Es war einmal…
Unsere Vorstellungen von Kindererziehung entsprachen dem damaligen Trend.
Holz statt Plastik, Baumwolle statt Synthetik, Walldorfpuppen auch für Jungs, kein Kriegsspielzeug – pädagogisch wertvoll sollten die Spielsachen sein. Nicht zu viel Fernsehen und auf gar keinen Fall sollte ein Computer im Kinderzimmer stehen. So unsere Devise – damals!
Um unseren Söhnen die Natur nahe zu bringen, verbrachten wir unsere Wochenenden in einem eigens zu diesem Zweck erworbenen Ferienhäuschen auf dem Lande.
Doch bald holte uns die Realität ein. Jeder abgebrochene Ast wurde in eine Pistole oder Degen verwandelt. Ehe wir uns versahen befanden wir uns bei unseren sonntäglichen Spaziergängen mitten im “Wilden Wesen”.
Die allerbesten Freunde meiner Söhne waren die, deren Eltern großzügiger mit dem Fernseh- und Computerkonsum umgingen als wir. Was tun?
Sinn- und maßvoller Umgang mit dem Fernsehen und Computer erschien uns eine geeignete Maßnahme. Wir versuchten den Fernsehkonsum zu beeinflussen und Sendungen in Frage zu sellen. Wenn schon Fernsehen, dann gemeinsam! Wir verfolgten die “Sesamstraße” – ebenso “Die Sendung mit der Maus”. Allabendlich winkten wir, alle zusammen, dem Sandmännchen zur guten Nacht.
Wir sorgten für Alternativen zum Fersehprogramm. Meldeten die Kinder im Musik- und Sportverein an, besuchten mit ihnen Theater und Konzerte – nicht nur zur Weihnachtszeit. Wir trällerten “Tri-tra-trallala” und antworteten auf die Frage: “Seid ihr alle da” mit einem lautstarken “Ja”.
Mit etwas Wehmut denke ich an diese Kleinkindzeit zurück. Mit etwas Abstand betrachtet war es doch eine schöne Zeit, sehr schön sogar.
Irgendwann zog ein Computer dann auch in unser Haus ein. Seine Existenzberechtigung gewann er übrigens dadurch, dass mein Mann mir erklärte, er sei notwendig für sein berufliches Weiterkommen.Als wir schließlich auch um Computerspiele nicht mehr herum kamen, wurden diese ganz genau unter die Lupe genommen und auf Unbedenklichkeit geprüft.
Tja, und da stieß zumindest ich sehr rasch an meine Grenzen. Bis bei mir Mario endlich das 2. Level erreicht hatte, waren die Jungs und auch mein Mann schon was weiß ich wo beim Nintendo Spiel. Bald verstand ich auch viele Unterhaltungen nicht mehr. In meiner eigenen Familie fühlte ich mich an den Rand gedrängt und ich begann, diesen neuen Hausgenossen als lästig zu empfinden.
Die Entwicklung setzte sich in der Schule fort. Auf Empfehlungen der Lehrer benutzten die Kinder immer häufiger das Internet. Der Erfolg war erstaunlich. Innerhalb kürzester Zeit verfügten sie über mehr fundiertes und aktuelles Wissen zu bestimmten Themen, als sie es in meinen Sachbüchern und Lexika hätten finden können.
Das Kommunikationszeitalter hat nun auch mich erreicht. Mittlerweile sehe auch ich die poitiven Seiten des Internets und die neuen Medien sind zu meinen täglichen Begleitern geworden….
Christa
Der Beitrag wurde am Dienstag, den 27. März 2007 um 16:28 Uhr veröffentlicht und wurde unter In eigener Sache, Ver-ruecktes abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
4 Reaktionen zu “Es war einmal…”
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Am 27. März 2007 um 23:07 Uhr
Schön, dass du so über dich schreiben kannst. Ich werde noch ein paar Hürden nehmen, und es dann auch mal versuchen, wohlgemerkt, versuchen.
Am 28. März 2007 um 15:03 Uhr
Menachem, schreiben ist doch kein Muß.
Ich schreibe, weil es mir Spaß macht und ich einfach mal etwas Neues ausprobieren will.
Interessant finde ich, dass ich schon einen winzig kleinen Stammleserkreis habe und das, mit diesem schrecklichen “Outfit”.
Überrascht war ich, als mich am letzten Arbeitstag vor meinem Urlaub ein Gast der “Rheinterrassen” im Büro anrief, sich auf dieses Blog bezog und zwei Karten für “mocábo” bestellte – verrückt!
Ansonsten hat das Thema, das du anschneidest, auch viel mit Freiheit zu tun - finde ich.
Leider habe ich noch keinen richtigen Einstieg gefunden, sonst hätte ich die Themen Angst, Anerkennung, Macht und Freiheit bereits in meinem Blog aufgegriffen.
Bei deinem Hürdenlauf wünsche ich dir Hals- und Beinbruch und ich freue mich über weitere Einträge auf deiner oder auch meiner Seite.
Gruß
Christa
Am 5. Dezember 2007 um 17:50 Uhr
Dein Blog ist wirklich sehr informativ. Es w�re nett, wenn du dar�ber noch mehr Infos h�ttest.
Am 5. Dezember 2007 um 23:37 Uhr
Danke für das Kompliment. Deine Seite finde ich auch gelungen und werde sie meiner Kollegin, Nadine, empfehlen.