Von Ankara nach Kappadokien – Zentralanatolien 03
Punkt 6.00 Uhr wache ich heute Morgen gut ausgeschlafen auf. Doch der Blick aus dem Fenster ist wenig vielversprechend. Am Himmel machen sich dicke Wolken breit und es sieht nach Regen aus. Dennoch, vor mir liegt ein neuer Tag. Ich bin neugierig und freue mich auf ihn. Am Frühstücksbuffet erwarten mich Schafskäse, schwarze und grüne Oliven, Tomaten und Gurken. Yoghurt, Honig, Nüsse und zuckersüße Wassermelonen runden das kulinarische Angebot ab. Köstlich.
„Günaydın“. Mit den ersten gelernten Vokabeln begrüßen wir Ender und Abo. „Günaydın“ grüßen die beiden lachend zurück. „Nasılsınız“ fragt Ender. Das heißt: „Wie geht es Ihnen?“ Wir antworten: „Iyi“, und das heißt gut.
Wir haben Ankara verlassen und sind nun auf dem Weg nach Kappadokien. Die Fahrt dorthin empfinde ich, was die Landschaft betrifft, langweilig. Einige Mitreisende wiederum sind von der kahlen Natur des anatolischen Hochlandes hellauf begeistert. Sehen Sie, so unterschiedlich können Wahrnehmungen sein. Nicht langweilig hingegen sind Enders Anekdoten über Mullah Nasreddin.
Nasreddin streute Hände voll Brotkrumen rings ums Haus.
„Was machst du denn da?“ fragte ihn jemand.
„Die Tiger fernhalten.“
„Aber in dieser Gegend gibt es doch gar keine Tiger.“
„Ja, eben! Das Mittel wirkt, nicht wahr!“
Nach ungefähr 200 km erreichen wir am Rande des Anatolischen Hochlandes das Dorf Boğazkale. Von hier starten wir nach Hattuscha, der alten Hauptstadt des Hethiterreiches. Obwohl sie im Alten Testament mehrmals erwähnt sind, waren die Hethiter lange Zeit ein vergessenes Volk. Bis ins 19. Jahrhundert wusste niemand von ihnen. Historisch zuverlässige Angaben über das “Volk der 1000 Götter” wurden erst mit den großen Ausgrabungen in Boğazkale vor etwa 100 Jahren möglich. Hattuscha ist heute eine der bedeutendsten antiken Stätten der Türkei und gleichzeitig UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Ruinen der berühmten Ausgrabungsstätte sind in eine idyllische und weitläufige Hügellandschaft eingebettet und man muss, will man alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß erkunden, über eine gute körperliche Kondition verfügen. Ca. 4-5 Stunden sollte man für den Rundgang einplanen. Wir wählen die bequeme Variante und fahren mit dem Bus zu den einzelnen Stationen.
Schnell wird uns bewusst, dass wir uns hier im Machtzentrum einer entwickelten Hochkultur befinden. Staunend stehen wir vor uralten Tempelanlagen und mächtigen Stadtmauern und gehen in gebückter Haltung durch unterirdische Festungsgänge. Hier im Bild sehen Sie das erste Tor auf unserer Strecke, das Löwentor. Löwen deshalb, weil sie Macht und Stärke symbolisieren und Feinde abschrecken.
Es regnet wieder. Die Steine sind naß und werden immer rutschiger. Ich muss mich auf meine Schritte konzentrieren. Seit meinem Bänderriß bin ich vorsichtig, ja sogar etwas ängstlich geworden. Trotz Bus benötigen wir, um einigermaßen alles Wichtige gesehen zu haben, den ganzen Vormittag für die Besichtigung.
Nach dem Mittagessen tauchen wir im nahe gelegenen hethitischen Felsheiligtum „Yazilikay“ in die Welt der Götter ein. Die ausgedehnten Felsreliefs zählen zu den interessantesten Relikten hethitischer Zeit und sind ein weiterer Höhepunkt des heutigen Tages.
Wir bekommen einen Einblick in die religiösen Vorstellungen der Hethiter. Hier mache ich zum ersten Mal in meinem Leben Bekanntschaft mit „Teschup“, dem Wettergott und gleichzeitig Hauptgott der Hethiter. Es folgen die Sonnengöttin „Hepat“ und weitere Gottheiten. Reisen bildet, wie wahr!
Während der Fahrt nach Kappadokien erweitern wir unseren türkischen Wortschatz um „Merhaba“ (Guten Tag), „Teşekkür“ (Danke) und einige andere Vokabeln. Nach 420 zurückgelegten Kilometern sind wir gegen 19.00 Uhr in der Lage mit „İyi akşamlar!“ dem Hotelpersonal in Mustafapascha einen schönen Guten Abend zu wünschen.
Nach einem langen und anstrengenden Reisetag freue ich mich auf eine heiße Dusche und ein Bett.
Christa Schwemlein
Kleingedrucktes:
Erlebt am Freitag, den 30. Mai 2014.
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Am 26. Juni 2015 um 16:05 Uhr
Kappadokien- Das einmalige Urlaubsziel
Vor mehreren Mio. von Jahren gab es eine Erosion, die eine umwerfende Stadt hat in Erscheinung treten lassen. Kappadokien wird diese mittlerweile genannt und hat verschiedenartige Provinzen zu bieten. Die Provinzen heißen Nevsehir, Aksaray, Kirsehir, Nigde und Kayseri. Den Urlaubern bekannt ist vor allem der Ort Göreme, denn an dieser Stelle gibt es Felsformationen, die einfach märchenhaft anzusehen sind. Die aus Tuffsteinfelsen gehauenen Höhlen- und Felsenkirchen muss man schlichtweg gesehen haben. Jene wurden sogar im Jahre 1985 zum Weltkulturerbe ernannt, natürlich von der UNESCO. Es ist in keiner Weise überraschend, dass Göreme das Herzstück von Kappadokien ist.
Kappadokien wird auch gerne als Stadt der Pferde betitelt, da die Reisenden auf dem Rücken der Tiere Göreme auskundschaften können. Hingegen auch, weil Kappadokien übersetzt in der Tat Land der schönen Pferde bedeutet. Dort gibt es eine Menge zu sehen, so die unterirdischen Städte Derinkuyu und Kaymakli, die bis zu 10 Etagen in die Tiefe gehen. Ebendiese wurden in den 60er Jahren von Archäologen entdeckt.
Wer Naturwunder mag, muss Kappadokien besuchen. Die bizarren Felsformen werden begeistern können, ebenso wie die eingehauenen Höhlen und Wohnungen oder Kirchen darüber hinaus Klöster. Die Töpferstadt Avanos wird die Reisenden außerdem begeistern wie auch die Stadt Ürgüp.
Bevor man den Urlaub bucht, kann man sich mit Freude über sonstige türkische Urlaubsziele auf http://www.nevsehir-kappadokien.de informieren. So weiß man, wo exakt der Urlaub unvergesslich werden wird.