Shalom Israel!
Sobald Sie Israel besuchen, werden Sie nie mehr dieselbe sein,
las ich auf dem Flug nach Tel Aviv. Nun, ich kann Sie beruhigen: Ich bin noch dieselbe und trage, nach dem ich die heiligsten Orte dreier Weltreligionen besucht habe, immer noch keinen Heiligenschein.
Eine spirituelle Wandlung, wie mir viele euphorisch prophezeiten, habe ich ebenfalls nicht erfahren. Wie auch? Ich wage zu bezweifeln, dass bei einem Massentourismus, wie ich ihn erlebt habe, überhaupt irgendwelche religiösen Gefühle geweckt werden können. Obwohl… ? Am letzten Urlaubstag, ich war mit meinem Mann in Jerusalem unterwegs, hat’s mich dann doch erwischt. Doch davon später. Jetzt erst einmal der Reihe nach.
Nach einem ruhigen und angenehmen Flug kamen wir am späten Nachmittag in Israel an. “Bruchim harbaim”, herzlich Willkommen begrüßte uns unsere israelische Reiseleiterin am Flughafen Ben Gurion. “Schweigsam ist sie”, dachte ich während der Fahrt zum Hotel. Insgeheim verglich ich sie mit dem engagierten Reiseführer, der vor zwei Jahren meine Studienreise in den Oman begleitete. “Laß ihr noch etwas Zeit”, flüsterte mein Mann mir ins Ohr. Offensichtlich war es nicht allzu schwer, meine Gedanken zu lesen. Nach dem Abendessen und einem kurzen Gedankenaustausch mit den anderen Reiseteilnehmern saß ich mit meinem Mann noch lange in einer gemütlichen Strandbar, wo wir bei einem Glas Rotwein unseren ersten Urlaubstag ausklingen ließen. Müde fiel ich an diesem Tag ins Bett und habe, in einer Stadt, die eigentlich nicht schläft, wider Erwarten gut und fest geschlafen.
Pünktlich um 8.00 Uhr starteten wir am nächsten Morgen zu unserer Entdeckungsreise durch Israel. Es war ein ruhiger Morgen. Wegen des Shabbats waren die Straßen wie leergefegt. Nach der Stadtrundfahrt in Tel Aviv ging es auch gleich weiter – Richtung Norden, nach Caesarea. Caesarea zählt zu den schönsten antiken Stätten Israels. Hier besichtigten wir die restaurierten Überreste der einstigen Hafenmetropole sowie die neuesten Ausgrabungen. Nach einem geistlichen Impuls (Mt 16,13-16) im Amphitheater fuhren wir entlang der Mittelmeerküste über Haifa zu unserem nächsten Ziel, der Kreuzfahrerstadt Akko.
Die lebendige Altstadt von Akko wird fast ausschließlich von israelischen Arabern bewohnt und ist eine der orientalischsten Städte Israels. Nicht umsonst spricht man auch von Klein-Arabien. Wegen des Opferfestes war an diesem Samstag hier die Hölle los – ein Geschiebe und ein Gedränge in den engen Gassen – unvorstellbar. Spätestens jetzt war klar, dass das heutige Programm nicht zu schaffen war, die Neustadt der Israelis gestrichen und Nazareth auf später verschoben werden musste. Übrigens, 2001 wurde Akko’s Altstadt von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Spät am Abend erreichten wir unser nächstes Domizil, ein Kibbuz-Gästehaus direkt am See Genezareth. Nach der Abendandacht saßen wir noch lange in der schönen Gartenanlage in großer Runde zusammen. Es war ein schöner Tag.
Um halb 6.00 Uhr lachte mir am nächsten Morgen die Sonne ins Gesicht. Ich war gut ausgeschlafen und eigentlich, ja eigentlich hätte ich zum See gehen und eine Runde schwimmen können, wäre da nicht mein bequemer innerer Schweinehund gewesen. Heute stand eine Fahrt zu den Golanhöhen auf dem Programm. Doch zuerst fuhren wir an die Libanesische Grenze. Wir besuchten Banias, das biblische Caesarea Phillipi. Die Landschaft hier ist, um mit den Worten der Bibel zu sprechen, paradiesisch. Die Golanhöhen dagegen sind eher rau. Von hier hatten wir einen weiten Blick auf Israel und auf den Berg Hermon. Eine ganz ungewöhnliche Stimmung überkam mich da oben. Ich spürte einen tiefen Frieden und das, obwohl ich in einem Hexenkessel stand. Damaskus, nur 60 Kilometer weiter, war Kriegsschauplatz. An diesem Tag waren wir zeitig im Kibbuz. Es blieb genügend Zeit zum Enstpannen und einem Bad im See. Eine Erfrischung war es allerdings nicht.
Laýla tov!
Christa Schwemlein
Der Beitrag wurde am Samstag, den 17. November 2012 um 20:35 Uhr veröffentlicht und wurde unter Eigene Gedanken zu..., Reisen abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
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