11. Dezember 2007 von Christa

Eine neue Sicht der Dinge

du-bist-du-_bearbeitet-1.jpg“Vergiss es nie, dass du lebst, war eines anderen Idee, und dass du atmest sein Geschenk an dich. Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur, ganz egal ob du dein Lebenslied in Moll singst oder Dur. Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu.

DU bist DU, das ist der Clou!

***

Dieses Lied will mir, seit ich heute Mittag einen Kommentar auf Andrea’s Blog hinterlassen habe, nicht mehr aus dem Kopf. Andrea erzählt ihren Lesern eine sehr nachdenkliche und zugleich lehrreiche Geschichte von Mahatma Gandhi. Der Beitrag wurde mehrfach kommentiert, u.a. auch von Ulli und Ulf, die des öfteren auch auf meiner Seite Kommentare hinterlassen.

Als ich mir die Frage stellte, was will mir die Geschichte sagen, waren meine ersten Gedanken ähnlich derer von Ulli und Ulf – Gandhi ein großes Vorbild, dem es nach zu eifern gilt.

Dennoch drängte sich mir urplötzlich ein anderes Bild auf, mit dem ich vor Jahren konfrontiert wurde. Meine Kinder waren zu der Zeit gerade in der Pubertät und aus damaliger Sicht mehr oder weniger schwierig.

Ich muss jetzt schmunzeln, denn damals war ich diejenige, die auf einer Internetseite schrieb: „Kinder brauchen Vorbilder“. Was ja auch richtig ist. Nur hatte ich ganz bestimmte Vorstellungen, wie sich meine Kinder zu entwickeln hatten – nämlich nach meinem Vorbild. ;-)

Mein Beitrag wurde damals wie folgt kommentiert:

 ”Vor-Bilder sind gut. Aber wir muessen dabei aufpassen, dass wir keine Ab-Bilder werden. Oder wie ein Sprichwort sagt: Wer in die Fussspuren eines anderen tritt, hinterlaesst keine eigenen.”

Dieser Kommentar hatte mich zunächst schwer getroffen. Dachte ich doch, der Schreiber wollte mir mit seinen Zeilen über den Mund fahren. Dennoch beschäftigten mich die Worte und mit der Zeit stellte ich fest, dass ich bei meinem ganzen Erziehungseifer” etwas Wesentliches  übersehen hatte. Nämlich, dass meine Kinder genau wie ich, einmalig sind.
Einmalig und verschieden ist nicht nur ihr Aussehen, sondern sind auch ihre Gedanken und Gefühle. Gott kopiert nicht und noch weniger klont er, ich weiß es. Dennoch, habe ich diese Tatsache gerne verdrängt, wenn es um die Erziehung der eigenen Kinder ging. 

Im Rückblick denke ich manchmal, dass der Schreiber von damals mich vermutlich gar nicht ärgern, sondern mir mit seinen Zeilen nur zu einer neuen Sicht der Dinge verhelfen wollte. Wir Menschen werden zwar alle als Originale geboren, aber leider sterben viel zu viele von uns  als Kopien. Vielleicht war es ja das, was er mir vermitteln wollte.

Christa Schwemlein

Der Beitrag wurde am Dienstag, den 11. Dezember 2007 um 22:50 Uhr veröffentlicht und wurde unter Blog-Geflüster, Eigene Gedanken zu... abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

Eintrag Nr. 756 | Kategorie Blog-Geflüster, Eigene Gedanken zu... | 5 Kommentare »





5 Reaktionen zu “Eine neue Sicht der Dinge”

  1. Ulf Runge

    Liebe Christa,

    schön, dass diese Diskussion entstanden ist.
    Schön, dass Du über diese eigenen Befindlichkeiten von damals berichtest.
    Ich glaube, wie Andrea es dann unter http://andrea2007.wordpress.com/2007/12/10/was-du-tust-spricht-so-laut-ich-kann-deine-worte-nicht-horen/#comment-567
    kommentiert hat, können wir wohl alle miteinander leben:
    Vorbild sein und geben, und den Freiraum schaffen, dass das Vorbild nicht 1:1 übernommen wird.

    Ich finde diese kritische Selbstreflexion hier sehr VORBILDlich.

    Liebe Grüße, Ulf

  2. Andrea2007

    Hallo liebe Christa, zunächst einmal danke für die Rückverlinkung. Das Thema scheint wirklich etwas “losgetreten” zu haben. Du hast da eine Riesen-Lektion gelernt und das finde auch ich sehr vorbildlich!

    Danke auch Dir, Ulf, für Deine zustimmenden Worte.
    Liebe Grüsse an alle, die anderen etwas beibringen möchten/dürfen/sollen und alle, die sich etwas beibringen lassen möchten/dürfen/sollen. Möget Ihr immer die richtige Mischung finden. Andrea

  3. Christa

    Hallo ihr Beiden,

    vielen Dank für eure Kommentare. Lieber Ulf, dir ein besonderes Danke für den Link zu Andrea. Ich dachte im ersten Moment sie hätte die besagten Worte exklusiv für dich geschrieben. :-) ))

    Warum? VORBILD…VORBILD… VORBILD…

    lies mal deinen Kommentar, fällt dir was auf? Ich hatte fast den Eindruck, du wolltest mit den Worten von Pestalozzi jemanden bekehren. Sorry, ist echt keine List ;-) aber das war mein erster Gedanke. :-)

    “Und ein gutes Vorbild lässt jedem die Wahl, etwas anzunehmen oder nicht…”

    Ja Andrea, das ist bestimmt ganz im Sinne von Gandhi. Ich mag ihn gerne und versuche, wohlgemerkt versuche, leider gelingt es mir nicht immer (bin auch nur ein Mensch) mich an ihm zu orientieren.

    Wenn du magst, kannst du ja mal hier lesen:

    http://ver-rueckt.net/?p=737

    da habe ich am Ende versucht auszudrücken, wie ich mit anders Denkenden umgehe.

    “Diese Menschen haben zwar das gleiche Ziel wie ich, aber der Weg, dieses Ziel zu erreichen ist ein anderer. Das respektiere ich und diskutiere nicht!”

    Das war jetzt meine Sicht der Dinge, ganz ohne List und Hintergedanken.

    Liebe Grüße und eine gute Nacht
    Christa Schwemlein

  4. Ulrike

    Liebe Christa,

    ich finde in dem Zusammenhang das Wort “Begleiter” sehr schön … ich kann VOR-leben, aber auch liebend einen anderen Weg begleiten, den mein Kind gehen möchte. Sicher eine Herausforderung … aber eine lohnenswerte ;-)

    Liebe Grüße, Ulli

  5. Christa

    Ja Ulrike, da hast du vollkommen Recht. Das war auch mein Weg. Die Worte des unbekannten Schreibers haben mir diese Sichtweise ermöglicht. Und danach ging es uns allen viel besser. Da du ja selbst einen Sohn hast, wirst du sicherlich auch verstehen, wie schwierig es ist eine solche Sicht der Dinge, wenn es sich um die eigenen Kinder handelt, anzunehmen.

    Liebe Grüße
    Christa

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