22. November 2009 von Christa

Ein Freund, ein guter Freund …

“…,  das ist das schönste, was es gibt auf der Welt …. „

In Liedern wird sie besungen und in Blogs rezitiert ;-) : Die Freundschaft.

Dori Kellers hatte vor einiger Zeit zu diesem Thema eine Blogparade gestartet. Kurz und knapp fiel damals mein Beitrag aus. Was ist das Besondere an einer Freundschaftsbeziehung, deren Wert und Wichtigkeit in Zeiten des Wandels wieder an Bedeutung gewinnt?
Diese Frage, sowie der inflationäre Gebrauch der Worte Freund und Freundschaft im Internet und auch die Floskel “In Freundschaft” am Ende einer E-Mail  führten dazu, mich etwas ausführlicher mit Dori’s Fragen zu beschäftigen und über das Kostbare einer Freundschaftsbeziehung nachzudenken.

Hast du eine Freundin seit deinen Kindertagen?

JA, liebe Dori, die hab’ ich. Wir wohnten in derselben Straße und hatten den gleichen Schulweg. Wir waren befreundet, zerstritten und hingen nach der Versöhnung wieder wie Kletten zusammen. Unsere Wege trennten sich. Sie bekam Kinder, ich drückte nochmals die Schulbank. Dennoch riss das Band zwischen uns nie ab. Wir verloren uns aus den Augen, fanden uns wieder und verbringen heute, zusammen mit unseren Ehepartnern, genau wie einst viel Zeit miteinander. Im August feierten wir die Hochzeit ihrer ältesten Tochter. Ich bin stolz darauf, wenn sie mich ihren Gästen als ihre älteste Freundin vorstellt.

Hast du einen besten Freund, mit dem du durch dick und dünn gehst?

JA, liebe Dori, den hab’ ich. Ich hab’s dir ja bereits gelinkt. Ich war 18 Jahre jung als ich ihn kennen lernte. Er ist mein Trauzeuge, ich seine Trauzeugin und beide nehmen wir dieses Amt sehr ernst. :-D
Seine Ehefrau ist inzwischen meine Freundin. Wir haben nie explizit darüber gesprochen, dass wir Freundinnen sind. Wir sind es ganz einfach.
Wir sind auch als Ehepaare befreundet und haben in den zurückliegenden Jahren viele Krisen gemeistert. Neben Krisenzeiten verbinden uns aber auch freudige Anlässe, wie gemeinsame Urlaube, Familienfeste und regelmäßige Canastaabende, deren Gewinne wir in Deutschlands Gourmettempeln lassen. :-D

Eine beste Freundin hab’ ich auch. Wann und wie es zu dieser Freundschaft kam, kann ich gar nicht sagen. Sie ist langsam gewachsen. Plötzlich war sie da und besteht seit vielen Jahren. Wegen der räumlichen Trennung sehen wir uns nur selten. Es ist komisch, mit anderen Frauen, die ich auch als meine Freundinnen bezeichnen würde, treffe ich mich viel häufiger und trotzdem ist dies eine Freundschaft, die vom HEUTE lebt, die für mich sehr wertvoll ist und von der ich hier nicht viel berichten mag.

Seitdem ich an diesem Beitrag schreibe denke ich darüber nach, ab wann denn ein Freund eigentlich diesen Titel „verdient“? Diese Frage fordert mich auf, den Blick auf mein bisheriges Leben zu lenken. Habe ich wirklich nur vier Freunde? Was ist mit all den Menschen, die mich auf meinem bisherigen Lebensweg begleiteten? Bekannte?

Sie als Bekannte abzutun wäre unfair. Als mein erster Sohn geboren war suchte ich mittels einer Kontaktanzeige ganz gezielt nach Frauen, denen es ähnlich ging wie mir, die sich nach gleichgesinnten Gesprächspartnern sehnten. Zugegeben: Oft führten unsere Gespräche nicht über Windeln und Kinderkrankheiten hinaus, dennoch stärkten mir diese Kontakte in der damaligen Lebensphase den Rücken und ich habe über viele Jahre hinweg gute Freundschaften erlebt.
Als die Kinder aus dem Gröbsten raus waren, hatte ich andere Interessen. Und so lernte ich immer wieder neue Menschen kennen, mit denen mich für eine gewisse Zeit mitunter auch eine sehr tiefe Freundschaft verband – zuletzt bei meinem „Theologischen Kurs“. Freundschaftsbildungen sind immer möglich. Dafür gibt es kein zu spät.

Im Laufe meines Lebens gab es einige Freunde kennen. Manche Freundschaften verwelkten, andere vergingen, nicht weil sie schlecht waren, sondern weil sie an eine bestimmte Lebensphase gebunden waren. Ich hatte Freunde, die blieben, andere verabschiedeten sich aus meinem Leben. Ich kann nicht  alle Freundschaften ein ganzes Leben lang intensiv pflegen. Schnell würde ich mich in meinen Beziehungen verlieren. Aber all meine Freundschaften hatten ihren eigenen Wert. Sie haben mich geprägt und dazu beigetragen, mich selbst besser kennenzulernen.

Meine Freunde haben, genau wie ich, Ecken und Kanten. Dennoch tut es mir weh, wenn irgendwer in meinem Beisein schlecht über sie spricht. Ich mag sie, so wie sie sind oder liebe Dori, wie sie essen ;-)  und somit wäre auch die Frage, lässt du nichts auf deinen Freund oder Freundin kommen, beantwortet.

Was bist du bereit für eine Freundschaft zu tun?

Das ist eine schwierige Frage, der ich mich erst am Tag der Herausforderung stellen mag.

Kannst du die Entscheidungen deines Freundes akzeptieren, auch wenn sie in deinen Augen ein Fehler sind?

Ich erwarte dasselbe von meinem Freund, also muss ich, auch wenn es mir schwer fällt, seine Entscheidung akzeptieren. Trotzdem möchte ich ihn kritisieren dürfen, wenn ich bemerke, dass er etwas tut, was ihm in meinen Augen nicht gut tut.

Was erwartest du von deinem Freund?

Echtheit, Authentizität, Achtsamkeit, Wertschätzung und die Offenheit Konflikte ansprechen zu dürfen. Gibt es eine festere Basis für eine Freundschaft?


Fazit:

Dieser Beitrag ist eine Mischung aus spontaner Betrachtung und einem  Rückblick auf das Leben einer älteren Frau geworden.  ;-) Aber ich glaube nur so das beschreiben zu können, was das Wort Freundschaf für mich bedeutet.
Müsste ich mich auf zwei Sätze beschränken würde ich die folgenden wählen:  “Freundschaft ist ein Geschenk, das auf der Ausgewogenheit des Gebens und des Empfangens beruht. Sie ist nicht nur das, was man nimmt, sondern auch das, was man gibt”.

In Freundschaft
Christa Schwemlein

Der Beitrag wurde am Sonntag, den 22. November 2009 um 22:47 Uhr veröffentlicht und wurde unter Blog-Geflüster, Blog-Parade, Eigene Gedanken zu..., Freundschaft, Kleine Sticheleien, Zitate abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

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