Vom Berg der Götter nach Kermanschah – Iran Folge 12
Nach dem straffen Vormittagsprogramm verlassen wir Hamadan und fahren über den Shan-Pass Richtung Kermanschah.
Die Zeit bis zu unserem Mittagspicknick verkürzt unsere Reiseleiterin mit einer ausführlichen Einführung in die Geschichte der Achämeniden.
„Am allermeisten von diesem Eroberungsvolk erfahren wir von den griechischen Geschichtsschreibern“, beginnt sie. „Diese beschreiben die Achämeniden als ein raues und unverbrauchtes Volk, das vom späten sechsten Jahrhundert bis zum vierten Jahrhundert vor Christus seine erste Blütezeit erlebte.“ Vieles von dem was ich höre ist mir inzwischen nicht mehr fremd. Nach dem Privatunterricht unseres mitreisenden Geschichts- und Lateinlehrers und dem bereits Gehörten war mein Interesse geweckt und ich habe begonnen mich in die persische Geschichte einzulesen, so dass ich heute unserer Reiseleiterin gut folgen kann. Das freut mich. Lernen macht Spaß.
Das persische Großreich gründete der einstige Provinzfürst und spätere König Kyros II. Nach seinem Sieg über die Meder, die zu seiner Zeit die Vorherrschaft über das Gebiet der iranischen Hochebene ausübten, regierte er Persien in der Zeit von etwa 559 v. Chr. bis 530 v. Chr. Als „Kyros der Große“ ging er in die Geschichte ein. Mit der Eroberung Ägyptens vollendete sein Sohn Kambysis II die Expansion des Imperiums.
Der Star unter den Achämeniden war Darius der Große. Unter seiner Herrschaft dehnten sich die Perser noch weiter aus und betraten das erste Mal europäischen Boden. Mit seinen Nachfolgern fing die Großmacht allerdings zu bröckeln an, bis Alexander der Große die Herrschaft der Achämeniden abrupt beendete. Sie wissen schon: „333 bei Issos…“.
Das war jetzt ein Schnelldurchlauf durch das Achämenidenreich. Natürlich habe ich viel mehr gehört und notiert und wüsste noch ausführlicher zu erzählen, doch würde dies den Rahmen eines Blogeintrages sprengen. Sollte ich Ihr Interesse geweckt haben, empfehle ich Ihnen „Darius und die Perser“ von Walther Hinz oder von Heidemarie Koch „Es kündet Dareios der König – Vom Leben im persischen Grossreich.“ Beide Bücher sind unterhaltsam geschrieben und vermitteln dennoch Wissenswertes.
Schmarotzer
In dem kleinen Örtchen Kangavar halten wir für unser Mittagspicknick. Amüsiert beobachte ich das Treiben am Buffet. Wie jeden Mittag schleicht die Wienerin um die angerichteten Speisen und greift, sobald sie sich unbeobachtet fühlt, nach Brot, Nüssen und Rosinen. Heute schnappt sie außerdem nach einer Banane, die sie blitzschnell in ihrer Handtasche verschwinden lässt. Verstohlen schaut sie sich um. Da sie angeblich Mittags nie etwas isst, hat sie sich zu Beginn der Reise vom kostenpflichtigen Picknick abgemeldet. Ich ordne sie dem Typ „Schmarotzer“ unter Gruppenreisenden zu.
Weitere kulturelle Stätten
Nach dem Picknick fahren wir die vorletzte kulturelle Stätte des heutigen Tages an. Etwa 30 Kilometer vor Kermanschah halten wir im Dorf Bisotum. Hier befindet sich der gleichnamige Fels. Die mit Reliefs und Inschriften versehene Stätte ist seit 2006 Unesco Welterbe und als „Berg der Götter“ bekannt. Das bedeutendste Relief dieser Anlage ist das Darius Relief. Es prangt an einem Felsmassiv und zeigt den Sieg von Darius dem Großen über seinen Hauptgegner Gaumata.
Details des Bildes sind wegen der Entfernung selbst mit starkem Zoom kaum zu erkennen, so dass wir uns die Szene an einem Schaubild erschließen.
Neben der Hauptattraktion des Areals gibt es zwei weitere Felsbilder zu entdecken. Sie stammen aus der Zeit der Parther. Doch bei aller Liebe zu meinem neu geweckten Interesse ist mein Bedarf an Geschichte und Kultur erst einmal gedeckt. Daher verzichte ich auf diese Entdeckungsreise, lege eine Pause ein und genieße bis zur Weiterfahrt die ersten zarten Sonnenstrahlen.
Nur wenige Kilometer vor unserem heutigen Etappenziel besuchen wir am frühen Abend eine ehemalige sasanidische Gartenanlage. In der Anlage befinden sich die geschichtsträchtigen Grotten von ‚Taq-e Bostan’ an deren Wände meisterhafte Reliefs vom Leben der sasanidischen Herrscher erzählen.
Wir betrachten in Stein gemeiselte Kampf- und Jagdszenen sowie verschiedene Investiturszenen sasanidscher Könige. Die Grenze meiner Aufnahmefähigkeit ist für heute endgültig erreicht. Daher halte ich die Reliefs im Bild fest, notiere mir Stichpunkte mit dem Vorsatz das Gehörte über das Sasanidenreich nachzulesen.
Nach einem langen, vollgepackten Tag beziehen wir bei Einbruch der Dunkelheit unsere Zimmer in Kermanschah. Das Hotel hat einen maroden Charme. Doch das Personal ist ausgesprochen freundlich. Wieder sind wir die einzigen Gäste. Walter und ich kommen zu spät zum Abendessen. Die Gruppentische sind alle besetzt. An einem kleinen Tisch, nur für uns, genießen wir unsere Zweisamkeit, das vorzügliche Essen und vermissen zum ersten Mal ein gutes Glas Wein.
Christa Schwemlein
Erlebt am:
Samstag, den 18. März 2017 – Nachmittag
Der Beitrag wurde am Donnerstag, den 15. Februar 2018 um 13:38 Uhr veröffentlicht und wurde unter Reisen abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
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