Mobbing – Macht durch Gemeinschaft
Anonym, da sind sie stark, in der anonymen Gemeinschaft noch stärker. Die Möglichkeit im Internet andere fertig zu machen wird auf vielerlei Weise genutzt. Nach einer repräsentativen “Forsa-Umfrage” im Auftrag der Techniker Krankenkasse ist bereits jeder dritte Jugendliche Opfer einer Mobbing Attacke geworden. Die Folgen sind gravierend. Die Opfer klagen über Schlafstörungen, Kopf- und Bauchschmerzen.
Im Einzelfall reagiert jeder Mensch anders auf diese Art der psychischen Belastung. Aus eigener Betroffenheit kann ich sagen: „Die Hilflosigkeit ist groß“. Mobbing ist, für welche Definition man sich auch entscheidet, eine Gewalt der kleinen Treffer. Man sieht sie nicht und dennoch wirken sie zerstörerisch. Jeder Angriff isoliert betrachtet ist eigentlich nicht schlimm. Was letztendlich die Gewalt ausmacht ist die Häufigkeit der winzigen Traumata.
„Die Tatsache, dass ich hier so ahnungslos reingeplatzt bin, brachte mich nicht aus der Fassung. Diese mir zunächst peinliche Lage, mein Gesicht zu verlieren, konnte ich mit Humor recht gut wegstecken. Es waren die vielen kleinen Stiche, die mich letztendlich in die Krise führten“,
schrieb ich einst meinen „Cybermobbern“.
Zu dem Zeitpunkt, als ich die oben genannten Zeilen schrieb, hatte ich noch keine Ahnung in was ich da verwickelt war. Und das, obwohl ich bis dahin schon viele Jahre ehrenamtlich in einer Beratungsstelle arbeitete, ich aufgrund meiner Ausbildung und langjährigen Erfahrung ja hätte wissen müssen, in welche Situation ich manövriert wurde. Das Heimtückische an Mobbing ist, dass man nicht oder erst sehr spät begreift was los ist. Man kann nicht glauben, was sich da abspielt. Eine solch mitleidlose Gewalt ist einfach unvorstellbar.
Meine Gefühlslage ist inzwischen geklärt und ich kann sachlich ansprechen, was mir passiert ist. Wochen- , ach was schreib ich, monatelang habe ich damals gegrübelt, mir den Kopf darüber zerbrochen was ich falsch gemacht habe, den Fehler bei mir gesucht und keinen gefunden. Ich wurde immer stiller und fiel in ein tiefes Loch. Das Schlimmste für mich war, dass ich mit niemanden über meine Geschichte sprechen konnte. Da ich ganz alleine stand, war es zunächst schwierig, mich verständlich zu äußern. Niemand hatte mir geglaubt, manche hielten mich für paranoid. Lange Zeit lebte ich in der Hoffung, dass von meinem „Gegenüber“ ein Entgegenkommen oder eine Erklärung kommt. Ich hätte dringend jemanden gebraucht, der mir soziale Unterstützung gibt, klare Worte mit mir spricht. Da war keiner. Im Schutz der anonymen Gemeinschaft haben sich alle sicher gefühlt.
Die Hilflosigkeit unter allen, denen der Schutz von gemobbten Menschen am Herzen liegt, ist groß. Die Hemmungslosigkeit der „Mobber“ im Schutz der Anonymität noch größer. Was tun? Ein Patentrezept habe ich nicht. Eines weiß ich inzwischen: Zum mobben gehören immer drei:
- Einer der mobbt,
- einer, der sich mobben lässt, und die,
- die nichts dagegen tun.
Also Augen, und wenn nötig auch die Klappe auf. “Internetuser” davon zu überzeugen, dass Anstand und die Achtung der Perönlichkeit des anderen unverzichtbar und anonyme verbale Hiebe nur feige und keineswegs cool sind, wird ein hartes Stück Arbeit werden. Zu lange wurde auf solche grundlegenden Werte kein Wert mehr gelegt.
Christa Schwemlein
Kleingedrucktes:
Da mir dieses Thema sehr am Herzen liegt, komme ich der Bitte meines Blogkollegen Daniel Rhen gerne nach und mache sie mit dem “Netzofanten” bekannt. Der Dickhäuter will Kindern einen sicheren Umgang im Netz beibringen. Die Betreiber dieser Seite werden sicherlich nichts dagegen haben, wenn meine hier mitlesenden ”Best-Agers” ab und zu auch vorbei schauen. Medienkompetenz tut allen gut.
P.S
Passend zum Thema, eine teuflische Geschichte. Viel Vergnügen!
Der Beitrag wurde am Freitag, den 28. Oktober 2011 um 21:42 Uhr veröffentlicht und wurde unter Blog-Geflüster, Eigene Gedanken zu..., Nur so... abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
2 Reaktionen zu “Mobbing – Macht durch Gemeinschaft”
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Am 29. Oktober 2011 um 10:34 Uhr
Liebe Christa,
vielen Dank für deinen Hinweis auf unser netzofanten-Projekt! Und natürlich sind alle Deine Blogleser herzlich auf unserer Webseite willkommen!
Liebe Grüße
Christine
Am 29. Oktober 2011 um 12:38 Uhr
Gerne liebe Christine. Das Thema liegt mir am Herzen und ich werde es auch, wie Daniel schrieb, per “Mundpropaganda” im “realen” Leben bekannt machen. In meinem Familien-Bekannten-und Freundeskreis gibt es viele Lehrer.
Gruß nach Köln und viel Erfolg mit dem Projekt
Christa