20. Mai 2010 von Christa

Sich einmischen oder sich raushalten?

Die Hölle war brechend voll. Eine unendlich lange Schlange von Menschen stand vor der Eingangstür und wartete auf Einlass. Es half nix, der Teufel musste selbst herauskommen, um die Wartenden wegzuschicken.

„Liebe Leut’ die Hölle ist voll. Ich habe nur noch ein einziges freies Plätzchen. Und dieses mag ich für den schlimmsten Sünder aufheben. Gibt es unter euch vielleicht einen Mörder?”

Der Teufel hörte sich alle Vergehen der Reihe nach an. Plötzlich bemerkte er jemanden, der etwas abseits stand.

„Was ist mit dir? Was hast du denn angestellt?“

„Nichts“, antwortete der Mann. „Ich bin ein guter Mensch. Ich bin nur versehentlich hier. Ich dachte, hier gäbe es Zigaretten.“

„Aber du musst doch irgendetwas verbrochen haben“, sagte der Teufel. „Kein Mensch ist ohne Fehler.“

“Ich hab’ viel gesehen“, antwortete der „Gutmensch“, „aber ich hielt mich immer raus. Ich sah, wie Menschen ihre Mitmenschen quälten, aber ich habe niemals mitgemacht. Ich sah wie Menschen ihre Mitmenschen verfolgten, aber ich habe mich niemals daran beteiligt. Ich sah, wie Sie auf wehrlosen Menschen herumtrampelten. Aber ich als einziger tat nichts.“

„Absolut nichts, rein gar nichts?“ fragte der Teufel ungläubig. „Bist du dir wirklich sicher, dass du das alles mit angesehen hast?“

“JA! Dies alles geschah sogar vor meiner eigenen Tür.“

 „Und du hast wirklich nichts getan?“, fragte der Teufel noch einmal.

“NEIN ZUM TEUFEL! –  ICH HABE NICHTS GETAN!

„Komm herein mein Sohn. Das freie Plätzchen dahinten gehört dir!“

Und als er den „guten“ Menschen einließ, drückte sich der Teufel zur Seite, um mit ihm nicht in Berührung zu kommen.

Nach einer Erzählung von A. Calderón.

***

Diese Geschichte kam mir gestern zwischen die Finger, als ich nach weiterem Material zur Erstellung  meine Situationsanalyse suchte. Bei meiner Recherche stieß ich auf ein dunkles Kapitel in der Geschichte von Sandhofen.
1944 wurde in der damaligen Friedrichsschule ein Außenlager des “KZ Natzweiler-Struthof” errichtet. Das Lager diente zur Unterbringung von über 1000 Zwangsarbeitern, die während des Warschauer Aufstands im Sommer 1944 aus ihrer Heimatstadt verschleppt worden waren. Heute ist in den Kellerräumen der “Gustav-Wiederkehrschule” eine Gedenk- und Dokumentationsstätte eingerichtet.

Christa Schwemlein

P.S.
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Der Beitrag wurde am Donnerstag, den 20. Mai 2010 um 20:21 Uhr veröffentlicht und wurde unter Geschichten abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

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2 Reaktionen zu “Sich einmischen oder sich raushalten?”

  1. ver-rueckt » Blog Archiv » Social Media

    [...] In diesem Beitrag geht es auch teuflisch zu. Hier zeigt sich der Teufel von einer fast sympathischen Seite. Viel [...]

  2. ver-rueckt » Blog Archiv » Mobbing - Macht durch Gemeinschaft

    [...] Passend zum Thema, eine teuflische Geschichte. Viel [...]

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