Liegen lassen
Manche Dinge erledigen sich von alleine, man muss sie nur lange genug liegen lassen.
Ein Spruch, nicht von mir, sondern von einer ehemaligen Arbeitskollegin, mit der ich viele Jahre zusammen gearbeitet habe. Mit den Jahren habe ich ihn mir immer mal wieder zu eigen gemacht und siehe da, ich lebe leichter.
Da wir, mein Mann und ich, des Öfteren auf meinen kürzlich besuchten „Social Media Basis Lehrgang“ angesprochen werden und auch, ob Social Media für kleinere und Kleinstunternehmen geeignet ist, hatte ich mir fest vorgenommen, hier eine kurze Zusammenfassung mit meinen Eindrücken zu veröffentlichen. Nun, beim Vorsatz ist’s geblieben.
Bei meinen jüngsten Streifzügen durchs Netz bin ich nun auf einen Veranstaltungsbericht zu diesem Lehrgang gestoßen. Verfasst wurde er von Eva Selan, die einen Lehrgang nach mir Kursteilnehmerin des Basislehrganges war.
In ihrem Beitrag – Wenn Social Media die Antwort ist – wie war noch mal die Frage? – gibt die Autorin einen guten und umfassenden Überblick über die einzelnen Vorlesungen und lädt alle Interessierten ein, sie durch den Basis-Lehrgang zu begleiten.
Alle, die sich für diesen, zugegeben nicht ganz preiswerten, Lehrgang interessieren kann ich diesen Fachartikel, dem ich uneingeschränkt zustimme, nur empfehlen.
Christa Schwemlein
Das Dokument finden Sie unter dem nachstehenden Link:
http://www.hrweb.at/2010/12/social-media-lehrgang-einstieg/
Pizza à la “RUMFORT”
Liebe Leserinnen und Leser,
bitte glauben Sie mir, ich bin NICHT verrückt
Seit meinem “Social Media Basis Lehrgang” bin ich Mitglied bei ”Facebook”. Ich bin dort nicht sehr aktiv. Noch tappse ich etwas schüchtern in der Community herum. Vieles ist neu und fremd. ABER …. ich treffe dort viele “Sandhöfer”. Zwangsläufig ergibt sich der eine oder andere Gedankenaustausch.
“Pizza Rumfort“, entschuldige Jürgen, aber wir lachen hier schon den ganzen Tag. Dein Beitrag auf Facebook hat mich beflügelt. Das Ergebnis findest du hier Aber Vorsicht, es ist etwas länger
***
Samstag abend, ich
hab’ Hunger
und im Kühlschrank ist nichts frisch.
Gleich beim Lieblingsitaliener
reservieren einen Tisch.
Ah, Signora, leider, leider,
alles ist schon ausgebucht.
Merde, jetzt ganz schnell die Nummer
von der “Woistubb” rausgesucht.
Ist geschlossen wegen Urlaub.
Panik macht sich in mir breit.
Muss ich jetzt des Hungers sterben?
Doch noch ist es nicht soweit.
Wo gibt’s Rat in solchen Dingen?
Ganz sicher doch im Internet.
Schon öffnet sich mein Browser. Ach,
was tät ich, wenn ich’s Netz nicht hätt?
Bei Google such’ ich und natürlich
schaue ich auch bei Facebook rein.
Schon finde ich, was weiter hilft.
Nur, wird dies Essen wirklich fein?
Man nehme, so steht da geschrieben,
den Kühlschrankinhalt, der nicht frisch,
komplett heraus und lege alles
zunächst ganz wahllos auf den Tisch.
Nun nehme man ein Brot und schneide
zwei Scheiben ab. Gern etwas dick…..
Die Scheiben auf den Teller legen.
Nun ordne man mit viel Geschick
den ganzen Plunder, den man eben
vom Kühlschrank auf den Tisch gelegt;
geschickt auf diese beiden Scheiben.
Doch Obacht, wenn sich was bewegt
in diesen alten Restbeständen,
dies nehme man komplett heraus.
Denn es ist möglich, dass es stört
bei diesem Samstagabendschmaus.
Als Krönung sollte auf das Ganze
noch Käse, falls vorhanden ist.
Der deckt dies alles gnädig zu,
weil ja das Auge auch mit isst.
Nun kommt die Speise in den Ofen,
200 Grad. Und in der Zeit,
die dieses Mahl zu Garen braucht,
da machen wir den Rest bereit.
Wir öffnen eine gute Flasche
vom Spätburgunder. Schenken ein,
verkosten davon ein paar Glas.
Ein Essen wird gekrönt durch Wein.
So ca. nach der zweiten Flasche
da ist auch unser Essen gar.
Lukullus grüßt, der Bauch wird voll.
Das Leben ist doch wunderbar.
Natürlich fragt sich der Gourmet:
Wie nennt sich dieses köstlich’ Mahl?
Nur der Banause wird erwidern:
Wenn’s schmeckt, dann ist mir das egal.
Nun, in Büchern sollt` es stehen
als „Pizza RUMFORT“, denn das heißt,
alles, was rum liegt und was fort muss
genussvoll damit wird verspeist.
© Christa Schwemlein
Ganz ehrlich:
Ich hab wirklich nichts an der Klatsche
Aber nach der Diskussion auf Facebook konnte ich einfach nicht anders. Alles was rum liegt und fort muss = Pizza “RUMFORT” Danke Jürgen für diesen Lacher )))
Halbzeit
Anfang des Jahres steht mir ein ganz schlimmes Ereignis bevor – und ehrlich gesagt finde ich es absolut grauenvoll. Eigentlich wollte ich es auch schlicht ignorieren. Nun habe ich aber kurzfristig einen Sinneswandel vollzogen, “feiere” ein bisschen und bitte dich liebe Christa mir in dieser schweren Stunde beizustehen.
***
50! – Was, sie auch schon, dachte ich verwundert als ich die Einladung in Händen hielt. Gleichzeitig musste ich schmunzeln. Sie war, ist und wird es wohl auch immer bleiben, eine unverbesserliche Optimistin, meine ehemalige Arbeitskollegin, Martina. Aber wie sang Reinhard Mey doch einst so treffend?
50! – Nun, auch ein großer Optimist weiß, dass dies nicht die Halbzeit ist …
Auch wenn Ausnahmen die Regel bestätigen, so werden an einem 50sten Geburtstag wohl mehr Jahre hinter als vor einem liegen. Aber was sagt das schon? Rein gefühlsmäßig befinden sich Männer zu diesen Zeitpunkt in den besten Jahren und Frauen stehen, ganz objektiv betrachtet, in der „Blüte ihres Lebens“.
Eigentlich wäre der „Fünfzigste“ ein guter Zeitpunkt sich auf dem bisher Erreichten ein wenig auszuruhen, um danach genussvoll die wohlverdiente Ernte einzufahren, noch bevor sich die „Wehwechen“ des Alters in den Vordergrund drängen. Aber Stopp! So einfach ist das nicht!
„Vierzig Jahre sind das Alter der Jugend, fünfzig die Jugend des Alters“, sagte einst der berühmte französische Dichter Victor Hugo. Dem Zitat zu folge würde mit der Fünf vor der Null das Leben noch einmal von vorne beginnen. Es war schon immer ein Privileg der Jungen, sich anders zu verhalten als man es für gewöhnlich tut. Und so könnten wir, rein theoretisch, ganz ungeniert noch einmal die verrücktesten Dinge tun, nicht wahr
Um Himmelswillen, nein! Dies soll keine Aufforderung an die hier mitlesenden jungen Alten werden, sich zu allen möglichen und unmöglichen Schandtaten hinreißen zu lassen. Eigentlich will ich ja nur zum Ausdruck bringen, dass man weder mit 50 noch mit „50 plus“ zum alten Eisen gehört. Zugegeben, es sind Abschiede von vielen „verpassten Gelegenheiten“, von vielen „Wenns“ und „Wäre“ und „Ach hätt’ ich doch“ angesagt. Aber doch nur, um sich der Realität neu zuwenden zu können, um letztendlich Energie für neu Aufbrüche und neue Wege frei zu haben. Auch jenseits der 50 hat das Leben noch einiges zu bieten, vorausgesetzt, man hat die richtige Einstellung dazu.
Mit 50 hat man eine gewisse Lebenserfahrung und vieles sieht man ab diesem Alter anders als die Jahre davor. In der Regel wird man ruhiger, gelassener und vielleicht auch weniger perfektionistisch. Mir tut es auf jeden Fall gut, mir und anderen nicht mehr ständig etwas beweisen zu müssen. Dennoch bin ich mit zunehmenden Alter lebenslustiger oder, wenn man so will, sogar verrückt geworden.
Ich bin spontaner, lache mehr und mache Dinge, die ich mir früher nie und nimmer zugetraut hätte. Das beste Beispiel ist mein „ver-ruecktes Blog“. Nie hätte ich mir träumen lassen, einmal öffentlich zu schreiben. Erst neulich meinte jemand, das Älterwerden stehe mir richtig gut. Ich denke, es kommt immer darauf an, was man aus diesem letzten Lebensabschnitt macht.
Mit diesem Beitrag lade ich Sie meine lieben Leserinnen und Leser ein, auf Claudia Klinger’s neuem Blog „Die Kunst des Alterns“ den Fragen des Alters nachzugehen. Meinen Senf habe ich dort auch schon hinterlassen. Als ich allerdings meinen Kommentar heute noch einmal las war mein erster Gedanke: Hoffentlich werde ich mit dem Beitrag hier nicht unglaubwürdig, weil …. . …weil von Ruhe und Gelassenheit ist in meinem Kommentar dort überhaupt nichts zu spüren.
Ich wünsche Ihnen schon jetzt viele anregende Gespräche dort und hoffe, dass Sie doch hin und wieder auch noch bei mir vorbei schauen werden.
Ihre
Christa Schwemlein
Perönliches:
Liebe Martina,
Alter ist keine Frage des Geburtsjahres, sondern der Lebenseisntellung. Auf dem Papier magst du zwar gealtert sein, aber so wie ich das gestern bei deinem Empfang gesehen habe hast du dir deinen Humor, deinen Idealismus und die Leichtigkeit, das Leben zu nehmen so wie es kommt, bewahrt. Auch wenn deine sportlichen Fähigkeiten mit den Jahren vielleicht nachgelassen haben, so sitzt dir noch immer der Schalk in den Augen, ganz besonders dann, wenn du von unserer gemeinsamen Zeit im Reisebüro erzählst. Ich freue mich schon jetzt auf unser Wiedersehen.
Liebe Grüße
Christa
P.S.
Sehr gerne hätte ich die Einladung auch als Bild hochgeladen, ein Fussballfeld mit Ball. Leider macht mein WordPress derzeit Mucken
Nachtrag 10.01.2011
Mein WordPress funktioniert wieder. Das Fussballfeld ist drin.
Ähnliches:
Nach der Lebensmitte
Nur so …
2010 ist vorbei, 2011 beginnt – eine gute Gelegenheit einen Blick auf das alte Jahr zu werfen und zu überdenken, was aus all meinen Plänen und Vorsätzen geworden ist. Viele meiner bloggenden Kolleginnen und Kollegen haben bereits Bilanz gezogen, andere werden dies in den folgenden Stunden vielleicht noch tun. Wie also war 2010?
Beruflich
Was unsere kleine Firma betrifft haben wir alles erreicht, was wir uns für 2010 vorgenommen hatten.
Nach wie vor arbeite ich aber noch für das Autohaus und das Gasthaus am Fluss. Die Arbeit macht mir Freude und sollte nicht irgendetwas Unvorhergesehenes dazwischen kommen, werde ich bis zum Eintritt der Rente dort auch weiter „werkeln“.
„Ora et labora“ - ich kann einfach nicht aus meiner Haut heraus. Je mehr ich beschäftigt bin, umso mehr fühle ich mich lebendig. Meine Arbeit war für mich schon immer mehr als ein Beruf – Berufung vielleicht? Allerdings bin ich mit den Jahren ruhiger geworden. Einige interessante Angebote, die ich, was ich mir nie hätte vorstellen können, letztes Jahr über die Businessplattform XING erhielt, musste ich aus Kapazitätsgründen ablehnen.
“Lernen ist wie rudern gegen den Strom, wenn man aufhört fällt man zurück“, schrieb mir einst mein Deutschlehrer in’s Poesiealbum.
„Alles im Leben hat seine Zeit“, ist ein Lebensmotto von mir. Die Weisheit des alttestamentlichen Predigers Kohelet ist uralt und doch immer noch wahr. Wer am Ball bleiben will, kann aus der Entwicklung dieser Welt nicht aussteigen. Deshalb besuchte ich zusammen mit meinem Mann im vergangenen Jahr einige Veranstaltungen der IHK und des BDS zum Thema Onlinemarketing und „Social Media“. Die Vorträge und der Austausch mit den anderen Teilnehmern weckten mein Interesse so sehr, dass ich im Sommer an einem Onlinelehrgang der in Mannheim ansässigen „Social Media Akademie“ teilnahm.
Privat
Zusehen zu müssen, wie ein Mensch zerfällt war kaum auszuhalten und überstieg zeitweise meine physischen und psychischen Kräfte. Im Juli starb meine Mutter. Nach ihrem Tod stand mein innerer Antreiber für eine lange Weile still. Dennoch möchte ich die Zeit danach, die der Trauer, nicht missen.
Ziele und Pläne für 2011?
Der Übergang vom alten in ein neues Jahr warf in der Vergangenheit oft die bange Frage auf: „Was mag dieses Jahr wohl bringen?“ Die unmittelbare Erfahrung mit der Endlichkeit hat dazu geführt, dass ich mich entschlossen habe, mich in 2011 etwas treiben zu lassen oder wie in einem meiner vorhergehenden Beiträge geschrieben, endlich zu leben. Ich freue mich schon jetzt auf die Studienreise im Frühjahr in den Oman und nach Dubai, zusammen mit meiner Arbeitskollegin und Freundin. Ein Wunsch, den ich schon so lange hege und der jetzt hoffentlich in Erfüllung geht.
Wie es mit der Bloggerei hier weiter gehen wird, weiß ich nicht. Schreiben ist nicht mein Beruf und da ich die Technik des Schreibens nicht von der Pike auf gelernt habe, bindet dies viel Zeit. Alles was ich bisher hier auf meinen “ver-rueckten Seiten” schrieb diente einzig und allein dazu, mir über vieles, was das WEB betrifft, klar zu werden, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen und das Allerwichtigste, meinem “kleinen” inzwischen erwachsenen Sohn zu beweisen: Ich bin nicht verrückt.
Ihnen meine lieben Leserinnen und Leser danke ich für das Mitlesen, Kommentieren und die vielen lieben E-Mails und Telefonate. Danke sage ich ebenso für die guten Wünsche und die Anerkennung für mein „ver-rücktes Blog”. Ich bedanke mich auch für den Kaffee, den Wein, den Sekt und all die anderen Aufmerksamkeiten, die mich als Dankeschön für den ein oder anderen Blogartikel erreichten. Dies alles hat mich gerührt und mir gutgetan.
Herzliche Grüße
Ihre Christa Schwemlein
Aus meinem Postkasten – Wirklich Sein
WIRKLICH SEIN
Das Holzpferd lebte länger in dem Kinderzimmer als irgendjemand sonst. Es war so alt, dass sein Stoffüberzug ganz abgeschabt war. “Was ist wirklich?”, fragte eines Tages der Stoffhase, als sie Seite an Seite in der Nähe des Laufställchens lagen. “Bedeutet es, Dinge in sich zu haben, die summen, und mit einem Griff ausgestattet zu sein?”
“Wirklich”, antwortete das Holzpferd, “ist nicht wie man gemacht ist. Es ist etwas, was an einem geschieht. Wenn ein Kind dich liebt für eine lange Zeit, nicht nur, um mit dir zu spielen, sondern dich wirklich liebt, dann wirst du wirklich.”
“Tut es weh?”, fragte der Hase.
“Manchmal” , antwortete das Holzpferd, denn es sagte immer die Wahrheit.
“Geschieht es auf einmal oder nach und nach?”
“Du wirst”, sagte das Holzpferd. “Es dauert lange. Darum geschieht es nicht oft an denen, die leicht brechen oder die scharfe Kanten haben oder die schön gehalten werden müssen. Im allgemeinen sind zu der Zeit, wenn du wirklich sein wirst, die meisten Haare verschwunden, deine Augen ausgefallen; du bist wackelig in den Gelenken und sehr hässlich. Aber das ist überhaupt nicht wichtig, denn wenn du wirklich bist, kannst du nicht hässlich sein, ausgenommen in den Augen von Leuten, die keine Ahnung haben.”
“Ich glaube, du bist wirklich”, meinte der Stoffhase.
Das Holzpferd lächelte nur.
M. Williams
***
Diese nachdenkenswerte Geschichte fand ich heute in meinem E-Mailpostfach und möchte sie gerne mit Ihnen teilen. Ihnen meine lieben Leserinnen und Leser wünsche ich, wie die Schreiberin mir, für das neue Jahr viele kleine Erfahrungen in Richtung “wirklich zu werden”.
Christa Schwemlein
Fondue-Abende im Gasthaus am Fluss
Es knistert – hören Sie es schon?
Wo? – Im Kaminzimmer meines Arbeitgebers natürlich
An den Sonntagabenden im Januar und Februar können unsere Gäste die wohlige Atmospähre unseres Kaminzimmers bei einem gemütlichen Fondue einmal ganz anders erleben.
Ab einem Preis von 16,40 Euro servieren wir eine reichhaltige Gemüseauswahl, dreierlei Saucen, diverse Beilagen und Putenfleisch. Nach Lust, Laune und Geschmack bestellen Sie sich Rindfleisch, Schweinefilet, Lachs oder Garnelen einfach dazu. Die Preise hierfür liegen zwischen 4,00 und 7,50 Euro.
Für die entsprechende Weinempfehlung sorgt mein Chef
Wir freuen uns auf einen Abend mit Ihnen
Christa Schwemlein
Im Namen des Gasthaus-Teams
Reservierung :
Telefonisch: 0621 – 82 41 61 oder per
E-Mail: service@rheinterrassen.info
Nach der Lebensmitte
“Der vollständige Lebenszyklus” – an meinen Markierungen, die ich bei wiederholtem lesen eines Buches stets in anderer Farbe anbringe, erkenne ich, dass Dinge, die mir bei den vorhergehenden „Lesungen“ wichtig waren, heute, Jahre später, keine Bedeutung mehr haben. Themen, die mir damals ungemein wichtig waren, sind durch neue ersetzt worden. Es scheint normal zu sein, dass vieles im Nachhinein nicht mehr so dramatisch beurteilt wird.
Ich sitze an meinem Schreibtisch, schaue zum Fenster hinaus und denke über meine Zeit nach. War sie gut? War sie schlecht? Hätte ich mehr erreichen können, wenn ich mich hier und da anders entschieden hätte? Auf alle Fälle war es eine turbulente Zeit.
Nicht immer ist alles optimal gelaufen. Krankheiten, Arbeitslosigkeit und verschiedene Krisen brachen über mich herein. Aber langsam, immer der Reihe nach.
Die Startbedingungen hätten, so sehe ich das, besser sein können. Selbstvertrauen wurde mir weder in die Wiege gelegt noch mit auf den Weg gegeben. Es war ein mühsamer Weg Achtung vor mir selbst zu erlangen. Mangelndes Selbstvertrauen habe ich lange Zeit mit selbstbewusstem und selbstsicherem Verhalten maskiert. Letztendlich hat mir diese Maskerade aber mehr geschadet als genutzt.
Warum ich so bin wie ich bin habe ich erfahren, als ich mit der Psychologie in Berührung kam. Ich war gerade in der Ausbildung zur ehrenamtlichen Beraterin. Während dieser Zeit kamen viele Dinge zum Vorschein, die ich fest verschlossen glaubte. Mit Erschrecken stellte ich fest, dass ich auf dem besten Weg war, in die Fußstapfen meiner Eltern zu treten.
Fleißig, strebsam, höflich, hilfsbereit sollten meine Kinder werden – so wie ich Sie sollten es zu etwas bringen.
„So lange du die Füße unter meinen Tisch streckst… “ oder „immerhin bin ich noch deine Mutter“, entschuldigen Sie, aber jetzt muss ich gerade herzhaft lachen. Nie wollte ich diese Sätze in den Mund nehmen.
Während dieser Ausbildung wurde mir ganz schnell bewusst, dass ich meine eigenen Wünsche in die Kinder hinein projizieren wollte. Leben ist aber nicht planbar und das von Kindern schon gar nicht. Bei meinem Erziehungseifer hatte ich etwas Wesentliches übersehen, nämlich, dass meine Kinder, genau wie ich, einmalig sind. Die folgenden Worte meines Ausbilders sind noch immer sehr präsent:
Einmalig und verschieden ist nicht nur ihr Aussehen, sondern sind auch ihre Gedanken und Gefühle. Gott kopiert nicht und noch weniger klont er. Wir Menschen werden zwar alle als Originale geboren, aber leider sterben viel zu viele von uns als Kopien.
Ich habe erzogen, so gut ich konnte und so gut es mir eben möglich war. Wir hatten Glück. Für einen Richtungswechsel war es nicht zu spät. Heute begegnen mir meine Söhne als erwachsene Menschen und es macht Freude mit ihnen zusammen zu sein.
„Das macht man nicht!“ und „das macht man doch als Mädchen nicht!“ Später kam die Steigerung: „Das macht man doch in deinem Alter nicht mehr!“, war die Reaktion meiner Mutter, als sie von meinem theologischen Studium erfuhr. Ob ich mich auf dem Selbstverwirklichungstrip befände, frotzelten spitze Zungen.
Schneiderin oder Lehrerin für „Handarbeit und Religion“ waren meine Berufswünsche. Eine brotlose Kunst, sagten die Leute. Tieftraurig begann ich eine Lehre zur Bankkauffrau. In der Nachschau war diese Entscheidung so schlecht aber nicht. Nach einem BWL Studium auf dem zweiten Bildungsweg habe ich heute einen anspruchsvollen und sicheren Arbeitsplatz, der kaum monotone Routine kennt.
Während der „Kinderpause“ lernte ich an der Volkshochschule das Nähen, – bis zur Perfektion! Der Traum von der Religion ging vor zwei Jahren mit dem „Theologischen Kurs“ in Erfüllung. Und Lehrlinge unterrichten durfte ich auch.
Von vielen erzieherischen Normen, die mir von Eltern, Lehrern und Kirche vorgegeben wurden, habe ich mich noch immer nicht vollständig gelöst. Dennoch bin ich mit den Jahren unabhängiger von der Meinung anderer geworden. Vieles, was ich immer machen wollte, habe ich in Angriff genommen und verwirklicht.
Verbindender Glaube entfaltet sich in der Regel nach der Lebensmitte, wenn wir unwiderruflich Verantwortung für uns und andere übernommen haben, wenn wir gelernt haben auch mit dem Scheitern, mit dem Verlust und dem Tod geliebter Menschen zu leben, sagt „Erikson“
Wie sieht es mit meinem Glaubensstil in der jetzigen Lebensphase aus? An Gott habe ich schon immer geglaubt und diesen Glauben auch nie verloren. Was es aber heißt: „Gott begegnet uns immer in Menschen“, das wurde mir erst im Rückblick auf mein Leben deutlich.
Mein Glaubensstil ist mit den Jahren lockerer geworden. Locker mag vielleicht der falsche Ausdruck sein. Freier, ja genau, das passt besser. Was Freiheit heißt habe ich sehr spät, erst während des „Theologischen Kurses“ erfahren. Heute plagt mich kein schlechtes Gewissen mehr, wenn ich den Sonntagsgottesdienst versäume, weil ich einem Menschen meine Zeit schenke. Auch das ist „Gottes-Dienst“. Nicht dass Sie mich jetzt missverstehen. Die gemeinsame Eucharistiefeier macht für mich nach wie vor den Sonntag aus. Aber wenn es nun mal nicht geht, dann geht es eben nicht. Und wenn ich etwas „muss“, dann ist es mit der Freiheit aus, nicht wahr?
Fazit:
Den Sprung ins Leben hätte ich mir anders gewünscht. Die Startbedingungen für ein gelingendes Leben hätten besser sein können. Vieles ist mit gelungen, vieles nicht. Schaue ich mir meinen Lebensfilm in der Rückschau an, stelle ich bei genauerem Hinsehen fest, dass es durchaus Dinge gibt, wofür es sich lohnt Danke zu sagen. Ich habe einen Mann, der mich nimmt wie ich bin und zwei wunderbare Söhne. Es traten Menschen in mein Leben, die mich ein Stück begleiteten und mein Leben bereicherten. Ich fand Freude an meiner Arbeit und habe die Kraft diese auch zu leisten. Viele kostbare Erfahrungen liegen einige Zeit zurück. Dennoch, ich habe diese Erfahrungen gemacht und kann davon erzählen. Heute sagen zu können, es war gut so, wie es war, dafür bin ich dankbar.
Inzwischen ist es spät geworden. Draussen rieselt leise der Schnee. Nachdenklich schaue ich in die Nacht. Sollten wir Menschen doch alle in das gleiche Schema passen? Auf jeden Fall stimmen meine Gedanken zur Phase “Nach der Lebensmitte“ haargenau mit denen von „Erikson“ überein:
- Unabhängig von den Eltern und der Meinung anderer werden
- Wenn die Kinder gehen, – eigene Wege gehen und eigene Interessen finden
- Sich selbst akzeptieren lernen – ich bin gut, so wie ich bin
- Frieden schließen
- Erfahrungen weitergeben
- Etwas schaffen das für andere wichtig ist
- Erkennen was Freiheit bedeutet
- Erkennen, dass das Leben kein „Entweder – Oder“ sondern ein „UND“ ist
- Dankbar sein
Die nächste und zugleich auch letzte Lebensphase ist nach „Erikson“ das “Alter”. Da wir heute eine größere Lebenserwartung haben als früher, schiebe ich diese letzte Phase gerne noch ein wenig vor mir her. Dennoch, keiner von uns weiß wann der Tod anklopft. Die Jungen nicht und auch nicht die Alten. Eines ist jedoch gewiss, unser Leben ist endlich. Deshalb gilt:
Lebe endlich!
Christa Schwemlein
Lesestoff:
- Erik H. Erikson -
Der vollständige Lebenszyklus
Nachtrag: 15.01.2010: – Mehr Lesestoff:
“Die Kunst des Alterns” ist ein Blog, welches ich erst kürzlich entdeckt habe. Claudia Klinger, die in Berlin lebende Blogautorin, setzt sich dort zusammen mit ihren Lesern mit den Fragen des Alters auseinander. Empfehlenswert!
Adventsweg – Ziel
24. Dezember
Heute ist es endlich soweit. Unser Adventsweg ist vollendet, Jesus ist geboren und liegt in unserer Krippe.
Emilian und ich wünschen allen ein schönes Weihnachtsfest und schöne Feiertage.
Danke Christa , dass ich hier meinen Adventsweg zeigen dürfte.
Nadine
***
Bitte Nadine. Mir hat es sehr viel Freude bereitet mit euch durch den Advent zu gehen. Mir ging es übrigens ähnlich wie dir. Ers als ich Mutter war, fand ich einen neuen Zugang zur biblischen Weihnachtsgeschichte. Lieben Gruß – Christa