21. April 2012

Bereit zum Aufbruch

Einen neuen Aufbruch wagen …. ,

 

unter diesem Motto steht der 98. Deutsche Katholikentag, der vom 16-20. Mai 2012 in Mannheim stattfinden wird. 1200 kleine und große Veranstaltungen verzeichnet das Programmheft, fast die Hälfte beschäftigt sich mit Ökumene und interreligiösem Dialog.

Vor dem großen Aufbruch stand jedoch die große Herausforderung ein Helferteam in unserer Seelsorgeinheit zu finden, welches sich um die Betreuung unserer Gäste kümmert. „ Das ist doch verrückt! Wir finden ja kaum Helfer für unsere kleinen Veranstaltungen in der Gemeinde. Woher Helfer für ca. 400 Gäste nehmen? Immer mehr Aufgaben auf denselben Schultern“. Die Euphorie für den Katholikentag hielt sich in unserem Pfarrgemeinderat in Grenzen. “Wer will`s machen?“.

„Er ist von Sinnen“, heißt es im Markusevangelium. Wie Jesus da beschrieben wird gefällt mir. Er lässt die Einwände bei den anderen und geht seinen Weg: Er hatte den Mut „Altes zu lassen und Neues zu wagen.“

Mit meinem Mann und Angelika Engler fand ich die ersten Verbündeten. In meiner kleinen WeG-Gemeinschaft (Wege erwachsenen Glaubens) fiel unser Anliegen auf fruchtbaren Boden. Auf dem Weg zur Helfersuche haben wir unglaublich schöne Erfahrungen gemacht. Wildfremde Menschen, die nicht zu unserer Kerngemeinde gehören, erklärten sich bereit uns bei unserem Vorhaben zu unterstützen.

„Frau Schwemlein, Sie wissen, ich bin evangelisch, ich hätte so große Lust, nehmen Sie mich auch“. Kein Thema, wenn’s ums Helfen geht leben wir Katholiken die Ökumene,“ antwortete ich mit einem Augenzwinkern. Der junge Mann wird mit seinen  Kumpels eine „Nachtschicht schieben”.

Die „Griechisch- Ortodoxe-Gemeinde“ unterstützt uns mit 12 helfenden Händen. Ich war sprachlos und gerührt als ich diese Nachricht spät am Abend über Facebook bekam. Mittlerweile ist der Katholikentag, so glaube ich, auch in unserer Seelsorgeinheit angekommen. Es kommen immer mehr, die ihre Hilfe und Unterstützung anbieten.

Die Hoffnung stirbt zuletzt, so sagt man. Es ist eine Grundhaltung der Christen in der Hoffnung zu leben und da kommt es schon mal vor, dass das Unmögliche möglich wird. ”Gott schenkt uns Nüsse, aber er knackt sie nicht”, kommt mir gerade mal wieder in den Sinn. Da, wo wir die Nüsse alleine nicht knacken können schickt er uns Menschen, die beim Knacken helfen. Danke euch allen!!!

Mein großes Anliegen war es, diesen Dienst mit Gottes Segen anzutreten. Und so findet am kommenden Sonntag in der Pfarrei „Guter Hirte“ Schönau im Rahmen des Titularfestes die Aussendung „unserer“ Helferinnen und Helfer statt. Ich freu’ mich riesig auf diesen Gottesdienst. Ich freue mich, endlich die Menschen kennen zu lernen, die ich bisher nur über Telefon und Facebook kenne.

Das anschließende Pfarrfest steht ebenfalls unter dem Motto:

Bereit zum Aufbruch“ 

Herzliche Einladung
Christa Schwemlein

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17. April 2012

Wann ist eigentlich Ostern?

Genau wie Weihnachten ist Ostern Jahr für Jahr das Gleiche und dennoch erlebe ich es jedes Jahr etwas anders. Ich gestehe in den zurückliegenden Jahren, eigentlich seit Beginn meines „Theologischen Kurses“, herrschte bei mir Grabesstimmung – Karfreitag. Die Ostertrilogie

- Leiden – Sterben – Auferstehung  -

ging so gar nicht mehr an mich. Die Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche sowie der Umgang damit brachten das Fass zum überlaufen. Ich hatte plötzlich so viel Verständnis für all diejenigen, die sagten: „Geschwätz“. Wie kann man nach solchen Verbrechen noch ein Halleluja singen? Und so habe ich, wie viele andere auch, Ostern als ein „weltliches“ Fest gefeiert: Mit gutem Essen, Pfalzwanderungen mit Freunden, lesen und faulenzen – ohne Kirchgang. Doch dieses Jahr war es anders, ganz anders. Ja, und mit diesen Erfahrungen kam mir die Frage in den Sinn: „Wann ist eigentlich Ostern?“ „Was für eine Frage“, höre ich einige von Ihnen sagen. „Wann Ostern ist, steht doch groß und breit im Kalender“. Meine Frage zielt aber nicht auf das kalendarische Osterfest, vielmehr meine ich: Wann feiern wir, Sie und ich, unser persönliches Ostern?

Ostern, so habe ich es in diesem Jahr erlebt, kommt nicht mit Pauken und Trompeten daher, sondern eher still, fast unbemerkt und ohne großes Aufhebens. Bereits in der Fastenzeit machte sich eine besondere Stimmung in mir breit, die auch das schlechte Wetter nicht trüben konnte. Die Eucharistiefeier am Gründonnerstag war sehr bewegend. Die stillen Gebetsstunden danach noch bewegender. Es kommt nicht oft vor, es sind Sternstunden, da fühle ich mich mit den Menschen, die gemeinsam mit mir Gottesdienst feiern auf eine innige Weise verbunden. Einen Gottesdienst gemeinsam mit anderen Menschen zu feiern, ist eine Sache. Aber alleine still in einer Kirchenbank zu sitzen ist eine andere. Es wäre gelogen, wenn ich Ihnen erzählen würde, wie sehr ich während der Gebetsstunden in’s Gebet vertieft war. Vielmehr habe ich mein eigenes Glaubensleben Revue passieren lassen. In der Stille kamen mir Gefühle entgegen, für die ich keine passenden Worte finde. Ich glaube unsere Sprache kann gar nicht so tief greifen, um das beschreiben zu können, was ich in diesen Stunden in unserer kalten Kirche empfand – Frieden, Dankbarkeit? Ein Gefühl, das ich die letzten Jahre so sehr vermisst habe, war plötzlich wieder da: „Eigentlich kann dich nichts umhauen.“ Ausgefroren und seltsam berührt ging ich spät am Abend nach Hause. In dieser Nacht lag ich noch lange wach.

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9. April 2012

Ei, Ei, Ei, – was das Osterei uns sagt

Ostern ist auch, vor allem für die Kinder, ein Fest der Ostereier, die der Osterhase bringt. Wehmütig denke ich an die Osterspaziergänge mit unseren Kindern zurück. Selbst als sie schon wussten wie der “Hase läuft” konnten wir sie mit dem Ostereiersuchen zu einem gemeinsamen Spaziergang locken.

Die Auswahl an Ostereiern ist groß. Eier gekocht und gefärbt, aus Süßigkeiten und sogar aus Plastik. Sie hängen in Vorgärten an kleinen Bäumen oder wie bei mir an Sträuchern in der Vase. Ich bin nicht sehr empfänglich für diese Art von Kitsch. Aber alle meine Ostereier erzählen Geschichten. Deshalb werden sie auch liebevoll aufbewahrt und Jahr für Jahr wieder aufgehängt.

Was hat nun das Ei mit Ostern zu tun? Es ist ein Symbol, ein Hinweis auf neues Leben, das uns derzeit in der Natur überall begegnet. Aus dem „unbeweglichen“ Ei kann ein lebendiges Küken werden. Von diesem Gedanken ausgehend kann das Ei zum Symbol der Auferstehung werden.

Christa Schwemlein

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8. April 2012

Ostern 2012

Der Osterglaube, der Glaube an die Auferstehung Jesu und damit auch der Glaube an die eigene Auferstehung ist in unserer aufgeklärten Zeit vielen fragwürdig geworden. Selbst getaufte Christen, die sich in ihrem Glauben fest verwurzelt fühlen, haben Schwierigkeiten mit dem Inhalt der Osterbotschaft. Ich gestehe: Ich auch. Das fällt mir besonders dann auf, wenn ich nach der Osterbotschaft gefragt werde und versuche, diese Botschaft anderen verständlich zu machen.

Wie kann ich glauben ohne zu sehen?

Wir sind es gewohnt uns auf unsere Sinne zu verlassen, besonders auf die Augen. Das, was wir sehen erscheint uns als wahr. Doch neben den vielen Möglichkeiten von Sinnestäuschungen gibt es noch eine weitere Einschränkung. Vieles im Leben ist für die Augen nicht erkennbar und dennoch Realität, wie zum Beispiel die Liebe, die Freundschaft und das Vertrauen aber auch umgekehrt, der Hass.

Vor ein paar Jahren habe ich in Baden-Baden eine Ausstellung des jüdischen Malers Marc Chagall besucht. In einem seiner Bilder und den dazugehörigen Erklärungen wurde mir diese „gefühlte Realität“ ganz besonders deutlich. Die Entstehungsgeschichte des Bildes „Der Geburtstag“ hat mich auf eine besondere Weise berührt. Die emotionale Erzählung von der Ehefrau des Künstlers, Bella Chagall, nahm mich mit in das Geschehen, gerade so, als wäre ich damals in der Küche mit dabei gewesen.

Der Auferstehungsglaube der Christen zählt nicht zu den „wirklichen Wirklichkeiten“, er ist, so würden meine Söhne sagen, eine „gefühlte Wirklichkeit“ und diese bleibt für das Auge unsichtbar. Man sieht nur mit dem Herzen gut, heißt das bekannte Zitat aus dem kleinen Prinzen. So wünsche ich Ihnen in diesem Sinne

FROHE OSTERN!

Ihre
Christa Schwemlein

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22. März 2012

38 Jahre gemeinsam auf dem Weg

„Sie haben sich gar nicht verändert!“
Oh“, sagte Herr K. und erbleichte.

Ungewöhnlich, wie Herr K. in Berthold Brecht’s Kurzgeschichte reagiert, finden Sie nicht auch? Eigentlich müsste man sich doch über ein Kompliment, das einem die ewige Jugend bestätigt, freuen.

Es ist ruhig geworden hier auf „ver-rueckt.net“. Dies hat verschiedene Gründe. Einer davon ist Piwik, mein neuer Zeiträuber. Falsch, Piwik ist kein Mensch aus Fleisch und Blut, sondern mein frisch installiertes Statistikprogramm, das mich fasziniert und mehr Zeit raubt als gedacht. Es ist spannend zu beobachten über welche Suchbegriffe Menschen hierher finden, von wo sie kommen, wie lange sie bleiben und welche Seiten sie danach besuchen. Die Suchbegriffe „Beziehung“ und „Partnerschaft“ sind neben „Fasten“ und religiösen Themen derzeit die Renner. Würde ich mein Blog professionell betreiben, so würde ich die Informationen aus der Statistik nutzen, um die Blogbeiträge gezielt auf meinen Leserkreis abzustimmen.

Weshalb eigentlich nicht dem Thema „Beziehung und Partnerschaft“ nachspüren? Es bietet sich ja geradezu an. Schließlich feiern wir in diesem Monat unseren 38. Hochzeitstag. 38 Jahre Ehe sind eine lange Zeit – ein Grund stolz zu sein, es so weit zusammen geschafft zu haben. Das ist weiß Gott heutzutage keine Selbstverständlichkeit.

Wir haben manches zusammen erreicht, aber auch manche Enttäuschung und Traurigkeit erlebt. Im Grunde trifft Brechts Pointe ja den Nagel auf den Kopf. So wie das Leben einem ständigen Wandel unterliegt durchläuft auch eine Ehe verschiedene Entwicklungsphasen. Immer wieder neue Aufgaben und ständig neue Herausforderungen prägten und veränderten unsere Partnerschaft. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Stück Lebenskunst, sich miteinander und nicht auseinander zu entwickeln.

Der Zauber des Anfangs

Sentimental denke ich an den Anfang unserer Beziehung zurück. Den Tag des Kennenlernens im „Haus der Jugend“, die Verlobung in Paris und den 23. März 1974, unseren Hochzeitstag. Es war ein schönes Fest mit mehr als hundert Gästen. Als wir uns damals in der Kirche das „JA-Wort“ gaben wussten wir nicht, was auf uns zukommen und was das Leben in unsere Biografie schreiben würde. Wir waren jung und verliebt, hatten wenig Lebens- und Beziehungserfahrung. Unser gemeinsamer Weg lag offen vor uns.

Wenn aus Paaren Eltern werden

Zu Beginn unserer Ehe befanden wir uns in einer besonderen Situation. Wir mussten uns von Eltern und Schwiegereltern „freischwimmen“ und Den ganzen Beitrag lesen »

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5. März 2012

Vom Für und Wider der ständigen Erreichbarkeit

Es war gegen 9.00 Uhr als ich gestern das Café Journal betrat. Das Café war um diese Uhrzeit noch leer. An meinem Lieblingsplatz, einem Zweier-Tisch direkt am Fenster, ließ ich mich nieder. Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick auf das bunte und geschäftige Treiben des Mannheimer Wochenmarktes. Ich bestellte ein Kännchen Kaffee und ging, während ich auf meinen Mann wartete, meiner Lieblingsbeschäftigung nach. Sie wissen schon, Leute beobachten. Es macht mir Vergnügen, solche Beobachtungen zeitnah festzuhalten. :-)

Am Tisch nebenan saß ein gepflegtes Paar. Ob’s ein Ehepaar war? Ich kann’s nicht sagen. Beide jünger als ich. Anfang 40 vielleicht. „Du entschuldige bitte, ich muss mal  kurz meine E-Mails checken“, belauschte ich ungewollt das Gespräch am Nachbartisch. E-Mails checken. Ich muss jetzt lachen. Es fiel mir auch gestern schwer mein Grinsen zu verbergen. Echt, spricht eigentlich heutzutage noch jemand deutsch?

Nach dem „Check“ nahmen beide wortlos ihr Frühstück ein. Sie ein Honigbrötchen, er Spiegeleier mit Speck. Plötzlich ertönte ein Geräusch, das mich bei genauerem Hinhören an das „Kikeriki“ eines Gockels erinnerte. Unerbittlich rief das Handy nach seinem Besitzer. Umständlich kramte er in seiner Jackentasche nach dem Telefon. Es folgte ein kurzer “Displaycheck”, danach ein Tastendruck und ein Flüchtiges: „Du, ich muss mal eben.“  Wieder hörte ich unfreiwillig mit: „Hm … hm, … das ist interessant…. ja, da sollten wir unbedingt am Ball bleiben … selbstverständlich kann ich es einrichten … bis später dann …“  Nach dem finalen Tastendruck, griff er nach seinem Sektglas, nahm den letzten Schluck und machte den Eindruck, als sei er mit sich und der Welt zufrieden.

„Du, ich muss nachher noch mal schnell im Büro vorbei.“, offenbarte er seiner Begleitung. „Ok.“ Schweigen im Walde, bis ein weiteres Kikeriki mich aus meinen Tagträumen weckte. Diesmal wurde ich Zeugin eines klassischen Smalltalks. Man sei gerade frühstücken und müsse danach unbedingt noch einmal ins Büro. Schön mal wieder von einander gehört zu haben und liebe Grüße noch an …. – ach ich weiß nicht mehr an wen – . Ciao.

Halten Sie mich jetzt bitte nicht für weltfremd, wenn ich Ihnen gestehe, dass mir der zwanglose Umgang mit dem Handy bis heute fremd geblieben ist. Ich weiß, die mobile Branche boomt wie keine zweite und ein Ende ist nicht in Sicht. Und ich weiß auch, dass sie inzwischen, rein kommunikationstechnisch, unverzichtbar ist. Ja, das meine ich ernst. Aber ich weiß noch etwas anderes und das meine ich noch viel ernster. Wir Menschen funktionieren nicht nur technisch miteinander. Selbstverständlich ist Zeit Geld. Und je schneller wir miteinander kommunizieren, je schneller die Geschäfte laufen, umso mehr Umsatz und umso mehr Wachstum. Die Spirale ist bekannt. Sie ist auch nicht ohne Sinn. Aber sie ist nicht der ganze Sinn im Leben. Seit meinen „Caféhausbeobachtungen“ treiben mich drei Dinge um:

Erstens: Gibt es seit dem Handysiegeszug neue Höflichkeitsregeln? Warum sonst ist die Person, die anruft, immer wichtiger als diejenige, die einem gerade gegenüber sitzt?

Zweitens: Wenn jeder Mitarbeiter immer und überall für die Firma erreichbar und ständig zu Diensten ist, wie ist es dann mit dem Konzept des Feierabends bestellt?

Drittens: Da der Mann am Nachbartisch mit seiner Begleiterin kaum ein Wort wechselte, war er vielleicht sogar froh andere Gesprächspartner gefunden zu haben? In diesem Fall wäre die moderne Technik ja geradezu ein Segen ;-)

In diesem Sinne
Christa Schwemlein

Übrigens:
Ich bin nicht die Einzige, die von solchen Gedanken getrieben wird. Vor längerer Zeit las ich von der Last der ständigen Erreichbarkeit. Der Autor machte 5 Erreichbarkeitstypen fest. Wie sieht’s aus? Finden Sie sich in einem wieder?

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22. Februar 2012

Spieglein, Spieglein and der Wand

Derzeit schickt Google viele Besucher über die Suchbegriffe „Fasten“ und „Abnehmen“ auf meine „ver-rueckten“ Seiten. Der Verweildauer und dem Klickmuster entnehme ich, dass es sich um interessierte LeserInnen handelt. Daher habe ich mir gedacht, ich könnte mein Blog mit einem Archivtext aus 2002 aus dem Winterschlaf erwecken.

***

Medien und Werbung

Medien und Werbung sind schuld. ;-) Seit Jahren geben sie uns vor, wie wir Frauen zu sein haben: Jung, schlank, fit und nach Möglichkeit das ganze Jahr über sportlich gebräunt. Um in unserer Gesellschaft akzeptiert zu werden glauben wir, dieser „Norm“ entsprechen zu müssen. Wir fühlen uns wohl, wenn der BMI stimmt und gut, wenn der Zeiger der Waage sich in einem bestimmten Bereich bewegt. Gewicht und Aussehen werden ständig kontrolliert. Ich spreche aus Erfahrung. ;-) Und so laufen wir uns die Seele aus dem Leib, quälen uns mit Diäten und schweißtreibenden Aufenthalten im Sportstudio.

  • Wie sehe ich aus?
  • Bin ich auch wirklich nicht zu dick?
  • Ich hab’ doch kein Doppelkinn? Oder etwa doch?

Ich bin mir sicher, vielen meiner Leserinnen sind diese Fragen nicht fremd. Was geht da nur in uns vor?

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Welt noch in Ordnung. Bis dahin gab es ausschließlich Handspiegel, mit denen das Aussehen überprüft werden konnte. Ob die Figur in Ordnung war erfuhr man durch die wohlwollende Bewunderung Dritter. Mit dem Aufkommen großer Spiegel kam es zu einer neuen Art der Selbstwahrnehmung. Der Spiegel wurde stummer Beobachter. Bald gesellten sich zu dem imaginären Publikum die Fotografie und der Film. Das Aussehen wurde dokumentiert. Einige Jahre später zog die Waage in die Badezimmer ein. Das Elend war perfekt. Das Körpergewicht war kontrollier- und vergleichbar. Man war sich einig, dass zur Erhaltung der Lebensfreude am Körper gearbeitet werden musste. Weg mit den Rettungsringen! Und genau hier liegt das Problem, wissen die Experten: Bilder, die wir von uns haben kommen nicht aus uns heraus. Sie werden von den Medien vorgegeben.

Die Models werden immer dünner und wir Frauen orientieren uns daran. Weshalb sonst ist der Schlankheitsmarkt immer noch nicht gesättigt? Ständig kommen neue Diäten und Hilfsmittel auf den Markt, die den Weg in eine schlanke Zukunft versprechen. In meinem Bekanntenkreis kenne ich keine Frau ohne Diäterfahrung. Selbst meine gertenschlanke Freundin sagt: „Ich will so bleiben wie ich bin“ und legt, wenn die Waage ihr es sagt, einen Fastentag ein.

50 – na und?

Analog zum Schlankheitswahn verhält es sich mit der Jugendlichkeit. Mütter wollen keine Mütter mehr sein. Sie ziehen es vor, die beste Freundin ihrer Tochter zu sein und verzichten aus diesem Grund auf ihren eigenen Stil.

Iris Berben wird zum Idol der Frau in den besten Jahren. Wege 50 jähriger Frauen werden in Frauenzeitschriften wie, nein Namen nenne ich mal lieber nicht, mit Lobeshymnen beschrieben. Doch die Jugendlichkeit fällt uns Frauen nicht in den Schoß. Im Gegenteil, sie muss hart erarbeitet werden. Das erste Gebot lautet:

Eiserne Disziplin:
Keine Schokoloade, keinen Kuchen, weder Pizza noch Pommes und auch keinen Wein. :-(

Wo ist das Problem?

Das Problem ist nicht der Körper. Das Problem entsteht im Kopf: Ein magerer Selbstwert und die Angst, ohne den perfekten Körper nicht begehrenswert zu sein. Diese Ängste lassen die Kassen klingeln. Und ich vermute sie sind schon lange keine reine Frauensache mehr. Verirren sich doch auch Männer, wenn auch wenige, in Abnehmforen. Längst hat die Werbewirtschaft den muskulösen Mann entdeckt. Ihm wird mittlerweile dieselbe Lüge eingeredet, die uns Frauen schon jahrelang auf Trab hält.

Was tun?

Ein Patentrezept habe ich nicht. Mein Gewicht schwankt nach wie vor. Frieden mit mir selbst stiften und einverstanden sein mit dem, was aus mir geworden ist, auch wenn es dem Idealbild der „Norm“ widerspricht, das ist seit Jahren meine Devise. Was nicht heißt, dass ich den Pfunden freien Lauf lasse. :-D

Es wäre falsch, Zeitschriften zu zensieren, Fitnesstudios und Schöheitsfarmen zu schließen, Kosmetikstudios zu verbieten oder gar das Fernsehen abzuschaffen. Mir ist wichtig deutlich zu machen, dass mit Diäten und Diätmitteln bestenfalls das Portemonnaie abnimmt, sich am Umfang der Hüfte oder des Bauches nichts ändert und der eigentliche Gewinner eben die Schlankheitsindustrie ist. Wie wäre es mal mit der Frage?

Wie sehe ich meinen Körper – lebenslange Baustelle oder Haus, um darin zu wohnen?

In diesem Sinne wünsche ich allen hier Mitlesenden eine gute Fastenzeit.

Christa Schwemlein

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28. Januar 2012

Wunder gibt es immer wieder ….

Mein Mann bloggt
und hat sogar noch Spaß dabei.

Geht doch, oder? ;-)

Ich wünsche dir viele schöne Begegnungen während deiner computerfreien Zeit.

Christa

:-o Oh, ich werde vergesslich. Zum Beitrag geht es hier: Klick!

Eintrag Nr. 7181 | Kategorie Blog-Geflüster, In eigener Sache | 4 Kommentare »