Astrologie und Glauben – aus meinem Postkasten
Hallo Christa,
neulich sprach ich mit einem Theologen, der mir klar und deutlich bestätigte, dass christlicher Glaube und Astrologie nicht zusammen passen. Ich habe darauf hin mal nachgelesen und eine Reihe von Stellen in der Bibel gefunden, die das untermauern. Ich nenne mal nur drei:
— “Denn so spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels: Laßt euch durch die Propheten, die bei euch sind, und durch die Wahrsager nicht betrügen, und hört nicht auf die Träume, die sie träumen! Denn sie weissagen euch Lüge in meinem Namen. Ich habe sie nicht gesandt, spricht der HERR.” Jer 29,8-9
— “Ihr sollt euch nicht wenden zu den Geisterbeschwörern und Zeichendeutern und sollt sie nicht befragen, daß ihr nicht an ihnen unrein werdet; ich bin der HERR, euer Gott.” 3. Mose 19,31
— “Aber du hast dein Volk, das Haus Jakob, verstoßen; denn sie treiben Wahrsagerei wie die im Osten und sind Zeichendeuter wie die Philister und hängen sich an die Kinder der Fremden.” Jes 2,6
Es gibt noch ähnliche Stellen, aber der Tenor ist immer der gleiche: Wer an den Gott Abrahams glaubt, für den sind Wahrsagerei und Zeichendeuterei – und damit auch Astrologie tabu.
Was sagst du dazu?
Viele Grüße
Markus
***
Zur Information für meine Leser/Innen:
Mit dem Schreiber stehe ich seit längerer Zeit in einem sehr regen und interessanten E-mail Kontakt. Oft geht es in unserem Gedankenaustausch um Gott, Glauben und Kirche.
Ich bin der Ansicht, dass Gott in unserer Gesellschaft heute kein großes Thema mehr ist. Vielmehr gehört es zum guten Ton, von Gott nicht zu sprechen; es könnte ja ein peinlich-berührtes Schweigen auslösen. Dennoch bin ich der Überzeugng, dass Religion und Glaube nach wie vor hochaktuell sind. Daher habe ich mich entschlossen, unseren diesbezüglichen Schriftverkehr einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
***
Interessierte lesen einfach weiter…
Hallo Markus,
vielen Dank für deine Mail. Ich dachte unsere Diskussion über die Verträglichkeit von christlichem Glauben und Astrologie, sei nach unserem bisherigen Schriftwechsel abgeschlossen. Daher wundert‘s mich, dass du nochmals Gegenargumente forderst. Allerdings finde ich das Thema interessant und da mir deine Hartnäckigkeit gefällt, versuche ich mal eine Antwort:
Die Bibel ist eine Sprache in Bildern, also sehr symbolträchtig. Persönlich ziehe ich eine theologische Deutung der wortgetreuen Auslegung vor. Das “Buch der Bücher” liegt heute in etwa 1000 Übersetzungen vor. Nicht alle dieser Übersetzungen gehen auf das Original zurück. Viele dieser Übersetzungen sind solche aus anderen Übersetzungen. Schon aus diesem Grund kann ich einer wortgetreuen Auslegung nicht folgen. An dieser Stelle möchte ich dich auf meinen Beitrag Gotteswort in Menschenwort aufmerksam machen. Er könnte dich vielleicht interessieren.
In meiner letzten Mail wollte ich dir zu verstehen geben, dass nicht das Wissen und Benennen von Bibelstellen einen christlichen Glauben ausmachen. Eine entsprechende Bibelstelle aus dem NT, 1 Kor 12,31-13,13, habe ich dir genannt. Antoine de Saint-Exupery hat diese Stelle im “Kleinen Prinzen” übrigens auch ganz treffend interpretiert.
Es ist ganz einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar.
Mir ist aufgefallen, dass du ausschliesslich Bibelstellen aus dem Ersten Testament zitierst. Ich gebe dir vollkommen Recht, der Tenor ist dort fast immer derselbe, der, eines strafenden und zornigen Gottes.
Während im Ersten Testament meist von einem strafenden, eifersüchtigen und rächenden Gott die Rede ist (mit diesem Gottesbild bin übrigens ich groß geworden. Gott wurde zu meiner Zeit noch als Erziehungsmittel missbraucht), spricht das NT viel von der Liebe Gottes zu den Menschen. “Gott ist die Liebe”, heißt es da.
Da ich Christin bin, sind für mich beide Bücher gültig. In meinen vorigen Mails habe ich versucht dir das auch zu erklären. Aber ich glaube, das kam wohl nicht so richtig rüber. Das tut mir Leid. Ich bin nun mal keine Theologin.
… / noch mehr Bibelstellen?
***
“Alles hat seine Stunde” Koh. 3,1-8
Am Sinai war es Moses, der dem Volk die Worte Gottes mitteilte. Später Propheten, wie die von dir zitierten Propheten Jesaja und Jeremia. Propheten, wie sie in der Bibel vorkommen, sind aber keine Wahrsager. Sie sprechen auch nicht über Zukunftsentwicklungen. Es sind Menschen, die die politischen, sozialen und religiösen Strömungen in ihrer Zeit genau beobachten und sich bei Bedarf warnend zu Wort melden.
Jesaja und Jeremia protestierten gegen die Politik ihrer Zeit und den Kult- und Götzendienst. In der von dir genannten Stelle warnt Jeremia vor falschen Propheten und Wahrsagern seiner Zeit.
Ein Prophet spricht immer in die Gegenwart hinein und macht sich damit unbeliebt. Er ist ein Miesmacher, Unruhestifter und penetranter Nörgler. Er ist jemand, der genau hinschaut, der unangenehme Dinge beim Namen nennt und sagt was Sache ist. Er ist einer, der sich fragt, was würde Jesus uns heute sagen?
Jede Zeit braucht ihre eigenen Propheten, auch unsere. Propheten, sind Vorwärtstreiber, Aufrüttler und Begeisterer. Sie stellen Althergebrachtes in Frage. Nicht immer haben Sie so große Namen wie Martin Luther oder Dietrich Bonhoeffer. Oft sind es Menschen, die man nicht für ganz “für voll” nimmt, weil sie anders sind, als man eben so ist. Ver-rückte halt!
In unserer heutigen Gesellschaft können es auch ganz normale Menschen, Menschen wie du und ich, oder verantwortungsvolle Firmenchefs sein. Vielleicht der PartnerIn oder sogar die eigenen Kinder. Ich denke, erst die Generation nach uns wird entscheiden, was an den Propheten unserer Tage dran war. Auf jeden Fall haben alle etwas gemeinsam: Sie stören unsere Gewohnheiten, bringen uns zum Nachdenken und stellen uns in Frage.
Und wenn wir jetzt schon beim Deuten sind. Heute verehren wir zwar keine “Götzen-Figürchen” mehr. Aber was sind denn die Götzen unserer Tage? Geld, Habgier, Herrschsucht und Macht – Vergnügen, Drogen oder Arbeit? Vielleicht die neuen Medien, die den Menschen eine Scheinwelt vorgaukeln und sie vor ihren Computern vereinsamen lassen? Auch mit seiner religiösen Zugehörigkeit kann man eine Art Kult betreiben.
Du fragst mich, ob sich Gottesliebe auch auf die babylonischen Götter erstreckt? Boah… was eine Frage… ich habe keine Ahnung. Ich lebe jedoch in dem festen Vertrauen, dass Gott Menschen, die sich diesen Göttern zuwenden nicht fallen lässt und seine Liebe auch ihnen gilt. Es mag sein, dass er sie vielleicht in die “Wüste” schickt, um dort mit ihnen einen neuen Anfang zu wagen. Das kannst du übrigens ganz wunderbar in Hos 11,1-11 nachlesen.
Jetzt zum Schluss, nur noch am Rande: Ich bin mir ganz sicher, dass sich Gottes Liebe auch über Agnostiker erstreckt Das zu erklären würde allerdings den Rahmen einer E-Mail sprengen. Das liest du dann am besten im “Buch der Bücher” selbst nach.
Wie jetzt die Verträglichkeit der Astrologie mit “Christ sein” in unserer heutigen Zeit zu deuten ist, dazu kann ich immer noch keine Stellung nehmen. Eine entsprechende Bibelstelle habe ich nicht parat. Auch hatte ich noch nicht die Gelegenheit mich mit jemanden darüber auszutauschen.
Fazit:
Seit ich Menschen begegnet bin, die mir gezeigt haben, so mit dem “Buch der Bücher” umzugehen, kann ich mit Begeisterung von meinem Glauben sprechen und diesen mit guten Gewissens an meine Kinder weitergeben. Mit Überzeugung kann ich sagen, dass mir die Bibel in jedem Punkt wichtig ist.
Ich weiss nicht, mit welchem Theologen du gesprochen hast, der dich in deinen Aussagen so klar bestätigt hat. Mittlerweile gibt es ja viele verschiedene Strömungen in unserer Kirche; darunter auch Christen, die die Bibel wörtlich nehmen, mit der Begründung: Gott ist allmächtig, da wird er auch keine Übersetzungsfehler zugelassen haben.
In so einem Fall habe ich natürlich schlechte Karten. Diese Argumentation erstickt jede Diskussion im Keim. Und dennoch sind es meine Mitmenschen und Gottes Liebe erstreckt sich auch über sie. Diese Menschen haben zwar das gleiche Ziel wie ich, aber der Weg, dieses Ziel zu erreichen ist ein anderer. Das respektiere ich und diskutiere nicht!
Jetzt bin ich am Ende. Ich hoffe, ich habe dich nicht allzu sehr gelangweilt oder mit Religion überfordert. Aber deine Mail wollte ich nicht unbeantwortet im Raum stehen lassen.
An dieser Stelle danke ich dir für den interessanten und anregenden Austausch. Ich denke, er ist für viele Menschen interessant. Für mich war unsere Diskussion – auch wenn sie nur ein kleiner Nebenstrang des eigentlichen Themas war -, eine spannende und interessante Angelegenheit, die ich nicht allzu oft führen kann und mir sehr viel Freude bereitet hat. Dafür danke ich dir von Herzen.
Ich wünsche dir auch weiterhin eine gute vorweihnachtliche Zeit.
Herzliche Grüße
Christa
Der Beitrag wurde am Samstag, den 8. Dezember 2007 um 23:46 Uhr veröffentlicht und wurde unter Aus meinem Postkasten, Eigene Gedanken zu..., In eigener Sache, Kirche, Kleine Bibelkunde abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
3 Reaktionen zu “Astrologie und Glauben – aus meinem Postkasten”
Einen Kommentar schreiben
du mußt angemeldet sein, um kommentieren zu können.
Am 9. Dezember 2007 um 00:37 Uhr
Ja, Christa, das sind interessante Themen, auch für einen Agnostiker – denn wie soll man etwas verstehen, wenn alles im Unbekannten bleibt.
Am 6. Januar 2008 um 00:08 Uhr
[...] vor dem „Glauben an die Sterne“ warnen. Erst neulich veröffentlichte ich zu diesem Thema die Korrespondenz zwischen meinem jungen Internetbekannten und [...]
Am 9. Januar 2008 um 22:34 Uhr
[...] mich interessanteste Mail war wohl die Anfrage eines 25 jährigen jungen Mannes. Seine Frage, wie sich Glauben und Astrologie vertragen war eine richtige Herausforderung. Manche Leser riefen mich auch an, um mir zu sagen, dass sie [...]