19. Februar 2011 von Hans Güth

Auf dem Weg zum Nordkap – Hans Güth erzählt

hans

Freitag, 09. Juli 2010

Nordkap/Honningvåg, Liegeplatz Pier 3, Liegezeit 19.00 bis 24.00 Uhr, Wettervorschau: wolkig, 10 Grad.

Nicht immer war das Nordkap reines Touristenziel. Die ersten Menschen erreichten diesen nördlichsten Punkt Europas nach Ende der letzten Eiszeit, als sich die Gletscher vor 8.000 bis 10.000 Jahren zurückgezogen hatten. Es waren Angehörige der Komsa-Kultur, die die Region besiedelten und sich vom Fischfang, Robben und Vögeln ernährten. Später folgten die Samen, die auch heute noch ihre Rentierherden einmal im Jahr zu ihren Weideplätzen am Nordkap bringen. Die Rentiere folgen den mehrere tausend Jahre alten Wanderrouten vom Festland (Finnmarksvidda) über den Mageroysund zum Nordkap.

Der organisierte Tourismus nahm schließlich am 9. Juli 1845 mit der Ankunft des Dampfschiffs „Prinds Gustav“ Fahrt auf. Erste Gruppenreisen veranstaltete das Londoner Reisebüro Cook im Jahre 1875. Bald entdeckten auch die “Hurtigruten” die besondere Faszination des Nordkaps und nahmen Honningvåg 1893 in ihren Fahrplan auf. Das erste Postamt mit Champagnerausschank wurde 1898 eröffnet.

Um den immer stärker werdenden Tourismus zu regulieren und die Umwelt zu schützen, wurde 1927 die Gesellschaft zum Wohle des Nordkaps (Nordkapp Vel AS) gegründet. Mit der Fertigstellung der Straße von Honningvåg zum Nordkap begann der moderne Tourismus per Bus und Auto. Die erste Nordkaphalle wurde 1959 gebaut, 1988 erweitert und 1997 noch einmal vergrößert. Obwohl mit dem Bau des etwa 6,8 Kilometer langen Tunnels durch den Mageroy-Sund 1999 der Fährverkehr von Honningvåg zum Festland eingestellt wurde, wird der Ort auch weiterhin von den Hurtigruten angefahren und ist Ausgangspunkt zum Nordkap. Und was Carl Vogt im Jahre 1861 ins Leben rief, ist auch heute noch schöne Tradition: Auf die Ankunft am äußersten Außenposten der europäischen Zivilisation mit einem Glas Sekt anzustoßen. Was natürlich auch wir tun. Zum Wohl! ;-)

honningsvag

Es ist 6.00 Uhr. Die Sonne weckt mich. Heute komme ich nicht drum rum. „Mrs. Gnadenlos“ schleppt mich ins großzügig ausgestatte Fitness-Center auf Deck 11. Hochglanzpolierte Eisen in High-Tech-Titanlegierung, überall große insektenhafte Maschinen, auf denen schwitzende Leute in Stretchklamotten sitzen. Wie üblich eine halbe Stunde aufs Fahrrad, danach einige Geräte und zum Abschluss nochmals 30 Minuten stramm marschieren auf dem Laufband. Direkt vor mir das Meer und ich habe das Gefühl, über Wasser zu gehen.

Nachdem ich meine Muskeln gestählt habe, stürze ich mich frisch aufgepumpt aufs Frühstück im „Weite-Welt-Restaurant“ am Heck auf Deck 10. Das Restaurant ist kleiner und ruhiger, aber auch hier wird alles angeboten, was man so an feinen Sachen zum Frühstück zu sich nehmen kann. Zum Abschluss noch einen großen Obstteller mit Ananas, Melone, Kiwi und Nektarinen, dann zieht sich mein Schatz in die Kabine zurück. Mich schickt sie zur Weiterbildung ins Theatrium, wo unser Lektor Hr. Trobitzsch einen Vortrag über Island hält. Doch ich werde plötzlich müde, vergesse Island und verschwinde auch in meine Koje. Früh aufstehen ist halt nicht mein Ding.

Übrigens, so ein Schiff ist eine ideale Einschlafhilfe. Du gleichst dich im Bett den Schiffsbewegungen an, die Wellen wiegen einen in erholsamen Schlaf. Geborgen fühlt man den fernen Rhythmus der Schiffsmaschinen wie den Herzschlag einer Mutter. Und wer viel schläft, sieht ja bekanntlich jünger aus. Deshalb wird bei den Best-Agers in Kabine 7133 auch tagsüber manchmal hemmungslos geratzt.

Wir lesen uns nach meinem Nickerchen wieder.
Ihr Reiseleiter Hans

Der Beitrag wurde am Samstag, den 19. Februar 2011 um 14:39 Uhr veröffentlicht und wurde unter Reisen abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

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