18. Februar 2011 von Hans Güth

Ein Tag auf der AIDAluna – Hans Güth erzählt

hans

Donnerstag, 8. Juli 2010

2. Seetag. Auf dem Weg zum Nordkap/Honningvåg. Wolkig, 11 Grad, Sonnenaufgang 03.50 Uhr, ca. 1200 Kilometer bis zum Nordkap. 08.00 Uhr. Das Schiff ist auf dem Weg zum nördlichsten Punkt der Erde, der mit dem Auto zu erreichen ist – dem Nordkap. Mit einer Geschwindigkeit von ca. 35 km/h pflügt die luna durch die friedliche See. „Honey“ will trainieren, ich ausschlafen. Nach einem kurzen Disput gewinne ich die Runde und mein Schatz zieht beleidigt ab.

Beim Frühstück ist wieder „klar Schiff“ in unserer Beziehungskiste. Beim morgendlichen Spaziergang über das Schiff treffen wir das Ehepaar aus Maulbronn wieder und erwähnen, dass wir auf Hochzeitsreise sind. Salzwasser in den Augen.

Am perfekt platzierten AIDA-Shop kommt meine Süße natürlich wieder nicht vorbei und mir schwant Böses. Aber es bleibt erfreulicherweise nur bei Boss-Schuhen (Sonderangebot!) und einem Polo-Shirt für Johann. Dafür sahnt Jenna beim Juwelier auf der Gegenseite mit einer D&G-Uhr kräftig ab. „Travel value“ (ex duty-free) heißt das Zauberwort, also alles Schnäppchen! Unsere Bordrechnung wächst langsam ins Utopische und ich rechne mir aus, wann ich über Bord springen muss.

Heute Abend ist unser „Rossini“-Tag, deshalb fällt das Mittagessen aus. Wir gammeln ein wenig rum und stranden schließlich an der AIDA-Bar bei Maria, die einfach zu leckere Cocktails macht. Meine Bogner-Lady nimmt einen „Kir Royal“ sowie eine blutige Maria zu sich, ich entscheide mich für „Red Sky“, himmlisch und kirschrot mit Ananas, wobei ich mir mit dem ganzen Dekorations-Schnickschnack fast ein Auge aussteche.

Exakt um 12.55 Uhr überqueren wir den nördlichen Polarkreis. Jetzt sind es (nur) noch 2000 Kilometer bis zum Nordpol, praktisch ein Katzensprung. Wir genießen den Moment, ganz nah am Pol dran zu sein. Die warme Sonne hat sich auf maximale Annehmlichkeit eingestellt und geht jetzt nicht mehr unter. Die Außentemperatur beträgt immer noch 12,5° und wir bekommen leichte Probleme mit dem Zeitgefühl.

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Im Theatrium läuft gerade wieder eine Auktion der bordeigenen Galerie. Da werden überteuerte Bilder von einem langhaarigen Anzugträger mit Namen Gerd von Hassel zum „Spottpreis“ versteigert. Als ich mich am Kopf kratze, gehört mir fast „Cool im Pool“ von Udo Lindenberg für schlappe 1900 Euro. Ich habe Glück, eine Dame mit Sportsgeist rettet mich im letzten Moment.

Wir verziehen uns eine Ecke weiter ins „Café Mare“, wo uns unsere hübsche Philippina Rose einen Spitzenkaffee mit Kuchen serviert. Rose ist, wie alle anderen Angestellten auf der AIDA, sehr freundlich und hat, wie ihre Kolleginnen und Kollegen, nicht dieses mittlerweile pandemische Service-Lächeln des amerikanischen Dienstleistungssektors aufgesetzt. Sie nimmt sich selbstverständlich auch Zeit, unsere neugierigen Fragen nach verheiratet/ledig/Ehemann/Freund/Wohnort usw. brav zu beantworten. Das wäre in meinen jungen Jahren mal ein Knöchlein für den Luchs gewesen!

Im Fotoshop holen wir uns die neuesten Bilder des AIDA-Fotografen ab, die uns, wenn auch zu teuer und im Grunde unnötig, als schöne Erinnerung sicher immer wieder erfreuen werden. Direkt an den Fotoshop schließt das Casino an. Da läuft gerade ein Roulette-Workshop, in dem das russische Personal den Naiven zeigt, wie sie ihren Soli verzocken können.

Honey muss unbedingt nochmals zur Shopping-Meile, da läuft gerade die Angebots-La-Ola. Ich schaue in der Zwischenzeit beim Darts auf Deck 12 hinter der Tischtennisplatte vorbei. Verräterische kleine Löcher in den Deckplanken, im Schott, in der Reling, ja, sogar auf dem Kunstrasen zeigen mir aber sofort, dass es klüger ist, sich von den Darts-Leuten fernzuhalten.
Am späten Nachmittag nähern wir uns bei schönstem Sonnenschein den Lofoten. Eine Inselgruppe, die sich über 100 Kilometer entlang der norwegischen Küste hinzieht. Wo es im Winter wohl schneit, aber dank des Golfstroms nie so richtig kalt wird. Wie eine Mauer erheben sich die spitzen, glatt polierten, bis 1262 Meter hohen Zinnen und Zacken der Lofoten aus den Tiefen des Ozeans, mit malerischen Fischerdörfern zu ihren Füßen. Ein Paradies für Radfahrer, Wanderer, Angler, Paddler und Vogelfreunde.

Die ersten drei Inseln heißen Røst-Inseln und sind die Heimat vieler seltener Vögel und dem Ort mit dem kürzesten Ortsnamen der Welt: „Å“ (mit einem Kringel an der Spitze, wo sich auch das einzige Stockfisch-Museum der Welt befindet.
Auf Røst folgt Ardenes, wo das Wal-Beobachtungszentrum zuhause ist und u.a. Pottwale geortet und ihre Wege erforscht werden. Pottwale werden bis zu 20 Meter lang, 75 Tonnen schwer und bis zu 50 Jahre alt. Sie tauchen bis zu 3000 Meter tief und fressen täglich ca. eine Tonne Fisch und Krill. Der Tauchgang eines Wals kann bis zu zwei Stunden dauern und wenn er auftaucht, kann man sein Pusten kilometerweit hören. Gesehen haben wir leider aber immer noch keinen.

Während es weiter nordwärts geht verabschiede ich mich für den Augenblick. Wir treffen uns heute Abend im Rossini wieder. ;-)

Bis später …
Ihr Reiseleiter Hans

Der Beitrag wurde am Freitag, den 18. Februar 2011 um 10:41 Uhr veröffentlicht und wurde unter Reisen abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

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