kleinwagen“ hält die Autorin lustige Geschichten aus dem Leben ihrer Nichte schriftlich fest. Im Herbst ist es mir gelungen Frau Welling zu einem Interview hier her zu holen.
Eine meiner Leserinnen, Angelika Engler, ist über einen älteren Beitrag gestolpert, der sie veranlasste zum Thema Toleranz Stellung zu beziehen.
Mit Block und Pinsel brachte meine Freundin Brigitte Schmitt-Matter gleich mehrmals Farbe zwischen die einzelnen Beiträge.
Danke euch allen, die ihr an der Gestaltung dieser Seite mitgewirkt habt. Mein besonderer Dank gilt allerdings meiner Arbeitskollegin Nadine, die uns mit ihrem kleinen Sohn Emilian bereits zum zweiten Mal durch den Advent begleitet hat. Mir macht es Freude mitzuverfolgen, wie Nadine versucht Emilian den christlichen Glauben nahe zu bringen. „Ich möchte mein Kind nicht um Gott betrügen und ihm den Weg zur Kirche offen halten“, hat sie mir erzählt. Ob er allerdings einmal zum Glauben finden und diesen einmal als Lebenssinn erfahren wird, das weiß sie nicht. Sie legt das Fundament. Später wird Emilian seinen eigenen Weg mit Gott und sich selbst finden müssen. Vielleicht auch erst um die 50.
Mit dem Faktor Mensch sollte es eigentlich weiter gehen. Doch es ist wieder einmal spät geworden. Deshalb verabschiede ich mich für heute und wünsche Ihnen eine gute Nacht.
Ihre
Christa Schwemlein
Rückblick 2012
Begegnungen
Altwerden, sterben müssen und Abschied nehmen
Abschiede
Willst du …?
Der Katholikentag mit dem verheißungsvollen Motto „einen neuen Aufbruch wagen“ und dem roten Rucksack als Symbol gehören längst der Vergangenheit an. Doch wie sieht es aus mit dem neuen Aufbruch? Fakt ist: Die katholische Kirche krankt noch immer!
„Die Zeit zu beginnen ist jetzt“, fordert ein Kirchenlied zum Handeln auf. In unserem Pfarrausschuss haben wir diese Herausforderung angenommen. Herausgekommen ist ein Projekttag, den wir unter den Titel „Gemeinde = Heimat“ gestellt haben.
Die Begriffe „Gemeinde“ und „Heimat“ lösen bei jedem von uns ganz unterschiedliche Gefühle aus. Die Einen verbinden mit Heimat den Ort, an dem sie aufgewachsen sind. Für die Anderen ist Heimat vielleicht der Ort, an dem sie leben, wo sie Geborgenheit, Liebe und Gemeinschaft erfahren, wo sie auf Menschen treffen, die sie schützen und stärken. Daher ist Religiösität und Pfarrgemeinde immer eng mit Beheimatung verbunden. In Zeiten weltweiter Mobilität, Vernetzung und gesellschaftlicher Entfremdung wird diese immer wichtiger.
In unserem Pfarrausschuss verbinden wir mit diesem Projekttag die Hoffnung, dass auf diesem Weg möglichst viele Menschen ihre Bindung zu unserer Pfarrgemeinde wahrnehmen, festigen, neu oder wieder entdecken. Zusammen mit den Teilnehmern wollen wir an diesem Tag Ideen sammeln, wie ein „neuer Aufbruch“ in unserer kränkelnden Gemeinde gelingen kann. Ob’s danach tatsächlich zu einem Aufbruch kommt? Nun, die Hoffnung stirbt zuletzt. Doch bevor wir uns auf den Weg zu einem neuen Aufbruch machen sollten wir uns alle eine Frage offen und ehrlich beantworten, und zwar die Frage, die Jesus immer wieder gestellt hat: „ Willst du…?“
„Willst du gesund werden?“ Die Frage hat’s in sich.
Christa Schwemlein
Flyer:
André Jagosky
Und Tschüss … – So war 2012!
Rückblick 2012 - Fortsetzung ……
Abschied nehmen
Eine der schwierigsten Künste im Leben ist das das „Loslassen“. Dazu gehören Mut und Überwindung.
Verabschiedet habe ich mich von dem Traum eines Social-Media-Engagements für meinen Arbeitgeber. Es hätt’ mir richtig viel Spaß gemacht in einem Firmenblog die Erweiterung des Biergartens mit den neuen Brunnen aus Frankreich zu dokumentieren. Oder von meinem Problem mit der Berufsgenossenschaft zu berichten und wie ich dieses, nach meinem Blogpost, ganz unproblematisch lösen konnte. Wie? Na, Sie stellen vielleicht Fragen. Wir haben miteinander gesprochen. Wie sonst?
Auch der Flohmarkt im Sommer zu Gunsten des Kinderhospiz Sterntaler hätte mir als Blogbeitrag gefallen. Das „Gastgewerbe“ ist geradezu ein El Dorado für Blogbeiträge. Für Blog, Facebook, Twitter und auch Youtube wir derzeit bei meinem Arbeitgeber leider kein Bedarf gesehen. Noch ist die eigene Homepage genug. Wie lange diese den Ansprüchen der Internetnutzer jedoch noch genügen wird, bleibt abzuwarten.
Von der Social-Media-Bühne weitestgehend verabschiedet hat sich auch die PC-Betreuung Schwemlein. Facebook und Twitter sind für unser kleines Unternehmen kein Medium. Da wir unsere Dienste nur zu zweit im lokalen Raum anbieten, ist eine größere Reichweite aus Kapazitätsgründen für uns uninteressant.
Sie fragen nach unserem Firmenblog? Euphorisch gestartet und dann tote Hose. Das Blog war mein Wunsch und wurde mit dem Gedanken, unserer Firmenwebseite eine persönliche Note zu verleihen, in’s Leben gerufen. Ich habe viele Ideen für Beiträge gesammelt und tausend Neue im Kopf. Zielgruppe des Blogs sind unsere Kunden, sprich kleine Unternehmen und natürlich unsere privaten “Best-Agers”. Tatsächlich ist es aber so, dass ich sowohl unsere Kunden als auch Neukunden viel besser mit meinem privaten Geplauder erreiche, sowohl hier als auch auf Facebook. In Facebook spiegelt ein geschlossener virtueller „Marktplatz“ unseren realen Marktplatz am „Stich“ wider. Dort tauschen wir Neuigkeiten aus, treffen Verabredungen oder schauen auch mal nur auf ein „Schwätzchen“ vorbei.
Im Frühjahr wurde ich vom Vorstand unseres Gewerbevereins zur „Pressesprecherin“ auserkoren. Von diesem Amt habe ich mich jedoch sehr schnell verabschiedet. Die Entscheidung war richtig. Ich habe sie nicht bereut.
Und? Diese Abschiede hätten doch nun wirklich nicht unter den vorherigen Beitrag gepasst, nicht wahr?
Christa Schwemlein
Rückblick 2012
Begegnungen
Altwerden, sterben müssen und Abschied nehmen
Angebote
Alt werden, sterben müssen und Abschied nehmen – So war 2012!
Alt werden
Die magischen 50 – eben noch eine Hürde, jetzt schon Erinnerung. Im Dezember habe ich mich von der „5“ verabschiedet und meinen 60sten Geburtstag gefeiert. Keine Frage, ich rücke auf.
Wenn 50 Jahre die Jugend des Alters sind, was sind dann 60 Jahre? Ist das jung oder nicht mehr? Das Altsein umfasst inzwischen eine Spanne von 25-30 Jahren. Man spricht vom „jungen Alter“ und meint die Lebenszeit zwischen 60 und 80 Jahren. Erst danach kommt das „richtige“ Alter. Wieder einmal fällt mir meine Mutter ein, die mit 80 erschrocken feststellte: „Ich glaube ich werde alt.“
Ehrlich gesagt habe ich zu meinen 60 Jahren noch keine Beziehung. Mein Kopf sagt mir zwar, dass ich die größte Strecke meines Lebensweges zurückgelegt habe und ich im letzten Drittel angekommen bin. Doch will es mir noch nicht gelingen, diese Tatsache vom Kopf in den Bauch zu bekommen. Mental fühle ich mich, an den meisten Tagen zumindest, noch frisch und jung. Natürlich bemerke ich die körperlichen Veränderungen. Ich spüre öfter meine Knochen, bin schneller erschöpft und benötige längere Erholungsphasen. Beim Laufen spüre ich sehr deutlich mein Alter. Wenn ich mit Jüngeren einen Berg besteige ist auch klar, wer als Erster oben ist. Das war früher anders. Ich gebe zu, mein 60ster Geburtstag war ein Einschnitt. Er war von gemischten Gefühlen begleitet und auch die Zeit danach ist es noch. Es drängen sich Fragen nach meinem Leben auf, ob ich das will oder nicht. Noch ist ausreichend Schwung, Elan und Neugier vorhanden. Lernen erfüllt mich noch immer. Doch der Zenit des Lebensweges ist überschritten, der Abstieg vom Höhepunkt hat längst begonnen. Mein Leben wird spürbar endlich.
Sterben müssen
Als Gott sah, dass der Weg zu lang, der Hügel zu steil und das Atmen zu schwer wurde, legte er den Arm um sie und sprach: „Komm heim.”
Im September starb meine Schwiegermutter. Mein Mann und ich sind jetzt verwaist. Viele Jahre waren wir in die Betreuung alter und hilfsbedürftiger Menschen eingebunden. Wir haben nun eine „neue Freiheit“, die auch neu angegangen werden will.
„Komm heim“ – Heimat. Derzeit bin ich mit der Organisation eines Projekttages in meiner Pfarrgemeinde beschäftigt. Thema: „Gemeinde = Heimat“. Gespräche im Vorfeld haben mir gezeigt, dass der Begriff „Heimat“ ganz unterschiedliche Empfindungen auslöst. „Heimat ist da, wo meine Freunde sind“, wurde oftmals genannt. Doch wie sieht es aus, wenn man, wie meine Schwiegermutter, 89 Jahre alt wird und alle Freunde nacheinander weggestorben sind? Wo kann ich da Heimat finden? Letztendlich werde ich sie bei Gott finden müssen oder anders ausgedrückt in meinem tiefsten Inneren, dem göttlichen Raum in mir selbst, der mich daheim sein lässt.
Abschied nehmen
Puh…. was ich unter dieser Überschrift schreiben wollte, gefällt mir unter den vorhergehenden Gedanken eigentlich nicht mehr. Ich rechne mit Ihrem Einverständnis, dies auf später zu verschieben.
Bis demnächst, Ihre
Christa Schwemlein
Rückblick 2012
Begegnungen
Und Tschüss
Angebote
So war 2012!
Liebe Leserinnen und Leser,
„ver-rueckt.net“ ist in die Jahre gekommen. Ich gestehe: Der Schwung, der Elan und auch die Begeisterung für das Bloggen haben nachgelassen. Gerade mal 63 Beträge haben im Vorjahr den Sprung in die Öffentlichkeit geschafft. Und davon sind mehr als 20 nicht von mir. Wie so oft zu Beginn eines neuen Jahres stehe ich mal wieder vor der Frage: Aufhören oder weiter machen? Ein großer bunter Strauß an Blogbeiträgen ist mit den Jahren hier zusammen gekommen. Im Grunde ist ja alles gesagt und geschrieben. Doch alles entwickelt sich weiter und ich spüre, dass die Zeit, die „Social-Media-Bühne“ zu verlassen, noch nicht gekommen ist. So mag ich heute, auch wenn das neue Jahr nun schon einige Tage alt ist, ein wenig inne halten und auf das vergangene Jahr zurückblicken, um es abzuschließen, damit 2013 im Blog beginnen kann. „Typisch Buchhalter!“. Haben Sie’s gehört? Das war mein Mann, der mir gerade von hinten über die Schulter schaut und stichelt.
Wie also war 2012?
Begegnungen
Ein ereignisreiches Jahr, reich beschenkt mit vielen schönen Begegnungen, liegt hinter mir. Gerne erinnere ich mich an meine Zeit als Quartiermeisterin im Mai während des Katholikentages. Eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Vier Blogbeiträge habe ich diesem „Event“ in Mannheim gewidmet. Angefangen mit den Aufbruchschwierigkeiten bis hin zum glücklichen Abschluss. Dazwischen habe ich so ganz nebenbei brachliegende Talente meines Mannes entdeckt.
Von vertrauensvollen Begegnungen geprägt war auch die Reise ins Heilige Land mit einer ökumenischen Reisegruppe. Die gemeinsamen Gottesdienste, die abendlichen Gespräche über Glaube, Religion und Kirche wurden mit jedem Abend dichter und hinterließen Eindrücke ganz eigener Art. Es ist seltsam, wie sehr man sich innerhalb kurzer Zeit an Menschen gewöhnen kann. Wir waren nur 12 Tage zusammen und doch kommt es mir vor, als sei es eine Ewigkeit gewesen. Das Auseinandergehen am Ende unserer Reise fiel mir schwer.
Ich weiß gar nicht, wie ich das, was mir im Moment durch den Kopf geht, ausdrücken soll. Oftmals ist es doch so, dass wir, ohne es zu wollen, in gesellschaftliche Schichten geraten, wo man den Eindruck hat, alles drehe sich nur um Spaß und Fun. Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber mir sind Menschen unheimlich, die gar nicht wissen was Melancholie ist, denen ein gewisser Tiefgang fehlt. Man kann über die Kirche denken wie man will, aber dass ich dort Menschen finde, mit denen ich mich über das, was mich bewegt und umtreibt, austauschen kann, dass sie Erfahrungsräume schafft, in denen Herz und Verstand gleichermaßen angesprochen werden, das macht mich froh und dafür bin ich dankbar.
Sie fragen sich vielleicht, warum ich meinen begonnen Israelbericht abgebrochen habe? Nun, in dem Land, wo einst Engel den Frieden auf Erden verkündeten, flogen unmittelbar nach unserer Rückkehr Steine und Raketen. Danach war es mir einfach nicht mehr möglich meinen Reisebericht fortzusetzen. Irgendwann mal wieder … vielleicht.
Zu Beginn des Jahres hatte ich eine ergreifende Begegnung „virtueller“ Art – einen kurzen, intensiven schriftlichen Gedankenaustausch mit einem meiner Leser. Wir tauschten uns über Gott, die katholische Kirche und die Welt aus. Obwohl ich den Schreiber nicht persönlich kenne hat mich das Vertrauen, welches er mir durch seine religiöse Offenheit entgegen brachte, tief berührt. Es ist erstaunlich, welch starke Gefühle Menschen in kurzer Zeit auch über den Computer entwickeln können.
In Jerusalem erreichte mich ein Kommentar eines anonymen Schreibers. Ob’s ein Fake war? Ich glaube nicht. Zwischen den Zeilen spürte ich zum einen eine religiöse Sehnsucht und zum anderen, dass die gemachte Erfahrung mit der katholischen Kirche dieser entgegensteht. Es ist schade, dass die einengenden Strukturen der Kirche es verhindern, dass die heilsame und frohmachende Kraft des Glaubens bei den Menschen ankommt.
Blockaden, Krisen, Konflikte und Missverständnisse entstehen immer dann, wenn wir nicht offen und ehrlich miteinander kommunizieren. Eine „Sprechblockade“ hatte ich bei dieser spontanen Begegnung. Stimme macht Stimmung, so sagt man. Wir werden kleinlaut oder verstummen, wenn wir spüren, dass etwas nicht stimmt. Der zweite Versuch glückte besser, beschränkte sich jedoch auf oberflächliches Geplänkel und war, wenn ich es mir recht überlege, keine Begegnung.
2012 war jedoch nicht nur ein Jahr der Begegnungen, es war auch ein Jahr der Abschiede. Doch davon später. Ich bin jetzt müde. Deshalb verabschiede ich mich für heute von Ihnen und wünsche Ihnen eine gute Nacht. Schlafen Sie gut!
Ihre
Christa Schwemlein
Rückblick 2012
Altwerden, sterben müssen und Abschied nehmen
Und Tschüss
Angebote