22. Oktober 2014 von Christa

Antiochia, die Stadt der Aussendung – Ostanatolien 13

Die Zimmer waren schmutzig, das Essen unappetitlich und die Elektrik gefährlich. Über die sanitären Anlagen schweigt des Sängers Höflichkeit. Also, nichts wie raus aus diesem 4-Sterne Haus.

“Von dort fuhren sie mit dem Schiff nach Antiochia …”
(Apg 14,26)

Wir sind auf dem Weg nach Antakya, dem ehemaligen Antiochia. Die 500 km nördlich von Jerusalem gelegene Stadt war einst die Hauptstadt der römischen Provinz Syrien und nach Rom und Alexandria die drittgrößte Stadt im Römischen Reich. Aufgrund der idealen Verkehrslage am schiffbaren Fluss Orontes und einer wichtigen Fernhandelsstrasse entwickelte sich Antiochia im Altertum zu einer Weltmetropole, wo sich Menschen mit unterschiedlichen Religionen und Sprachen begegneten. Die Stadt war somit die ideale Basis für eine missionarische Kirche. Von hier brach Paulus zu all seinen großen Reisen auf, in deren Verlauf viele christliche Gemeinden entstanden.

Antakya

Nach 370 zurückgelegten Kilometern auf Straßen, von denen wir in Deutschland nur träumen können, erreichen wir um die Mittagszeit die Wirkungsstätte des Apostels. Wir beziehen unser schönes Hotel im Zentrum der Stadt und machen uns auch gleich auf den Weg, um die römischen Mosaike im Archäologischen Museum zu bestaunen. Die Enttäuschung ist groß. Das Museum zieht gerade um. So bekommen wir von der großen Mosaikensammlung nur einen Bruchteil zu sehen.

Antakya

Irgendwie fühle ich mich den ganzen Tag schon nicht richtig gut. Doch jetzt wird mir von jetzt auf nachher speiübel. Ich melde mich für den Rest des Tages von der Gruppe ab und eile schnurstracks zum Hotel, welches zum Glück nur einen Katzensprung entfernt ist. Schade, ich hatte mich so auf die Begegnung mit der Ordensfrau gefreut, die uns heute von ihrer Arbeit für den Dialog der Kulturen in dieser Region berichten sollte. Auch auf den Besuch der „Grottenkirche St. Peter“, die dem Apostel Petrus geweiht ist, musste ich verzichten. In dieser Kirche sollen sich die ersten Christen getroffen und den Predigten des Paulus gelauscht haben.

Erst am späten Nachmittag fühle ich mich wieder stabil genug, um mit meinem Mann einen Altstadtbummel zu wagen. Im Bazar stehen wir an einem Marktstand mit Nüssen und suchen hilflos nach Pistazien. Der Verkäufer versteht uns nicht. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“ hören wir von hinten. Ein deutschsprechender Türke hat uns beobachtet. Freundlich übersetzt er unsere Wünsche ins Türkische. Ein paar Stände weiter staunen wir über die preiswerten Angebote eines „Herrenausstatters“. Eigentlich will ich nur schauen. Doch ehe ich mich versehe, habe ich einen Tee in der Hand und zwei schicke Baumwollhemden für umgerechnet nur 12 Euro in der Tasche.

Sie irren, wenn Sie annehmen ich hätte gekonnt gehandelt. Handeln liegt mir überhaupt nicht. Und da ich dies weiß, habe ich mir angewöhnt mich an dem zu orientieren, was ich ganz persönlich bereit bin für etwas, das ich gerne besitzen möchte, zu zahlen. Außerdem hätte ich mich geschämt diesen Preis herunter handeln zu wollen. Übrigens, die Hemden sind inzwischen oftmals gewaschen und sehen frisch gestärkt und sorgfältig gebügelt noch immer aus als seien sie neu.

Unseren Einkaufsbummel beenden wir in einem Straßencafé am Orontes. Ein Türke aus Frankfurt begrüßt uns als wären wir schon jahrelang befreundet. Die Freude mit uns über seine deutsche Heimat sprechen zu können ist deutlich spürbar. Wir trinken Tee und beobachten dabei das multikulturelle Treiben in der Stadt. Neben Türkisch ist, wie in Mardin, immer mal auch Arabisch zu hören. Verständlich, wir sind ja nur 50 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Die Arabisch sprechenden Menschen zählen überwiegend zur Minderheit der Alawiten, einer schiitischen Glaubensrichtung, die nicht mit den ähnlich ausgesprochenen Aleviten zu verwechseln sind. In der ehemaligen christlichen Hochburg leben heute noch etwa 1200 Christen. Sie leben mit Juden und Muslimen friedlich miteinander, hat uns Süheyl während der Herfahrt erzählt.

Doch wie lange noch?
Christa Schwemlein

Kleingedrucktes:
Erlebt am Donnerstag, den 17. Oktober 2013.

Der Beitrag wurde am Mittwoch, den 22. Oktober 2014 um 17:56 Uhr veröffentlicht und wurde unter Kirche, Kleine Bibelkunde, Reisen abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

Eintrag Nr. 10447 | Kategorie Kirche, Kleine Bibelkunde, Reisen | 0 Kommentare »





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