Das Kreuz mit dem Kreuz – Karfreitagsgedanken
Das Kreuz steht im Mittelpunkt des heutigen Tages. Es ist Symbol für die Hoffnung und das Heil des christlichen Glaubens. Heute am Karfreitag schaue ich jedoch mit anderen Augen auf das Kreuz. Ich sehe darin eher eine Folter und ein Symbol, das für Sinnlosigkeit und Unmenschlichkeit steht, anstatt für Heil und Hoffnung. Mit dieser Sicht auf das Kreuz stellt sich für mich dann die Frage nach dem “WARUM”. Warum musste Jesus sterben?
Es ist noch nicht so lange her, da beantwortete ich diese Frage mit dem Satz: “Jesus starb um unserer Sünden willen, damit wir erlöst sind”. Dieser Satz ist ein Überbleibsel aus Kindertagen, der durch ständiges Wiedergeben mit den Jahren zu einem Glaubenssatz wurde.
Ob ich mir je Gedanken darüber gemacht habe, ob Gott nicht eine andere Möglichkeit hätte finden können, die Welt und damit auch mich persönlich aus meiner Sündenverstricktheit zu befreien, ich weiß es nicht. Musste es ausgerechnet so ein blutiges Opfer sein?
Unter diesen Gesichtspunkten habe ich meine Last mit dem Kreuz und diese wird umso schwerer, wenn mich das Kreuz persönlich trifft. Warum gerade ich? Und schon ist sie wieder da, die Frage nach dem “WARUM”. Das Heilszeichen, mein Glaubenssatz, wird zum Widerspruch. Ich fühle mich hilflos und allein gelassen. Mein Leid wird zum Stolperstein – auch zum Stolperstein meines Glaubens.
Sicher wäre es jetzt interessant der Frage nach dem Leid nachzuspüren oder den Satz: “Jesus starb um unserer Sünden willen” mit Blick auf die theologische Entwicklung zu deuten. Aber darauf will ich heute nicht eingehen. Später mal – vielleicht.
Eine mögliche Antwort auf das “Warum” habe ich für mich vergangenen Samstag beim Schreiben meiner kleinen Bibelkunde gefunden. Das Kreuz als Spiegel kam mir in den Sinn und die Idee für den heutigen Beitrag war geboren.
Jesus war Prophet, zu Neudeutsch ein Querdenker. Nicht zu verwechseln mit Quertreiber, lese ich in diversen Blogs. Querdenker seien das Salz in der Suppe, weil sie Niemandem nach dem Mund reden, wie es so mancher tut, der nach Reichtum, Macht und Anerkennung strebt. Kompromisslos gehen solche Menschen ihren Weg und werden wegen ihrer Haltung für viele unbequem – zum “roten Tuch“. Querdenker machen sich unbeliebt, weil sie den Mut besitzen eine Wahrheit auszusprechen, die viele nicht hören wollen. Sie werden zu Störenfrieden in ihrem System.
Was passiert mit einer Suppe, die versalzen ist? Weg damit!
Und so gesehen ist das Kreuz für mich ein Spiegel, der mir die menschlichen Abgründe zeigt. Er konfrontiert mich mit dem Leid und dem Tod, mit den Grausamkeiten zu denen zivilisierte Menschen fähig sind, wenn sie die Angst überfällt. So sehe ich das Kreuz also auch als Mahnmal und Aufforderung immer wieder in den “Spiegel” zu schauen, mich des Vergangenen zu erinnern und mit meinen Möglichkeiten dafür einzutreten, die Welt ein wenig menschlicher zu gestalten.
Leid und Tod sind eine bittere Realität – damals wie heute.
Christa Schwemlein
Der Beitrag wurde am Freitag, den 21. März 2008 um 18:38 Uhr veröffentlicht und wurde unter Eigene Gedanken zu..., Fasten, Kirche, Kleine Bibelkunde abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
Eine Reaktion zu “Das Kreuz mit dem Kreuz – Karfreitagsgedanken”
Einen Kommentar schreiben
du mußt angemeldet sein, um kommentieren zu können.
Am 21. März 2008 um 22:48 Uhr
[...] Auf die Frage, warum das Leben manchmal so schwer und leidvoll sein kann habe ich, auch wenn ich Christin bin, keine Antwort. Ein Sprichwort sagt allerdings: Aus Schaden wird man klug. Und vielleicht ist ja gerade die Bewältigung von Leid – so gut das eben gelingen kann – ein Schritt in die richtige Richtung – ich weiß es nicht. [...]