18. Dezember 2009 von Christa

Wo wohnt Gott?

Als ich letzten Sonntag einfach „nur so“ in der Kirche saß kamen mir allerlei Gedanken.

„Ich bin auf der Suche nach Gott“ , schrieb mir Christina vor einiger Zeit. „Wo kann ich ihn finden?“

Im Halbdunkel und auf der schweren Holzbank sitzend kam ich ins Grübeln, allerdings ohne dabei an Falten zu denken. ;-)

Mir geht es ähnlich wie Ewald, der mir vor längerer Zeit schrieb, dass er Glaube meist im kirchlichen Kontext spürt und erlebt. Kirchen waren und sind auch heute noch für mich ganz besondere Räume. Die Atmosphäre einer Kirche ist etwas, das mich auf eigenartige Weise immer wieder neu berührt und in mir etwas zum Klingen bringt, das ich mit Worten nicht beschreiben kann. Dennoch bin ich überzeugt, dass Gott nicht nur in seinem Haus zu finden ist.

Fragt dich ein Hungriger „Wo ist Gott?“, dann gib ihm Brot und sage: „Hier ist Gott“.

So hätte vielleicht Mahatma Gandhi Christina’s Frage beantwortet.

Gott wohnt da, wo man ihn einlässt, wird in den Geschichten der Chassidim erzählt.

” Rabbi Menachem Mendel fragte einmal einige gelehrte Männer, die bei ihm zu Gast waren: Wo wohnt Gott? Da lachten sie ihn aus: Wie redest du. Die Welt ist doch von Gottes Herrlichkeit. Er aber beantwortete die eigene Frage: Gott wohnt, wo man ihn einlässt.”

Vielleicht kommt Ihnen diese Geschichte suspekt vor und Sie fragen sich: Lebt Gott nicht in allem was lebt? Klar. Dennoch ist Gott nur da erfahrbar, wo ich mich von ihm berühren lasse, wo ich ihn einlasse.

Die Adventszeit kann ein Weg sein, das neu zu begreifen. Ich durfte gestern in einem Mannheimer Altenpflegeheim diese Erfahrung machen. Sobald ich mich wieder gefangen habe, möchte ich gerne hier auf meinen ver-rueckten Seiten davon erzählen.

Christa Schwemlein

Der Beitrag wurde am Freitag, den 18. Dezember 2009 um 22:50 Uhr veröffentlicht und wurde unter Eigene Gedanken zu..., Geschichten, Kirche, Nur so..., Vertrauen, Zitate abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

Eintrag Nr. 3137 | Kategorie Eigene Gedanken zu..., Geschichten, Kirche, Nur so..., Vertrauen, Zitate | 13 Kommentare »





13 Reaktionen zu “Wo wohnt Gott?”

  1. renate

    Liebe Christa, ich denke, Gott ist überall – auch in jedem von uns.

    Ich wünsche dir ein wunderschönes Adventswochenende und schicke herzliche Grüße – Renate

  2. Christa

    Danke Renate für die Wünsche. Auch für dich ein schönes Adventswochenende.

    Gruß Christa

  3. Ulf Runge

    Liebe Christa,

    wenn wir bereit sind, ihn oder sie zu erkennen,
    dann wohnt Gott in unserem und unserer Gegenüber…

    wenn wir bereit sind, das Wunder der Schöpfung zu entdecken,
    dann wohnt Gott um uns herum…

    wenn wir bereit sind, uns anstecken zu lassen,
    dann wohnt Gott auch in uns…

    Liebe Grüße,
    Ulf

  4. Christa

    Lieber Ulf,

    vielen lieben Dank für die schönen Zeilen. Du hast mit wenigen Wort das gesagt, was ich mit diesem Beitrag zum Ausdruck bringen wollte. Danke.

    Lieben Gruß
    Christa

  5. Helmut Mehrer

    Guten Abend, Christa,

    am Ende unseres letzten Treffens in Ketsch hast Du mich auf „menachem und fred“ angesprochen, speziell auf die Frage: „Wo war Gott in Auschwitz?“.

    Natürlich können wir Menschen nicht wissen, was Gott tut, noch viel weniger, was er vorhat. Wir können allenfalls sagen, was wir mit unserem schwachen Verstand für verständlich halten.

    Bevor ich nun auf Deine Frage eingehe, drei Sätze von Johannes Röser, Chefredakteur des „Christ in der Gegenwart“, entnommen aus seinem Aufsatz „Die christliche Unterscheidung“, CiG nr. 52/2009, S. 579.

    Röser schreibt: „Über allem steht das Wunder, das Menschen auch jenseits des Christentums empfinden, dass etwas ist und nicht vielmehr nichts. Es ist gewiss eine schwache Logik zu vermuten, dass alles, was geworden ist, werden ‚musste’. Aber wenn es schon werden durfte, kann man nicht auch in der gleichen schwachen Logik annehmen, dass das alles ‚am Ende’ auch gerettet, erlöst und geborgen sein wird?“

    So in meiner eigenen Vorstellung gestärkt, wage ich zu sagen, was andere schon blasphemisch genannt haben: „Gott hatte in Auschwitz alle Hände voll zu tun, die von den Nazis ermordeten Menschen als Märtyrer in seine Arme zu schließen. Oder mit den Worten Rösers: sie zu retten, zu erlösen und zu bergen.

    Ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes Neues Jahr

    Helmut

  6. Christa

    Hallo Helmut,

    deine Mail gestern, spät am Abend, hat mich sehr berührt, ähnlich wie der Altenheimbesuch.
    Deine Antwort ist für mich aus vielerlei Gründen wertvoll. Diese aufzuführen würde allerdings den Rahmen einer Kommentarfunktion sprengen.

    Ich sag’ jetzt einfach Danke auch für den Mut die Mail mit vollem Namen veröffentlichen zu dürfen.

    Dir und deiner Frau wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest und dass ihr morgen in Seckenheim viele Menschen glücklich macht.

    Liebe Grüße und ich freue mich sehr auf unseren gemeinsamen Weg in 2010

    Christa

  7. Urs

    Hallo Ihr Blogger, hallo Christa,
    Ich bin etwas hintendrein mit der Bloglektüre, aber ich möchte doch noch was beitragen:
    Die einfache Aussage von Renate trifft es wohl am Besten. Wir sind alle göttliche Wesen.
    Und für Helmut ergänzt: Das gilt, auch wenn es uns schwerfällt, natürlich auch für die Mörder von Auschwitz, und nicht nur für ihre Opfer. Auch die Verbrecher von Auschwitz wird Gott umarmen, bzw. es ist unser Job als “Kinder Gottes”.
    Mit herzlichem Frühlingsgruss, das Jahr beginnt ja eigentlich erst jetzt….
    Urs

  8. Mehrer

    Lieber Urs,

    die Anfrage ist eigentlich, bei aller Zurückhaltung, eine Provokation, und die Antwort nicht einfach.

    Als Menschen müssen wir davon ausgehen, dass wir nicht wirklich wissen, was Gott denkt und tut. Wir müssen uns mit seinem Wort an uns Menschen, ausgehen, der Bibel vor allem, begnügen. Dort finde ich zwei Hinweise:

    1. Die Bücher der Makkabäer, wo den Peinigern gesagt wird, dass sie sich vor dem Gericht Gottes zu verantworten haben werden. Das würde auch für die Auschwitz-, Sobibor-, Maidanek-Mörder… gelten.

    2. Ich lebe im Glauben, dass Gottes Liebe, nach menschlicher Vorstellung, unermesslich ist. Sie müsste damit auch einem Rudolf Höß oder Amon Göth die Chance geben, zu bereuen und sich Seiner Gnade zu öffnen. Im Römerbrief, dem Ausgangspunkt von Martin Luthers Theologie, finden wir, dass wir diese Gnade nicht verdienen. Sie ist uns geschenkt.

    Wenn ich all diese Gedanken in mir bewege, halte ich es für “menschlich” sicher, dass Gott die Märtyrer von Auschwitz in seine Arme und seine Liebe aufnimmt, ihren Peinigern aber zunächst abfordert, sich mit den Schmerzen und Leiden ihrer Opfer ehrlich auseinanderzusetzen, sie zu bereuen und umzukehren.
    Dies in aller Kürze.
    Helmut

  9. Christa

    Danke Helmut und liebe Grüße
    Christa

  10. Urs

    Diese kleine Geschichte zum Thema “Wo wohnt Gott” habe ich erst kürzlich wieder einmal (mit Beifall) erzählen dürfen (am Altersnachmittag unserer Kirchgemeinde.
    Ihr könnt sie gerne hier nachlesen: maerchenquelle.ch/m-blog/wordpress/die-butter-in-der-milch/906/

  11. Runge Helga

    Endlich muß ich einen Kommentar schreiben, da ic Ulf Runge persönlich kenne. Es ist schlichtweg zum ” …… ” was ich in diesem Blog lese. Ohne Worte!!!!
    Das wahre, reale Gesicht ist ein anderes. Aber, …. das Netz ist ja geduldig,…… wie Papier ……
    und Widerworte gibt es nicht!!!

  12. Christa

    Liebe Frau Runge,

    ich weiß nicht was Sie zu diesem Kommentar veranlasst hat.
    Wahre Gesichter, da gebe ich Ihnen völlig Recht, sind oftmals andere. Aber weder Sie noch ich wissen weshalb ein Mensch sein wahres Gesicht nicht zeigen mag oder schlimmer noch nicht zeigen darf.

    Herrn Runge habe ich immer als angenehmen Gesprächspartner erlebt, dessen Kommentare ich auf meinem Blog sehr schätze.

    Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihre privaten Unstimmigkeiten an anderer Stelle regeln können. Mein Blog ist dafür ungeeignet.

    Freundliche Grüße
    Christa Schwemlein

  13. ver-rueckt » Blog Archiv » Grüß Gott!

    [...] diese Überlegungen kamen mir, nachdem ich den Kommentar von Urs gelesen [...]

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