28. Februar 2011

Allen Leuten Recht getan …..

… ist eine Kunst, die niemand kann ;-)

Nein, ich bin nicht seekrank, wie von einigen Stammlesern vermutet. Vielen Lesern gefallen die täglichen Posts von meinem Gastautor Hans Güth. Es gibt aber auch Stimmen, die sagen, es könnte so langsam mal wieder etwas Eigenes kommen.

Was soll ich dazu sagen?

Kommt Zeit …. kommt Eigenes…..  ;-)

Zur Zeit genieße ich es, einmal nichts tun, nichts denken und nichts schreiben zu müssen. Ich nehme das Geschenk des “Crowdsourcings” an und schicke eine ganz dickes DANKE nach Ladenburg zu meinem “Reiseleiter” Hans Güth.

Danke Hans und liebe Grüße
Christa  :-D

Eintrag Nr. 5867 | Kategorie In eigener Sache | 1 Kommentar »




28. Februar 2011

Auf dem Weg nach Invergorden – Hans Güth erzählt

hans

Mittwoch, 14. Juli 2010

Auf dem Weg nach Invergordon. Wettervorschau: bewölkt, 13° Celsius, Sonnenaufgang: 03:43 Uhr, Sonnenuntergang: 23:23 Uhr (Donnerstag), aktuelle Etappe: 797 Seemeilen (1.476 Kilometer) bis Invergordon, Zeitumstellung um eine Stunde (GMT -1).

Ursprünglich wollten wir bis zum „Sail away“ um 13.00 Uhr Reykjavík zu Fuß erkunden, doch der gestrige Ausflug hängt meinem Schatz noch sprichwörtlich im Kreuz. Also schlafen wir aus.

Bis sie mit ihrer Morgentoilette fertig ist, schaue ich mal kurz aufs obere Deck und genieße die wenigen Sonnenstrahlen. Ein Morgen im Hafen ist eine besondere Zeit mit einer besonderen Stimmung. Das obere Deck der luna ist gespenstisch schön verwaist. Nur zwei Jogger sind in T-Shirts einer Möbel-Firma unterwegs. Wenig, verglichen mit unseren ersten beiden Reisetagen, als es noch sehr warm war und wir bei der zirkulären Rush-hour etliche monstertruckmäßige Kollisionen unter den drei, vier Dutzend Laufbuddies beobachten konnten.

Die halten dir dann auch beim Essen Vorträge über Training und Ernährung. Wie man isst, so läuft man. Man läuft, also ist man. Die im trägen Faulenzen auf dem Atlantik oder sonst wo eine Fitness-Todsünde sehen. Sie glauben an das Hamsterrad. Den Arbeitgeber freut es, die Krankenkasse ebenso.

Viele Passagiere verlassen das Schiff, um individuell Islands Hauptstadt zu erkunden. Sie verpassen ein Naturschauspiel, als die Wolkendecke aufreißt und das Wasser durch die auftreffenden Sonnenstrahlen sich in Millionen glitzernder Splitter bewegt. Ich beneide den älteren Mann, der am Heck steht und mit seinem Camcorder diesen wunderbaren Augenblick einfängt.

Was mir aufgefallen ist: Fast jeder an Bord ist mehr oder weniger kamerabesessen. Manche filmen praktisch alles: Mahlzeiten, leere Korridore, scheintote Skat-Partien. Ich erinnere mich an einen 16- bis 17-jährigen Jungen, an dessen Handgelenk die Kamera offenbar festgewachsen und abzusehen war, dass das gesamte Material seiner Megakreuzfahrt ein Filmdokument ergibt, das exakt so lang ist wie die Kreuzfahrt selbst.

Nach dem Frühstück im „Weite Welt“-Restaurant besuchen wir das Pooldeck. Vor dem Auslaufen steigt dort eine Party: Offiziers-Shaken ist angesagt. Die Führungscrew mixt Cocktails und macht das gar nicht schlecht. Wir kaufen uns sechs kleine Plastikbälle à 1,90 € (sechs für den Preis von fünf) und bringen uns mit je drei alkoholischen und drei antialkoholischen Cocktails in Stimmung.

Pünktlich um 13.00 Uhr fallen bei herrlichem Wetter die Taue ins Wasser. Die luna schiebt sich langsam ins offene Meer. Zu unserem Bedauern ohne Walbegleitung. Eine lange Zeit werden wir von Möwen begleitet. Später verschwindet die Sonne, es wird diesig, die Westmännerinseln sind nur noch schemenhaft zu erkennen. Der berühmt-berüchtigte Eyjafjallajökull allerdings überhaupt nicht, da es sich immer weiter zuzieht.

Abschied von Island. Fazit: Die Insel ist traumhaft schön und es kann sehr gut sein, dass wir noch einmal hierher kommen. Aber zunächst liegt eine längere Strecke nach Schottland vor uns, auf der wir einigen wenigen Wellen begegnen sollten.

Auch wenn das Wetter noch so schlecht ist, dank modernster Technik mit Radar und GPS wissen wir immer genau, wo wir uns befinden und in welche Richtung wir fahren müssen. Gesteuert wird all das von der Brücke, die ständig mit einem Offizier und einem Steuermann besetzt ist. Sie kontrollieren die Hightech-Geräte und können jederzeit manuell eingreifen. Die Brücke ist die Kommandozentrale der luna und sie erinnert eher an ein überdimensionales Cockpit als an einen Raum, von dem aus ein Schiff gesteuert wird.

Aber genauso, wie heute nur Fachleute die Funktionsweise der Geräte verstehen, taten sich in früheren Zeiten die Menschen mit Errungenschaften schwer, die mittlerweile selbstverständlich sind, wie zum Beispiel dem Kompass. Die unerklärliche Kraft einer Nadel, den Norden zu orten, erschien vielen als schwarze Magie, und die Kapitäne konsultierten den Kompass in diesen Zeiten nur im Geheimen.

Das Mittagessen nehmen wir im „Markt“-Restaurant ein, wo uns am Eingang ein Offizier in weißer Uniform nebst Assistentin (auch in weiß) empfängt. Eines habe ich auf dieser Reise gelernt: Ein Mann sieht niemals besser aus als in einer weißen Marineuniform. Frauen, ganz egal welcher Altersgruppe oder mit welchen Östrogenwerten, fangen regelmäßig an zu seufzen, mit den Wimpern zu klimpern oder zu gurren wie die Täubchen, sobald sie einem dieser blendend weißen Offiziere begegnen. Ein Phänomen, das meiner Entwicklung persönlicher Bescheidenheit nicht eben förderlich ist.

Danach machen wir einen Spaziergang über das Sonnendeck, doch Regen und Sturm machen uns bald einen Strich durch die Rechnung. Bevor wir unser Nickerchen machen, kaufe ich mir im Shop eine weiße AIDA-Cap (s. oben).

Am Nachmittag steht die Ausflugspräsentation „Invergordon“ mit Lektor Trobitzsch auf dem Programm. Wir haben den Ausflug NV02 „Inverness & Cawdor Castle“ gebucht. Eigentlich wollten wir zu Nessy, aber wir freuen uns auch auf Cawdor Castle und Inverness downtown.
Mein Schatz will nichts essen und schickt mich allein zu den Fisch- und Fleischtöpfen. Warum, das habe ich erst bei meiner Rückkehr erfahren. In der Kunstgalerie war die AIDA-Schmucknacht im Gange und da musste sie natürlich hin. Ich denke schaudernd daran, dass ich mich nach unserer Rückkehr womöglich von meiner Briefmarkensammlung inkl. meiner Blauen Mauritius trennen muss.

Passend zum Thema schauen wir uns im Theatrium die nächste Folge der Aufklärungsreihe „Verheiratet und trotzdem glücklich“ an. Viel Neues lerne ich auch diesmal nicht, werde aber in meiner Meinung bestätigt, soll die Beziehungskiste funktionieren, man den Frauen tunlichst nicht widersprechen sollte.
Im Anschluss stellt sich ein alter Bekannter vor: „Bond, mein Name ist James Bond.“ So bekannt wie dieses Zitat ist auch die Filmmusik des berühmten Agenten. Die sechs Solisten des AIDA-Show-Ensembles präsentieren stimmungsvolle 007-Titelsongs. Einfach klasse!
Nach einem letzten Drink in der Ocean-Bar gehen wir zu Bett, das wie das Schiff langsam etwas stärker zu schaukeln beginnt.

Wieder einmal wünsche ich Ihnen eine gute Nacht, schlafen Sie gut und träumen Sie süß. Bis morgen, Ihr Reiseleiter
Hans

Eintrag Nr. 5864 | Kategorie Reisen | 0 Kommentare »




27. Februar 2011

Bei strömenden Regen durch Island – Hans Güth stöhnt

hansEine Stunde vor dem Anlegen in Islands Hauptstadt ist das Glück auf unserer Seite und wir sehen – endlich! – die ersten Wale. Ich schnappe mir sofort meine Kamera und erwische die Rückenflosse eines Buckelwals.

Mein Schatz vergisst über den wunderschönen Anblick dieser Tiere für einen Moment die starken Rückenschmerzen, die sie plagen. Trotz der Medikamente freundlicher Mitreisender wird’s nicht besser und ich denke, dass wir bald den Bordmedizinmann konsultieren müssen.

Pünktlich um 12.00 Uhr fährt die luna majestätisch in den Hafen von Reykjavík ein, dreht und robbt sich zentimeterweise zwischen dem Kreuzer „Saga Ruby“ und zwei russischen Trawlern an die Pier ran. Es nieselt und in der Ferne sehen wir die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten dieser Stadt: Die Hallgrimskirche (Hallgrímskirkja) und das Wasserreservoir Perlan.

Zwei Stunden später brechen wir zu unserem Ausflug auf. Bei zunächst leichtem Regen fährt unser Bus durch die Außenbezirke Reykjavíks und schnell erreichen wir die lavabedeckte Hochheide Hellisheidi. In Island nennt man die auf dieser Hochheide liegende Lava „Christenlava“, denn sie floss nach einem Vulkanausbruch ca. 1000 n. Chr., kurz nachdem die Isländer das Christentum angenommen hatten. Damals sagte man, dass die alten Götter Thor, Odin, Frey und Hel den Isländern die Lava als Rache für deren Hinwendung zum Christentum geschickt hatten.

Bei inzwischen starkem Regen kommen wir zum ersten Stopp, dem Hellisheiði-Kraftwerk, dem größten geothermischen Kraftwerk Islands. Schon von Weitem sind zwei hohe Dampfsäulen zu erkennen. Vor der supermodernen Anlage stehen zig Ausflugsbusse, die Scharen von Ausflüglern ausspucken.

Meinen Schatz interessiert das Kraftwerk nicht, sie bleibt im Bus. Ich tue mir das an und muss einen Pseudo-Ingenieur aus Leipzig (?) ertragen, der an einem elektronischen Schaubild allen, die es hören wollen oder nicht hören wollen, erklären muss, wie das heiße Wasser aus dem Boden geholt wird und am Ende der Strom rauskommt. Aber das hätte ich auch ohne den Klugscheißer gewusst. Ich bin schnell der Meinung, dass man sich diesen Besuch hätte sparen können. Und ich denke, ich war da nicht der Einzige.

Der Regen hört einfach nicht auf. So lange wir im Bus sitzen, haben wir damit weniger Probleme. Aber als wir den Gullfoss (isländisch für „Goldener Wasserfall“) erreichen, sehen wir weniger vom Gold. Der Regen prasselt von oben – die vom Gletscher Langjökull gespeiste Hvítá donnert über zwei im nahezu rechten Winkel stehenden Stufen 32 Meter in die Tiefe. Also reichlich Wasser – von oben und von unten.

Anfang des 20. Jahrhunderts wollte der damalige Grundeigentümer nach vielem Hin und Her das Grundstück an einen englischen Investor verkaufen, der hier ein Wasserkraftwerk mit entsprechenden Auswirkungen auf diesen Wasserfall errichten wollte. Die Tochter des Grundeigentümers Sigriður Tómasdóttir verhinderte dies letztendlich. Sie drohte, sich in den Gullfoss zu stürzen, was sie angesichts der 2,5 km langen engen Schlucht, in der die Wasser des Gullfoss tobten, sicherlich nicht überlebt hätte. Also machte ihr Vater einen Rückzieher.

Da das Fotografieren aufgrund des starken Regens hinfällig ist, kaufen wir uns im von Menschen dampfenden Souvenir-Shop ein paar Ansichtskarten und ein T-Shirt für Dennis. Zeit für eine Tasse heißen Kaffee ist auch noch, dann hake ich meine rückenleidende Frau unter und bringe sie mit einem letzten Blick auf den Gulfoss zum Bus.

Wir erreichen die berühmten Geysire im Tal Haukadalur. 1647 bezeichnete Bischoff Brynjólfur Sveinsson zum ersten Mal mit dem Begriff „geysir“ für eine heiße Springquelle; seitdem werden derartige Springquellen im Allgemeinen so bezeichnet. Der große Geysir schleudert seine Wassermassen nur noch äußerst unregelmäßig in den Himmel.

Zum Ausgleich ist gleich daneben der strokkur (isländisch für „Butterfass“) alle acht bis zehn Minuten aktiv und schleudert aus seinem Schlund mit einem Durchmesser von ungefähr zwei Metern eine gewaltige Wasserfontäne 10 bis 25 Meter in die Höhe.

Es regnet noch immer, zwar nicht mehr so stark, aber dafür ohne Unterlass. Überall zischt und brodelt es, in Schlammlöchern sprudelt kochendes Wasser, aus allen Ritzen dringt Dampf aus dem Boden, der mit gelber und brauner Mineralkruste überzogen ist und nach Schwefel stinkt. Man muss aufpassen, wo man hintritt, sonst sind die Chancen groß, gegart oder zumindest „englisch“ aus Teufels Küche wieder raus zu kommen.

Meine Regisseurin will den strokkur unbedingt aus nächster Nähe filmen und ich muss weitere zehn Minuten in strömendem Regen neben ihr stehen, bis es dem Herrn Geysir gefällt, erneut „Hallo“ zu sagen und ich noch nasser werde. Der Wind steht günstig.

Nachdem wir lebend der Hölle entkommen sind, trocknen wir im nahe gelegenen Hotel unsere Klamotten und genießen das Abendessen. Natürlich wieder Lachs mit Gemüse und Kartoffeln, aber sehr schmackhaft. Mein Schatz will unbedingt ein kleines Glas Wein für sieben Euro, Widerspruch zwecklos. Hinter mir spinnt ein älterer Mann rum, der fünf Euro für ein Bier bezahlen muss und von den guten, alten DM-Zeiten träumt.

Nach dem Essen fahren wir über die Mosfellisheiði zur Ebene Þingvellir (Thingvellir).

<thingvellir

Man muss kein Esoteriker sein, noch medial begabt, um zu spüren, dass dies ein magischer Ort ist. Hier liegt in geologischer wie in historischer Hinsicht die Seele des Landes.

In dem wunderschönen Tal vulkanischen Ursprungs haben 934 n. Chr. 38 unabhängige Stammesführer und Familienoberhäupter – einen König gab es in Island nie – beschlossen, ihre Ideen und Erfahrungen im ersten Parlament des Landes, dem Althing, zu vereinen und sich jedes Jahr für zwei Wochen im Tal von Þingvellir zu treffen. An diesem damals recht zentralen Ort wurden Recht gesprochen, Urteile gefällt, Streitigkeiten beigelegt und Gesetze erlassen. Diese Regierungsform mit ihrer zwanglosen Föderation kann durchaus als erstes europäisches Parlament bezeichnet werden. Die Gesetzestexte, das juristische System und die republikanische Regierungsform überdauerten immerhin 300 Jahre.

An einem kleinen See in der Nähe wurden die Todesurteile vollstreckt. Die Männer wurden geköpft, die Frauen ertränkt. Auch eine Liste der weiblichen Delinquenten liegt dort aus. Die meisten unserer Ausflüglerinnen gehen schnell weiter.
Heute gibt es nur ein einziges Gefängnis in Island (Reykjavik), wo die Verurteilten nach ihrem Urteil meist noch ca. zwei Jahre auf die Verbüßung ihrer Haftstrafe warten müssen, da der Knast hoffnungslos überfüllt ist. „Most wanted“ sind immer noch die 30 Banker, die das Land 2009 in die Bankenkrise und in den Ruin geführt haben.

Eine kleine Wanderung durch die Allmännerschlucht führt uns zum Parkplatz, wo die Busse auf uns warten. Von ganz oben hat man herrliche Ausblicke auf den im Sonnenschein liegenden, fischreichen, größten See Islands Þingvallavatn, wo die Macht des Atlantiks gebrochen ist und kein Touristendampfer den Frieden stört, auf das satte Grün in der Ebene und an den Hängen, die bizarren Felsformationen und den gut erkennbaren Grabenbruch, wo die nordamerikanische und die eurasische Kontinentalplatte aufeinander treffen bzw. jährlich vier bis fünf Zentimeter auseinander driften. Einer der Mitreisenden bemerkt, dass „da drüben Amerika ist und hier Europa“. Womit er im Prinzip Recht hat.

Seit 1928 steht diese Hochebene als erster Nationalpark Islands unter Naturschutz. Dort, wo heute die 1860 errichtete Kirche steht, wurde vermutlich 1000 n. Chr., direkt nach Annahme des Christentums, die erste Kirche Islands erbaut. Die Kirche fiel allerdings gut 100 Jahre später einem Sturm zum Opfer. In den fünf weißen Holzhäusern wohnen der Direktor des Nationalparks und der örtliche Pfarrer. Am 17. Juni 1944 wurde hier die eigenständige Republik Island ausgerufen.

Es ist nicht mehr weit bis Reykjavik, wo wir gegen 22.00 Uhr Perlan (=Perle) erreichen. Perlan ist ein aus sechs riesigen Wassertanks bestehendes Gebäude mit sechseckiger, frei zugänglicher Aussichtsplattform, mit einer 14 Meter hohen gläsernen Kuppel, sündhaft teuren Restaurants, Geschäften, Konferenzzentrum und mit einer an einen Geysir erinnernden computergesteuerten Fontäne. In vier der sechs Tanks werden 24.000 m³ 80 Grad heißes Wasser gespeichert, das größtenteils aus nahe liegenden Geothermalgebieten eingespeist wird. Die beiden anderen Tanks sind für zurückfließendes Wasser aus dem Gesamtsystem vorgesehen. In Reykjavík existieren insgesamt drei Speicherkomplexe, wobei auf Perlan nur in Spitzenzeiten zurückgegriffen wird. Übrigens, im Winter gibt es in Reykjavík so gut wie kein Glatteis, Geothermik nach dem Prinzip der Fußbodenheizung macht es möglich.
Von der Aussichtsplattform haben wir einen tollen Blick über die Stadt, die historischen Häuser, das Regierungsgebäude aus dem Jahre 1756, das, als das einzige gemauerte Gebäude Reykjavíks ironischerweise zuerst ein Gefängnis war und auf die erst 1986 fertig gestellte Hallgrímskirkja (Hallgrimskirche).

Gegen 23.00 Uhr sind wir wieder zurück auf der luna und kommen gerade recht, um wenig später auf unserem Balkon unseren ersten nordischen Sonnenuntergang zu genießen und den Tag noch einmal revue passieren zu lassen.

Wir stellen fest, es gibt viele Gründe, Island zu mögen. Die Landschaft, die Leute, die Kultur, das Essen, das Wetter. Wer hinhört und hinschaut, lernt ständig Neues dazu, auch wenn er die Sprache nicht versteht. Von Island lernen, heißt arbeiten und leben lernen.

 reykjavik

Eine gute Nacht wünscht Ihnen Ihr Reiseleiter
Hans

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27. Februar 2011

Ein bisschen isländische Geschichte – Hans Güth erzählt

hans

Dienstag, 13. Juli

Reykjavík/Island. Liegeplatz: Skarfabakki, Liegezeit: 13.00 bis Mittwoch 13.00 Uhr, Wettervorschau: bewölkt, 14 Grad Celsius, Sonnenaufgang: 03.40 Uhr, Sonnenuntergang: 23.25 Uhr (Mittwoch), Nächste Etappe: 797 Seemeilen (1.476 Kilometer) bis Invergordon/Schottland.
Historischer Rückblick: Der Wikinger Ingolfur Arnarson von Norwegen setzte im Jahre 874 erstmals seinen Fuß auf die Insel und schlug seine Zelte genau dort auf, wo heute Reykjavik liegt. Weitere Wikinger besiedelten die Südküste und nach 60 Jahren befanden sich, angelockt von den friedlichen Lebensbedingungen und weit weg vom gewalttätigen Norwegen, 20.000 Siedler im Land. Es muss in dieser Zeit auch einige keltische Siedler gegeben haben, denn hier sind deutlich mehr dunkelhaarige Bewohner anzutreffen als im Rest Skandinaviens.

934 gründeten 38 unabhängige Wikinger-Stammesführer das erste Parlament (Thingvellir). Die Gesetzestexte und die republikanische Regierung überdauerten immerhin bis ins 13. Jahrhundert. In dieser Zeit erreichte auch das Christentum (römisch-katholisch) von Norwegen aus die Insel und ersetzte die heidnischen Götter.

In der Mitte dieses Jahrhunderts wendete sich das Blatt für Island. Die Regierung zerfiel, Bürgerkrieg begann, ein unverhofft einsetzender Wetterwechsel führte zu einem rapiden Temperatursturz. Den daraus resultierenden schlechten Ernten folgten schlimme Hungersnöte. Hinzu kam ein recht modernes Problem: Die Fischgründe vor den Küsten, einst unerschöpfliche Nahrungsreserve, wurden von fremden Nationen regelrecht geplündert.

Für eine kurze Zeit übernahmen die Norweger das Land, dann hatten die Dänen das Sagen und führten harte Gesetze ein, wonach der gesamte Kirchenbesitz konfisziert und die Erlöse aus dem Handel fast ausschließlich an die Dänen abzuführen waren. Die Pest, Pocken, weitere Hungersnöte, Erdbeben und Vulkanausbrüche brachten Island im 18. Jahrhundert auf den Tiefpunkt seiner Entwicklungsgeschichte. Die Bevölkerung, auf gerade noch 35.000 Bewohner geschrumpft, beschloss angesichts dieser aussichtslosen Situation, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen.

Das 19. Jahrhundert war die Zeit der Revolutionen in ganz Europa. Die Hauptfigur war Jon Sigurdsson, heute ein Nationalheld. Schritt um Schritt erreichte das Land nun mehr Unabhängigkeit. Zunächst erlaubte Dänemark im Jahre 1874 Island eine neue Verfassung. 30 Jahre später erhielten die Isländer eine Art eigenes Hausrecht und 1944 verließ das Land mit dem Veto von 97 Prozent der Stimmen die Union und wurde eigenständige Republik. Bis heute zeigt jedes Referendum, ein beliebtes politisches Mittel der Willensbildung, erstaunliche Resultate. Eines ist sicher, die Isländer sind extrem stolz auf ihr Land und gehen gerne ihren eigenen Weg.

Mit 103.000 km² ist Island, knapp unterhalb des Polarkreises gelegen, die zweitgrößte Insel Europas. Die 3.700 km lange Küstenlinie ergibt sich aus den zahllosen Fjorden und Buchten. Besonders dank der krabbenförmigen Halbinsel im Nordwesten, die Westfjord genannt wird. Island misst 480 km von Osten nach Westen und 320 km von Norden nach Süden. Die Nachbarn sind Grönland, 290 km in nordwestlicher Richtung und die Färöer-Inseln etwa 430 km entfernt im Südosten. Nach Schottland sind es weitere 380 km in die gleiche Richtung. Auf Island leben nur 300.000 Menschen, das entspricht einer Bevölkerungsdichte von 2,9 Einwohnern pro km². Damit ist es das am dünnsten besiedelte Land Europas. Über 60% der Isländer wohnen im Großraum Reykjavik, der „Rest“ verteilt sich auf die größeren Städte und Dörfer im Küstenbereich.

Island ist so groß wie es die DDR war, hat aber nur so viele Einwohner wie Karlsruhe, mit Botschaften in den wichtigsten Hauptstädten der Welt, drei Tageszeitungen, drei Fluglinien, mindestens fünf politischen Parteien, hat als einziges Land in der NATO keine Armee, ein Dutzend Universitäten und Hochschulen und mehr Theater in Reykjavík als in jeder vergleichbaren deutschen Stadt.

Die Landschaft Islands hat sehr viel mehr als nur Schnee und Eis zu bieten: grüne Felder, kleine Hügel, schroffe Bergwelten, Seen und Flüsse, eindrucksvolle Wasserfälle, mächtige Gletscher und Hochplateaus, Sumpfgebiete, Moorlandschaften, Steinwüsten, Sandflächen und erkaltete Lavaströme, auf denen Moose und Flechten wachsen. Im Schnitt liegen fünf Jahre zwischen zwei Vulkanausbrüchen; schwache und damit ungefährliche Eruptionen nennen die Isländer „Touristenausbrüche“.

Der Golfstrom sorgt trotz der nördlichen Lage für ein gemäßigtes Klima. Die Temperaturen bewegen sich im Sommer zwischen 10° bis 15°, im Winter -4° bis 0°. Der Sommer beginnt Mitte Mai und endet schon Ende Juli. Etwa acht Monate ist es hier fast oder ganz dunkel. Wahrscheinlich rührt daher auch die hohe Geburtenrate. Eine isländische Familie hat i. d. R. zwei Kinder, die Bevölkerung wächst jährlich um 1,5%.

Reykjavík im Südwesten der Insel wird als die „nördlichste Hauptstadt der Welt“ bezeichnet. Den Sagen aus dem 13. Jahrhundert zufolge, warf Ingolfur Arnarson, als sein Wikingerschiff 874 Island erreichte, seinen Thron ins Meer und schwor, fortan dort zu leben, wo dieses Möbelstück landen würde. Der Thron wurde in einem Gebiet voll sprühenden Dampfes an die Küste geschwemmt, welches Reykjavík seinen Namen gab: „Dampfende Bucht“.

Der Dampf kam von den Thermalquellen, die heute jedes Haus in dieser überaus rauchfreien Stadt heizen. Zwei Drittel seines Energiebedarfs bezieht das Land aus der Erde, denn ganz Island ist eine heiße Quelle, die Raumtemperatur in den Wohnungen wird durch Auf- und Zumachen der Fenster reguliert.

Die Abwesenheit jeglicher industrieller Umweltverschmutzung macht Reykjavik zu einer der saubersten Städte der Welt, mit einem Lebensstandard, der seinesgleichen sucht. Eine Hauptstadt, die die Vision hatte, das führende Finanzzentrum Nordeuropas zu werden. Letzteres wurde nicht erreicht, mit harten Folgen für die Isländer. Aber Reykjavík ist trotzdem eine liebenswerte Stadt ohne Hektik geblieben, in der das Alte und das Moderne harmonieren.

In den isländischen Sagas heißt es, dass derjenige, der den Gletscher Snæfellsjökull einmal gesehen hat, immer wieder dorthin zurückkehren wird. Ansporn genug, um 06.30 Uhr aus den Federn zu springen und den Snæfellsjökull in seiner ganzen Pracht zu bewundern.

Dieser wunderschöne, 1446 m hohe schneebedeckte Vulkan wurde schon mehrfach in der Literatur gewürdigt. So war er für Jules Verne Ausgangspunkt für die “Reise zum Mittelpunkt der Erde”. Nach dem Einstieg durch den erloschenen Krater erlebte der Hamburger Mineralogieprofessor Otto Lidenbrock, sein Neffe Axel und ihr isländischer Führer Hans eine wundersame Reise, die am Stromboli endete, wo sie durch den Vulkanschlund wieder an die Erdobrfläche kamen.

Gleich geht’s weiter
Ihr Reiseleiter Hans

Eintrag Nr. 5851 | Kategorie Reisen | 1 Kommentar »




25. Februar 2011

Island – Hans Güth erzählt

hansBereits um 10.30 Uhr verlassen wir das Schiff zu unserem Ausflug in die Welt der brodelnden Insel. Zu unseren beiden Ausflugzielen, dem Torf-Bauernhaus in Laufas und dem Wasserfall Godafoss.

Der Reiseleiter heißt Björn und spricht gut Deutsch. Sein Vater ist Isländer, seine Mutter eine Deutsche. Björn hat uns viel über sein Land und die Menschen hier zu erzählen. Dass das moderne Island eine Industrienation mit einem umfassenden Sozialsystem und einem der höchsten Lebensstandards der Welt ist, mit einem Alter von „nur“ 15 – 20 Mio. Jahren zu den jüngsten Regionen der Welt zählt, die Isländer eine stolze Seefahrer-Nation sind und drei Kabeljaukriege gegen England gewonnen haben, Energie in diesem Land fast nichts kostet, weil diese aus dem unendlichen Vorrat an heißem Wasser und Dampf gewonnen wird, dass die Endung „-son“ als Suffix zum Vornamen des Vaters kommt, z. B. Leif Eriksson, der im Jahre 1000 als Erster in Nordamerika an Land ging, dass es für ganz Island nur ein einziges Telefonbuch gibt, in dem ausschließlich die Vornamen verzeichnet sind, neben dem obligatorischen Fisch gerne das klassische Hangikjot (geräuchertes Lamm) verzehrt wird, der Alkohol sehr teuer ist, aber man unbedingt den örtlichen Kümmel-Schnaps Brennivin (Spitzname „Schwarzer Tod“) versuchen soll, in Island kein Trinkgeld gegeben wird, die Isländer sehr lesefreudig sind und vier neu erschienene Bücher im Jahr erwerben.

Nach einem kurzen Foto-Stopp über dem Eyjafjord mit Blick auf die luna geht es weiter durch die von Menschenhand fast unberührte Natur, in der es eine Menge Sehenswürdigkeiten zu bewundern gibt. Zum Beispiel das alte aus Holz und Torf gebaute Bauernhaus in Laufas, mit kleinen Zimmern, niedrigen Decken, einem mit Möbeln aus der Zeit von 1850 bis 1900 schön eingerichteten Wohnbereich, dass man das Gefühl hat, die Bewohner könnten jeden Augenblick zur Tür hereinkommen. In einem kleinen umzäunten Areal, direkt zwischen den Wohnhäusern und einer kleinen, hübschen Kirche, ein Friedhof mit z. T. verwitterten Grabsteinen, die meist aus dem 19. Jahrhundert stammen.

Einige Ansichtskarten und ein paar original isländische Wollhandschuhe, dann mahnt Björn zur Weiterfahrt. Über eine Schotterstraße führt unser Weg durch eine traumhafte Landschaft zwischen mächtigen Bergen, deren Hänge dicht mit der nur ein Meter hohen Island-Birke bewaldet sind (der Volksmund sagt: Wenn du in einem isländischen Wald verloren gehst, steh’ einfach auf), über Flüsse und Bäche zum Godafoss-Wasserfall.

Man sieht die Gischt des Godafoss (Götterfall) schon von Weitem. Der Name geht auf die Sage zurück, dass der Gode (Priester) der Region im Jahr 1000 nach Übernahme des Christentums alle alten Götterstatuen in das tosende Wasser versenkte. Obgleich nur bescheidene zwölf Meter hoch, beeindruckt die donnernde Kaskade durch die Wassermassen, die sich in großer Breite in eine Schlucht stürzen. Die Fallkante des Wasserfalls entstand am Rand des Lavastroms Frambruni, der sich vor rund 8000 Jahren aus dem Schildvulkan Trölladyngja ergoss und eine Länge von 105 Kilometern erreichte.

Meine Stuntfrau ist wieder mal mutig und will, dass ich sie auf einem gefährlichen, lavazerklüfteten Felsvorsprung fotografiere. Nur mit dem Versprechen, dass ich trotz verkrümmter Wirbelsäule ihre Lavasteine trage, bringe ich sie dort wieder runter. Ich weiß auch nicht, was für einen nordischen Troll sie auf der Schulter hat, dass sie immer wieder Heldin sein will.

Bald komme ich mir vor wie die Mondfahrer, die viel Gestein da oben eingesammelt haben, nur, dass die im Gegensatz zu mir nur ein Sechstel des Gewichts spürten. Zu allem Überfluss reicht mir noch ein netter Mensch im Bus etwas überflüssiges Geröll rüber, worüber sich meine Geologin tierisch freut. Als ich meine Stirn kräusle, meint sie, dass sie jederzeit auch Steine für mich tragen könne – aber erst ab einem Karat.

Bei der nahen Tankstelle decken wir uns mit weiteren Ansichtskarten und zwei sehr guten Hotdogs ein. Auch auf der Rückfahrt genießen wir weiter die traumhafte Natur. Sattes Grün, ab und zu ein einsames Häuschen oder ein Wohnwagen, der in der Nähe einer kleinen Dampfsäule steht. Die Energie holen sich die Isländer ja bekanntlich direkt vor der Haustür. Hier gibt die Erde Gas.

akureyri

Um 14.30 Uhr heißt es dann wieder: „Alle Mann an Bord!“ Einige Männer kommen der Aufforderung nach und lassen ein paar Frauen an Land. Pünktlich um 15 Uhr gleitet die luna im Sonnenschein durch den Eyjafjörður aufs offene Meer, 650 km bis Reykjavik, das wir morgen um die Mittagszeit erreichen werden.

Wir verpassen die Polartaufe auf dem Pooldeck, die Neptun höchstpersönlich abhält und den Passagieren urkundlich bestätigt wird, dass sie auf dieser Reise den Polarkreis passiert haben. Aber um in die Gemeinschaft der Unterwasserwesen aufgenommen zu werden, müssen die Täuflinge erst einige Prüfungen absolvieren, um sich als würdig zu erweisen. So müssen sie u. a. eine Sardine schlucken, einen toten Fisch küssen oder eine Schaufel Eiswürfel hautnah in ihren Klamotten ertragen. Na ja..

Wir relaxen ein bisschen im Café Mare bei Kaffe und Kuchen. Auch Kaffee, Tee und Schokolade gehören auf der luna zur Spitzenklasse. Der Kaffee kommt aus den besten Anbaugebieten der Welt, für Teekenner werden erlesene Blatt- oder Broken-Tees bereitgehalten. Oder man erliegt den süßen Sünden aus feinster Schokolade und versteht schnell, warum „Xocoatl“ in Südamerika einst als Göttertrank und Aphrodisiakum galt.

In der Galerie kämpfe ich weiter mit mir und James Rizzi. Wahrscheinlich werde ich mir doch eines seiner tollen Bilder zulegen. Mal sehen. Im Casino treffen wir wieder unser Ehepaar aus Maulbronn. Ihn hat langsam, sehr zum Leidwesen seiner Holden, die Spielsucht gepackt.

Für das Abendessen hat mein Schatz das „Bella Vista“-Restaurant ausgewählt. Und zwar mit Bedacht, denn das Bella Vista liegt hinter der Shopping-Meile. „Nur mal kurz“, sagt meine Modebewusste. Ich sage nein, aber sie hat offensichtlich ein Hörproblem.

Danach trennen sich unsere Wege. Mein Schatz schaut sich den Auftritt des italienischen Sängers Sandro di Lucia an, ich probiere es mit einer weiteren Runde Bingo. Ich riskiere 15 Euro und bedaure wieder recht schnell, bei diesem Kasperle mitzumachen und beschließe, ab heute das Thema Zocken auf der luna aufzugeben.

Die ABBA-Show ist ein Hammer, kaum vom Original zu unterscheiden. Agnetha hat erfreulicherweise keinen dicken Hintern, dafür ist Frida ein bisschen pummelig. Aber was aus diesen beiden Mädels rauskommt, ist beachtlich. Leider ist nach einer halben Stunde schon Schluss.

Unsere Cabin-Maid Lover Mae hat uns heute Morgen auf eine Veranstaltung um 22.00 Uhr in der AIDA-Bar hingewiesen. Sie würde singen und ich schaue einen Moment ungläubig. Doch in der bordeigenen AIDA-Tageszeitung lese ich „Crew meet Band“ und höre, dass diese Show ein Geheimtipp unter den Kreuzfahrern ist. Denn, wer sich sonst um die Sauberkeit der Kabinen kümmert, hinter der Bar leckere Drinks mixt oder die Maschinen ölt, steht heute Abend neben der Band „Midnight Spirits“ auf der Bühne und präsentiert seine Lieblingssongs. Neben Cat Stevens, Tina Turner und Stevie Wonder ist unsere Lover Mae der absolute Star. Mit einem Kollegen aus der Küche singt sie im Duett „Endless Love“ und nicht nur wir, das ganze Publikum schmilzt dahin.
Es ist schon nach 01.00 Uhr, als wir den immer noch taghellen Abend auf unserem Balkon ausklingen lassen. Wir freuen uns auf Islands Hauptstadt Reykjavik und einen weiteren interessanten Tagesausflug – in die Hölle.

Ihr Reiseleiter
Hans

Eintrag Nr. 5837 | Kategorie Reisen | 1 Kommentar »




24. Februar 2011

Lehrreiches von der AIDAluna – Hans Güth erzählt von Island

hans

Montag, 12. Juli 2010

Akureyri, Island. Liegeplatz: Oddeyrarbryggja, Liegezeit: 07.00 bis 15.00 Uhr, Wetter: bewölkt, 14 Grad, Sonnenaufgang: 02.58 Uhr, Sonnenuntergang: 23.37 Uhr. Nächste Etappe: 356 Seemeilen (659 Kilometer) bis Reykjavik.

Historischer Rückblick: Am Ende des 90 Kilometer langen Eyjafjörður liegt Akureyri, heimliche Hauptstadt und Juwel des Nordlandes. Nach Reykjavik, sowie den Metropolen Kopavogur und Hafnarfjördur ist Akureyri mit ca. 16.300 Einwohnern die viertgrößte Stadt Islands. Es gibt täglich Flug- (50 Minuten) und Busverbindungen (acht Stunden) zur Hauptstadt Reykjavik, die 440 Kilometer südwestlich von Akureyri liegt.

Aufgrund dieser Entfernung haben die Bewohner der Stadt einen eigenständigen Lebensstil entwickelt. Aus wirtschaftlicher Sicht ist Akureyri allen anderen Städten in dieser Region deutlich überlegen. Hinzu kommt die geradezu traumhafte Umgebung, die jeden Besucher in ihren Bann schlägt.

Der Handelsposten Akureyri hat sich in mehr als 400 Jahren wirtschaftlich und kulturell zur zweitwichtigsten Stadt des Landes entwickelt. Die größte Schiffswerft Islands, die größte Konservenfabrik des Landes, Molkereien, Fischverarbeitung und der Exporthafen erwirtschaften 30 Prozent der isländischen Industrieproduktion. Dabei hat alles ganz klein angefangen.

Der erste Siedler in der Gegend, „Helgi, der Magere“ von den Orkney Inseln, ließ sich während der Landnahmezeit im neunten Jahrhundert in der Nähe nieder. Er gründete eine Farm und war Oberhaupt einer Gemeinschaft von Freunden und Verwandten, die zwar gemeinsam fischen gingen, wenn es notwendig war, sich aber sonst mehr um Schafe, Rinder und Landwirtschaft kümmerten. Eine Tradition, die bis heute tief im südlichen Hinterland verwurzelt ist.

Als 1786 das dänische Handelsmonopol aufgehoben wurde, lebten hier gerade einmal 12 Menschen – ausnahmslos Dänen. Fast hundert Jahre später, bei der Verleihung der Stadtrechte 1862, waren es immerhin schon 286 Einwohner. Am 01.02.1904 erlangte Island endlich die volle Unabhängigkeit von Dänemark und wurde im Dezember 1918 ein souveräner Staat mit eigener Flagge.

Akureyri ist, bildlich gesprochen, gerade mal einen Steinwurf vom Polarkreis entfernt. Genau genommen sind es knapp 100 Kilometer. Besucher würden in dieser Gegend eher mit Gänsehaut an frei laufende Eisbären denken. Stattdessen finden sie eine Stadt, die alles zu bieten hat, was man von einer Metropole zu erwarten hat: Zahllose Geschäfte sowie Kultur-, Sport- und Unterhaltungsangebote.

Um 06.30 Uhr klingelt der Wecker. Vorbei an schneebedeckten Bergen und Industrieanlagen laufen wir bei Nebel und leichtem Regen in Akureyri ein. Wie sagt der Volksmund: Regnet’s in Akureyri, scheint in Reykjavik die Sonne und umgekehrt. So soll das hier laufen. Wir sind gespannt.

Bis später …
Ihr Reiseleiter Hans

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23. Februar 2011

Eine Kreuzfahrt die ist lustig, eine Kreuzfahrt, die ist …

mal-anders-reisen Ich weiß nicht wie es Ihnen geht. Aber ich verspüre derzeit die allergrößte Lust in See zu stechen. Eine Kreuzfahrt habe ich aus den verschiedensten Gründen bisher immer abgelehnt. Aber jetzt, wo ich die Reiseerlebnisse von Hans webmäßig aufbereite, bin ich auf den Geschmack gekommen.

Ein Urlaub, tausend Möglichkeiten“ – unter diesem Motto stehen auch in 2011 wieder die Wochen der Kreuzfahrt. Dass dem so ist, bestätigt uns Hans mit seinen täglichen Berichten. Mehr als 2000 Reisebüros in ganz Deutschland haben sich der Aktion „Wochen der Kreuzfahrt“ angeschlossen und bewerben derzeit die vielfältigen Angebote der 22 teilnehmenden Kreuzfahrtveranstalter.

Auch in Sandhofen bei „mal Anders-Reisen“ dreht sich in diesen Tagen alles um das Thema Urlaub auf dem Wasser. „Die Vielfalt der Kreuzfahrten ist groß. Sie reicht vom Segeltörn bis zur Expeditionskreuzfahrt, von der Donau bis zur Karibik. Für jeden Geschmack, für jede Generation und für jeden Geldbeutel ist etwas dabei, lockt Heike Anders-Dahms, die Inhaberin des Reisebüros.

Bis jetzt habe ich noch keine Kreuzfahrt gebucht. Aber die Teilnahmekarte für das größte Kreuzfahrtgewinnspiel ist bereits abgegeben. Vielleicht bin ich ja unter den glücklichen Gewinnern. Sie dürfen mir gerne die Daumen drücken. Im Gegenzug werde ich Sie, sollte ich unter den Glücklichen sein, selbstverständlich mit meinen Reiseerlebnissen beglücken. ;-)

Schiff ahoi!
Ihre Christa Schwemlein

Kleingedrucktes
Mit diesem Klick finden Sie heraus, welches Reisebüro in Ihrer Nähe an den Wochen der Kreuzfahrt 2011 teilnimmt:

 

Eintrag Nr. 5825 | Kategorie Nur so..., Reisen | 2 Kommentare »




23. Februar 2011

Mit der AIDAluna auf dem Weg nach Island – Hans Güth erzählt

hans

Sonntag, 11. Juli 2010

4. Seetag. Noch 1.000 Kilometer bis Akureyri, Wetter: wolkig, leicht regnerisch, 12 Grad, Uhr umstellen (-2 GMT).

Wir sind jetzt eine Woche unterwegs und stellen mit Erstaunen fest, dass wir seit sieben Tagen keinen Teller mehr abgewaschen, weder gekocht, noch im Supermarkt eingekauft, noch sonst etwas getan haben, was nur ein Minimum an Mühe verlangt hätte. Die schwerste Entscheidung, die wir zu fällen hatten, war, in welches Restaurant wir gehen sollen – oder vielleicht gleich an die Bar.

Ich hätte so gerne ausgeschlafen, aber mein Schatz reißt mich um 06.30 Uhr aus meinem Schönheitsschlaf und schleppt mich zur Folterkammer auf Deck 11. Dort haben sich am Sonntagmorgen – ist es wirklich Sonntag? – schon reichlich Streber versammelt. Nach einer Stunde reicht’s mir und nach der Pflege meines Revue-Körpers freue ich mich auf ein ausgedehntes, wunderbar entspanntes Frühstück in der warmen Morgensonne am Heck.

Am späten Vormittag verliert die Sonne an Kraft, der Wind nimmt zu und die bis dahin isolierten Wolken rücken allmählich aufeinander zu, ehe sie sich zusammenschließen wie Puzzleteile und der Himmel bald die Farbe alter Silbermünzen hat.

Also lustwandeln wir durch das Schiff und entdecken das eine oder andere Neue. Als wir an der Galerie vorbeikommen, faszinieren mich einmal mehr die 3D-Bilder von James Rizzi und ich bin nahe dran, eines zu kaufen oder vielleicht zu ersteigern. Im Theatrium beginnen gerade die Proben für die morgige ABBA-Show. Wir singen kräftig mit, bekommen aber trotz Textsicherheit leider kein Angebot.

Das Mittagessen schenken wir uns und beschließen, uns noch ein wenig aufs Ohr zu legen, bis das Formel-1-Rennen in Silverstone/GB beginnt. Webber gewinnt vor Hamilton, Vettel wird nur Siebter, Schumacher fährt wie gewöhnlich hinterher, optimistelt danach aber wieder fleißig in die Kamera.

Das Blackjack-Turnier fällt aus für mich, ich bleibe meiner Linie treu und halte mich vom Casino fern. Lust hätte ich auf den Einsteiger-Kurs „Langsamer Walzer“, was meine Holde aber ablehnt, obwohl, wenn ich ein bisschen insistiert hätte, ich sie am Ende doch rumgekriegt hätte. Dafür bringen wir uns im Café Mare mit Kaffee und Kuchen wieder in die Spur, bevor wir uns im Theatrium mit dem interessanten Vortrag von Lektor Trobitzsch auf Akureyri und die Hauptstadt Reykjavik einstimmen.

Ich bleibe gleich sitzen und reserviere die beiden Plätze für das WM-Finale Holland gegen Spanien. Krake Paul hat Spanien als Sieger vorausgesagt. Paul hat bis jetzt noch nie daneben gelegen und sollte der letzte Tipp auch noch stimmen, wird er wohl bald von der Wettmafia gekidnappt werden.

Spanien gewinnt gegen überhart einsteigende Holländer mit 1:0 n. V. (Tor: Iniesta) und nimmt verdientermaßen, zum ersten Mal in der WM-Geschichte, aus den Händen der spanischen Königin Sophia den goldenen World-Cup in Empfang.

Nach dem Spiel geht der Wahnsinn weiter: Wir haben zum zweiten Mal Gelegenheit in die knallbunte Welt des Gastkünstlers Ray Kay einzutauchen. Schnell ist das Theatrium auf drei Ebenen randvoll. Wenn auch nicht so ordinär wie in der ersten Show, begeistert er erneut das Publikum. Auch Hartmut ist wieder dabei und verarbeitet einige doppelte Wodka mit ihm („Hartmut, hau weg den Scheiß!“). Als Höhepunkt holt er sich einen langhaarigen Lehrer, der aussieht wie ein übrig gebliebener Hippie aus den Endsechzigern und toupiert seine Haare zu einer monströsen Hochfrisur.

Gegen 01.30 Uhr werden die Bettkarten gezwickt. Ans Frühstück denken und noch schnell die Uhr eine weitere Stunde zurückstellen (GMT -2). Morgen früh gegen 07.00 Uhr laufen wir in Akureyri ein. Da will ich oben dabei sein.

Bis dahin grüßt Sie Ihr Reiseleiter
Hans

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