17. Mai 2008 von Christa

1 + 1 + 1 = ?

… ist drei, das weiß doch jeder!  ;-)

Morgen feiern wir in der Kirche den Dreifaltigkeitssonntag oder Trinitatis, wie ihn die evangelischen Christen nennen.

gottesbilder-rhein.jpgSchon wieder Kirche? Dabei hatte ich angekündigt, dass es nach Ostern bei www.ver-rueckt.net weltlicher zugehen wird. Wie kommt es zu diesem Sinneswandel? Nun, mein schlechtes Gewissen erinnert mich an eine offene Anfrage– die Frage nach den Gottesbildern.

Mein junger Internetfreund konfrontierte mich vor längerer Zeit mit einer Bibelstelle aus dem “Ersten Testament”, wo es sinngemäß heißt, wir dürfen uns kein Bild von Gott machen. Schon lange wollte ich etwas dazu schreiben, fand aber nie Zeit und Muße, mich auf dieses Thema einzulassen, zumal es im Netz so viele gute Artikel von Fachleuten gibt.

Jedoch bietet sich der morgige Sonntag geradezu an, diese “Altlast” abzuarbeiten. ;-) Viele Menschen tun sich schwer damit etwas über Gott zu sagen. Wenn sie überhaupt von ihm sprechen, dann in Bildern, indem sie eigene Erlebnisse und Erfahrungen auf ihn übertragen.

gottesbilder-vogel.jpgWie passt das zu dem Gebot: “Du sollst dir kein Gottesbild machen?” Sicher ist der Sinn dieses Gebotes auch heute noch, dass wir das unbegreifliche Geheimnis, das Gott ist und bleibt, mit unserem begrenzten Verstand nicht erfassen können. Wir müssen uns bewusst bleiben, dass Gott immer größer ist als alles, was wir von ihm denken, sagen und in unseren Vorstellungsbildern ausdrücken können. Und dennoch geht es nicht ohne Bilder!

Wenn für mich etwas von Bedeutung ist, mache ich mir ein Bild, sowohl von Menschen als auch von der örtlichen Umgebung. Lese ich ein Weblog, das mir gefällt, mache ich mir ein Bild von der Person, die dahinter steckt. Höre ich ein Hörspiel, mache ich mir von den mitwirkenden Personen und ihrer Umgebung ein Bild. 

Die Bibel selbst gebraucht eine riesige Menge von “Wort-Bildern”, um Gottes Wirken in der Geschichte zu beschreiben. Dabei handelt es sich immer um Erfahrungen, die Menschen zu ihrer Zeit mit ihrem Gott gemacht haben.

gottesbilder.jpgBilder sind Zugangswege zu Gott, die sehr unterschiedlich sein können. Ein Leser schrieb mir, dass er Gott im Staunen über die Großartigkeit seiner Schöpfung erfährt.

Da jedoch hinter jedem Gottesbild eine ganz persönliche Erfahrung steckt, können Bilder auch Wege weg von Gott sein. Ich will dies mal an dem Bild “Gott ist wie ein guter Vater” deutlich machen.

Beim Wort Vater steigen Gefühle an den eigenen Vater auf, positive oder negative - je nachdem. Hatte ich zu meinem Vater Vertrauen, so ermöglicht mir das Bild von Gott, als “Vater Gott”, Vertrauen. Hatte ich vor meinem Vater Angst, so wird mit dem Bild des Vaters mit Sicherheit Angst in mir aufkommen. Wer von seiner Mutter keine Liebe erfahren hat, wird es mit dem Bild “Gott ist wie eine liebende Mutter” sehr schwer haben.

gottesbilder-wolken.jpgDiese Beispiele zeigen in etwa die Grenze von allen Bildern, die wir uns von Gott machen. Wir können zwar nicht anders als in Bildern von Gott reden, dennoch ist ER immer größer als all unsere menschliche Vorstellung, die wir uns von ihm machen. Ich denke entscheidend ist, nicht in den Bildern, sondern durch die Bilder hindurch Gott zu begegnen.

Die Gottesbilder in der Bibel sind so bunt wie das Leben selbst. Gott wird als Vater, König, Fels und Licht beschrieben; aber auch als Mutter, Burg, Quelle und Sonne, um nur mal einige zu nennen. In den Gleichnissen des “Neuen Testamentes” wird er mit einem Hausherrn, einem Sämann und einem guten Hirten verglichen. Aus all diesen Bildern entsteht ein Ganzes – ein großes Bild.

Die Beispiele zeigen, dass wir Gott nicht auf ein Bild fixieren können. Erst alle Bilder zusammen lassen uns erahnen, wer und wie Gott ist – aber eben nur erahnen.

Morgen am Dreifaltigkeitssonntag steht unser spezifisch christliches Gottesverständnis im Mittelpunkt der Verkündigung. Der Sonntag lädt geradezu ein selbst einmal über dieses Verständnis und unser Verständnis zu Gott nachzudenken.

Welches Bild würde ich von Gott malen, wenn ich dazu aufgefordert würde?

Erleichtert, endlich diese “Altlast” vom Tisch zu haben wünsche ich Ihnen und euch  einen wunderschönen Sonntag.

Ihre und eure
Christa Schwemlein :-)

Fotos: Ewald Erb
 

Der Beitrag wurde am Samstag, den 17. Mai 2008 um 21:19 Uhr veröffentlicht und wurde unter Eigene Gedanken zu..., Kirche, Kleine Bibelkunde abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

Eintrag Nr. 1042 | Kategorie Eigene Gedanken zu..., Kirche, Kleine Bibelkunde | 2 Kommentare »





2 Reaktionen zu “1 + 1 + 1 = ?”

  1. Martin

    Liebe Frau Schwemlein,

    so bunt und vielseitig wie das Leben selbst ist auch Ihre Homepage; schön und weiter so!

    Vor einiger Zeit suchte ich im Netz eine Anregung für eine Unterrichtsstunde. Google führte mich auf auf Ihre Seite. Ich wurde zwar nicht fündig aber seit der Zeit lese ich regelmäßig bei Ihnen.

    Ich bin kein großer Kommentarschreiber. Folgende Geschichte fällt mir zu Ihrem Beitrag ein, die ich Ihnen gerne zukommen lassen möchte.

    Vom heiligen Augustinus wird erzählt, er habe Tage und Nächte lang über das Geheimnis Gottes in drei Personen nachgedacht.
    Da sah er, als er am Meer spazieren ging, einen Jungen, der versuchte, mit einer kleinen Muschel das Meer in eine Sandgrube zu schöpfen. Da lachte Augustinus: Wie willst du das unendliche Meer in diese kleine Grube schöpfen? – Der Junge antwortete: Wie willst du den unendlichen Gott mit deinem kleinen Verstand begreifen.

    Liebe Frau Schwemlein, Gott bleibt immer größer, als unser menschlicher Verstand zu begreifen vermag. Es geht ja auch nicht darum, dass wir Gott begreifen, sondern dass wir uns von seiner Liebe und Macht ergreifen lassen.

    Ihnen liebe Grüße und weiterhin viel Freude mit Ihrer Seite.
    Martin

  2. Christa

    Hallo Martin,

    danke für das Kompliment – freut mich. :-)

    Ihre Geschichte möchte ich gerne als Beitrag veröffentlichen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen. Ich kannte sie noch nicht und sie gefällt mir sehr gut.

    Gruß
    Christa Schwemlein

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