Ein bißchen Goethe, ein bißchen….

Gott gibt die Nüsse, aber er knackt sie nicht

Johann Wolfgang von Goethe

“Das ist eine harte Nuss” so sage ich, wenn ich vor einer schwierigen Aufgabe stehe. Welche  Nüsse  in der Vergangeheit zu knacken waren, das weiß ich mittlerweile. Welche die Zukunft mir bringt, weiß ich nicht. Und das ist auch gut so.

Wüßte ich was auf mich zukäme, so wäre ich, wie ich mich kenne, nur mit ängstlicher Vorsorge beschäftigt und vergäße dabei zu leben. Trotzdem mache ich mir nichts vor. Auch in diesem Jahr wird so manche harte Nuss zu knacken sein. Das Leben steckt voll mit harten Nüssen. Doch  ist das Leben nicht die größte und härteste Nuss überhaupt?

“Gott gibt die Nüsse, aber er knackt sie nicht“, wusste unser guter alter Goethe. Aber knackt er sie wirklich nicht? Nicht sofort, so meine Erfahrung.

Der Grund liegt wohl darin, dass Gott uns auch die Fähigkeit gegeben hat Aufgaben  anzupacken. Und dort, wo wir alleine nicht weiterkommen, schickt er uns Menschen, die uns helfen unsere Nüsse zu knacken.

“Das ist vielleicht eine doofe Nuss”. Eine zeitlang begrüßte mich mein kleiner Sohn fast täglich mit diesem Spruch, wenn er von der Schule nach Hause kam. Er wollte mir damit signalisieren, dass er mit einer Klassenkameradin nicht zurecht kam. Ich selbst denke manchmal ähnlich, wenn ich mit jemanden nicht klar komme – doofe Nuss!

In der Tat haben Nüsse und Menschen viel gemeinsam. Wir Menschen haben von Natur aus eine schöne weiche Haut. Aber manchmal ist die Schale drum herum so hart wie die einer Nuss. Solche Menschen lassen niemanden an sich heran. Man kann sich noch so große Mühe geben, sie sind einfach nicht zu knacken. Harte Nüsse? Doofe Nüsse?

Trotzdem oder gerade deshalb habe ich bei diesen harten Nüssen manchmal das Gefühl, dass in ihrem tiefsten Inneren ein weicher Kern, ein weiches Herz, sitzt, das sich lohnt entdeckt zu werden. 

Vielleicht braucht gerade dieser weiche Kern eine harte Schale - einen Panzer vielleicht. Möglicherweise sind dann meine Knackversuche soagar Angriffe auf dieses weiche Herz? Gibt es auch andere Wege, um an den Kern zu kommen?

Denke ich an mich selbst, so brauche auch ich eine  harte Schale, die mich vor Angriffen schützt, insbesondere dann, wenn jemand versucht mich bloßzustellen.

Nüsse sind dazu da, geknackt zu werden. Es gibt viele Möglichkeiten: Man kann den Nußknacker nehmen, man kann sie mit der Zange oder mit den Zähnen aufknacken. Man kann drauftreten und mit dem Hammer draufhauen. Es gibt wirklich Möglichkeiten Nüsse mit Gewalt zu knacken.

ABER….? Müssen Nüsse denn immer gewaltsam geöffnet werden?

Vor mir liegt eine Walnuss. Sie besteht aus zwei Hälften, die so zusammengewachsen sind, dass sich die Nuss öffnen lässt ohne dass etwas zerstört wird. Ja, man muss ein wenig suchen, um den richtigen Ansatz zu finden. Es braucht ein wenig Geduld.

Nüsse sind dazu da, geknackt zu werden. Immer? Es gibt noch eine weitere Möglichkeit. Manchmal sind Nüsse einfach noch zu frisch und die Zeit ist noch nicht reif, um sie zu knacken. Doch mit der Zeit reift die Nuss, sie wird trocken und wenn die Umstände es erlauben und Gott es will, gehen Nüsse manchmal auch von ganz alleine auf.

Christa Schwemlein

Der Beitrag wurde am Freitag, den 5. Januar 2007 um 01:24 Uhr veröffentlicht und wurde unter Himmlisches, Menschliches abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

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