Check-in – Hans Güth erzählt
SONNTAG, 04. Juli 2010
Einchecken ist eigentlich erst für 16 Uhr geplant, wir sind eine Stunde früher da. Ich mag’s beim Reisen entspannter. Das überaus freundliche Personal befreit uns sofort von unserem Gepäck, das noch ziemlich lange vor uns auf der Kabine sein wird. Denn im Terminal 2, einem gigantischen Zeppelin-Hangar ohne Zeppelin, wartet beim Check-in eine böse Überraschung auf uns – 500-600 Gäste plus deren Verabschiedungskomitee hatten offensichtlich die gleiche Idee wie wir!
Die Abwicklung verläuft zäh. Der Zentralserver ist ausgefallen, nichts geht mehr. Es ist brütend heiß in der stickigen Halle, von gesunder Seeluft nichts zu spüren. Was besonders den älteren Passagieren große Probleme bereitet, die auf den schnell herbei gebrachten Stühlen aussehen, als harrten sie seit Tagen hier aus. Mit dem ergebenen Blick gestrandeter Flugpassagiere, die wegen eines Schneesturms auf ihren Weiterflug warten.
Bis es für die luna soweit ist, bleibt mir nur, mich umzuschauen und Eindrücke zu sammeln, Gespräche aufzuschnappen oder selbst ein wenig Smalltalk zu machen. Vor uns steht ein nettes Ehepaar aus NRW. Er hat ein T-Shirt mit den Koordinaten 71° 10’ 21“ an. Messerscharf kombiniere ich, das sind die Koordinaten des Nordkaps. Ich tue ihm den Gefallen und frage nach, was die Zahlen bedeuten.
Freundliche AIDA-Mitarbeiter reichen Eistee zur Erfrischung. Bis auf eine sehr laute, den Geräuschpegel übersteigende Unmutsäußerung eines professionellen Querulanten gibt es kein Gemotze. Schließlich arbeitet der AIDA-Service nach unseren Beobachtungen mit Hochdruck an der Lösung.
Um 16.45 Uhr docken wir endlich ganz vorne an. Passkontrolle, Foto, Kreditkartendaten hinterlegen, Bordkarte erstellen. Die Dame weist uns darauf hin, dass wir die Bordkarte auf keinen Fall verlieren dürfen, sonst kommen wir nicht mehr aufs Schiff und werden an den Nordpol verfrachtet. Wir klammern uns an unsere Plastikkärtchen und versprechen, sollte einer seine Karte verlieren, wir zusammen ins kalte Exil gehen. So haben wir es uns ja in der Kirche vor 30 Jahren versprochen: Wo du hingehst, da will auch ich hingehen.
Nach dem Sicherheitscheck schießt der Bordfotograf das erste Foto von uns, auf dem wir ziemlich blass und gestresst und irgendwie nicht einsatzbereit wirken. Über einen kirschroten Teppich geht es ins Innere dieses riesigen Schiffes, wo uns eine sauerstoff- und dezent raumduft-angereicherte Klimaanlagen-Atmosphäre umfängt.
2009 gebaut, 252 m lang, 50 Meter hoch und 32 m breit, mit seinen 13 Decks, 1.025 Passagierkabinen, sieben Restaurants , elf Bars, insgesamt 4.000 qm Restaurantfläche und 6.400 qm Fläche Sonnendecks. Dazu über 600 Besatzungsmitglieder, die sich 24 Stunden um das Wohl ihrer Gäste kümmern, ob Singles, Senioren, ob Firmen- oder Familienpakete, ob für die Holzklasse, Komfortklasse, Luxus- oder Luxus-de-luxe oder Luxus-absurd-Klasse, für alles und jeden wird auf der luna gesorgt. Wir stellen fest, von nun an agieren die Profis.
Ja, und diese vielen Eindrücke müssen erst einmal verarbeitet werden. Wir lesen uns morgen wieder.
Ihr Reiseleiter
Hans
Der Beitrag wurde am Sonntag, den 13. Februar 2011 um 10:04 Uhr veröffentlicht und wurde unter Reisen abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
Eine Reaktion zu “Check-in – Hans Güth erzählt”
Einen Kommentar schreiben
du mußt angemeldet sein, um kommentieren zu können.
Am 4. März 2011 um 23:38 Uhr
[...] Check-in Eine böse Überraschung! [...]