5. April 2018 von Christa

Susa, im Reich der Elamer – Iran Folge 16

Nach einem mageren Frühstück verlassen wir kurz nach 8.00 Uhr unser Hotel in Ahvaz und fahren unser erstes Etappenziel, die biblische Stadt Susa, an.

Im Bus beschäftigen wir uns mit Irans antiker Kulturgeschichte Irans und tauchen hierzug ins Altertum ein.

„Die Provinz Khuzestan“, so unsere Reiseleiterin, „entführt uns heute in die antike, ja sogar prähistorische Geschichte des Landes.“ Zum Glück habe ich mich gestern Abend ein wenig in den heutigen Tag eingelesen, so dass ich den umfangreichen geschichtlichen Ausführungen in etwa folgen kann.

Im 5. bis 3. Jahrtausend vor Chr., so hören wir, entstanden hier in Khuzestan relativ früh eine ganze Reihe von Handelszentren. In diesem Netz von Handelzentren lagen die ganzen Systeme der Handelsstrassen, auch die Seidenstrasse. Das führte dazu, dass sich die Städtekulturen explosionsartig entwickelten. In dieser Zeit wurde auch der  Persische Golf für den Seehandel entwickelt. Bald florierten Produktion und Handel, so dass aus einer Ackerbau betreibenden Gesellschaft eine echte städtische Zivilisation werden konnte. Es entstand ein Wirtschaftssystem, das es zu organisieren galt und das nur mit Hilfe von Aufzeichnungen bewerkstelligt werden konnte. Der Boden für die Entstehung einer Schrift für Verwaltungszwecke war bereitet. Zunächst wurde eine Bildschrift geschaffen, die sich aus Zahlensymbolen und Wortzeichen zusammen setzte. Geschrieben wurde mit einem spitzen Hölzchen in feuchtem Ton. Gelesen wurde von rechts nach links. Auf diese Art entstanden Lieferscheine, Quittungen und Rechnungen. Jahrtausende vor Christus! Das muss man sich mal vor Augen halten.

Das Reich beziehungsweise die Kultur, die sich hier entwickelte, trägt den Namen Elam. Ein Begriff, der mir aus der Bibel bekannt ist, über dessen Bedeutung ich mir bis zum heutigen Tag jedoch keine Gedanken gemacht habe. Von Pracht und Überfluss der Stadt Susa erzählt das Alte Testament im Buch Esther. Allerdings reicht mein Vorstellungsvermögen nicht aus, um auf dem Ruinenfeld von Susa etwas von der einstigen Pracht erahnen zu können. Ich bin enttäuscht. „In Persepolis sehen Sie mehr“, tröstet mich die Deutschlehrerin aus Nordrhein-Westfalen, als könne sie meine Gedanken lesen.

Susa Ruinenfeld - Iran

Susa wurde auf einem etwa 10 Meter hohen Hügel terrassenförmig angelegt und zählt zu den ältesten Siedlungen der Welt. Funde deuten auf eine Besiedlung um 4ooo v. Chr. hin. Seit dem dritten Jahrtausend bildete Susa das Zentrum des Reiches von Elam.  Man nennt dieses Zeitalter das protoelamische Zeitalter. Seine Blütezeit erlebte die Stadt zur Zeit des mittelelamischen Reiches zwischen 1900 und 1100 v. Chr. Nach der Eroberung durch den babylonischen König Nebukadnezar I begann der Zerfall des elamischen Reiches und esführte in den darauf folgenden Jahren ein unbedeutendes Dasein. Erst in der achämenidischen Epoche erlebte Susa unter Darius dem Großen noch einmal eine Blütezeit, bis die Stadt von Alexander dem Großen erobert wurde. Tja, Reisen bildet. :-)

Der Jahreswechsel um die Mittagszeit ist unspektakulär. Wir hören und sehen die Neujahrsansprache von Präsident Hassan Rohani. Frau Schulte wünscht ihrer Crew alles Gute zum neuen Jahr und überreicht den beiden jüngsten Shahab und Ali, einem alten Neujahrsbrauch folgend, frisch gedruckte Geldscheine.

Nach biblischen Überlieferung soll sich der Prophet Daniel während des babylonischen Exils in Susa aufgehalten haben. Nach seiner Freilassung, so wird erzählt, habe er als gebildeter Jude zwei achämenidischen Großkönigen als Berater gedient. Nach seinem Tod sei er in Susa begraben worden. Das Mausoleum ist heute eine muslimische Pilgerstätte. Im Koran wird Daniel zwar nicht namentlich erwähnt, doch wird er als Prophet von den Muslimen verehrt. Allerdings beanspruchen noch mehrere Orte im Nahen Osten die Gebeine des Propheten zu beherbergen.

Daniels Grab in Susa - Iran

„Was ist, kommen Sie mit?“ erkundigt sich der Geschichts- und Lateinlehrer, der inzwischen von meinem Interesse für Religion weiß. Da mein Kreislauf mir heute Probleme bereitet lehne ich ab und halte stattdessen im kühlen Schatten eines Baumes eine Siesta.

Nach der Mittagspause fahren wir nach „Haft Tepe“, was so viel wie sieben Hügel heißt. Um 2000 v. Chr., also in der mittelelamischen Periode, befand sich hier eine städtische elamische Siedlung. Wir hören, dass die Elamer in der Bibel Elamiter heißen und sehr religiöse Menschen waren. Sie verehrten die Schlange, ein altelamisches Fruchtbarkeitssymbol.

Letzter kultureller Höhepunkt des heutigen Tages ist die fast 3500 Jahre alte Stufenpyramide von „Chogha Zanbil“. Sie wurde in den 1930er Jahren, während Frankreich nach neuen Ölvorkommen suchen ließ, zufällig entdeckt und zählt bis heute zu den bedeutendsten antiken Funden des Landes.

Stufenpyramide von Chogha Zanbil

Am Ende unserer langen Besichtigungstour überraschen uns Ali und unser Busfahrer mit zuckersüßen, gekühlten Wassermelonen.

Außen Hui und Innen Pfui!
So könnte man unser Hotel in Ahvaz kurz und knapp beschreiben.

Christa Schwemlein

Erlebt am:
Montag, den 20. März 2017

Der Beitrag wurde am Donnerstag, den 5. April 2018 um 22:39 Uhr veröffentlicht und wurde unter Reisen abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

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