Das große GRAUsen
Es ist kalt geworden. Die letzten Tage waren nasskalt und verregnet – grau in grau. Auch in diesem Jahr macht der November seinem Ruf, ein grauer Monat zu sein, alle Ehre. Die Wetteraussichten für die kommenden Tage verheißen nichts Gutes und langsam aber sicher drückt das Grau auch auf meine Stimmung.
Wie mir geht es vielen. „Bevor ich meine Herbstdepression bekomme, fliege ich lieber noch einmal in die Sonne“, sagt eine Bekannte und hat für Ende November einen Flug nach Gran Canaria gebucht.
Unsere „Lange Nacht der Kunst und Genüsse“ wurde ganz bewusst in den November gelegt, um den Menschen ein wenig von der „Tristesse“ zu nehmen, die dieser Monat mit sich bringt. Vor Ort wird versucht, dem „Novembergrau“ mit derartigen Events etwas Farbe zu verleihen.
Ist es wirklich nur das Wetter, das mir auf’s Gemüt schlägt? In der Vergangenheit gab es, auch außerhalb des Novembers, Zeiten, in denen es in mir „Grau“ war, wo meine Lebensfreude und mein Tatendrang lahm gelegt waren. Die Flucht in einen Einkaufsbummel oder einen Urlaub half mir manchmal über diese graue Stimmung kurzfristig hinweg. Leider war das keine wirkliche Lösung, um das „Grau“ in mir zu vertreiben.
Flüchten oder aushalten?
Derartige Fluchten mögen über solche grauen Stimmungen hinweg helfen, aber manchmal ist es auch hilfreich solche Tage einfach anzunehmen, sie auszuhalten und zu leben.
„Sie müssen lernen, einfach mal „Nichts“ zu tun“, damit auch ihre Seele zur Ruhe kommt“, war der Rat meiner Ärztin vor ein paar Jahren.
So bieten mir die jetzigen Novembertage Raum und Zeit für düstere Gedanken und ernsthafte Themen, die im bunten Jahresverlauf sonst keinen Platz finden.
Sicher, wir können solche Gedanken nicht wegreden, aber verdrängen tun wir sie gerne.
Alles im Leben hat seine Zeit – auch graue Novembertage.
In diesem Sinne
Christa Schwemlein
Foto: Ewald Erb
Der Beitrag wurde am Dienstag, den 13. November 2007 um 21:59 Uhr veröffentlicht und wurde unter Eigene Gedanken zu... abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
4 Reaktionen zu “Das große GRAUsen”
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Am 14. November 2007 um 00:32 Uhr
Liebe Christa,
dem Wetter die Stirn zu bieten, und sich mal für eine halbe bis ganze Stunde eine laufende Nase, nasse Klamotten, vielleicht sogar durchnässte Haare und Füße zu holen, um dann zu Hause wieder bei warmen Temperaturen zu trocknen, und dabei nicht die klaren Gedanken vergessen, die man während des Spazierganges hatte, das ist für mich auch November.
LG, Ulf
Am 15. November 2007 um 16:32 Uhr
Hallo Frau Schwemlein,
seit einiger Zeit lese ich regelmäßig Ihre Seite. Bisher habe ich mich noch nie getraut, irgendwo etwas zu schreiben. Der Computer ist für mich genau so neu wie für Sie.
Der Beitrag über den “grauen November” hat mir gut gefallen. Auch ich habe viele depressive Novembermonate hinter mir. Das Sterben in der Natur hat mich immer sehr niedergedrückt. Seit ich aber erkannt habe, daß dies zum Kreislauf gehört, kommen bei mir diese depressiven Stimmungen seltener auf. Denn das Leben annehmen schließt auch den Tod mit ein.
Ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute.
Ihre Maria
Am 15. November 2007 um 17:25 Uhr
Danke Maria.
Ich denke mit den Themen Tod und Sterben haben viele Menschen ihre Probleme, da sind wir nicht alleine.
Ihnen liebe Grüße und weiterhin viel Mut zum Kommentieren. Ich würde mich freuen.
Christa Schwemlein
Am 18. November 2007 um 22:53 Uhr
Lieber Ewald,
vielen Dank – auch für dieses Gedicht. Ich kannte es noch nicht. Mir geht es ähnlich wie dir und werde diese Zeilen öfter lesen müssen.
Ich war dieses Wochenende auf Seminar. Einer der Teilnehmer trug ein Gedicht von Mashja Kaleko vor, aus welchem mir noch folgende Zeilen in Erinnerung blieben.
Geh dem Leid nicht entgegen.
Und ist es da, sieh ihm still ins Gesicht.
Es ist vergänglich wie Glück.
Irgendwie finde ich sie auch passend.
Lieben Gruß
Christa