25. Dezember 2007 von Christa

Sehnsucht und die Suche nach Gott

Weihnachtsgedanken

 

krippe3.jpgSehnsucht, die Suche nach Gott und nach dem Sinn des Leben sind große Themen – auch in der virtuellen Welt.

Was treibt Menschen ins Netz, war eine meiner aller ersten Fragen gleich zu Beginn meines Eintritts ins Internet, vor etwa vier Jahren.
Ich wusste damals nicht viel vom Netz und noch weniger vom „Onlinebusiness“. Daher war es für mich unverständlich, was Menschen mit derartigen Sinnfragen ins Netz treibt. Ich konnte es einfach nicht nachvollziehen, da ich in der glücklichen Lage war und immer noch bin, zwischenmenschliche Kontakte vor Ort zu haben.

Während meines einjährigen Bloggens wurde ich jedoch mehrfach mit Glaubens- und Sinnfragen konfrontiert. Am 25. April diesen Jahres schrieb mir eine junge Frau, sie sei auf der Suche nach Gott und ob ich denn Internetadressen hätte, die ihr bei ihrer Suche weiterhelfen könnten.

Vor ein paar Tagen landete ich auf einem meiner Netzsparziergänge auf der Seite meines ehemaligen Zeiträubers JAC. Er bedauerte in seinem Beitrag „Sehnsucht nach…“, dass ihm sein Glaube und Gott derzeit fehlen.

Wie ist das eigentlich mit Gott? Wie ist es mit mir und Gott?

Die jetzigen Tage bieten sich ja geradezu an, sich darüber Gedanken zu machen. Durch meine eigene Lebenserfahrung kann ich sagen, dass ich mich von meinem Glauben, je nachdem, in welcher Lebenssituation ich mich befand, mal mehr und mal weniger stark getragen wusste. Allerdings, auch wenn ich meinte Gott vergessen zu haben, brachte er sich mir immer wieder in Erinnerung.

Bei dieser Gelegenheit fallen mir Zeilen ein, die ich vor nicht allzu langer Zeit per E-mail erhielt:

“…es gibt ein Teil in meinem Leben, den ich vor Jahren als sehr sehr wichtig empfunden habe,dann mit LOGISCHEN ERKLÄRUNGEN zur SEITE gelegt habe (ganz schlau…konnte alles begründen ,was mir wichtig war…)
Nur danach fehlte mir eine MENGE nur ,war mir irgendwie nie ganz bewußt was es war..
und ganz ehrlich..
ich grübel heute noch darüber nach..
Obwohl ich feststelle….
das ich jemanden in meinem Leben nicht ausweichen kann..noch besser ausgedrückt nicht weglaufen kann…Aber das hat vor mir schon ein anderer erfahren.
und es gibt einen Text der mich im moment tagtäglich begeleitet “Nähme ich Flügel der Morgenröte, und bliebe am äußersten Meer, würde auch dort deine Hand mit mir sein und deine Hände mich halten Herr.spräche ich Finsternis möge mich dekken und NAcht statt lLicht ummich sein,wäre auch Finsternis nicht finster bei Dir und die NAcht leuchtet wie Sonnenschein.”

Zuerst dachte ich an einen Scherz, zu misstrauisch stand ich dem Medium Internet gegenüber. Ich konnte mir nicht erklären, was die Schreiberin, die ich ja gar nicht kannte, mir sagen wollte. Trotzdem habe ich viel darüber nachgedacht, gegrübelt, den Text mit Freunden besprochen und wurde letztendlich doch nicht schlau daraus. Ich musste ihn, um bei meiner Familie und Freunden nicht als verrückt zu gelten, schließlich unter „unerledigt“ ablegen.

Heute in der Reflektion und in der Beschäftigung mit diesem Beitrag meine ich, dass die Schreiberin mit ihren Zeilen genau das auszudrücken versuchte, was ich bereits oben schrieb.

lilien-01.jpgIch kann Gott nicht ausweichen. Persönlich lebe ich in dem zuversichtlichen Vertrauen, dass er sich mir immer wieder in Erinnerung bringt. Das mag auf vielerlei Weise geschehen: Durch die Begegnung eines Menschen oder durch Worte, die mich in meinem tiefsten Inneren berühren.
Manchmal drängt er sich auch förmlich auf, wenn man, wie Ewald dies in einem Beitrag schrieb, mit dem Fotoapparat unterwegs ist und das Wunder der Schöpfung direkt vor der Linse hat.

Als Ergänzung zu all meinen Gedanken veröffentliche ich heute die Geschichte eines jüdischen Jugendlichen, der gerne Schüler eines Rabbis werden möchte. Ich finde sie passt sehr schön zu meinen Gedanken.

***

Ein jüdischer Jugendlicher kommt zu einem Rabbi und sagt: “Ich möchte gerne zu dir kommen und dein Schüler werden.”

Der Rabbi antwortete: “Gut, das kannst du, aber ich habe eine Bedingung. Du musst mir eine Frage beantworten. Liebst du Gott?”

Da wurde der Schüler traurig und nachdenklich. “Eigentlich, lieben, das kann ich nicht behaupten.”

Der Rabbi sagt freundlich: “Gut, wenn du Gott nicht liebst – hast du Sehnsucht danach, ihn zu lieben?”

Der Schüler überlegte und erklärte dann: “Manchmal spüre ich die Sehnsucht danach, ihn zu lieben, recht deutlich, aber meistens habe ich soviel zu tun, dass diese Sehnsucht im Alltag untergeht.”

Da zögerte der Rabbi und sagte: “Wenn du die Sehnsucht Gott zu lieben nicht so deutlich verspürst, hast du dann Sehnsuch danach, Sehnsucht zu haben, Gott zu lieben?”

Da hellte sich das Gesicht des Schülers auf und er sagte: “Genau das habe ich. Ich sehne mich danach, diese Sehnsucht zu haben, Gott zu lieben.”

Der Rabbi sagt: “Das genügt. Du bist auf dem Weg.”

***

Ich stimme mit dem Rabbi überein. In dem Moment, wo mir bewusst wird, dass mir etwas fehlt, bin ich bereits auf einem guten Weg. Wichtig ist und das ist meine ganz persönliche Meinung, ich muss achtsam sein. Nur wenn ich achtsam durch meinen Alltag gehe, kann ich Gott finden – in einem Menschen, in der Schönheit der Natur oder in der Meditation in der stillen Begegnung mit mir selbst.

In diesem Sinne – weiterhin eine Frohe Weihnacht!
Christa Schwemlein :-)

Fotos: Ewald Erb

Der Beitrag wurde am Dienstag, den 25. Dezember 2007 um 10:48 Uhr veröffentlicht und wurde unter Blog-Geflüster, Eigene Gedanken zu..., Geschichten, Vertrauen abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

Eintrag Nr. 777 | Kategorie Blog-Geflüster, Eigene Gedanken zu..., Geschichten, Vertrauen | 2 Kommentare »





2 Reaktionen zu “Sehnsucht und die Suche nach Gott”

  1. Joachim

    Ehrlich gesagt frage ich mich, wie man in der heutigen Zeit an einen – wie auch immer gearteten – Gott glauben kann. Andere mögen fragen, wie man in der heutigen Zeit NICHT an Gott glauben kann…

    Wie dem auch sein mag – meine eigenen Lebenserfahrungen haben mich gelehrt, nicht an eine personifizierte Gottheit zu glauben. Und sollte es Gott geben, dann hat er/sie sich schon lange verabschiedet.

    Viele Grüße.

    Joachim

  2. Ulf Runge

    Liebe Christa,

    das ist eine schöne Geschichte. Danke.
    Weit weg von der Perfektion der Wissenden hilft diese Erzählung all denen, die nicht wissen, die fast nicht glauben, die nur ahnen…
    MIR hilft sie.

    Danke.

    Liebe Grüße, Ulf

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