Das Geschäft mit der Psyche
Ich bin ganz tief betroffen von dem, was ich hier und in anderen Foren lese. Ganz viele einsame, traurige und lebensmüde Menschen. Es macht mir Angst. Auf was steuern wir da zu? Oder soll ich das nicht ernst nehmen? Treibt da jemand Scherze mit mir?
Diese Fragen stellte ich 2004 in einem Internetforum, nachdem ich einige Zeit mitgelesen hatte.
***
Meine Fragen blieben unbeantwortet. Als ich in einer persönlichen Mail nochmals nachfragte bekam ich zur Antwort. „Ich dächte ich hätte bereits geantwortet.“
Gewiss kann ich aus dieser Kommunikation nicht darauf schließen, was mein „virtuelles“ Gegenüber für ein Mensch ist. Aber die Alarmglöckchen sollten schon klingeln und Rat und Hilfe sollte ich vielleicht woanders suchen.
Die Zeitschrift „Guter Rat“ aus dem Burda-Verlag hat 5 psychologische Beratungsportale aus dem Internet getestet. Mit dabei war auch das kostenlose Angebot der Telefonseelsorge. Die Antworten der Berater wurden von zwei Experten bewertet. Das Angebot der Telefonseesorge wurde Testsieger. Positiv fiel den Bewertern auf, dass die Beraterin empathisch und einfühlsam antwortete, gute Anregungen gab und einen E-Mail Dialog anbot.
“Immer mehr Organisationen bieten psychologische Beratung über Internet und Telefon an, teilweise zu horrenden Preisen. Doch ein aktueller Test zeigt: Die beste Hilfe bekommen Sie kostenlos. Und zwar bei der guten alten Telefonseelsorge”, berichtete der Bayrische Rundfunk im Januar.
Die Kirche, insbesondere die katholische, segelt derzeit in stürmischen Gewässern. Das Testergebnis ist, bei aller Kirchenkritik der jüngsten Zeit, dann doch eine erfreuliche Nachricht.
Die Telefonseelsorge ist eine ökumenische Einrichtung der evangelischen und katholischen Kirche, aber offen für alle Hilfesuchenden, egal welcher Religion oder Nationalität. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr erreichbar.
Christa Schwemlein
P.S.
Menschen erkennen im Netz, ein lesenwerter Beitrag von Claudia Klinger. Die Erfahrungen meiner Kollegin Nadine mit Menschen im Netz sind ebenfalls interessant.
Der Beitrag wurde am Montag, den 3. Mai 2010 um 22:39 Uhr veröffentlicht und wurde unter Blog-Geflüster, Eigene Gedanken zu..., Kirche abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
2 Reaktionen zu “Das Geschäft mit der Psyche”
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Am 4. Mai 2010 um 08:28 Uhr
Liebe Christa, angeblich haben 20 % der Deutschen keine Freunde. Ich denke, die Zahl liegt noch höher, weil vermutlich einige diesbezüglich nicht die Wahrheit sagen.
Und aufgrund der Internetkommunikation, die ja etwas vorgaukelt, was nicht da ist, steigt die Einsamkeit ständig. Virtuelle Freundschaften – wenn es denn welche sind – sind schön, aber durch die Realität nicht zu ersetzen.
Was die Kirche betrifft, so gibt es dort bestimmt viele Menschen, die ehrlich sind und es auch ehrlich mit anderen meinen. Aber es gibt auch viele, denen es – wie im richtigen Leben – nur um Macht geht. Aufgrund meiner ganz persönlichen Erfahrungen mit der Kirche halte ich mich davon zurück. Denn die viele, die auf der Kanzel stehen und lautstark das “Wort Gottes” verkünden, halten sich selbst nicht an die zehn Gebote. Wie man ja täglich lesen kann. Was ich persönlich erschütternd finde. Da lobe ich mit die Bischöfin, die vor wenigen Wochen ihren Hut genommen hat. So ein Verhalten kann man eigentlich von allen erwarten, die einen Fehler begangen haben. Aber die meisten vertuschen ihre Fehler, und das so lange, bis sie rauskommen oder eben nie. Ich erlebe die Kirche im allgemeinen als scheinheilig, und Scheinheiligkeit entspricht nicht den Zehn Geboten.
Liebe Grüße – Renate
Am 4. Mai 2010 um 16:28 Uhr
Liebe Renate,
wer gibt schon gerne zu ohne Freunde zu sein? Ich habe auch nicht sooo viele Freunde, aber die Handvoll genügt mir.
Mit der Internetkommunikation sehe ich das inzwischen ein wenig anders. Zu unseren Kunden zählen auch ältere Menschen, die dabei sind das Internet zu entdecken, sich miteinander zu vernetzen und Pläne für gemeinsame Projekte zu schmieden. Das macht richtig viel Spaß dies mitzuverfolgen.
Oder mein Schwager zum Beispiel, er war bis zu seinem Tod an den Rollstuhl gefesselt. Es ist traurig aber wahr liebe Renate, nicht nur das Internet macht einsam auch eine Behinderung führt in die Einsamkeit – und nicht nur die Behinderten. Aber das wäre ein anderes ergiebiges Thema.
Was die Kirche betrifft…. ich hol’ mal eben tief Luft…
Da kann ich dir nur voll und ganz zustimmen. Ich schrieb bereits in einem meiner vergangenen Beiträge darüber. Es fällt mir schwer, in diesen Tagen über dieses Thema etwas zu schreiben.
Ich bin gerne katholisch und mag meine Kirche, ihrer Botschaft wegen. Dass an der Spitze Menschen stehen, die etwas anderes leben als sie lehren ist nicht nur für mich, sondern für viele andere Christen auch, unbegreiflich und unglaubwürdig.
Liebe Renate es ist in Kirchenkreisen wie überall – es menschelt. Ich mag gar nicht darüber nachdenken, wie viele “Krisenexperten” gute Ratschläge zur Krisenbewältigung geben und wenn sie selbst in eine Krise geraten sich an ihre eigenen guten Empfehlungen nicht erinnern. Für den nachhaltigen Eindruck sorgen leider oft die “schwarzen” Schafe, die für viel Geld wenig und doch alles leisten.
Ob’s hilfreich wäre in den Führungsetagen die alten FührungsKRÄFTE gegen neue FührungsPERSÖNLICHKEITEN austauschen? Vielleicht bekäme dann die Macht ein anderes Gesicht? Ich weiß es nicht ….
Einen lieben Gruß aus Mannheim
Christa