Irgendwann mal …
Ich bin zurück von einem wunderschönen Kurzurlaub, der von jetzt auf nachher geplant und durchgeführt wurde. Von jetzt auf nachher? Ganz so richtig ist das wohl nicht. Gesprochen haben wir schon oft davon, irgendwann einmal gemeinsam durch Schottland zu ziehen – mein “Großer” und ich.
Max ist Schottlandfan, war bereits mehrmals dort und will mir schon seit ein paar Jahren dieses Land zeigen. “Ja, ja, das machen wir mal, irgendwann mal”, antwortete ich gedankenverloren, wenn er mich wieder einmal daran erinnerte.
Seit ich mit dem Schreiben begonnen habe, denke ich viel nach und lasse dabei Vergangenes Revue passieren. Max ist inzwischen 25 und ich werde dieses Jahr 56. Mit dem älter werden habe ich bis jetzt noch keine Probleme. Früher, ja da dachte ich, wenn ich erst mal die 50 überschritten habe fühle ich mich alt. Und jetzt? Tja, jetzt ist es genau umgekehrt. Dennoch tickt die Uhr und wann bitteschön ist “Irgendwann mal”?
Der Zeitpunkt war günstig. Er hatte seine Prüfungen gut hinter sich gebracht und ich war mit meinem steifen Genick grantig und ungenießbar bis zum “geht nicht mehr”. So kam`s, dass letzten Dienstag “Irgendwann mal” ganz spontan zum “Jetzt” wurde und ich um die Mittagszeit bei einer Stadtrundfahrt die ersten Eindrücke von Edinburgh sammelte.
Während ich dies niederschreibe überkommt mich eine leise Melancholie. Früher nahm ich meine Kinder an der Hand, um ihnen die Welt zu zeigen. Jetzt scheint sich das Blatt zu wenden. So kontrastreich wie das Land war auch die Reise, die mein Sohn für uns beide zusammengestellt hatte. Außer um die Finanzierung musste ich mich um gar nichts kümmern – eine ganz neue Erfahrung.
Die ersten beiden Tage schlenderten wir durch die engen Gassen von Edinburghs “Old Town”, besuchten Edinburgh Castle, zahlreiche Museen, noch mehr Kirchen und ließen den mittlealterlichen Charme Edinburghs auf uns wirken. Dazwischen gab es immer mal wieder einen Aufenthalt in einem der urigen Pubs, um unsere müden Füße auszuruhen und unseren Durst zu stillen.
Gewohnt haben wir in einem Stadthotel, direkt im Zentrum, das ich allerdings nicht empfehlen kann. Bevor sich die Stadt zu einer großen Bühne verwandelte, – im August ist Edingburgh im Festival Rausch – entschlossen wir uns zur Weiterfahrt. Zuvor dinnierten wir noch in einem der schönsten und besten Lokale der Stadt – The Witchery. Das Essen, der Wein, der Service waren gut, die Atmosphäre im Restaurant wunderbar. Preis und Leistung haben gepasst. An dieser Stelle ein Dankeschön an Herbert, für die Empfehlung. Es hat sich wirklich gelohnt
Mit dem Bus ging es am nächsten Morgen immer der Küste entlang in Richtung Norden. Aberdeen, Schottlands drittgrößte Stadt, war unser Ziel. Untergebracht waren wir dort in einer kleinen „Bed and Breakfast“ Pension, Toilette und Dusche im Flur. Zwar kostete das Zimmer nur einen Bruchteil des Betrages, den wir für das Stadthotel in Edinburgh zahlten, dennoch war es für mich gewöhnungsbedürftig. Irgendwie sind diese Zeiten vorbei – alles zu seiner Zeit!
Mit Wanderschuhen an den Füßen, einem Rucksack auf dem Rücken, bepackt mit Regenkleidung und Proviant für einen Tag starteten wir früh morgens unsere Tour in die Highlands und erlebten an diesem Tag Natur im Überfluss: Flüsse, Bäche, Wasserfälle, grüne Wiesen und glühende Berge. Wir beobachteten Schafe und Rinder und hatten das Glück, springende Lachse vor die Linse zu bekommen. Unser Picknick für das wir sowohl Brot, Käse, Tomaten, Paprika und Apfel eingepackt hatten, war ein Genuss. Der Rotwein, auf den wir beim Packen bewusst verzichteten, fehlte uns dann allerdings doch.
Am nächsten Tag waren wir für eine organisierte Tagestour mit einer kleinen Reisegruppe angemeldet. Mangels Teilnehmer bestand die Gruppe nur aus Max und mir. In Deutschland wäre dieser Ausflug mit Sicherheit aus “betriebswirtschaftlichen Gründen” abgesagt worden. Nicht so in Schottland. Wir reisten zwar nicht im Bus, dafür aber in einem dicken grauen Benz mit Privatchauffeur. Dieser Tag war der absolute Höhepunkt unseres Schottlandaufenhaltes.
Entlang dem Dee fuhren wir durch die wunderbare Grampian-Region, besichtigten Schlösser, Burgen und Kirchen. Wir hörten die Legenden von Rob Roy, erfuhren von den Vorlieben der Queen Victoria, einige Neuigkeiten aus dem britischen Königshaus und natürlich viel über Land und Leute, sowie Sitten und Gebräuche.
Endstation dieser Tour war Balmoral die Sommerresidenz der britischen Königsfamile. Zuvor jedoch verweilten wir in dem postkartenidyllischen Ballater, um uns bei einer Tasse Tee die köstlichen schottischen Butterkekse, genannt Shortbreads, auf der Zunge vergehen zu lassen.
Whisky sei für den Schotten so wichtig wie das Bier oder der Wein für den Deutschen. Was wäre also Schottland ohne den Besuch einer Whisky-Brennerei? Dank unseres Fahrers, der die Erklärungen des schottischen Führers in der Destillerie in ein für mich verständliches Englisch übersetzte, ist die Whisky-Herstellung auch für mich nun kein Geheimnis mehr. Ich werde mit Sicherheit kein Whiskyfan aber was ich probiert habe hat mir geschmeckt.
Mit dem Zug ging es weiter nach Montrose, ein kleines Städtchen an der Ostküste. Den Tag verbrachten wir bei den Highland Games. Von den schottischen Bands und den Tanzwettbewerben war ich begeistert. Der Rest ist nicht mein Fall – Jahrmarkt eben. Nach einem “Absacker” fielen wir früh am Abend todmüde bei “Mr. and Mrs. Dick” ins Bett. Dies war mit Abstand die beste und herzlichste Unterkunft. Das Bild zeigt unser Zimmer.
Glasgow, unsere letzte Station, die wir mit der Bahn erreichten, hat mich erschlagen - laut, unzählige Shoppingzentren, und tausende von Menschen, die mit Stöpsel im Ohr hektisch durch die Straßen rannten. Ich hatte kein Bedürfnis mehr, irgendwelche Sehenswüdigkeiten zu besichtigen. Während Max noch seine letzten Einkäufe tätigte, ließ ich bei einer Tasse Tee die Woche, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, nochmals Revue passieren.
Schön war’s
Christa Schwemlein
Fotos: Max Schwemlein
Info: http://international.visitscotland.com/de/
Der Beitrag wurde am Sonntag, den 10. August 2008 um 00:17 Uhr veröffentlicht und wurde unter Eigene Gedanken zu..., In eigener Sache, Nur so..., Reisen abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
10 Reaktionen zu “Irgendwann mal …”
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Am 12. August 2008 um 16:25 Uhr
Es gibt sie also wirklich nicht, die Züfälle, denn sonst, liebe Christa, hätten wir uns letzte Woche seh`n müssen. So groß ist die Insel ja wirklich nicht -:)
Nie war ich auf der Insel, und in den letzten Monaten drei mal, und letzte Woche in York. England bleibt für mich Ausland, mit all dem Charme und Reiz, ob der Linksverkehr, das britische und schottische Pfund, die Teppiche, die bis zur Toilette geh`n ( da sitzt wohl jeder in England), das unstete Wetter, die 24 Std shops und der großen Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, die mir beim Arbeiten begegent ist.
Na ja, vielleicht klappts ja beim nächsten mal. Ich bin der, mit der roten base cup
Am 12. August 2008 um 17:48 Uhr
“Na ja, vielleicht klappts ja beim nächsten mal.”
Vielleicht allerdings bistimmt so schnell nicht in GB. Es war sehr schön in Schottland und ich habe die Tage mit meinem “Großen” auch sehr genossen aber es ist nicht unbedingt mein Reiseland.
Ich bin nächste Woche in Frankreich und im Oktober eine Woche in Istanbul. Solltest du zufällig auch dort sein, sag Bescheid. Ich werde dann nach einer roten base cup Ausschau halten.
Am 14. August 2008 um 10:21 Uhr
Hallo toll deine Reisebeschreibung.Man kann sichs so richtig vorstellen und möchte am liebsten kofferpacken
Am 14. August 2008 um 11:01 Uhr
dann nur zu Maria. Es ist eine ganz besondere Erfahrung mit dem erwachsenen Sohn, der mittlerweile sein eigenes Leben lebt, unterwegs zu sein.
Liebe Grüße
Christa
Am 19. August 2008 um 16:15 Uhr
Das sieht nach einer wunderbaren Reise aus, liebe Christa. Die Fotos sind sehr schön atmosphärisch. Da wäre ich gern dabei gewesen.
Herzlicher Gruß von Renate
Am 4. September 2008 um 17:37 Uhr
Hallo Mutti,
wirklich ein gelungener Reisebericht. Wenn ich das alles lese denke ich, das könnten wir ruhig mal wieder machen. Hinzuzufügen habe ich dem nicht viel. Außer vielleicht das mir diese köstlichen schottischen Butterkekse auf der Zunge zergangen sind. Vergangen ist mir das Essen nicht. Genau genommen vermisse ich bereits das nahrhafte Frühstück. Nun gut, im Stadthotel war es wirklich nicht lecker aber dafür hätte es zentraler kaum liegen können.
Und der elegante Benz in dem wir fürstlich durch die Highlands kutschiert wurden war im Übrigen silbern. Grau klingt nicht so schön
Grüße, Max.
Am 4. September 2008 um 20:54 Uhr
*Lach* Max, bist halt doch mein Sohn. Hast ja Recht, silbern klingt viel edler. )
Ja und wer weiß, vielleicht machen wir das irgendwann mal wieder.
Liebe Grüße sendet dir auf diesem Weg
deine Mama
Am 18. Dezember 2008 um 20:55 Uhr
Hallo Christa und auch Max,
mit Freude habe ich den schönen und interessanten Reisebericht von Euch Beiden gelesen. Du kannst auf Deinen Großen Sohn (aber auch auf den Kleinen) sehr stolz und zufrieden sein. Ja, mach nur weiter und schau Dir mit Deinem Sohn “seine” Welt an, und Du bleibst sicher noch weiter so jung und mit viel Elan. Ich freue mich sehr auf unseren Tag oder Tage. Melde Dich bitte nach Deinem Urlaub im Bareis,dass wir einen Termin ausmachen. Ich habe nix gegen übernachten bei uns. Platz ist immer für Dich.
Liebe Grüße
Brigitte
Am 21. Oktober 2010 um 19:52 Uhr
[...] Da ich weiß, dass hier einige Schottlandfans und Whiskyliebhaber mitlesen, möchte ich gerne auf die Veranstaltung bei „mal Anders Reisen“ aufmerksam machen. Ab 18.00 Uhr findet in den Räumlichkeiten des Reisebüros ein „Whisky Tasting“ von und mit Thorsten Hof statt. Sollte mein Sohn zu Besuch kommen, werden wir beide sicherlich mit dabei sein und in Erinnerungen schwelgen. [...]
Am 2. März 2011 um 12:40 Uhr
[...] in deinem Redefluss einfach unterbrechen. Du machst mir nämlich den Mund “wässrig”. Seit ich in meinem Sohn ihn Schottland war bin ich auf den Geschmack von Whisky gekommen. Ich schlage vor, wir machen an dieser Stelle eine [...]