27. Februar 2018 von Christa

Nouruz – Iran Folge 15

Heute ist Montag, der 20. März 2017 und Nouruz, das Neujahrsfest der Iraner. Zeit ein paar Worte über dieses Fest zu schreiben. Das 13-tägige Fest ist eines der ältesten Feste der Menschheit und im Iran das wichtigste nicht-religiöse Fest. Der Höhepunkt der diesjährigen Feierlichkeiten ist heute am Jahreswechsel. Dieser richtet sich nach der Sonnenwende und ist immer am 20. beziehungsweise 21. März, je nachdem ob das Jahr ein Schaltjahr ist oder nicht.

Wörtlich übersetzt bedeutet Nouruz soviel wie „Neuer Tag“, wobei „Ruz“ auch auf das Wort „Licht“ zurückzuführen ist, welches in der Avesta, der heiligen Schrift der Zoroastrier, verwendet wird. Dies lässt vermuten, dass die Ursprünge dieses Festes in zoroastrischer Vergangenheit liegen. Von den Zoroastriern und deren Religion erzähle ich Ihnen, wenn wir in der Wüstenstadt Yasd angekommen sind. Jetzt, also zurück zu Nouruz.

Dem Fest geht, wie wir am Anfang unserer Reise von Frau Schulte erfahren haben, ein gründlicher Hausputz voraus, der in etwa unserem Frühjahrsputz vor Ostern gleicht. Am letzten Mittwochabend des alten Jahres werden auf den Straßen kleine Lagerfeuer entzündet. Mit dem sogenannten Mittwochsfeuer wird das alte Jahr verabschiedet. Deshalb wird dieser Tag auch der „feuerrote Mittwoch“ genannt. Dieser Tag läutet die Nouruz-Feierlichkeiten ein.

Das Feuer steht symbolhaft für Gott. Der Brauch schreibt vor, dass Jung und Alt über die Flammen springen, um sich von den Belastungen des alten Jahres rituell zu befreien. Dabei singen sie: “Gelbes zu dir, deine Röte zu mir“, was so viel bedeutet wie: „Nimm meine Schwächen und erfülle mich mit deiner Stärke.“

Ist das Mittwochsfeuer erloschen wird der Neujahrstisch gedeckt. Der Tisch,  „Haft Sin“ genannt, gehört ebenfalls zum Nouruz Ritual. Sieben Gegenstände, die alle mit dem arabisch-persischen Buchstaben „sin“ beginnen, werden auf diesem Tisch angerichtet. Üblicherweise gehören dazu „Sib“ (Apfel), „Sir“ (Knoblauch) „serkeh“ (Essig) und so weiter. Diese Gegenstände symbolisieren Neubeginn, Wohlstand, Gesundheit und Fruchtbarkeit. Zusätzlich befinden sich Kerzen, Spiegel und bunte Eier auf dem Tisch. Auf keinen Fall darf der kleine Goldfisch im Wasserglas fehlen. Religiöse Familien legen ebenfalls ein heiliges Buch, den Koran, die Avesta, die Thora oder die Bibel dazu, je nach Religionszugehörigkeit.

Haft Sin Tisch, der Neujahrstisch der Iraner

Zum eigentlichen Festtag versammelt sich die Familie um den „Haft-Sin-Tisch“, beschenkt sich gegenseitig und besucht Verwandte und Bekannte. Üblich ist es, dass die Jüngeren die Älteren besuchen und die Älteren den Jüngeren mit frisch gedruckten Geldscheinen eine Freude bereiten. Es ist ein Tag der Freude und des Friedens, zu dem man sich neu einkleidet und alte Feindschaften begräbt. Mit dem 13. Tag nach Nouruz endet das Fest.

Wie in vielen Kulturkreisen gilt auch im Iran die Zahl 13 als Unglückszahl. Es wird erzählt, dass am dreizehnten Tag nach Nouruz böse Geister in die Häuser kommen. Deshalb verbringt man diesen Tag in der feien Natur mit einem ausgiebigen Picknick. Manchmal begegnet man dabei auch einem „Haji Firuz, einem verkleideten Mann mit schwarzem Gesicht, leuchtend roten Kleidern und einem roten Filzhut auf dem Kopf.  Seine Aufgabe besteht darin gute Laune zu verbreiten.

Haji Firuz

Nach diesem Ausflug wird der „Haft-Sin-Tisch“ wieder abgedeckt und der ganze Zauber ist vorbei.

Sie fragen sich vielleicht auch, was an diesem Fest islamisch ist? Kurz und knapp: Nichts, aber auch rein gar nichts. Den meisten Iranern ist gar nicht bewusst, dass sie im Grunde ein zoroastrisches Fest feiern, was sich besonders in der Tradition des Mittwochfeuers zeigt. Sie halten diesen Brauch einfach für ihr traditionelles Frühlingsfest.

Da Nouruz kein muslimische Fest ist, haben die Mullahs nach der islamischen Revolution versucht, das Fest abzuschaffen. Gelungen ist ihnen das nicht.

Christa Schwemlein

Der Beitrag wurde am Dienstag, den 27. Februar 2018 um 17:39 Uhr veröffentlicht und wurde unter Reisen abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

Eintrag Nr. 13170 | Kategorie Reisen | 0 Kommentare »





Einen Kommentar schreiben

du mußt angemeldet sein, um kommentieren zu können.