5. November 2007 von Christa

Etwas ganz Besonderes und für mich sehr Wertvolles

briefkastenk.gifLiebe Christa,

deine Antwort auf die Frage, kann man ohne Kirche glauben?, hat mich sehr beeindruckt. Du hast die Frage beantwortet, wie ich sie auch beantworten würde. Nämlich sehr persönlich und in Ich- Form, obwohl manchmal auch „man“ steht, das du ausgestrichen hast.

Ich persönlich halte dies für die einzig mögliche Form der Antwort. Warum?

Gott ist nach meinem Verständnis, einerseits allumfassend (aber mir ist das zu allgemein) oder mein persönlicher Gott. Das ist für mich konkret. Da Er nicht teilbar ist, habe ich in mir mein eigenes Gottesbild und das ist auch nicht teilbar, aber vielleicht ist es mitteilbar was ich versuchen will.

lilien-01.jpgNun wie erlebe ich persönlich Gott und den Glauben. Der Glaube ist mir in meinem Leben, das nun schon über 70 Jahre alt ist, des öfteren abhanden gekommen. Gott an sich ist mir noch nie abhanden gekommen. Glauben habe ich persönlich meistens im kirchlichen Kontext ( gespürt ) erlebt, das konnte in der Stille eines Gotteshauses oder aber zusammen mit vielen anderen Gläubigen auf einem Kirchentag sein.

Glaube ist für mich ein Stück innere Gewissheit. Glaube habe ich aber auch bei elementaren menschlichen Ereignissen wie Geburt und Tod erlebt. Liebe Angehörige auf ihrem Sterbebett bis zum Tode zu begleiten oder bei der Geburt meines jüngsten Sohnes dabei gewesen zu sein, hat mich in beiden Fällen die Größe und Heiligkeit Gottes erfahren lassen und mir in diesen einmaligen Situationen Seine Nähe und damit den Glauben an ihn ermöglicht.

Mir hat einmal nach einem Begräbnis einer lieben Verwandten ein sehr gläubiger Bruder der Verstorbenen auf meine Frage, wieso er eigentlich so getröstet und beinahe fröhlich sei geantwortet:

Zitat: Wenn du an den offenen Gräbern offen für Gott bist, kannst du immer ein Stück Himmel sehen.

Er war zu diesem Zeitpunkt schon Ende 80. Er hat das Gefühl des Friedens und des Trostes ausgedrückt, was ich persönlich in dem Kreis der Trauernden spontan gespürt hatte.

Ich persönlich habe noch nie in der Natur den Glauben gefunden oder gespürt. Mir ist aber schon oft Gott begegnet. Nämlich im Staunen über die Großartigkeit seiner Schöpfung. Gerade wenn ich mit dem Fotoapparat unterwegs bin, sehe ich die Wunder der Schöpfung immer wieder. Nicht nur in spektakulären Naturszenarien, sondern oft in sehr dichten Nahaufnahmen. lilien02.jpg Wenn mich eine blühende Lilie, ganz offen und schutzlos in das innere ihrer alles gebenden Blüte sehen lässt. Oder eine Roseblüte die nichts von ihrem Inneren zeigt, ihre Schönheit durch ihren betörenden Duft darstellt, hat diese Vielfalt der Schöpfung etwas göttliches für mich. Das ist aber meine ganz persönliche Wahrnehmung.

Oft erinnere ich mich an Gespräche mit Chinesen ( Buddhisten ), die ich während meines langen Aufenthaltes in Taiwan geführt habe. Da Buddhisten nicht an einen Schöpfergott glauben und damit die christliche Idee der Weltschöpfung nicht verstehen, haben sie mir oft mit freundlichem Lächeln Unverständnis vermittelt, wenn wir darüber gesprochen haben.

Die Probleme die mir begegnet sind, beruhen einfach auch auf dem Unterschied, dass die christliche Religion eine reine Glaubensreligion ist, während der Buddhismus eine reine Erkenntnisreligion darstellt. Buddha ( der ja kein Gott ist ) hat nie gesagt, ihr müsst glauben. Im Gegenteil. Er sagt, stellt alles infrage was ich sage, aber probiert es aus. Nur euer Tun zählt, nicht euer Reden. Dann werdet ihr für euch die Erkenntnis haben, ob es die Wahrheit ist oder nicht. In unserem christlichen Glaubenskontext ist das ja völlig anders.
Hier gibt es Glaubensregeln mit denen viele Menschen zugebener maßen ihre Problem haben. Ich nehme mich da nicht aus. Für mich persönlich hat Glauben auch immer mit Mysterium zu tun und das finde ich persönlich nur im Rahmen von Kirche und in Gemeinschaft von Gläubigen.

Herzliche Grüße und einen schönen Sonntag Ewald

 ***

Anmerkung:
Sowohl im realen als auch im virtuellen Leben spüre ich, dass Religion und Spiritualität  wieder hoch im Kurs stehen. Ewald’s Kommentar erinnerte mich an meinen Einstieg in die virtuelle Welt und hat mich tief berührt. Ich finde seinen Beitrag einfach zu wertvoll, um ihn in der Versenkung der Kommentare untergehen zu lassen.

Ein dickes DANKE für die Gedanken und Mühe, die in diesen Zeilen stecken, auch im Namen meiner LeserInnen.

Christa

Lilienfotos: Ewald Erb

Der Beitrag wurde am Montag, den 5. November 2007 um 23:29 Uhr veröffentlicht und wurde unter Aus meinem Postkasten, Kirche abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

Eintrag Nr. 658 | Kategorie Aus meinem Postkasten, Kirche | 4 Kommentare »





4 Reaktionen zu “Etwas ganz Besonderes und für mich sehr Wertvolles”

  1. Ewald

    Liebe Christa,

    du machst mich beschämt. Und gleichzeitig freue ich mich natürlich über deine Rückmeldung. Und dass du mir noch so einen exponierten Platz auf deinem Weblog gibst!!!!! hmmmm

    In der Tat bin ich mit meinem Beitrag durch viele Stationen meines Lebens gegangen und habe nachgespürt wie ich damals gefühlt und gedacht habe.

    Mir war sofort eines ganz klar. Entweder ich kommentiere das ganze sehr persönlich oder überhaupt nicht. Und eingedenk dessen was wir auf unserer “Reise” gelernt haben, dass wenn wir ganz bei uns bleiben uns eigentlich niemand auslachen oder zumindestens nicht ernst nehmen kann. Es ist mir offen gestanden auch völlig egal. Es ist meine Lebenserfahrung und die ist mir wertvoll genug, auch andere Menschen daran teilhaben zu lassen. Jeder erlebt und fühlt anders. Und das ist auch gut so.
    Gott lässt sich auch nicht in ein allgemein verständliches Schema bringen. Da fällt mir das erste Gebot dazu ein. Vielleicht ist es eine Sünde in mir einen eigenen Gott zu fühlen. Aber es ist sicher noch eine viel größere wenn Religionen oder Kirchen mir sagen wie mein Gott auszusehen hat. Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen…..

    Liebe Grüße
    Ewald

  2. Christa

    Lieber Ewald, du musst dich nicht schämen ;-) Ich habe mich wirklich sehr gefreut. Solche Kommentare findest du nicht auf jedem Blog und das macht mich schon ein wenig stolz.

    Zu dem ersten Gebot und den Gottesbildern möchte ich auch noch gerne etwas sagen. Aber dazu brauche ich ein wenig Zeit.

    Schau halt immer mal wieder rein. Mekst du was, so hält man (frau) sich ihre Leser bei Stange. ;-)

    Liebe Grüße
    Christa

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