1. Februar 2018 von Christa

Ausflug zur Thaddäuskirche – Iran Folge 07

Obwohl es gestern Abend im Hotel sehr laut war wache ich heute Morgen gut ausgeschlafen auf. Eigentlich wollten wir um 8.00 Uhr aufbrechen. Doch das klappt nicht. Unser Bus ist in der Werkstatt. So wie es sich darstellt handelt es sich um eine größere Panne. Trotz dieser Unannehmlichkeit ist die Stimmung in der Gruppe gut. Gemeinsam warten wir in der Hotelhalle auf einen Ersatzbus, trinken Tee und nutzen die Zeit, um uns näher miteinander bekannt zu machen. Wir erzählen uns von unseren Berufen und dem Berufsleben, den Kindern und natürlich auch von unseren vergangenen Reisen.

Um 9.30 Uhr geht’s dann endlich los. Zuvor verabschieden wir uns von unserem bisherigen Busfahrer und danken ihm mit einem Trinkgeld. Nach der Reparatur seines Busses fährt er wieder zurück nach Teheran und hat bis zu seinem nächsten Einsatz unfreiwilligen, unbezahlten Urlaub.

Ausflug zur Thaddäuskirche nahe der türkischen Grenze

Das Wetter ist trotz schlechter Vorhersagen sehr schön. Klirrend kalt zwar, doch scheint die Sonne. Die Fahrt aus Täbris heraus ist mühsam. Wie in Teheran gerät auch hier der Verkehr immer wieder ins Stocken. Wir verbringen viel Zeit mit Warten vor Polizeistationen und Tankstellen.

Auf der Fahrt zur Thaddäuskirche immer wieder ein Stopp

Die Stimmung in der Gruppe kippt. Kaum einer von uns ist mit seinem Sitzplatz zufrieden. Die Sitze lassen sich nicht verstellen, die Gurte sind unflexibel, die Heizung lässt sich nicht regulieren und die Frontscheibe des Busses hat Sprünge. Die Vorstellung, den Rest der Reise in diesem maroden Bus verbringen zu müssen, ist grauenhaft. Unsere Berlinerin nimmt’s gelassen: „In Afghanistan hatten wir einen viel schlimmeren Bus und wir haben’s überlebt.“

Während der Fahrt durch das teils landwirtschaftlich geprägte, teils einsame und karge Hochland von Ostazarbaidjan erfahren wir etwas über die Entwicklung des Christentums im Iran.

Impressionen auf dem Weg zur Thaddäuskirche

Durch das Hochland von Ostazarbaidjan

Gegen 14.00 Uhr erreichen wir endlich die völlig einsam gelegene armenische Thaddäuskirche mit der angeschlossenen Klosteranlage. Das beliebte Ausflugsziel liegt nah an der Grenze zur Osttürkei. Mich wundert, dass wir an diesem geschichtsträchtigen Ort die einzigen Touristen sind. Angeblich sollen hier die Gebeine des gleichnamigen Apostels ruhen.

Die armenische Thaddäuskirche im Iran

Die Legende erzählt, dass der spätere Heilige vor der Christenverfolgung in Palästina nach Armenien geflohen ist. Dort soll er kraft seines Glaubens den schwer kranken König von Edessa, dem heutigen Urfa in der Türkei, geheilt haben. Daraufhin konvertierte dieser samt seinem Hofstaat zum Christentum. Auf Bitte des Königs zog Thaddäus durch das ganze Königreich und bekehrte die Menschen. Nach König Abgars Tod fiel sein Nachfolger wieder vom christlichen Glauben ab und setzte der Missionierung ein jähes Ende. Er ließ alle Christen im Land verfolgen. Auch Thaddäus fiel dieser Verfolgung zum Opfer. Er wurde gefasst und starb der Überlieferung nach zwischen 60 und 64 n. Chr. den Märtyrertod. Nach mehr als 400 Jahren soll ein Einsiedler die Gebeine des Thaddäus gefunden und hierher gebracht haben.

Mit dem Tode des letzen Abts im Jahr 1948 gibt es in der Klosteranlage keine Mönche mehr. Doch jedes Jahr, immer 105 Tage nach dem jeweiligen Osterfest, pilgern armenische Christen aus aller Welt scharenweise hierher, um dem heiligen Thaddäus während einer Messfeier zu gedenken. Seit der Islamischen Revolution 1979 dürfen nur Christen diese Messe besuchen. Während des dreitägigen Festes entsteht rund um die Anlage eine regelrechte Zeltstadt für die Pilgerinnen und Pilger. Heute ist die Klosteranlage ein bedeutender Wallfahrtsort und seit 2008 ins Weltkulturerbe aufgenommen. Weshalb die Thaddäuskirche auch „schwarze Kirche“ genannt wird bedarf keiner Worte. Das erklärt dieses Bild.

Thaddäuskirche im Iran

Die dunklen Tuffsteine datieren aus dem 14 Jh. und geben der Kirche ihren Namen: „Qareh Kelisa“ was so viel wie „Schwarze Kirche“ bedeutet. Die hellen Sandsteine des Bauwerkes stammen aus späteren Bau- und Renovierungsphasen. Die Außenwände sind sehr unterschiedlich gestaltet. Während die des älteren Teiles eher schmucklos sind, erzählen die Reliefs an den Aussenwänden des neueren Teiles Geschichten von Heiligen und Engeln.

Relief an der Thaddäuskirche im Iran

Während unseres Rundganges haben Shahab und die beiden Busfahrer für uns ein wunderbares Picknick gerichtet. Ich habe Hunger und greife kräftig zu. Sogar an heißen Tee haben die beiden gedacht, der uns bei der winterlichen Kälte richtig gut tut. Bevor wir die Heimfahrt antreten suchen wir noch einmal die „Technik“ auf. Oh Schreck. Die Wasserleitungen sind eingefroren. Wie peinlich.  :-(

Gegen 16.00 Uhr machen wir uns auf den Heimweg. Im Bus ist es mollig warm. Draußen schneit es. Armenische Choräle, die aus den Lautsprechern des CD-Players erklingen, entführen mich in meine Träume.

Christa Schwemlein

Erlebt am:
Mittwoch, den 15.März 2017

Der Beitrag wurde am Donnerstag, den 1. Februar 2018 um 23:06 Uhr veröffentlicht und wurde unter Kirche, Reisen abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

Eintrag Nr. 12763 | Kategorie Kirche, Reisen | 0 Kommentare »





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