… zum Glück – Bloggeflüster
Es ist mir zu einer lieben Gewohnheit geworden nach einem langen Arbeitstag noch schnell bei meinen “Zeiträubern” vorbei zu schauen. Über Bernd’s Blogroll kam ich zu Rüdiger Grab und „Wege zur Ruhe“ sind kurz vor dem Bette ja nicht schlecht. Dort finde ich “Hans im Glück“, das Märchen der Gebrüder Grimm, zum kostenlosen Download.
Zum Glück findet der, der loslässt…. hm? Was geht nur beim Lesen dieser These in mir vor? Ich spür’ es …. tief in meinem Inneren wehrt sich etwas gegen diese Auslegung. Noch kann ich es nicht in Worte fassen….
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Hans wird nach seinem siebenjährigen Dienst mit einem Goldklumpen entlohnt. Auf seinem Heimweg trifft er einen Reiter und er tauscht Gold gegen ein Pferd. Das Pferd tauscht er gegen eine Kuh, diese gegen ein Schwein und das wiederum gegen eine Gans ein.
Über die scheinbar guten Tauschgeschäfte freut er sich wie ein kleines Kind. Zum Schluß tauscht er beim Scherenschleifer die Gans gegen Wetzsteine. Als er unterwegs Durst bekommt, legt er die Steine auf einen Brunnenrand und diese fallen ins Wasser.
Und Hans, was macht er? Er kniet nieder und weint. Nicht wegen des Verlustes, nein. Er dankt Gott, ihn von den schweren Steinen befreit zu haben. „So glücklich wie ich“ rief er „gibt es keinen Menschen unter der Sonne“ und frei von aller Last trollte er froh und neugestärkt nach Hause. – Soweit die Geschichte
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Gold steht bekanntlich für Reichtum und Besitz. Wer viel besitzt, wird leicht davon besessen, sagt man. (Spontan kommt mir hierzu Bernd’s heutiger Beitrag auf digital diary in den Sinn.) Hans tauscht sein Gold gegen ein Pferd, das ein Bild für Stärke und Erfolg ist. Irgendwann lässt aber die Freude darüber nach, es muss etwas anderes her.
Die Kuh ist Bild der Fruchtbarkeit. Wenn unser Leben Früchte bringt, freuen wir uns und sind glücklich. Aber auch dieses Glück ist vergänglich.
Ein Schwein ist Bild für Genuss; die Gans für noch mehr Genuss. Beides kann, wenn man es nicht wie ich hin und wieder an der Galle hat , zu Glück und Freude führen. Aber wir können nicht immer genießen. Irgendwann schmeckt selbst das beste Essen nicht mehr.
Hinter dem scheinbar tollpatschigen Verhalten von Hans steht ein Lernprozess, der dem Leser auf humorvolle Weise zeigen will, dass wahres Glück und bleibende Zufriedenheit im Loslassen von Gold, Reichtum und Besitzt zu finden ist.
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Loslassen ein Heils- und Zauberwort?
Wenn man’s so sieht – mag sein. Hans zeigt uns ja, wie’s funktioniert. Ausgerechnet zu dem Zeitpunk, wo er alles verloren hat, ist er am glücklichsten.
Und doch sträubt sich etwas in mir….. Es ist bereits 24.00 Uhr und
ich finde heute nicht zur Ruhe…
Christa
Der Beitrag wurde am Donnerstag, den 13. September 2007 um 23:01 Uhr veröffentlicht und wurde unter Blog-Geflüster, Glück abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
6 Reaktionen zu “… zum Glück – Bloggeflüster”
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Am 16. September 2007 um 22:42 Uhr
[...] den Brüdern Grimm in ein Spottmärchen gepackt, das scheinbar gut und glücklich endet. Nach zwei unruhigen Nächten kamen mir jedoch Zweifel an dieser Auslegung. Plötzlich sehe ich einen ganz anderen Sinn in [...]
Am 18. September 2007 um 21:32 Uhr
Hallo Christa!
Durch das Loslassen das Glück finden … ja, das ist für den Verstand völlig paradox! FÜR MICH liegt die Bedeutung im Loslassen des FESTHALTENS , wenn ich etwas unbedingt haben/behalten möchte … beispielsweise einen Partner.
Erst wenn ich ihn LOSLASSE und er TROTZDEM (also “freiwillig” ) bei mir bleibt, kann ich “wahres Glück” empfinden.
Lässt sich übertragen auf alle anderen möglichen “Dinge”
Wie fühlt sich DAS für Dich an?
Liebe Grüße, Ulli … immer wieder das Loslassen übend
Am 18. September 2007 um 21:47 Uhr
[...] Im Märchen ist Hans deshalb glücklich, weil er ganz unbeschwert und ohne Ballast heim zu seiner Mutter springen kann. [...]
Am 19. September 2007 um 18:14 Uhr
Wenn ich das auf meinen Partner und mich beziehe… – echt gut! Ich behaupte mal, dass dies das “SECRET” unserer seit mehr als 30 Jahren bestehenden Ehe ist.
Ansonsten tendiere ich auch dazu, einer Hoffnung, die ins Wasser gefallen ist nicht hinterher zu springen. Allerdings und das ist die zweite Seite, gibt es auch “Dinge” die mir nur gelingen, wenn ich bereit bin durchzuhalten und manchmal auch dafür zu kämpfen. Manchmal ist es ein Ringkampf mit mir selbst, mit meinen Zweifeln und mit meiner Angst.
FESTHALTEN und LOSLASSEN ist wie EIN – und AUSATMEN!
Lieben Gruß
Christa
Am 28. Oktober 2007 um 08:25 Uhr
Liebe Christa,
ich mache da mal einen ersten Versuch, wie ich persönlich damit umgehe. Dem Loslassen meine ich. Vor vielen Jahren war ich mal auf einem Managerseminar, in welchem der Referent mir damals mitgegeben hat. Es sind immer die simplen Dinge die mich ansprechen. Er sagte: wir haben eigentlich immer drei Möglichkeiten mit Dingen, oder auch Personen umzugehen.
1. love it
Am 28. Oktober 2007 um 08:36 Uhr
jetzt ist was passiert was ich nicht wollte..
also weiter.
2. change it.
3. leave it.
Ja so ist das. Das Problem ist nur die Priorität zu setzen. Ich muss wirklich wissen was ich will und was mir wichtig ist.
Aber, zunächst ist es wichtig Dinge oder Personen anzunehmen und zwar ohne Vorbehalte und wenn oder aber. ( Love it )
Zum zweiten, wenn das nicht geht, dann verändere das wenn es dir möglich ist und wenn du es möchtest. ( change it )Und zwar tue es aktiv und jammere nicht und spiele nicht immer das Opfer.
Drittens, lass es los, wenn weder erstens noch zweitens möglich sind. ( leave it ) Kämpfe nicht weiter, wenn es sinn- und aussichtslos ist.
Das allgemeine entwertende Loslassgeschwafel geht mir manchmal auch auf die Nerven. Es gibt nämlich wirklich Dinge für die es sich lohnt zu kämpfen und die man auch lieben lernen kann. Soviel zu diesem Thema. Und sorry für mein Ungeschick. Demnächst geht es weiter. Liebe Grüße Ewald