31. Januar 2010 von Christa

Inkonsequent?

Achtung!
Dies ist ein unbezahlter Beitrag ;-)

Frag 100 Katholiken, was das Wichtigste ist in der Kirche -
sie werden antworten: Die Messe.

Frag 100 Katholiken, was das Wichtigste ist in der Messe -
sie werden antworten: Die Wandlung.

Sag 100 Katholiken, dass das Wichtigste in der Kirche die Wandlung ist. Sie werden empört antworten: Nein, alles soll bleiben wie es ist!

***

Sie sind nicht katholisch? Sie können mit den Zeilen des Frankfurter Pfarrers Lothar Zenetti nichts anfangen? Halt! Nicht weg klicken! Ich versuche den Einstieg in den nachstehenden Beitrag anders:

Sag 100 Deutschen, dass das Wichtigste in unserer Gesellschaft der Wandel ist. Sie werden nickend zustimmen aber vieles beim Alten belassen.

Bevor ich weiter schreibe, muss ich Ihnen etwas gestehen. Dieser Beitrag sollte ursprünglich eine Fortsetzung des Beitrages „Veränderungen“ werden. Ich wollte Ihnen Lust auf Neues machen, auf neue Projekte, neue Träume. Noch laden die weißen Kalenderblätter ja dazu ein.
Dazu fielen mir dann die saloppen Sprüche von immer ein. Dass Stillstand Rückschritt ist. Dass man Altes loslassen muss, um Neues zu beginnen. Dass nichts so beständig ist wie der Wandel. Dass die Zeit eilt und, und, und…. Ach, Sie wissen schon.

Dass die Zeit eilt und alles, auch die schlimmsten Zeiten, einmal vorübergehen ist tröstlich und hat ja sein Gutes. ABER …

Und über genau dieses große ABER bin ich vergangene Woche gestolpert. Die Luft war frisch und klar und außer meinen Schritten im Schnee war auf dem Weg durch die verschneite Natur hoch zur Sattelei kaum etwas zu hören. Eine wunderbare Gelegenheit, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen:

Loslassen? Ich wäre nicht die, die ich bin, wenn ich nicht auch was zum Festhalten hätte. Etwas Verlässliches, etwas mit Bestand. Was wäre, wenn der Wandel im “Bareiss” seit meinem letzten Besuch derart beständig gewesen wäre, dass ich es kaum mehr wieder erkannt hätte?

Nicht dass wir uns missverstehen. Das Beständige in meinem Schwarzwälder Lieblingshotel besteht nicht darin, immer das gleiche Zimmer zu haben oder einen Tisch in der gemütlichen „Hubertus-Stube“ zu bekommen. Und es besteht auch nicht darin am reichhaltigen Frühstücksbuffet immer die gleiche Auswahl vorzufinden.
„Das wäre auch furchtbar langweilig“, höre ich Sie jetzt sagen. Hm, dem kann ich nicht ganz zustimmen. Trotz des vielfältigen Angebotes habe ich diesmal meinen heißgeliebten Heringsalat in Currysoße vermisst. ;-) Klar, ich bin nicht verhungert, das tut man im “Bareiss” nicht, aber ein bissel gefehlt hat er mir schon. :-(

Die Beständigkeit des bekannten Mitteltaler Ferienhotels nehme ich in der Freundlichkeit der Mitarbeiter wahr, die mir seit Jahren glaubhaft vermitteln, dass es ihnen eine Herzensangelegenheit ist, für mich da zu sein. Denen kein Wunsch zu viel ist, um ihn mir zu erfüllen.

Das „Herzlich Willkommen“ hängt in diesem Haus nicht nur als übergroßes Herz an der Zimmertür, es ist auch in den Augen der Mitarbeiter zu lesen. „Ja gerne“, ist einer ihrer Lieblingssätze. Und obwohl sie mit dieser Freundlichkeit ihre Brötchen verdienen, kaufe ich sie ihnen ab, diese Freundlichkeit. Dies ist einer der vielen Gründe, weshalb ich immer wieder gerne in diesem Haus einen Kurzurlaub verbringe.

10-aufenthalte-bareiss

Man kennt und begrüßt mich mit Namen und, auf was ich großen Wert lege, man schreibt diesen auch richtig. Man kennt meine Gewohnheiten. Um ein zweites Kopfkissen musste ich nur beim ersten Besuch bitten.

Der täglich frisch bestückte Obstteller auf meinem Zimmer, das Betthupferl zur guten Nacht zusammen mit der Tages-Postille, mit Vorschlägen, was ich am nächsten Tag unternehmen kann, all diese kleinen Aufmerksamkeiten, ich würde sie vermissen, würden sie dem „Loslassaktionismus“ zum Opfer fallen.

Bevor jetzt irgendwelche Einwände kommen: Nein, ich habe nicht das Gefühl in ein Ferienprogramm gezwängt zu werden, um die „lange Weile“ auszufüllen. Mit Aktivismus haben die geführten Wanderungen, die Ausflüge mit dem Oldtimer, die einstündigen Lesungen in der Bibliothek oder die Tanzabende nichts zu tun. Im Gegenteil: Ich begreife dieses ausgewählte Angebot als Chance wieder zur Ruhe zu finden und wieder neu zu entdecken, dass es auch noch ein Leben jenseits von Arbeit gibt. Das Angebot ist da. Ich habe die Wahl.

So betrachtet komme ich zu dem Schluss, dass es durchaus nicht inkonsequent ist, neben dem Wunsch nach Veränderungen auch an Altvertrautem festzuhalten. Einseitigkeit macht krank. Es braucht beides in meinem Leben – Altes und Neues. Ich brauche das Vertraute, das Beständige – und ich brauche ebenso den Reiz des Neuen. Aber das Neue kann ich nur wagen mit der Sicherheit des Altvertrauten.

So haben wir, mein Mann und ich, die zehntägige Verschnaufpause in vertrauter Schwarzwaldluft genutzt, um neue Kraft zu schöpfen und die Weichen für 2010 so  zu stellen, damit jeder in meiner Familie sein Ziel gut erreichen kann.

Schön war’s und jetzt sind wir wieder für Sie da. :-)

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Christa Schwemlein


Mehr Schwarzwald:
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Der Beitrag wurde am Sonntag, den 31. Januar 2010 um 21:47 Uhr veröffentlicht und wurde unter Eigene Gedanken zu..., Glück, Reisen, Vertrauen, Zitate abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

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