1. September 2007 von Christa

Abschied

Der “Mannheimer Morgen” und “SWR 4″ berichteten gestern über den letzten Arbeitstag von Norbert Dietel, dem geschäftsführenden Leiter der Telefonseelsorge Rhein-Neckar. Nach 32 Dienstjahren tritt der evangelische Pfarrer seinen wohlverdienten Ruhestand an.

telefonseelsorge1.jpgSein Arbeitsplatz war für ihn mehr als nur ein Job um Geld zu verdienen. Sein Beruf war für ihn wirklich Berufung und hat Freude, Spaß und Erfüllung gebracht. Ein Glücksfall, wie ihn wohl wenige Arbeitnehmer erleben, so der Theologe.

Seine Nachfolgerin ist die Diplom-Psychologin Ursula Bieber-Eckardt.

Während seiner langjährigen Dienstzeit habe sich manches verändert. Heute genau wie früher wählen Menschen, wenn sie nicht mehr ein und aus wissen oder einfach einen neutralen Gesprächspartner suchen, die Nummer der Telefonseelsorge.

Die Telefonseelsorge spürt den Wandel unserer Zeit, sagt Norbert Dietel. Hilferufe wegen einer ungewollten Schwangerschaft sind nach der Reform des Paragrafen 218 und der Einrichtung von Konfliktberatungsstellen heute eher seltener. Weniger sind auch die rein sozialen Nachfragen geworden. Wer am Ende des Monats kein Geld mehr hat, wendet sich heute nicht mehr an die Telefonseelsorge, sagt er in einem Interview mit dem Mannheimer Morgen.
Deutlich zugenommen haben allerdings Anrufe von Menschen, die keinerlei Lebensfreude mehr haben und keinen Sinn in ihrem Leben mehr sehen.

Als Norbert Dietel seinen Dienst bei der Telefonseelsorge antrat, gab es den Begriff Mobbing noch nicht. Was sich hinter diesem Wort verbirgt, das wissen der Geistliche und seine Nachfolgerin aus vielen Gesprächen mit Betroffenen.

tslogo2.jpgMobbing ist vor allem deshalb so gefährlich, weil viele Opfer nicht nur leiden, sondern sich deshalb auch schämen und sich in ein Schneckenhaus der Seele zurückziehen. Darin liegt wahrscheinlich die größte Gefahr des Mobbings.
Nur wenige Anrufer sagen am Telefon ganz konkret: „ Ich werde gemobbt.“ Erst nach langem Zuhören stellt sich heraus, was die Anrufenden wirklich bedrückt. Oft handelt es sich um Demütigungen am Arbeitsplatz, die mit nach Hause genommen werden und mit der Zeit das Gefühl hinterlassen, für nichts mehr gut zu sein.

Wie geht es für Norbert Dietel “telefonseelsorgerisch” weiter? Zunächst will er sich in dieser Hinsicht in Askese üben. Wie in der Erdgeschichte, so sagt er, muss der alte Saurier verschwinden, damit die Säugetiere sich entfalten und ihre Plätze finden können. Danach wird er zusammen mit seinen Kolleginnen prüfen, ob es sinnvoll und wünschenswert ist, sich in irgendeiner Form bei der TS Rhein-Neckar zu betätigen.

Mit welchem passenden Gedanken kann ich nun meinen Beitrag beenden?

Gefunden habe ich einen Spruch von Helmut Walch in “Zeit der goldenen Tage”:

“Es gibt nichts, das so verrückt ist, dass es nicht auch von älteren Menschen in Angriff genommen werden kann. Mann kann die Wüste durchqueren, die Welt umsegeln, ein Studium beginnen. Was hast du dir vorgenommen?”

In diesem Sinne
alles Gute zum “Unruhestand” wünscht dir

Christa  :-)

Der Beitrag wurde am Samstag, den 1. September 2007 um 23:47 Uhr veröffentlicht und wurde unter Nur so... abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

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Eine Reaktion zu “Abschied”

  1. ver-rueckt » Blog Archiv » Links, Links, Links….

    [...] viel kam dazwischen: Die Weinmesse auf den Kaupzinerplanken mit der netten Einladung zum Sekt, der Bericht über die Telefonseelsorge, der mir persönlich sehr am Herzen lag und letztendlich meine dreiteilige Betrachtung zu Hans [...]

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