20. September 2011 von Christa

Ich oute mich

Ich bin eine Wiederholungstäterin. Eine Italien-Wiederholungstäterin, wohlgemerkt.

Seit über 50 Jahren bin ich verliebt in Italien. In regelmäßigen Abständen packt mich die Sehnsucht und dann muss ich meine Koffer packen. Schon als Kind verbrachte ich die Sommerferien mit meiner Familie an der italienischen Adria. Ich baute Sandburgen und „Klickerbahnen“, spielte Boccia oder tobte mit meinen Cousins im Meer. Meine erste Pizza probierte ich als Jugendliche am Strand von Riccione. Sie war kalt und schmeckte überhaupt nicht gut. Pizzen hatten damals noch keinen Einzug in die deutsche Küche gehalten. Es dauerte noch einige Jahre, bis sie auf unseren Tischen landeten. Später war ich mit meinem Mann kreuz und quer in Italien unterwegs. Auf italienischen Campingplätzen malten und verkauften wir „Steinmänner“. Mit dem Erlös finanzierten wir Pasta, Brot und Wein.

Es ist wie heimkommen dachte ich, als ich nach einer längeren Pause wieder einmal meine Füße auf italienischen Boden setzte. Alles war so vertraut: Die Sonne, der milde Salzgeruch in der Luft, die Musik, die mediterrane Lebensart. Vor allem aber das „Parlieren“, das ich an den Italieners so gerne mag. Im Stillen hatte ich gehofft auf Sardinien ähnlich zu empfinden. Es war ein schöner Urlaub, keine Frage. Aber Sardinien ist nicht Italien. Sardinien ist anders. Doch eins nach dem andern.

Sardinien – Ankunft in Olbia

Nach einem angenehmen Flug mit der „Air Berlin“ wurden wir am Flughafen von einem strahlend blauen Himmel begrüßt. Ein Himmel wie im Bilderbuch! Wie die meisten Inselbesucher landeten wir im Nordosten Sardiniens, in Olbia. Bei der Auswahl der Unterkünfte hatten wir uns auch diesmal auf unser Reisebüro vor Ort verlassen. An dieser Stelle ein herzliches Danke an Heike Anders-Dahms, die unseren Geschmack wieder einmal voll und ganz getroffen hat.

Von Olbia fuhren wir mit dem Mietwagen direkt zu unserer ersten Unterkunft, dem Hotel „Pulicinu“. Die gepflegte Hotelanlage liegt auf einer kleinen Anhöhe fernab des touristischen Treibens und bietet einen herrlichen Blick auf die Bucht von „Baja Sardinia“. Die Zimmer waren sauber, einfach eingerichtet und mit einem Balkon für zwei Personen ausgestattet.

 balkon-fur-zwei

Das Essen war gut, das Personal distanziert freundlich. Wer Erholung sucht und keinen Wert auf italienisches Nachtleben legt, ist im „Pulicinu“ bestens aufgehoben.

Zur Badebucht von „Baja Sardinia“ sind es ca 3 km, zu Fuß zu weit. Das Wasser dort war so wie ich es mag – erfrischend und kristallklar. Ich liebe es, weit ins Meer hinaus zu schwimmen, den Strand mit all seinen Geräuschen hinter mir zu lassen und mich weit draußen vom Salzwasser tragen und treiben zu lassen. Allerdings war dieser Urlaubstag ein teures Vergnügen. Für einen Sonnenschirm und zwei Liegen zahlten wir 21,00 Euro. Dusche, Umkleidekabine und Toilette kosteten extra.

Das „Pulicinu“ war idealer Ausgangspunkt für unsere Ausflüge in den Norden der Insel. Porto Cervo ist, auch wenn es keinen gewachsenen Ortskern besitzt, lebendiger Mittelpunkt der exklusiven „Costa Smeralda“. Der Ort ist geprägt von verwinkelten Gassen, kleinen Piazzettas, teuren Restaurants und edlen Boutiquen. Ein ausgedehnter Bummel durch die noblen Ladenpassagen war, sehr zum Leidwesen meines Mannes, Pflicht. Ich gebe zu, auch ohne explizite Kaufabsicht, gerne in edlen Boutiquen zu stöbern, über feine Stoffe und weiches Leder zu streichen. Eine Leidenschaft, die mein Mann nicht mit mir teilt. Nachdem wir uns darauf geeinigt hatten für derartige „Exkursionen“ künftig getrennte Wege zu gehen, beobachteten wir mit viel Vergnügen das „Kommen und Gehen“ am Jachthafen von Porto Cervo, wo sich Luxusjacht an Luxusjacht reiht. Auch diese Beobachtungen sind erzählenswert. :-) Vielleicht ein andermal.

Die “Maddalena-Inseln”

Bei 36 Grad Hitze war die Fahrt mit dem Fährschiff zu den „Maddalena-Inseln“ eine Wohltat. Die über 62 Maddalena-Inseln sollen zu den schönsten Inseln im Mittelmeer zählen. Doch Vorsicht, die Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Die einstündige Fahrt auf der Panoramastrasse rund um die Hauptinsel „La Maddalena“ gewährte uns Einblicke in idyllische Buchten und zerklüftete Felsen. Mit einem kleinen Bummel durch die quirlige Altstadt des gleichnamigen Ortes beendeten wir spät am Abend diesen Tagesausflug.

Die Halbinsel “Capo Testa”

Absoluter Höhepunkt war jedoch die Wanderung auf der Halbinsel „Capo Testa“, dem nördlichsten Punkt Sardiniens. Die Halbinsel ist wegen ihrer ungewöhnlichen Granitfelsen berühmt. Mit etwas Fantasie konnte man in den Umrissen der Steine, wie im Reiseführer beschrieben, Fabel- und Märchenfiguren entdecken. Von hier hatte man einen schönen Blick auf die weißen Kreidefelsen von Bonifacio. Korsika ist nämlich nur zwölf Kilometer entfernt. Das Meer leuchtete je nach Wassertiefe in einer anderen Farbe, mal türkis, mal dunkelblau, mal smaragdgrün – traumhaft schön!

Fazit:

“Sardinien ist schön, aber ich muss es nicht noch einmal sehen”, habe ich nach dieser ersten Etappe gesagt. Jetzt, wo ich meine Erinnerungen aufschreibe bin ich mir aufeinmal nicht mehr sicher. Mal gespannt, wie es am Ende meiner Berichterstattung aussehen wird.

Merken Sie was? Wir sind wieder da! ;-)

Christa Schwemlein

Mehr Sardinien:
Die zweite Etappe: Hier stinkt’s
Die dritte Etappe: Nach der Reise ist vor der Reise

Der Beitrag wurde am Dienstag, den 20. September 2011 um 21:12 Uhr veröffentlicht und wurde unter Eigene Gedanken zu..., Nur so..., Reisen abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

Eintrag Nr. 6782 | Kategorie Eigene Gedanken zu..., Nur so..., Reisen | 8 Kommentare »





8 Reaktionen zu “Ich oute mich”

  1. Menachem

    Willkommen zu Hause.
    Schön, Christa, dass du dir nicht mehr so ganz sicher bist, ob es nochmal Sardinien wird :)
    Ich war ca. 1995 mal mit dem Wohnmobil auf Sardinien. Dachte danach, ähnlich wie du.
    Vor 4 Jahren, meinem letzten Urlaub, aus der Tageshektik rein ins Auto und ab mit den Wohnwagen hinten dran nach Genua mit Ziel Korsika. Ich komme also spät abends in Genua an, und da fährt doch noch tatsächlich eine Fähre nach Olbia. “Olbia” war mit so vertraut und freudig noch eine Fähre bekommen zu haben, rückwärts und schweißgebadet mit dem Gespann hinein in diesen Koloß aus Stahl.
    Nachts stehe ich draußen auf dem Schiff und denke die ganze Zeit: Wieso ist da steuerbord Licht und Land? Das kann doch gar nicht sein, wenn man nach Korsika will. Nachdem dieses Land mit Licht oder Licht mit Land stundenlang an uns vorüberzieht, bekomme ich erste Zweifel. Und eine halbe Stunde später hab ich Gewissheit: Ich sitz im falschen Boot.
    Tja, so kann man also immer wieder mal nach Sardinien kommen.
    Wir waren in Budoni, sind nach Google so ca. 70 km von eurem diesjährigen Ferienort, und ja – es war trotz allem sehr, sehr schön :)

  2. Christa

    :-) )))

    So ähnlich kamen wir zu den “Maddalena-Inseln”. Beabsichtigt hatten wir diese Fährfahrt nicht. In Palau sind wir der “Karawane” gefolgt und schwupps waren wir, ehe wir uns versahen, auf dem Schiff. ;-) Schön war’s dennoch. :-)

    Ich denke mit Sardinen wird’s mir wie mit vielem gehen. Der erste Eindruck ist eine “vorläufige Stichprobe”, die mit dem “letzten Eindruck” überprüft werden sollte.

    Also ich bin gespannt. Je mehr ich schreibe und mich erinnere um so schöner wird’s.

    Danke für den Kommentar.
    Christa

  3. Dori

    Liebe Christa,
    das ist jetzt ja lustig ;-) Ich hatte vor ein paar Monaten nach einem schönen Urlaub geschaut, und da eine liebe inzwischen Exkollegin Urlaub auf Sardinien gebucht hatte, dachte ich, ich schaue mir die Insel mal an – im Internet.
    Und irgendwie fand ich das alles zwar schön, aber das, wofür ich mich interessierte, überstieg dann doch meine finanziellen Möglichkeiten, und zum anderen dachte ich: nee, das ist eine Insel, und da habe ich dann wieder die gleichen Gefühle wie auf allen anderen Inseln zuvor: Mallorca (geht grad noch), Guernsey, Jersey, und sämtliche Nordseeinseln, die ich alle schon bereist habe. Auch alle Kanaren.
    Danke für die Reisebeschreibung. Intuitiv hatte ich das Gefühl, dass Sardinien schön ist, aber nicht für mich!
    Liebe Sonnengrüße von Dori

  4. Christa

    Sardinien ist schön, ja. Aber mir hat die italiensische Leichtigkeit, das Gestikulieren, das Fröhliche und auch die Eleganz, kurz all das was ich an Italien und den Italieners so sehr liebe, gefehlt.

    ABER liebe Dori, nachdem ich deine Blogeinträge gelesen habe müsste die Insel für dich genau das Richtige sein.
    Sardinien, ist wie die FREIHEIT selbst, so sagt man. ;-)

    Gruß und auch dir vielen Dank für den Kommentar
    Christa

  5. ver-rueckt » Blog Archiv » Hier stinkt’s

    [...] Mehr Sardinien: Die erste Etappe: “Ich oute mich“ [...]

  6. ver-rueckt » Blog Archiv » Nach der Reise ist vor der Reise

    [...] Schwemlein Mehr Sardinien: Die erste Etappe: Ich oute mich Die zweite Etappe: Hier [...]

  7. Menachem

    Nach nun zwei Wochen in Sizilien, @Christa, bin ich der Meinung, das, wenn man es zeitlich einrichten kann, Sardinien im September eine sehr gute Wahl ist. Schafft man das zeitlich nicht, ist Sizilien eine “Alternative” – für den Oktober.
    Sardinien, so erkenne ich es auch für mich wieder aus deinen Beschreibungen, ist eine “Liebe auf den zweiten Blick”. Es braucht dazu seine Zeit, aber es beinhaltet dafür eine tiefe Intensität.
    Liebe Grüße aus Ragusa, Menachem

  8. Christa

    @Menachem

    weiterhin schöne und erholsame Ferientage.

    Grüße nach Ragusa – Christa

Einen Kommentar schreiben

du mußt angemeldet sein, um kommentieren zu können.