Glaubenswahrheiten
Es liegt nahe, im „Jahr des Glaubens“ meine begonnen Gedanken zu Claudia Klinger’s Blogpost „Braucht der Mensch Religion“ fortzusetzen. Wie bereits erwähnt, komme auch ich nicht an der Frage vorbei, ob die jeweiligen biblischen Erzählungen wahr sind. Um auf diese Frage eine einigermaßen befriedigende Antwort zu finden, musste ich mir zuvor die Frage stellen, was Wahrheit eigentlich ist.
Der Volksmund sagt: „Was man schwarz auf weiß besitzt kann man getrost nach Hause tragen.“ Doch liegt Wahrheit ausschließlich in ‚Gedrucktem’? Während meiner langjährigen Tätigkeit in der Finanzbuchhaltung habe ich eine gewisse Skepsis gegenüber reinen Zahlen- und Buchstabenweisheiten entwickelt.
Es ist schon viele Jahre her, da hielt ich eine Bilanz in Händen, deren Betriebsergebnis sich durchaus sehen lassen konnte. Doch bei genauerem Hinsehen und Nachhaken stellte ich fest, dass das Unternehmen eigentlich hätte Konkurs anmelden müssen. Dass es letztendlich nicht dazu kam nennt man Bilanzpolitik – oder ketzerisch ausgedrückt: „Lügen wie gedruckt“. Sie sehen, es gibt verschiedene Wahrheiten. Wie sich die jeweils Betroffenen allerdings diesen Wahrheiten nähern, das hat etwas mit ihrem Blickwinkel und ihrem Standort zu tun.
Nun mag sich mancher fragen, was diese Episode mit meinem christlichen Glauben zu tun hat? Lassen Sie mich die angefangene Geschichte doch kurz zu Ende erzählen. Der Unternehmer und dessen Steuerberater wussten sehr wohl, wie es um das Unternehmen bestellt war. Um wirtschaftlich überstehen zu können wurde ein Geldgeber gesucht und im engsten Freundeskreis gefunden. Der Freund hatte das nötige Kapital, aber keinerlei kaufmännisches Wissen. Er vertraute den Zahlen, glaubte dem Freund und war ein Jahr später um 140.000,00 DM ärmer. Sie merken worauf ich hinaus will? Glauben, ohne sich seines Verstandes zu bedienen, kann in die Hose gehen. Hätte der Freund das Zusammenspiel von Buchhaltung, Gewinn- und Verlustrechnung und Bilanz verstanden oder wenigstens versucht es zu verstehen, so hätte er festgestellt, dass ein großer Teil des ausgewiesenen Gewinns auf Erlöse aus Anlegeverkäufen und nicht auf das Kerngeschäft des Unternehmens zurückzuführen war. Um allerdings zu Erkennen, wie es tatsächlich um das Unternehmen und auch die “Freundschaft” bestellt war, dazu hätte er in den Keller gehen müssen. Dort hätte er in der hintersten Ecke den Stapel veralteter und wertloser Kataloge entdeckt, die mit einem beachtlichen Betrag bilanziert wurden. Was ich damit sagen will: Nur derjenige, der etwas von der Materie verstehen will, der den Mut aufbringt die Dinge zu hinterfragen und der bereit ist auch mal tief unten im Keller zu schauen, der bekommt einen festen und sicheren Stand im Leben und den wird so schnell nichts umhauen.
„Lebenslanges Lernen“ ist in aller Munde. Leider wird heutzutage gerne übersehen, dass dies nicht nur für das Berufleben, sondern auch für das Glaubensleben gilt. Nicht selten haben wir die biblischen Erzählungen noch so im Ohr, wie wir sie im Kindergarten oder in der Grundschule gehört haben. Wenn wir jedoch in unserem Kinderglauben stecken bleiben dann brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn der Glaube uns eines Tages nicht mehr trägt und wir uns fragen hören: „Wer glaubt das eigentlich?“ Ein Glaube, den wir nicht verstehen, der wie eine Bilanz unglaubwürdig daher kommt, kann kein tragfähiges Fundament sein. Deshalb heißt glauben auch, immer versuchen das zu verstehen, was als Glaubenswahrheit in den Büchern steht und das wiederum heißt letztendlich nichts anderes wie: Lebenslanges Lernen!
Und doch, so wichtig religiöses Wissen auch sein mag, es ist nicht alles. Glauben greift tiefer. Er wächst auch auf dem Boden der Gefühle und der eigenen Erfahrungen. Wer diese Erfahrung jemals gemacht hat weiß um das kostbare Geschenk, das er erhalten hat.
Studierte Theologen mögen mir meine laienhaften Erklärungsversuche nachsehen. Aber ich kann es nur so erklären, wie ich es als „Normalchristin“ verstanden und erlebt habe. Beenden mag ich diesen Beitrag mit zwei Links, die sagen, dass zum Finden der Glaubenswahrheit sowohl das Herz als auch der Verstand befragt werden müssen.
Christa Schwemlein
Der Beitrag wurde am Sonntag, den 21. Oktober 2012 um 20:59 Uhr veröffentlicht und wurde unter Blog-Geflüster, Eigene Gedanken zu..., Geschichten, Herz und Verstand, Vertrauen, Zitate abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
2 Reaktionen zu “Glaubenswahrheiten”
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Am 20. März 2013 um 21:25 Uhr
Liebe Christa,
reden kann man ja über die “Grundfragen” unseres Daseins ohne Ende und glauben noch viel mehr. Dass dann das “Problem der Wahrheit” sofort im Raume steht, haben wir alle schon erlebt und es ist allgegenwärtig.
Dass das “Herz” dabei auch eine große Rolle spielt, wissen wir. – Wer ist schon völlig herz-los?
Aus einem anderen Kontext heraus, der sich aber auch mit menschlicher Entwicklung befasst, will ich hier gerne einen Beitrag anhängen, der mir zum Thema passt und zu dem ich (erstmal) nichts hinzu fügen kann.
Am 21. März 2013 um 07:02 Uhr
Lieber Uli,
wusst ich’s doch. Irgendwann meldest du dich zu Wort und bist nicht nur stiller Mitleser. Vielen Dank für deinen Beitrag mit den tiefen Gedanken. Leider musste ich den Rest deines Kommentares löschen. Ich weiß, was da stand ist deine Überzeugung, dennoch sind es nicht deine eigenen Gedankenen. Ich würde mich rechtlich in die Nesseln setzen, wenn ich den Kommentar so freischalten würde.
Lieben Gruß und bis demnächst mit deinen eigenen Gedanken (Gedichten) hier auf ver-rueckt. net. Ich denke nach der Gewerbeschau werde ich dazu kommen sie einzustellen.
Christa