Ist das nicht verrückt?
Die Bibel ist voll mit Textstellen, die vor dem „Glauben an die Sterne“ warnen. Erst neulich veröffentlichte ich zu diesem Thema die Korrespondenz zwischen meinem jungen Internetbekannten und mir.
Auf den ersten Blick mag es den Anschein haben, dass mein Bekannter mit seiner Aussage, christlicher Glaube und Astrologie passen nicht zusammen, Recht hat. Sind sich doch auch die Kirchen einig, dass Horoskope oder der Glaube an die Sterne mit christlichem Glaube überhaupt nichts gemein haben.
Tja, und heute, wo das Weihnachtsfest mit seinen vielen Geschenken und der Beginn des neuen Jahres mit Feuerwerk und Sektlaune längst der Vergangenheit angehören, feiern wir in der Kirche das Fest „Erscheinung des Herrn“, das den meisten meiner Leserinnen und Lesern unter dem Namen „Heilige Drei Könige“ geläufiger sein mag.
Ganz ungeniert lässt da der Evangelist Matthäus drei kundige Astrologen nach Bethlehem reisen, um ein Königskind zu suchen. Die Männer lassen buchstäblich alles stehen und liegen und folgen den Sternen in eine ungewisse Zukunft. Ist das nicht verrückt? Gerade, wo in mancher Bibelstelle mit so viel Abscheu vor Magie und Wahrsagerei gewarnt wird.
Ich möchte an dieser Stelle aber nicht näher auf den Evangelientext eingehen. Etwas ganz anderes liegt mir am Herzen.
Seit gestern sind sie wieder unterwegs, die Sternsinger in den Pfarrgemeinden. Vielleicht haben auch Sie schon einige von den verkleideten jungen Menschen auf den Straßen gesehen. Von Haus zu Haus ziehen sie, singen Lieder, sagen Gedichte auf und schreiben einen alten christlichen Haussegen an die Türen:
C + M + B
das so viel heißt wie: “Christus segne dieses Haus.”
Dabei sammeln sie Spenden für Kinderprojekte in der Dritten Welt und bringen dadurch Hilfe für Menschen, die von Not und Elend betroffen sind. Es ist ein schöner, alter Brauch, den die jungen Leute in unseren Gemeinden durch ihr Engagement am Leben erhalten.
Zurück geht diese Aktion auf jene drei Männer, von denen Matthäus in seinem Evangelium erzählt. Ich finde es ganz schön verrückt und mutig zugleich, in unserer heutigen Zeit mit so einer auffallenden Verkleidung durch die Straßen zu ziehen und damit deutlich zu zeigen was man tut und wohin man gehört. Hut ab!
Ein herzliches Dankeschön an alle Sternsinger und ein ganz besonderes Danke an die Sternsinger der Bartholomäus Gemeinde in Mannheim Sandhofen. Ihr wart einfach „Spitze“.
Christa Schwemlein
Foto: Ewald Erb
Der Beitrag wurde am Sonntag, den 6. Januar 2008 um 00:08 Uhr veröffentlicht und wurde unter Eigene Gedanken zu..., Kirche, Kleine Bibelkunde abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
7 Reaktionen zu “Ist das nicht verrückt?”
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Am 6. Januar 2008 um 00:51 Uhr
Liebe Christa,
jetzt hoffe ich mal, dass Du wieder wohlauf bist.
Dein Beitrag ist sehr versöhnlich was Christentum und Sterndeutung angeht. Eine interessante Brücke, die Du bei Matthäus entdeckt hast.
Ich freue mich auch jedes Jahr, wenn ich irgendwann zu Jahresbeginn nach Hause komme und die Sternsinger waren da. Noch mehr freue ich mich, wenn ich sie “live” erleben darf.
Ein schönes Ritual, die Jahreszahl ergänzt um C M B auf die Tür zu schreiben,
ein Anlass, gutes zu tun durch spenden,
ein Anlass, jungen Menschen das Gefühl zu geben, dass man Flagge zeigen darf und muss.
Einen schönen Feiertag und liebe Grüße,
Ulf
Am 6. Januar 2008 um 01:08 Uhr
Noch nicht Ulf.
Ich bin noch total verquollen, sehe aus so alt ich bin, wenn nicht noch älter und so wollte ich mich bei unserem “Neujahrsempfang” heute Abend in der Pfarrgemeinde nicht sehen lassen.
Aber die kleinen Sternsinger, die mich zu diesem Beitrag inspirierten, waren echt “goldisch”
Auch dir einen schönen Feiertag
Christa
Am 7. Januar 2008 um 13:31 Uhr
Für mich sind die Sternsinger die Erinnerung, den Stern von Bethlehem als Metapher zu behalten.
Dieser Stern oder auch der Polarstern sind Orientierungshilfen, der eine für den Glauben der andere für die Seefahrer der vergangenen Zeiten.
Wenn jemand seinen Stern – als Orientierung -für sein Leben benennt, läuft er zielgerichtet und spürt Zufriedenheit.
Eine erfolgreiche Sternensuche
Norbert
Am 7. Januar 2008 um 17:52 Uhr
Oh, ein neues Gesicht auf meiner Seite. Herzlich willkommen Norbert!
Für mich ist der Stern auch eine Methapher. Allerdings eine wechselnde. Das kommt ganz darauf an, wo ich gerade in meinem Leben stehe.
Manchmal lädt er mich zum Aufbruch ein und will mich zum gehen zwingen, dahin wo ich noch nicht war. Die Psychologie nennt das meines Wissens “loslassen”. Manchmal fordert er mich aber auch zum Bleiben und Verweilen auf.
Was mich aber schon immer an den drei Männern beeindruckt hat, ist ihre Harnäckigkeit. Sie fallen nicht so leicht auf irgendetwas herein und lassen sich nicht täuschen; weder von der Macht des Herodes noch von seinen schönen Worten. Sie fragen und hinterfragen – lassen sich nicht so einfach abspeisen.
Und da “im Buch der Bücher” geschrieben steht, dass sie aus der Ferne, der Fremde kommen, können sie als Stellvertreter aller Menschen dieser Erde gesehen werden.
So sind die “heutigen Sterndeuter” für mich Menschen, die sich mehr als andere Gedanken darüber machen, wofür es sich zu leben lohnt. Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen und ihrem Stern treu bleiben auf der Suche nach einem erfüllten Leben.
Mal gespannt, was der Stern mir in ein paar Jahren sagen wird.
Übrigens war ich, bevor ich deinen Kommentar freischaltete, schon mal auf deinem Blog. Hast interessante Themen drauf, gefällt mir.
Gruß
Christa
Am 14. Januar 2008 um 10:31 Uhr
Hallo liebe Christa,
herzlichen Dank für Dein Email. Deine Webseiten sind großartig, da muss ich mir mal Zeit nehmen um alles genauer anzuschauen. Das ist alles sehr interessant.
Liebe Grüße
Birgit
Am 14. Januar 2008 um 10:53 Uhr
Hallo Birgit,
ach freu ich mich! Du bist die erste, die mir aus unserem Kreis mal auf diesem Wege eine Nachricht zukommen lässt. Vielen lieben Dank – das freut mich wirklich sehr. Was jetzt nicht heißen soll, dass darüber hinaus der “reale” Kontakt in Vergessenheit gerät.
Und danke für das Kompliment!
Ganz liebe Grüße und noch einen schönen Tag
Christa
Am 17. Januar 2008 um 22:12 Uhr
[...] berichtete ich von dem Mut junger Menschen, die als Sternsinger verkleidet Gottes Segen in die Häuser tragen und dabei Spenden für [...]