Der Clown
Am Aschermittwoch ist alles vorbei.
All die Luftschlangen, die Luftballons, das Konfetti und die Bonbons, die gestern noch auf der Straße lagen, sind heute den Straßenkehrmaschinen zum Opfer gefallen. Nichts von der lustigen Welt von gestern ist mehr übrig. Die diesjährige “fünfte Jahreszeit” ist unwideruflich Erinnerung. Die Gefühle, mit denen man zurückschaut, werden zweifellos dadurch bestimmt sein, inwieweit man Herr der eigenen Entscheidungen war oder sich vom Gruppenzwang zu Handlungen hinreißen ließ, die eigentlich gar nicht dem eigenen Wesen entsprechen.
Der Clown, er hat uns mit seinem Humor durch die närrischen Tage begleitet. Heute am Aschermittwoch beginnt für mich und andere Christen die traditionelle Fastenzeit. Heißt das jetzt, dass sich der Clown bis zum nächsten Kanveval aus meinem Leben verabschiedet, ich nichts mehr zu lachen habe und ab sofort mit langem Gesicht durch die Gegend laufen muss?
Nein, im Gegenteil, der Spaßmacher kann ja auch noch ganz anders – nachdenklich und manchmal sogar traurig. Ich erinnere daran, dass große und berühmte Clowns oft sehr ernst zu nehmende Charaktere sind, die nicht unbedingt bei jedem Gelächter dabei sein müssen. Die eigentliche Kunst des Clowns besteht ja darin, mir liebevoll den Spiegel vor Augen zu halten, damit ich sehe, wer und wie ich in Wirklichkeit bin, um vielleicht auch mal über mich selbst lachen können.
Über mich selbst nachdenken, auch dazu lädt die Fastenzeit ein. So ist für mich jede Fastenzeit auch eine Zeit der Horizonterweiterung. Raus aus der Spur, um wieder mehr Leben ins Leben zu bringen.
Christa Schwemlein
Der Beitrag wurde am Mittwoch, den 6. Februar 2008 um 21:05 Uhr veröffentlicht und wurde unter Eigene Gedanken zu..., Fasten, Humor, Kirche abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
2 Reaktionen zu “Der Clown”
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Am 9. Februar 2008 um 00:21 Uhr
Liebe Christa,
mit dem Fasten habe ich es nicht so.
Wenn ich dann hoffentlich am Sonntag meine Steuer fertig habe, wird wieder gelaufen, dann kann ich essen, so viel, wie ich will.
Aber weiß sehr wohl, dass Fasten nichts mit wenig Essen zu tun hat.
Fasten heißt: Verzichten. Und das fängt im Kopf an. Und landet wohl auch im Körper. Okay.
Ganz ehrlich, ich stehe bei so vielen Dingen gerade unter Anspannung, unter Druck, da bin ich froh, wenn ich wieder Augenblicke genießen darf, etwa beim Joggen.
Will sagen: Nachdem ich “meinen” Advent so richtig erst im Januar gefeiert habe, werde ich das Fasten vielleicht erst in zwei Wochen in Erwägung ziehen.
Mit clownisch lieben Grüßen, Ulf
Am 9. Februar 2008 um 23:14 Uhr
Hi Ulf,
dann wünsche ich dir mal, dass sich dein Druck und deine Anspannungen bald lösen. Fasten nach “Buchinger” wäre dafür geradezu ideal.
Ob ich dieses Jahr heilfaste kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Ich gehe zur Zeit noch mit diesem Gedanken schwanger.
Aber laufen war ich heute nachmittag und es war wunder-wunderschön.
Clownsgrüße zurück
Christa