5. Februar 2013 von Christa

Alt werden, sterben müssen und Abschied nehmen – So war 2012!

Alt werden

Die magischen 50 – eben noch eine Hürde, jetzt schon Erinnerung. Im Dezember habe ich mich von der „5“ verabschiedet und meinen 60sten Geburtstag gefeiert. Keine Frage, ich rücke auf.

Wenn 50 Jahre die Jugend des Alters sind, was sind dann 60 Jahre? Ist das jung oder nicht mehr? Das Altsein umfasst inzwischen eine Spanne von 25-30 Jahren. Man spricht vom „jungen Alter“ und meint die Lebenszeit zwischen 60 und 80 Jahren. Erst danach kommt das „richtige“ Alter. Wieder einmal fällt mir meine Mutter ein, die mit 80 erschrocken feststellte: „Ich glaube ich werde alt.“

Ehrlich gesagt habe ich zu meinen 60 Jahren noch keine Beziehung. Mein Kopf sagt mir zwar, dass ich die größte Strecke meines Lebensweges zurückgelegt habe und ich im letzten Drittel angekommen bin. Doch will es mir noch nicht gelingen, diese Tatsache vom Kopf in den Bauch zu bekommen. Mental fühle ich mich, an den meisten Tagen zumindest, noch frisch und jung. Natürlich bemerke ich die körperlichen Veränderungen. Ich spüre öfter meine Knochen, bin schneller erschöpft und benötige längere Erholungsphasen. Beim Laufen spüre ich sehr deutlich mein Alter. Wenn ich mit Jüngeren einen Berg besteige ist auch klar, wer als Erster oben ist. Das war früher anders. Ich gebe zu, mein 60ster Geburtstag war ein Einschnitt. Er war von gemischten Gefühlen begleitet und auch die Zeit danach ist es noch. Es drängen sich Fragen nach meinem Leben auf, ob ich das will oder nicht. Noch ist ausreichend Schwung, Elan und Neugier vorhanden. Lernen erfüllt mich noch immer. Doch der Zenit des Lebensweges ist überschritten, der Abstieg vom Höhepunkt hat längst begonnen. Mein Leben wird spürbar endlich.

Sterben müssen

Als Gott sah, dass der Weg zu lang, der Hügel zu steil und das Atmen zu schwer wurde, legte er den Arm um sie und sprach: „Komm heim.”

Im September starb meine Schwiegermutter. Mein Mann und ich sind jetzt verwaist. Viele Jahre waren wir in die Betreuung alter und hilfsbedürftiger Menschen eingebunden. Wir haben nun eine „neue Freiheit“, die auch neu angegangen werden will.

„Komm heim“ – Heimat. Derzeit bin ich mit der Organisation eines Projekttages in meiner Pfarrgemeinde beschäftigt. Thema: „Gemeinde = Heimat“. Gespräche im Vorfeld haben mir gezeigt, dass der Begriff „Heimat“ ganz unterschiedliche Empfindungen auslöst. „Heimat ist da, wo meine Freunde sind“, wurde oftmals genannt. Doch wie sieht es aus, wenn man, wie meine Schwiegermutter, 89 Jahre alt wird und alle Freunde nacheinander weggestorben sind? Wo kann ich da Heimat finden? Letztendlich werde ich sie bei Gott finden müssen oder anders ausgedrückt in meinem tiefsten Inneren, dem göttlichen Raum in mir selbst, der mich daheim sein lässt.

Abschied nehmen

Puh…. was ich unter dieser Überschrift schreiben wollte, gefällt mir unter den vorhergehenden Gedanken eigentlich nicht mehr. Ich rechne mit Ihrem Einverständnis, dies auf später zu verschieben.

Bis demnächst, Ihre
Christa Schwemlein

Rückblick 2012
Begegnungen
Und Tschüss
Angebote

Der Beitrag wurde am Dienstag, den 5. Februar 2013 um 23:12 Uhr veröffentlicht und wurde unter Eigene Gedanken zu..., Kirche, Vertrauen, Zitate abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

Eintrag Nr. 8425 | Kategorie Eigene Gedanken zu..., Kirche, Vertrauen, Zitate | 4 Kommentare »





4 Reaktionen zu “Alt werden, sterben müssen und Abschied nehmen – So war 2012!”

  1. Menachem

    Verschoben, @Christa, ist aber nicht aufgehoben, oder :) , weil
    ich sehr gerne deinen blog lese und immer das Gefühl hab, ja, das versteh`ich, geht mir auch so.

    Deine Art zu schreiben mag ich. Feilst du viel an deinen Texten, oder fällt dir das einfach so zu? Ich müsste mich sehr anstrengen, um Texte in eine so klare Linie wie deine zu bekommen.

    Seit auch ich zu den 60-igern gehöre, das ist nun auch schon wieder über ein Jahr her, entdecke ich mich immer öfter dabei, dass ich bei talkshows mal schnell im netz google und schaue, wie alt ist dann die oder der. Und wenn ich dann Heino mit seinen 74 Jahren sehe und wie der jetzt nochmal ein Faß so richtig aufmacht, dann macht mir das Mut. Gilt jetzt nur noch umzusetzen, was ich mir in meinem mutigen Gedanken so alles vorstelle.

    Mit lieben Grüßen aus Leipzsch.
    Menachem

  2. Christa

    Danke Menachem für die Blumen. Du machst mich verlegen. Was das Schreiben betrifft, geht es mir ähnlich wie mit dem Kochen. Es dauert so lange und ist so schnell gegegessen. Wenn’s dann aber schmeckt, dann freu’ ich mich. Dann hat sich die Mühe gelohnt. Wobei ich, sowohl beim Schreiben als auch beim Kochen, ein bisschen egoistisch bin. Es muss auch mir schmecken. ;-)

    Um aber deine Frage genauer zu beantworten. Ich zähle zu den Menschen, denen nichts einfach nur so zufliegt oder zugeflogen ist. Das zu erreichen, was anderen einfach so zufliegt muss und musste ich schon immer mit Fleiß und Ausdauer kompensieren. Schreiben ist mir allerdings zu einem lieben Hobby geworden, das mir sehr viel Freude macht. Kommentare wie deiner sind mein Lohn. Müsste ich damit allerdings meine Brötchen verdienen……. oh je.

    Dir wünsche ich, dass deinen mutigen Gedanken Taten folgen können, bevor es denn zu spät ist. Unsere Lebenszeit, die ist befristet. Das ist mir derzeit so bewusst wie noch nie.

    Liebe Grüße von Mannem nach Leipzch
    Christa

  3. Dori

    Liebe Christa, das ist ein bemerkenswertes Post, mal ganz abgesehen davon, dass ich in 2 Jahren 60 werde und es überhaupt nicht “fassen” kann. Ähnlich wie Dir ergeht es mir gerade mit meiner Mutter, sie verabschiedet sich langsam von diesem Leben, und wenn sie nicht mehr hier ist, dann bin ich die Älteste “im Bunde”. Auch unglaublich aber wahr. Ich staune zur Zeit sehr viel, zumal ich mit 58 noch einmal ganz von vorne beginne, und ob ich das freiwillig getan hätte, wenn ich nicht müsste? Ich denke eher, ich hätte mich auf meinen Lorbeeren ausgeruht.
    So ist es aber, das Leben für welches ich mich entschieden habe. Es hat viel auch mit Loslassen und Abschied zu tun, im Moment.
    Liebe Grüße, Dori

  4. Christa

    Liebe Dori,

    “Wenn Menschen auch alt werden, werden sie doch blühen und frisch sein,” so ähnlich heißt es in einem Psalm. Dass du mit 58 nochmal ganz von vorne beginnst bewahrt dir mit Sicherheit deine Blühkraft und Frische. Nur weil wir jetzt ältere Frauen sind müssen wir noch lange nicht in Hausschuhen vorm Fernseher sitzen oder Kreuzworträtsel lösen. ;-)

    In meinem Gespräschskreis sprachen wir neulich auch über das Thema loslassen. Manchmal liebe Dori können wir erst dann loslassen, wenn wir bereits am Abgrund stehen. Das war ein echt interessanter und spannender Abend.

    Für die letzte gemeinsame Zeit mit deiner Mutter wünsche ich dir viel Mut und Kraft. Das wird nicht leicht werden.

    Ganz liebe Grüße
    Christa

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