22. Februar 2011

Kleines WM-Finale auf der AIDAluna – Hans Güth berichtet

hans

Samstag, 10. Juli 2010

3. Seetag. Auf dem Weg nach Akureyri, Wetter wolkig, leicht regnerisch, 10 Grad Außentemperatur, aktuelle Etappe: 1056 Seemeilen (1956 km) bis Akureyri.

Wir schlafen bis 10.30 Uhr aus. Doch dies sollte sich später als Trugschluss erweisen, denn wir haben vergessen, die Uhr umzustellen (-1 GMT) und jetzt das Frühstück verpasst. Also nehmen wir unseren Kaffee plus zwei kleine Croissants im Café Mare.

Der freundliche Philippino erklärt uns, wie das AIDA-Personal rekrutiert wird: Drei Interviews, zwei harte Schulungen mit Befähigungszeugnis, keine leichte Geschichte. Nun wundert es uns nicht mehr, dass alle Mitarbeiter echt „vom Fach“ sind.
Nebenbei bemerkt, die Ausbildung dieser Leute muss rigoros gewesen sein, denn ich muss gestehen, der Service lässt wirklich keine Wünsche offen. Angefangen bei der „Cabin Maid“ bis hin zum Sommelier, vom Kellner bis zum Guest-Relations-Manager, vom einfachen Matrosen, der seine Arbeit unterbricht, um dir einen Liegestuhl zu holen: Ein professionellerer und kultivierterer Umgang mit den Passagieren ist einfach nicht denkbar, und ich möchte bezweifeln, dass es auf dieser Welt allzu viele Linien gibt, die diesen Standard auch nur annähernd erreichen.

Auch das fällt uns auf: Neben Feuer an Bord herrscht panische Angst vor einem Virus. Verständlicherweise ist das Schiff krankenhausmäßig, antiseptisch sauber. Ständig wird geputzt, wenn Du vom Schiff gehst, Hände desinfizieren, wenn Du aufs Schiff gehst, Hände desinfizieren und täglich Hände waschen, Hände waschen, Hände wa…

Beim Mittagessen treffen wir das Ehepaar aus NRW, das mit uns beim Einchecken in Hamburg geschwitzt hat. Die beiden haben sich gestern nicht für den Ausflug zum Nordkap entschieden, sondern suchten ein paar Kilometer vom Felsen entfernt den ultimativen Kick: Im offenen Schlauchboot zur Königskrabben-Safari ins Eismeer. Mit frisch gefangenen Krabben gab’s ein rustikales Festmahl im Lavvo, dem mit Rentierfellen ausgelegten Zelt der samischen Ureinwohner.

Nach dem Lunch der übliche Gang zum Foto-Shop. Unsere Sammlung und das Bordkonto wachsen unaufhörlich. Ein paar Meter weiter beginnt im Theatrium die „nautische Stunde“, wo wir vom Kapitän und seinen Offizieren alles über den Maschinenraum, die Kommandobrücke und weitere „Betriebsgeheimnisse“ unseres Schiffs erfahren. Dass im Notfall der Kahn in einer Stunde evakuiert ist, der Bremsweg bei normaler Marschfahrt von 18 Knoten 0,9 nautische Meilen beträgt, dass ein Blitzschlag nicht gefährlich ist, auch ein Kapitän mal seekrank wird und die luna wie alle Megaschiffe im Hafen ohne Bugsierschlepper zurecht kommt, da sie über „Heck- und Bugstrahlruder“ verfügt, letztere auch „Kopfschrauben“ genannt, was für mich aber eher nach Olympia klingt.

Endlich werde auch ich meine Frage nach der Delle im Schiff los. Ich merke, die Frage ist dem 1.Offizier peinlich, aber der arme Teufel muss auf Weisung seines präsidiale Würde verstrahlenden Kapitäns antworten. Tja, das wäre halt so, als wenn ich eine Delle in mein Auto fahren würde. Mach ich nicht, antworte ich und bringe ihn in weiteren Erklärungsnotstand. Die Diskussion ist mit der lapidaren Antwort, wir sollen uns keine Sorgen machen, beendet.

Das kleine WM-Finale Deutschland vs. Uruguay kommt näher. Ich reserviere uns zwei Plätze. Ein weiterer Vortrag von Herrn Lektor Trobitzsch über Island, seine Vulkane und Geysire stimmen uns auf „die Hölle des Nordens“ ein. Mein Schatz stürmt die Sushi-Bar auf Deck 10, ich kompensiere Fisch mit zwei Ipanema und einer Flasche meiner geliebten Erdnüsse. Das mit den Erdnüssen macht die AIDA übrigens clever, die Peanuts verursachen nämlich höllischen Durst. Alles klar?

Bei der Nationalhymne stehen die meisten wieder auf und singen mit, einige bleiben dagegen sitzen und schauen blöd. Egal, beim 1:0 durch Thomas Müller sind wir wieder ein Fußballvolk. Mein Tipp steht, denn 1970 haben wir schon einmal im Spiel um den 3.Platz gegen die Urus mit 1:0 gewonnen (Torschütze: Wolfgang Overath). Doch als in der 28. Minute Cavani den überraschenden Ausgleich erzielt, werden die Karten neu gemischt.
Nach dem Seitenwechsel werden die Hellblauen richtig frech und bringen unser Tor ein ums andere Mal in Gefahr. Und tatsächlich schafft es dieser Teufelskerl Forlan, die deutsche Fußballseele zu quälen und netzt zum 2:1 (51.) ein. Womit auch meine Sympathie für ihn perdu ist.
Aber es kann nicht sein, was nicht sein darf. Marcell Jansen gleicht fünf Minuten später zum 2:2 aus. Und in der 82. Minute der verdiente Lohn für ein tolles Turnier: Sami Khedira köpft zum 3:2 ein – und das Schiff steht Kopf! Nach der WM 2006 erneut der 3.Platz für die deutsche Nationalmannschaft. Ein versöhnliches Ende.

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Für die Fußballfans aber noch nicht. Die kämpfen an den verschiedenen Bars um die besten Plätze und feiern. Auf dem Sonnendeck steigt die große Fußball-Pool-Party. Mich zieht’s ins Casino, mein Schatz will unbedingt mal schauen, ob im AIDA-Shop die günstige Tasche noch zu haben ist. Morgen muss ich ihr wohl den Zugang zur Einkaufsmeile sperren.

Der Blackjack-Tisch ist verwaist, ich wechsle 100 Euro und quäle mich eine Viertelstunde mit der wortkargen russischen Dealerin ab. Dann füllt sich langsam der Tisch zu einer angenehmen Runde – und wird schlagartig wieder leer! Nach einem groben Fehler der Dealerin will sie die drei Euro für einen Mitspieler nicht auszahlen. Auch der herbeigerufene „Saalmanager“ ist auf die paar Euro geil und entscheidet gegen den Spieler. Ich lasse mich auf eine Diskussion mit dem Wichtigtuer ein, der aber bei seiner unkulanten Entscheidung bleibt. Ich gebe auf und erkenne, dass er nicht unbedingt das hellste Licht am intellektuellen Kronleuchter der AIDA ist. Als wir jedoch unter dem Beifall der Zuschauer gemeinsam solidarisch den Tisch verlassen, schaut er ziemlich angefressen.

Später erfahre ich, dass der russische Casino-Betreiber Franchise-Nehmer ist und zu einer österreichischen Glücksspielfirma gehört, die an die AIDA wöchentliche Nutzungsgebühren plus einen nicht näher genannten Gewinnanteil überweist. Dafür darf diese Firma ihre atemberaubenden Dealerinnen und Vier-Deck-Schlitten auf Passagiere hetzen, denen die Regeln von Blackjack und Ocean Stud Poker gerade einmal aus einem „Lehrvideo“ bekannt sind, das Tag und Nacht auf einem der TV-Kanäle läuft.

Wir genießen noch ein wenig das AIDA-Nightlife in der Disco und stellen erschüttert fest, dass die Jungen und Hippen unter den Kreuzfahrern genau auf die Disco-Sülze stehen, die wir, die in den Siebzigern jung und hip waren, immer verabscheut haben.

Weit nach Mitternacht (00.45 Uhr) fallen wir todmüde in die Betten. Nicht, ohne uns noch einmal durch die Spätnachrichten informieren zu lassen, was auf der Welt los war. Es fällt uns auf, dass Norwegen auch heute in den News fehlt, wie an allen anderen Tagen im Jahr auch. Keine Nachrichten sind gute Nachrichten.

Wir sagen „Tak“ (danke) für einen schönen Tag und wünschen uns eine gute Nacht.

Ihr Reiseleiter
Hans

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21. Februar 2011

Neues Outfit für die PC-Betreuung

Bevor es mit Hans und seiner Frau Sun mit der AIDAluna weiter nach Island geht lade ich Sie zu einer kurzen Werbepause in eigener Sache ein.

Am 25. November 2010 bekam ich nach langem Drängen endlich das o.k. meines Mannes für eine neue Firmenwebseite. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ich freue mich riesig Ihnen heute die

PC-Betreuung Schwemlein

im neuen „Kleid“ präsentieren zu können.

Ich danke Sascha Lack vom SL Studio Mannheim für die professionelle Umsetzung meiner Ideen, die kompetente und geduldige Beratung, die Über- und Ausarbeitung unserer Texte sowie die termingerechte Fertigstellung. Meine theoretischen Kenntnisse, die ich bei der “Social-Media-Akademie” erworben habe, konnten mit seiner Hilfe in den neuen Internetauftritt eingearbeitet werden. Die unkomplizierte Zusammenarbeit hat einfach Spaß gemacht – Danke!

Die Landkarte der Social Media-Kanäle ist groß und fängt im Grunde mit der eigenen Internetpräsenz an. Für Neulinge sind die vielfältigen Möglichkeiten verwirrend. Wir haben uns deshalb auf einige wenige Kanäle konzentriert und für den Einstieg die sozialen Netzwerke Xing und Facebook sowie den Microblogging-Dienst Twitter gewählt. Da viele unserer privaten Kunden gerne meine persönlichen Gedanken teilen sind auch meine ver-rueckten Seiten mit unserem neuen Internetauftritt vernetzt.

Mein Mann und ich sind neugierig darauf, gemeinsam mit Ihnen die neuen Kommunikationswege auszuprobieren und sind gespannt, wohin uns diese Wege führen werden. Nichtsdestotrotz sind wir nach wie vor über die altbewährten Kanäle zu erreichen und freuen uns über die persönlichen Kontakte hier vor Ort in unserem schönen Sandhofen.

Christa und Walter Schwemlein

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21. Februar 2011

71° 10’ 21“ – Hans Güth erzählt

hansIn Honningvåg, dem Servicezentrum der Fischereigemeinschaft, leben ca. 2.350 der insgesamt 3.200 Einwohner. Der 71. Breitengrad führt genau durch die Tankstelle des Ortes. Die Menschen leben hier an der äußersten Grenze der Besiedelung, bis zum Nordpol sind es weniger als 2.000 Kilometer.

Als Vorposten der Arktis spielt Honningvåg eine wichtige Rolle als Lotsenstation für den Schiffsverkehr. Mit rund 100 Kreuzfahrtschiffen in jedem Sommer und 200.000 Nordkap-Besuchern rangiert Honningvåg in seiner Bedeutung auf Platz fünf der norwegischen Kreuzfahrthäfen.

Die Fahrt bis auf den Gipfel dauert 45 Minuten. Links und rechts ziehen baumlose, mit Gräsern und Flechten bewachsene Landstriche vorbei, auf denen Rentiere, der Reichtum des Nordens, grasen. Wenn man einen Samen fragt, wieviele Rentiere er besitzt, ist es so, als ob man ihn nach seinem Kontostand fragt.

Wir sind oben, eineinhalb Stunden Zeit, um bei bestem Wetter das Nordkap-Plateau „abzugrasen“.

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Wir schwimmen im Strom von hunderten von Touristen, denn außer der luna liegen noch zwei weitere Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Honningvåg und die MS Europa tendert in einer Nebenbucht. Alle zieht es magisch zu der vom gleißenden Sonnenlicht angestrahlten Weltkugel (seit 1978 Symbol des Nordkaps und des Friedens).

Ein bisschen paradox ist es schon. Zum Nordkap kommen die meisten Menschen, um zu erleben, dass etwas nicht passiert. Klingt verrückt, ist aber dennoch ein einzigartiges Naturschauspiel. Vom 14. Mai bis Ende Juli ist hier die Sonne nicht unterzukriegen. Dann umgibt das Nordkap, das 307 Meter steil aus dem Nordpolarmeer aufragt, eine geradezu mystische Atmosphäre.

Besucher aller Nationalitäten nehmen deshalb in den Sommermonaten den oft weiten Weg auf sich, um sich das Phänomen der Mitternachtssonne mit eigenen Augen anzusehen. Das Nordkap gilt als letzter Vorposten Europas vor dem Eismeer, ist streng genommen aber „nur“ der nördlichste per Straße erreichbare Punkt Europas. Doch weil die meisten ohnehin nie weiter auf der Karte „nach oben“ kommen werden, gilt die Position 71° 10’ 21“ nördlicher Breite für uns Europäer als das Ende der Welt.

In der riesigen Nordkap-Halle, die aus dicken Felsbrocken erbaut wurde, befinden sich Souvenirläden und Restaurants, wo ich einmal mehr feststelle, dass das Ausbeuten von Touristen auch am Nordkap Volksbrauchtum ist, sowie ein Informationszentrum mit einer Multivisionsshow.

Die Halle hat aber noch jede Menge zu bieten. In einem unterirdischen Tunnel wird die lange Geschichte dieses Felsens aufgearbeitet. In der St. Johannes-Kapelle, der nördlichsten Kapelle der Welt, hat sich schon so manches Paar das Ja-Wort gegeben. Zudem findet man ein Café, eine Bar und ein Postamt, in dem man ein Nordkap-Diplom mit aktuellem Tagesstempel erwerben kann.

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Aber die Uhr tickt viel zu schnell. Als wir uns in Richtung Bus bewegen, zieht dichter Nebel auf und die Weltkugel ist nur noch schemenhaft zu erkennen. Wir beobachten, wie der Feuerball fast, aber nur fast, im Meer versinkt und Himmel und Wolken am Nachthimmel rosa färbt. Selbst im hohen Norden wird uns warm ums Herz.

Die Abholbusse zeigen sich nicht oder nur sehr spärlich. 600 Passagiere oder mehr kämpfen um die wenigen freien Plätze. Um 22.30 Uhr reißt der Nebel plötzlich wieder auf. Dann kommen auch die Busse, wie auf einer Perlenkette aufgezogen, den Berg hoch.

Gegen 23.15 Uhr sind wir wieder an Bord, pünktlich um Mitternacht legen wir aus dem nebelverhangenen Hafen von Honningvåg ab und verlassen eines der spannendsten und schönsten Länder Europas. Die norwegische Küste, kinematographisch gesehen, zoomt sich langsam ins Nichts. Wir sind auf dem Weg nach Island.

Ihr Reiseleiter
Hans

Eintrag Nr. 5744 | Kategorie Reisen | 1 Kommentar »




20. Februar 2011

Auf dem Weg zum Nordkap – Fortsetzung …

hansWährend meines Nickerchens kümmerte sich Sun um unsere Wäsche. In der Nähe unserer Kabine befindet sich der Waschsalon. Für jeweils einen Euro für Waschmaschine und Trockner haben wir unseren Kleinkram bald wieder sauber. Die Hemden geben wir für 15,50 € in die Bordwäscherei und bekommen alle sieben Teile pünktlich um 17.00 Uhr picobello wieder zurück. Leider nicht für 15,50, sondern für 35 Euro. Mein Schatz hat nämlich „chemische Reinigung“ angekreuzt und das war vor allem bei den nagelneuen und nicht verkleckerten Polohemden unbedingt nötig. ;-)

Der Lunch fällt wieder aus. Für richtigen Hunger gibt es auf dem Luxus-Liner eigentlich keinen Anlass, aber sobald man sich einmal an vier, fünf Mahlzeiten pro Tag gewöhnt hat, mahnt auch der Magen pünktlich mit dem entsprechenden Leergefühl Nachschub an.

Auch der Discofox für Fortgeschrittene macht uns nicht an. Ich will jetzt endlich im Bord-Casino ein wenig zocken gehen, mein Schatz möchte lieber ihren Schönheitsschlaf halten. Ich hätte sie gerne als Talisman bei mir, aber die Interessen von Männern und Frauen sind ja praktisch nie deckungsgleich. Es ist wie mit der totalen Sonnenfinsternis, die sieht man auch höchstens einmal im Leben.

Nachdem ich am leeren Black-Jack-Tisch Platz genommen, ein bisschen gewonnen und verloren habe, bekomme ich endlich Mitstreiter. Die sind alle gut drauf und wir lachen viel. Vor allem über eine Dame, die mit einer Langsamkeit spielt, die submarin anmutet. Ich verliere in zwei Stunden 35 Euro, aber das ist ok.
Meine bessere Hälfte hat sich in der Zwischenzeit die Soaps im Fernsehen reingezogen. Wir setzen uns auf den sonnenüberfluteten Balkon und freuen uns einmal mehr über unsere Kabine, die auf der Landseite liegt.

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Doch auf einmal, von einem Moment auf den anderen, zieht Seenebel auf. Der entsteht, wenn die Lufttemperatur höher ist als die Wassertemperatur oder auch umgekehrt. Die Sichtweite ist nicht einmal 50 Meter und wir befürchten, dass wir „blind“ am Nordkap vorbei tuckern. Doch Petrus hat ein Einsehen. Schon bald löst sich der Nebel wieder auf und wir haben einen herrlichen Blick auf die Gebirgshänge der Vesteralen.

Gegen 16.00 Uhr erreichen wir die Insel Magerøya (norwegisch: magere, kahle Küste), an deren (fast) nördlichem Ende sich das Ziel unserer Wünsche befindet. Wir nähern uns langsam dem Nordkap, das mit seinen steilen Felswänden aus dem Meer hervor steigt.

Wie vom Kapitän vorhergesagt, passieren wir 16.30 Uhr das Nordkap, den nördlichsten mit dem Auto erreichbaren Punkt Europas. Praktisch das Ende der Welt. Auch ohne Fernglas ist schon von Weitem die Weltkugel zu sehen. Ich zoome sie durch mein Teleobjektiv ran und erkenne sieben Menschen auf dem Gipfel. Das wird sich jedoch später gewaltig ändern.

Die luna gleitet majestätisch an dem 307 Meter hohen Felsen vorbei und steuert unseren Zielpunkt Honningvåg, den Haupthafen von Magerøya, an, wo wir ca. 18.30 Uhr anlegen werden. Also noch genügend Zeit sich im „Markt“-Restaurant zu stärken.
Um 19.00 Uhr gehen wir an Land und suchen unseren Bus. Dabei kommen wir am Bug des Schiffes vorbei und bemerken eine Delle am Schiffsbauch. Ich war’s nett!!. Ich beschließe, da später mal nachzuforschen. Bis dahin grüßt Sie,

Ihr Reiseleiter
Hans

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19. Februar 2011

Auf dem Weg zum Nordkap – Hans Güth erzählt

hans

Freitag, 09. Juli 2010

Nordkap/Honningvåg, Liegeplatz Pier 3, Liegezeit 19.00 bis 24.00 Uhr, Wettervorschau: wolkig, 10 Grad.

Nicht immer war das Nordkap reines Touristenziel. Die ersten Menschen erreichten diesen nördlichsten Punkt Europas nach Ende der letzten Eiszeit, als sich die Gletscher vor 8.000 bis 10.000 Jahren zurückgezogen hatten. Es waren Angehörige der Komsa-Kultur, die die Region besiedelten und sich vom Fischfang, Robben und Vögeln ernährten. Später folgten die Samen, die auch heute noch ihre Rentierherden einmal im Jahr zu ihren Weideplätzen am Nordkap bringen. Die Rentiere folgen den mehrere tausend Jahre alten Wanderrouten vom Festland (Finnmarksvidda) über den Mageroysund zum Nordkap.

Der organisierte Tourismus nahm schließlich am 9. Juli 1845 mit der Ankunft des Dampfschiffs „Prinds Gustav“ Fahrt auf. Erste Gruppenreisen veranstaltete das Londoner Reisebüro Cook im Jahre 1875. Bald entdeckten auch die “Hurtigruten” die besondere Faszination des Nordkaps und nahmen Honningvåg 1893 in ihren Fahrplan auf. Das erste Postamt mit Champagnerausschank wurde 1898 eröffnet.

Um den immer stärker werdenden Tourismus zu regulieren und die Umwelt zu schützen, wurde 1927 die Gesellschaft zum Wohle des Nordkaps (Nordkapp Vel AS) gegründet. Mit der Fertigstellung der Straße von Honningvåg zum Nordkap begann der moderne Tourismus per Bus und Auto. Die erste Nordkaphalle wurde 1959 gebaut, 1988 erweitert und 1997 noch einmal vergrößert. Obwohl mit dem Bau des etwa 6,8 Kilometer langen Tunnels durch den Mageroy-Sund 1999 der Fährverkehr von Honningvåg zum Festland eingestellt wurde, wird der Ort auch weiterhin von den Hurtigruten angefahren und ist Ausgangspunkt zum Nordkap. Und was Carl Vogt im Jahre 1861 ins Leben rief, ist auch heute noch schöne Tradition: Auf die Ankunft am äußersten Außenposten der europäischen Zivilisation mit einem Glas Sekt anzustoßen. Was natürlich auch wir tun. Zum Wohl! ;-)

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Es ist 6.00 Uhr. Die Sonne weckt mich. Heute komme ich nicht drum rum. „Mrs. Gnadenlos“ schleppt mich ins großzügig ausgestatte Fitness-Center auf Deck 11. Hochglanzpolierte Eisen in High-Tech-Titanlegierung, überall große insektenhafte Maschinen, auf denen schwitzende Leute in Stretchklamotten sitzen. Wie üblich eine halbe Stunde aufs Fahrrad, danach einige Geräte und zum Abschluss nochmals 30 Minuten stramm marschieren auf dem Laufband. Direkt vor mir das Meer und ich habe das Gefühl, über Wasser zu gehen.

Nachdem ich meine Muskeln gestählt habe, stürze ich mich frisch aufgepumpt aufs Frühstück im „Weite-Welt-Restaurant“ am Heck auf Deck 10. Das Restaurant ist kleiner und ruhiger, aber auch hier wird alles angeboten, was man so an feinen Sachen zum Frühstück zu sich nehmen kann. Zum Abschluss noch einen großen Obstteller mit Ananas, Melone, Kiwi und Nektarinen, dann zieht sich mein Schatz in die Kabine zurück. Mich schickt sie zur Weiterbildung ins Theatrium, wo unser Lektor Hr. Trobitzsch einen Vortrag über Island hält. Doch ich werde plötzlich müde, vergesse Island und verschwinde auch in meine Koje. Früh aufstehen ist halt nicht mein Ding.

Übrigens, so ein Schiff ist eine ideale Einschlafhilfe. Du gleichst dich im Bett den Schiffsbewegungen an, die Wellen wiegen einen in erholsamen Schlaf. Geborgen fühlt man den fernen Rhythmus der Schiffsmaschinen wie den Herzschlag einer Mutter. Und wer viel schläft, sieht ja bekanntlich jünger aus. Deshalb wird bei den Best-Agers in Kabine 7133 auch tagsüber manchmal hemmungslos geratzt.

Wir lesen uns nach meinem Nickerchen wieder.
Ihr Reiseleiter Hans

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18. Februar 2011

Das “Rossini” auf der AIDAluna – Hans Güth schwärmt

hansWährend es weiter nordwärts geht, laufen wir am frühen Abend im „Rossini“ ein, einem richtig feinen 5-Sterne-Restaurant. Unser französischer Mâitre “Emmanuel Goujon” hält Wort. Wir haben einen Tisch direkt am Fenster, mit einer überwältigenden Panorama-Aussicht auf die Lofoten und einem Service extraordinaire.

Zum Einstieg ein Champagner Brut Rosé, J.M. Gobillard & Fils, das Glas zu schlappen, hüstel, hüstel, Euro. Nach dem Gruß aus der Küche warten wir gespannt auf das Sechs-Gänge-Menü.
Es geht los mit „Vitello Tonnato“, Thunfisch vom Feinsten, worauf ein exzellentes Süppchen von zweierlei Paprika folgt. Nach Mille feuilles vom Lachs mit grünem Spargel für mich bzw. Carpaccio vom Lammrücken mit Couscous-Salat für Honey, sowie einem köstlichen Passionsfrucht-Oliven-Sorbet ist vor dem Hauptgang erst einmal Pause.

Wir genießen in der Zwischenzeit ein wenig die Natur, die sich auf dem Meer spiegelnde, gleißende Sonne, die glitzert wie der Schampus von meinem Schatz.

Der Hauptgang ist ein Traum – oder: „c’est un rêve“, wie der Maître kommentiert. Für mich das Rinderfilet „Rossini“ mit Entenstopfleber, Trüffel und Madeira-Jus, dazu Kräutergnocchi und wahlweise für meine Restaurant-Testerin das Hummermedaillon an Spinat-Pasta und Thymianschaum. Zum krönenden Abschluss eine delikate Käseauswahl, für mich ein leckeres Vollmilchschokoladen-Tiramisu mit Erdbeeren. Jemand neidisch?

Wer nun meint, so ein Gala-Menü kostet um die 100 Euro, der untertreibt noch. An Land vielleicht, aber hier auf dem Schiff sind wir – wie vom freundlichen AIDA-Mitarbeiter telefonisch angekündigt – mit 28,50 Euro pro Person plus Getränke dabei. Fast geschenkt und wir beschließen, unseren letzten Abend auf dem Schiff wieder hier zu verbringen, haben Glück und bekommen vom Mâitre den allerletzten Tisch.

Als wir unser kulinarisches Highlight beenden, verabschiedet sich auch die Inselgruppe der Lofoten. Ein Blick auf die Uhr: Es ist 22.30 Uhr. Bei herrlichem Sonnenschein lassen wir den Abend auf unserem Balkon ausklingen und hoffen, endlich mal Wale zu sichten.
Lange nach Mitternacht steht die Sonne noch hoch über dem Horizont und taucht das Meer in ein faszinierendes Licht. Taghelle Nächte, eine für uns ungewöhnliche Weite – ein ganz besonderes Erlebnis! Wie wird das erst morgen am Nordkap sein, das wir am späten Nachmittag erreichen sollen?

Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht.
Ihr Reiseleiter Hans

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18. Februar 2011

Ein Tag auf der AIDAluna – Hans Güth erzählt

hans

Donnerstag, 8. Juli 2010

2. Seetag. Auf dem Weg zum Nordkap/Honningvåg. Wolkig, 11 Grad, Sonnenaufgang 03.50 Uhr, ca. 1200 Kilometer bis zum Nordkap. 08.00 Uhr. Das Schiff ist auf dem Weg zum nördlichsten Punkt der Erde, der mit dem Auto zu erreichen ist – dem Nordkap. Mit einer Geschwindigkeit von ca. 35 km/h pflügt die luna durch die friedliche See. „Honey“ will trainieren, ich ausschlafen. Nach einem kurzen Disput gewinne ich die Runde und mein Schatz zieht beleidigt ab.

Beim Frühstück ist wieder „klar Schiff“ in unserer Beziehungskiste. Beim morgendlichen Spaziergang über das Schiff treffen wir das Ehepaar aus Maulbronn wieder und erwähnen, dass wir auf Hochzeitsreise sind. Salzwasser in den Augen.

Am perfekt platzierten AIDA-Shop kommt meine Süße natürlich wieder nicht vorbei und mir schwant Böses. Aber es bleibt erfreulicherweise nur bei Boss-Schuhen (Sonderangebot!) und einem Polo-Shirt für Johann. Dafür sahnt Jenna beim Juwelier auf der Gegenseite mit einer D&G-Uhr kräftig ab. „Travel value“ (ex duty-free) heißt das Zauberwort, also alles Schnäppchen! Unsere Bordrechnung wächst langsam ins Utopische und ich rechne mir aus, wann ich über Bord springen muss.

Heute Abend ist unser „Rossini“-Tag, deshalb fällt das Mittagessen aus. Wir gammeln ein wenig rum und stranden schließlich an der AIDA-Bar bei Maria, die einfach zu leckere Cocktails macht. Meine Bogner-Lady nimmt einen „Kir Royal“ sowie eine blutige Maria zu sich, ich entscheide mich für „Red Sky“, himmlisch und kirschrot mit Ananas, wobei ich mir mit dem ganzen Dekorations-Schnickschnack fast ein Auge aussteche.

Exakt um 12.55 Uhr überqueren wir den nördlichen Polarkreis. Jetzt sind es (nur) noch 2000 Kilometer bis zum Nordpol, praktisch ein Katzensprung. Wir genießen den Moment, ganz nah am Pol dran zu sein. Die warme Sonne hat sich auf maximale Annehmlichkeit eingestellt und geht jetzt nicht mehr unter. Die Außentemperatur beträgt immer noch 12,5° und wir bekommen leichte Probleme mit dem Zeitgefühl.

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Im Theatrium läuft gerade wieder eine Auktion der bordeigenen Galerie. Da werden überteuerte Bilder von einem langhaarigen Anzugträger mit Namen Gerd von Hassel zum „Spottpreis“ versteigert. Als ich mich am Kopf kratze, gehört mir fast „Cool im Pool“ von Udo Lindenberg für schlappe 1900 Euro. Ich habe Glück, eine Dame mit Sportsgeist rettet mich im letzten Moment.

Wir verziehen uns eine Ecke weiter ins „Café Mare“, wo uns unsere hübsche Philippina Rose einen Spitzenkaffee mit Kuchen serviert. Rose ist, wie alle anderen Angestellten auf der AIDA, sehr freundlich und hat, wie ihre Kolleginnen und Kollegen, nicht dieses mittlerweile pandemische Service-Lächeln des amerikanischen Dienstleistungssektors aufgesetzt. Sie nimmt sich selbstverständlich auch Zeit, unsere neugierigen Fragen nach verheiratet/ledig/Ehemann/Freund/Wohnort usw. brav zu beantworten. Das wäre in meinen jungen Jahren mal ein Knöchlein für den Luchs gewesen!

Im Fotoshop holen wir uns die neuesten Bilder des AIDA-Fotografen ab, die uns, wenn auch zu teuer und im Grunde unnötig, als schöne Erinnerung sicher immer wieder erfreuen werden. Direkt an den Fotoshop schließt das Casino an. Da läuft gerade ein Roulette-Workshop, in dem das russische Personal den Naiven zeigt, wie sie ihren Soli verzocken können.

Honey muss unbedingt nochmals zur Shopping-Meile, da läuft gerade die Angebots-La-Ola. Ich schaue in der Zwischenzeit beim Darts auf Deck 12 hinter der Tischtennisplatte vorbei. Verräterische kleine Löcher in den Deckplanken, im Schott, in der Reling, ja, sogar auf dem Kunstrasen zeigen mir aber sofort, dass es klüger ist, sich von den Darts-Leuten fernzuhalten.
Am späten Nachmittag nähern wir uns bei schönstem Sonnenschein den Lofoten. Eine Inselgruppe, die sich über 100 Kilometer entlang der norwegischen Küste hinzieht. Wo es im Winter wohl schneit, aber dank des Golfstroms nie so richtig kalt wird. Wie eine Mauer erheben sich die spitzen, glatt polierten, bis 1262 Meter hohen Zinnen und Zacken der Lofoten aus den Tiefen des Ozeans, mit malerischen Fischerdörfern zu ihren Füßen. Ein Paradies für Radfahrer, Wanderer, Angler, Paddler und Vogelfreunde.

Die ersten drei Inseln heißen Røst-Inseln und sind die Heimat vieler seltener Vögel und dem Ort mit dem kürzesten Ortsnamen der Welt: „Å“ (mit einem Kringel an der Spitze, wo sich auch das einzige Stockfisch-Museum der Welt befindet.
Auf Røst folgt Ardenes, wo das Wal-Beobachtungszentrum zuhause ist und u.a. Pottwale geortet und ihre Wege erforscht werden. Pottwale werden bis zu 20 Meter lang, 75 Tonnen schwer und bis zu 50 Jahre alt. Sie tauchen bis zu 3000 Meter tief und fressen täglich ca. eine Tonne Fisch und Krill. Der Tauchgang eines Wals kann bis zu zwei Stunden dauern und wenn er auftaucht, kann man sein Pusten kilometerweit hören. Gesehen haben wir leider aber immer noch keinen.

Während es weiter nordwärts geht verabschiede ich mich für den Augenblick. Wir treffen uns heute Abend im Rossini wieder. ;-)

Bis später …
Ihr Reiseleiter Hans

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17. Februar 2011

Es “menschelt” auf der AIDAluna – Hans Güth erzählt

hansPuh, das war nötig. Entschuldigung für die kurze Unterbrechung ;-) Weiter geht’s ….

Natürlich bin ich der Letzte im Bus und ernte ein paar nette Blicke meiner Mitreisenden. Ich stelle mir kurz vor, wenn der Bus ohne mich weitergefahren wäre und mich ohne Geld und Jacke am Ende der Welt zurück gelassen hätte. Eine schlimme Vorstellung.

Vom Dalsnibba sind es 20 Kilometer nach Geiranger runter. Wieder 30 Haarnadelkurven, wo die Busse zum Teil sogar nochmals rückwärts rangieren müssen, so eng sind die Kehren und wo es nicht nur meinem Schatz ganz anders wird. Aber nachdem ich ihr glaubhaft versichere, dass der Busfahrer ganz sicher keine direkte Abkürzung downhill nehmen wird, beruhigt sie sich etwas. Auch fühle ich, wie unsere Kollegen in den hinteren Reihen innerlich ihre Türmchen festhalten.

Schließlich haben wir die 1500 Höhenmeter erfolgreich überwunden. Das Dorf Geiranger, das Neuschwanstein Norwegens, kommt näher. Imposant und wunderschön, aber hoffnungsvoll überfüllt. Von Menschen, Holztrollen und Souvenirgeschäften. Ein Ort wie ein guter Horrorfilm, aber wegschauen will man dann doch nicht.

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Bald setzt uns der Tender auf die AIDA über und um 17.00 Uhr heißt es einmal mehr: Alle Mann an Bord! Wir sichern uns für die vom bordeigenen Lektor Jörg Trobitzsch moderierte Ausfahrt einen guten Deckplatz am Bug, denn jeder möchte die imposante Natur so nah als möglich erleben. Ein bisschen Gedrängel in der ersten Reihe, Daune presst sich an Daune, und so bleiben alle warm.

Nach moderater Verspätung ertönt der Typhon – natürlich lauter als der, der anderen beiden den Geirangerfjord verlassenden Schiffe – und langsam gleitet die luna durch das türkisblaue Wasser Richtung Atlantik.

Es herrscht eine bedrohliche Enge zwischen den steil abfallenden Felshängen, die hunderte von Metern aus dem Wasser ragen und den Eindruck vermitteln, als müsse sich das Schiff regelrecht hindurchzwängen. Erstaunlicherweise sind an den steilen Hängen Bauernhöfe zu erkennen, die an die mühsame Arbeit erinnern, völlig abgeschieden von der Außenwelt, als die Kinder angebunden wurden, um sie vor dem Absturz zu bewahren.

Ein paar hundert Meter weiter nähern wir uns den „Syv Söstre“ (Sieben Schwestern), eine der vielen Sehenswürdigkeiten in diesem Fjord. Das Wasser stürzt aus Schwindel erregender Höhe über glitzernde Kaskaden in die Tiefe, hebt sich wie silberne Seide von dem gewetterten, schwarzen Stein ab und zerstiebt in Millionen kleine Tropfen, bevor es endlich die ruhige Oberfläche des Fjords erreicht. Das Sonnenlicht lässt diese Nebelschwaden aus Wasser in allen Regenbogenfarben glitzern.

geiranger-die-siebenschwestern_bearbeitet-1 Auf der anderen Fjordseite wartet seit Jahrtausenden vergeblich der „Freier“. In einer norwegischen Sage ist zu lesen, dass vor vielen, vielen Jahren der Freier eine der sieben bildschönen Schwestern heiraten wollte. Eine nach der anderen ließ ihn abblitzen – am Ende blieb nur eine der Schwestern übrig. Nachdem sie ihn immer wieder hingehalten hatte und letztendlich auch “nein” sagte, ergab sich der Freier dem Alkohol. Seit dieser Zeit stehen sich im Geirangerfjord die Schwestern und der Freier gegenüber. Schaut man sich den Freier genau an, erkennt man in der Form des Wasserfalls die Form einer Flasche.

Schon bald werden wir diese Naturschönheit verlassen. „In vier Kilometer rechts abfahren und dann 1.500 Kilometer bis zum Nordkap“, sagt die Frauenstimme in meinem Unterbewusstsein. Es geht weiter an der kantigen Küste Norwegens, vom sonnigen Süden in den mitternachtssonnigen Norden.

Gegen 18.30 Uhr bricht langsam das Fußballfieber aus. Heute entscheidet es sich, ob Deutschland ins Traum-Finale gegen Holland kommt. Wir haben die Wahl zwischen Pool-Deck, Anytime-Bar und dem Theatrium. Wir entscheiden uns für Letzteres und nach gründlicher Vorarbeit bei der Platzwahl warte ich bei zwei Ipanema’s und einer Flasche Erdnüsse auf Delling, Netzer und meinen Schatz. Der macht noch schnell die Sushi-Bar leer.

Zwei Stunden später ist das Theatrium übervoll, viele zeigen Flagge und tragen ein Deutschlandtrikot. Auch ich natürlich. Hinter uns hat sich eine Familie aus Leipzig mit ihren zwei vuvuzelalärmenden, überflüssigen Ablegern breit gemacht, die dem ganzen Umfeld vor, während und nach dem Spiel gewaltig auf die Nerven gehen. Meine Wette habe ich jetzt schon gewonnen. Die Mutter fragt mich doch tatsächlich, welcher Spieler „Hans Güth“ ist und ob das die Unterschriften von der Nationalmannschaft sind. Klar, sage ich und bin haarscharf an einer Adoption vorbei geschrammt. Immerhin ist mir das den Drink des Tages wert, einen „Fresh Garden“, eine Vitaminbombe mit Mango und Orange. Aber ich beschließe, sollte die Jogi-Elf das Finale erreichen, mein Trikot in der Kabine zu lassen.

Dann gibt’s noch heftig Ärger neben mir, als so ein arroganter Trottel, dem offenbar das Schiff gehört, den Platz links neben mir, den eine nette Dame für ihren Mann frei hält, in Beschlag nimmt und sogar noch seine Frau mit reinquetscht. Die nette Dame sagt’s ihm mit größtmöglichem Takt erst freundlich, dann mit hoch gezogenen Augenbrauen, zum Schluss drohen wir ihm in einer wenig politisch korrekten Ausdrucksweise gemeinsam an, dass er in skandinavischen Gewässern den Fahrtenschwimmer nachholen kann, falls er nicht sofort die Reste seines menschlichen Anstands hervorkramt. Mit ramponiertem Ego und heulender Gattin zieht er endlich von dannen.

Nach enttäuschendem Hasenfuß-Fußball verlieren die Deutschen gegen Spanien mit 0:1 (Tor: Iniesta). Und wieder einmal hat sich meine Meinung bestätigt, dass ein Verlust der Mittelfeld-Dominanz – wie beim Schach – fast automatisch den Verlust der Partie mit sich zieht. Nur glauben will mir das nie einer, schon gar nicht zuhause bei meinem Verein.

Es geht gegen Mitternacht. In unserer serienmäßigen Chill-out-Zone auf Deck 7 genießen wir auf dem Balkon noch etwas die strahlende Abendsonne, bevor wir uns endgültig ins Bett trollen. Wir freuen uns auf das Nordkap.

Eine gute Nacht wünscht Ihr Reiseleiter
Hans

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