23. August 2011 von Christa

E-learning – weitere Erfahrungen

Heute richte ich mein Augenmerk auf die zweite Säule meines „Social-Media-Basislehrganges“, die Gruppenarbeit.

Als anwendungsorientierte Lernende stelle ich mir immer auch die Frage: „Was kann ich mit meinem neu erworbenes Wissen anfangen?”.  Im Sommer 2010 war die Bedeutung des Internets endlich bei meinem Arbeitgeber angekommen und nach einigem Zögern auch bei unseren Kunden.

Social Media liegt bei den Marketingaktivitäten deutscher Gastronomen voll im Trend!“, las ich in den entsprechenden Fachzeitschriften. Es war nahe liegend, mich für den praktischen Teil den Lerngruppen „Kochen“ und „Social Media für KMU(kleinere und mittlere Unternehmen) anzuschließen. Aufgabe war die Gestaltung und Umsetzung einer eigenen Community. Ich war gespannt, voller Ideen und hoch motiviert. Meine hier mitlesenden Kolleginnen und Kollegen sowie einige Lieferanten der Rheinterrassen werden dies gerne bestätigen.

Bevor ich mit meinem Erfahrungsbericht fortfahre, möchte ich nochmals auf die subjektive Färbung meiner Ausführungen hinweisen. Wer wie ich einmal in eine Cybermobbinggeschichte verwickelt war und Opfer einer Traumatisierung wurde, hat mit den Auswirkungen lange zu kämpfen. Verloren gegangenes Vertrauen, da kann man sich noch so anstrengen, es kommt nicht zurück. Mir fehlte diesmal die selbstverständliche Unbefangenheit, mit der ich seinerzeit im Jahr 2003 das WWW betrat.

Meine Erwartungen an die Gruppenarbeit waren groß. 16 Teilnehmer versammelten sich in der virtuellen „KMU“ Gruppe, 11 bei den Köchen. Zunächst studierte ich die Profile meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen, sowie die der Moderatoren. Danach war ich damit beschäftigt, mich auf den Lernplattformen Xing, Facebook und dem kurseigenen Wiki zurecht zu finden. Dies kostete neben der Bewältigung der theoretischen Lernaufgabe und dem Verfolgen der verschiedenen Diskussionen viel Zeit. Mit dem kurseigenen Wiki tat ich mir besonders schwer. Ich fand weder Profile noch Beiträge der anderen Teilnehmer. War ich richtig eingeloggt? Gab es vielleicht einen anderen Zugang zu den Gruppen? Für was war diese Lernplattform gedacht? Ein mir hilfreiches Glossar war auf einmal nicht mehr da. Es war mir unangenehm die Frage nach Sinn und Zweck dieser Lernplattform zu stellen. Noch unangenehmer war mir allerdings die Antwort des Co-Modereators in der Xinggruppe: “Ich will ja nicht pingelig sein, aber die Frage gehört nicht hierher.“  WOM !!!!

Die Vorkenntnisse der Kursteilnehmer waren sehr unterschiedlich. In beiden Gruppen waren Lernende, die als Social Media Manager schon sehr tief in der Materie steckten, die technisch versiert waren und im Handumdrehen ein Blog anlegen konnten. WordPress in 5 Minuten! Ich war beeindruckt und bekam Zweifel, ob dieser Basiskurs für mich überhaupt das Richtige war.

In den Gruppen wurden wir mit verschieden Tools für die Social Media Projektarbeit bekannt gemacht. Die Stimmung in der „KMU“ Gruppe war euphorisch. Wir wollten ein fiktives Kleinunternehmen gründen und durch SMM puschen. Von einem Sportstudio war die Rede. Aus dem nachstehenden Zitat wird sicherlich deutlich, was ich bei all dem Aktionismus befürchtete.

Hallo,
ich habe jetzt mal ne ganz blöde Frage. Das mit dem fiktiven Unternehmen verstehe ich nicht ganz. Blog, Twitter, Facebook und die anderen Social Media Plattformen werden, wenn ich das richtig verstanden habe, für alle Internetnutzer sichtbar sein. Was machen wir, wenn dann irgendjemand unsere Dienste in Anspruch nehmen will? Wo nehmen wir so schnell ein “Fitnessstudio” her? Gruß Christa

Letzendlich entschieden wir uns dann doch für ein reales Projekt, das Bierland Oberfranken. Das war ganz nach meinem Geschmack, arbeite ich doch seit vielen Jahren für einen großen Gastronomiebetrieb mit einem traumhaft schönen Biergarten. Ziele wie Blog anlegen, Facebook und Twitteraccount einrichten wurden formuliert.
Wohin wollen wir aber das Bierland bringen? Wen wollen wir ansprechen? Gäste , Gastwirte, Brauereien? Waren diese grundlegenden Diskussionen an mir vorbeigerauscht? Es war schwierig mit dem Facebooktool eine vernünftige Diskussion zu führen und vor allem dabei den Überblick zu behalten. Das eigentliche Lernen bestand auch in der Gruppe aus lesen und dem sich vertraut machen mit den vorgestellten Social Media Tools. Dies alles erforderte eine Menge Zeit und eine hohe Motivation, um am Ball zu bleiben. Ich denke viele der Teilnehmer haben den zeitlichen Aufwand unterschätzt und sich deshalb vorzeitig aus dem Projekt ausgeklinkt.

Fazit

E-learning hat mit Sicherheit viel zu bieten. Für Menschen mit entsprechendem Vorwissen mag diese Lernmethode optimal sein. Es passt sich den Interessen der Lernenden an. Wissen kann vertieft werden, wo noch mehr gewusst werden will, Bekanntes kann übersprungen werden. An vielen Stellen war positive Energie zu spüren. Aber für eine Anfängerin wie mich war es zunächst ein Dilemma. Bei der hohen Informationsdichte fehlte mir oftmals die Struktur. Es war ein eigenverantwortliches und eigenständiges Lernen, welches mich trotz der zu nehmenden Hürden weiter brachte und mir ganz nebenbei sehr viel Freude bereitet hat. E-learning kann aus meiner Sicht für Anfänger aber nur dann erfolgreich sein, wenn es ein gutes Tutoring umfasst. Dieses habe ich während des Studiums schmerzlich vermisst.

Die Kommunikation war ausschließlich auf den geschriebenen Text reduziert. Dies führte auf der Gefühlsebene schnell dazu die Fassung zu verlieren. Darüber werde ich in einem der nächsten Beiträge berichten. Jetzt mag ich noch den warmen Sommerabend zusammen mit meinem Mann auf unserem Balkon genießen.

Gute Nacht!
Christa Schwemlein

Weitere Erfahrungen:
E-learning – die ersten Erfahrungen
E-learning – unschöne Erfahrungen

Der Beitrag wurde am Dienstag, den 23. August 2011 um 21:00 Uhr veröffentlicht und wurde unter Nur so... abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

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