Der Weg ist das Ziel – Gedanken aus Baiersbronn
Der Blick zum Himmel war vielversprechend: Strahlend blau, kein Wölkchen weit und breit, das ideale Wanderwetter. Unser Tagesrucksack war schnell gepackt: Zwei Apfelsinen, zwei Flaschen Wasser und eine Thermodecke – fertig.
Gleich vor der Tür empfängt uns die frische, klare Schwarzwaldluft. Früh am Morgen fühle ich mich ”zum Bäume ausreißen“. Nach einem leichten Anstieg erreichen mein Mann und ich in knapp 40 Minuten die Sattelei. Wir verzichten auf eine Einkehr in der rustikalen und stilvoll eingerichteten Blockhütte, schließlich liegen erst 3 km hinter und noch 14 lange Kilometer vor uns.
Unbeschreiblich schönes Bilderbuchwetter begleitet uns auf unserem weiteren Weg durch den winterlichen Schwarzwald. Durch die verschneite Natur zu wandern, nur das Knirschen des Schnees unter den Füßen zu hören, ist eine wunderbare Erfahrung. Nach einem Glühwein in der heimeligen „Blocki“, so wird die Außenstelle der “Traube Tonbach” liebevoll genannt, geht es weiter Richtung „Ruhestein“. Noch 12 Kilometer sagt der Wegweiser. Schnell finde ich meinen Laufrhythmus wieder, genieße den Moment und bin dankbar, in diesem Jahr die Vorweihnachtszeit hier verbringen zu können.
Zur Mittagszeit meldet sich mein Magen. Ein Blick auf die Wanderkarte zeigt, dass er sich noch eine Weile gedulden muss. Während ich weiter durch den Schnee stapfe lassen meine Wahrnehmungen für die Schönheiten der Natur merklich nach. Dafür kreisen meine Gedanken vermehrt um die “Darmstädter Hütte”, genauer gesagt um einen dampfenden Erbseneintopf oder eine deftige Brotzeit.
Am „Ruhestein“ lacht uns die Sonne ins Gesicht. Nur kurz beobachten wir das ausgelassene Skitreiben am Hang. Unser Hunger treibt uns zur Hütteneinkehr, unserem eigentlichen Ziel. Eine zünftige Einkehr gehört für mich als Belohnung für einen langen Fußmarsch einfach mit dazu.
Nach einem letzten steilen Anstieg bin ich total erschöpft und den Tränen nahe. 17 sehr schöne, aber, bedingt durch den vielen Schnee, streckenweise auch sehr mühsame Kilometer liegen hinter mir. Mein Magen knurrt, es ist 15.30 Uhr, Dienstag und RUHETAG.
Nachdenklich schaue ich auf den Weg, der mich auf 1036 Höhenmeter brachte und der nun, aus einem neuen Blickwinkel betrachtet, steil hinunter zur Bushaltestelle „Ruhestein“ führt.
Der Weg ist das Ziel?
Je länger ich über den Sinn oder den Unsinn dieses Sinnspruches nachdenke umso größer werden meine Zweifel an seiner Richtigkeit. Der Weg mag wichtig sein, ja. Aber doch nur um das Ziel zu erreichen. Ehrlich, mir ist es nicht egal wohin ich gehe und worauf ich meine Schritte lenke.
Der Weg ist das Ziel, was für ein Spruch.
Aus einer wunderschönen Winterlandschaft grüßt Sie Ihre
Christa Schwemlein
Der Beitrag wurde am Samstag, den 18. Dezember 2010 um 23:03 Uhr veröffentlicht und wurde unter Blog-Geflüster, Eigene Gedanken zu..., Nur so..., Reisen, Zitate abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
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