2. Juni 2016 von Christa

Katholikentag in Leipzig 2016 – persönliche Eindrücke

Schnell sind die fünf erlebnis- und erfahrungsreichen Tage des 100. Deutschen Katholikentages in Leipzig vergangen. Mit Sicherheit werden mir diese Tage genauso unvergesslich bleiben wie diese von 2012, als es in Mannheim hieß „Einen neuen Aufbruch wagen.“ Oft werde ich gefragt, was mich plötzlich antreibt eine derartige Großveranstaltung zu besuchen, wo ich doch solchen Events eher kritisch gegenüber stehe? Die Antwort ist immer dieselbe:

„Gehen Sie hin! Erleben Sie wie es ist, sich mit vielen Menschen verbunden zu fühlen, Gespräche zu führen, die in die Tiefe und über den klassischen Smalltalk hinaus gehen! Das muss man einfach selbst erleben.”

Ich durfte 2012 in Mannheim erstmalig erfahren, dass ein Katholikentag mehr ist als ein Glaubensfest.

Leipzig 2016 – die ersten Eindrücke

Pünktlich wie geplant starten wir am Dienstag, den 24. Mai 2016. Es regnet. Der Verkehr auf der Autobahn ist zähflüssig bis stockend. Erst spät am Abend erreichen wir unser Hotel. Die drei jungen Frauen an der Rezeption sind mit Computerarbeiten beschäftigt und scheinen uns nicht zu bemerken. Nach einer Weile macht mein Mann auf uns aufmerksam. Ohne den Blick vom Computer zu lösen legt eine der dreien ein Formular auf die Theke und fordert uns auf, Anschrift, Geburtsdatum und Kreditkartennummer in das Formular einzutragen. Kein „Herzlich Willkommen“, kein „Guten Tag“ oder „Wie war die Reise?“. Das waren unsere ersten Eindrücke von Leipzig!

Auf geht’s zum „Katholikendings“

Mit meinem schwer bepackten schwarzen Rucksack fahre ich am nächsten Vormittag zusammen mit meinem Mann in der Linie 7 zur City. Neugierig bin ich wie sich Leipzig seit unserem letzten Besuch verändert hat. Um die Mittagszeit sitzen wir in einem Café am Mark. Die Aufbauarbeiten für die Eröffnungsfeier sind in vollem Gange. Nichts erinnert mehr an die Großbaustelle vor Jahren. Ich frage die Bedienung, ob Sie denn heute viel Ansturm erwarte. Sie schaut zum Himmel, schüttelt den Kopf und meint: „Es ist bewölkt, da ist erfahrungsgemäß nicht viel los.“ Ihr Chef meine allerdings, dass wegen des „Katholikendings“ heute Abend etwas mehr Betrieb sein könne. Ich musste schmunzeln.
„Gehören Sie auch dazu? Sind Sie auch deswegen hier?“, will sie interessiert wissen. Ich oute mich. Verdutzt stellt sie fest: „Sie sehen gar nicht katholisch aus?“ Jetzt konnten wir uns beide mit dem Lachen nicht zurückhalten. Wie um Himmels willen muss den jemand aussehen, der katholisch ist? Sie ist neugierig. Will wissen, was das für ein Ereignis ist? Warum wir feiern und wie oft? Ob wir jetzt hier fünf Tage lang nur beten? Wieder muss ich lachen. Ich zeige ihr das 640 Seiten starke Programmheft, welches neben Gottesdiensten, Gebetszeiten und religiösen Themen auch ein umfangreiches Kulturprogramm zu bieten hat, auch für junge Frauen in ihrem Alter. Viele der Veranstaltungen sind kostenlos zugänglich. Sie staunt.

Allmählich färbt sich der Marktplatz grün und ich bin immer noch ohne den grünen Katholikentagsschal. Wer mich kennt weiß, dass ich nicht gerne mit der Masse gehe. Doch dieser grüne Schal muss einfach sein. Inzwischen hat der Katholikentagsshop geöffnet und ich kleide mich ein: T-Shirt, Multifunktionstuch, ein grünes Umhängeband für die Dauerkarte und natürlich das „Glaubenszeugnis“, der grüne Schal. Perfekt. Stolz wie Oskar ziehe ich weiter. Mit meinem Rucksack, den Turnschuhen und dem Katholikentagsoutfit fühle ich mich hier in Leipzig, lachen Sie nicht, jung wie zwanzig.

Bis zur offiziellen Eröffnung ist noch viel Zeit. Wir schlendern ziellos durch die Stadt. Werfen ein Blick in die Thomas- und einen in die Nikolaikirche, schauen hier und da und landen letztendlich in der neuen Propsteikirche. Ich bin überwältigt. So ein großes, freundlich einladendes katholisches Gotteshaus mitten in der ostdeutschen Diaspora. In einer der Kirchenbänke nehmen wir Platz, um die stimmungsvolle Atmosphäre dieses sakralen Raumes auf uns wirken zu lassen. Nach und nach füllt sich die Kirche mit Fahrradpilgern. Mit einem Wortgottesdienst zum Thema „Brücken bauen“ feiern sie hier den Abschluss ihrer mehrtägigen Anreise. Und wir feiern mit. Eine schöne Einstimmung in die kommenden Tage.

Die offizielle Eröffnung

Langsam wird’s Zeit sich auf den Weg zur Eröffnungsparty am Markt zu machen. Wir sind früh dran und ergattern einen prima Platz nah der Hauptbühne. Die Stimmung ist gut. Der Mann neben mir will wissen woher wir kommen. „Aus Mannheim? Da kennen Sie vielleicht unseren Pfarrer Oberschmidt.“ Die katholische Welt ist doch wirklich klein. Klar kenne ich Pfarrer Oberschmidt. Seit seiner Pensionierung ist er Subsidiar in meiner Heimatgemeinde. Er will weiter plaudern. Doch jetzt hält mich nichts mehr. Das Katholikentags-Medley ist angestimmt. „Ich lobe meinen Gott“, „Kommt herbei“, „Wo Menschen sich vergessen“, „Unser Leben sei ein Fest“, „Jetzt ist die Zeit“, „Lasst uns miteinander“ … „Schlager“ von einst, als alles noch viel besser war. ;-)
Es folgen verschiedene Festreden und Dankesworte, auch eine Botschaft aus Rom ist dabei, auf die ich an dieser Stelle nicht eingehen möchte. Wen es interessiert, das Internet ist voll damit.

Abend der Begegnung

Beim anschließenden Abend der Begegnung stellen sich die fünf Ostbistümer und die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens vor. Regionale kulinarische Köstlichkeiten laden zum Genießen und Plaudern ein. Dicht an dicht stehen die Menschen an den Ständen. „Christa?“ höre ich hinter mir eine Frauenstimme rufen. Ich schau´ mich um und glaub’ es nicht. Fast 10 Jahre ist es her, als wir gemeinsam auf der Nordseeinsel Spiekeroog an einem Selbsterfahrungskurs teilnahmen. Die Wiedersehensfreude ist groß. Wir trinken Wein, erinnern uns unserer gemeinsamen Zeit auf Spiekerroog und erzählen, wie es uns in der Zwischenzeit ergangen ist. Kurz entschlossen verabreden wir uns für ein Bibliodrama am nächsten Tag.

Mit dem Abendgebet am Marktplatz endet dieser erste Tag. Die Linie 7 bringt uns zurück zum Hotel. Ich bin müde, voll mit Eindrücken und freu’ mich auf mein Bett. Doch mit dem schnellen Einschlafen wird es nichts. Eine Mail hält mich noch  lange wach …..

Christa Schwemlein 

Fortsetzung folgt ….

Erlebt am:
Mittwoch, den  25. Mai 2016


Der Beitrag wurde am Donnerstag, den 2. Juni 2016 um 13:40 Uhr veröffentlicht und wurde unter Eigene Gedanken zu..., Freundschaft, Kirche abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

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