13. Dezember 2009 von Christa

Alleinsein

advent-02Ehrlich, es gab Jahre, da waren die Wochen des Advents alles andere als besinnlich und friedlich. Tagelang war ich damit beschäftigt Berge von Plätzchen zu backen, Haus und Wohnung auf Hochglanz zu bringen und mit den Kindern von Weihnachtsfeier zu Weihnachtsfeier zu hetzen. Oft war es so, dass ich von dem Zauber, der über diesen Wochen liegen soll nichts zu spüren bekam.

Dieses Jahr zwingt mich mein „Ischias“ zur Ruhe und Besinnlichkeit. Oder positiv ausgedrückt, er schenkt mir Zeiten des Alleinseins, stille Zeiten mit mir selbst. Meist nutze ich diese ungeplanten Leerzeiten für Spaziergänge, Besuche und Gespräche mit meiner Mutter oder wie heute, für einen Kirchenbesuch außerhalb der normalen Gottesdienstzeit, einfach “nur so”. 

In meiner Kindheit waren Kirchen tagsüber geöffnet. Heute öffnen sich deren Türen meist nur zum Gottesdienst oder zu genau festgelegten Zeiten. Es war kurz vor 17.00 Uhr. Ich hatte Glück. Der Seiteneingang der Kirche war geöffnet. Drinnen war es dämmrig. Einzig ein paar Kerzen spendeten etwas Licht. Schwach roch es nach Weihrauch - das mag ich. In einer der hinteren Bänke nahm ich Platz und schaute.

Ein paar Reihen vor mir kniete eine Frau. Ihre Hände waren zum Gebet gefaltet, ihr Kopf gesenkt. Am Marienaltar standen zwei Personen. Eine von ihnen zündete eine Kerze an. Ich sah nach oben in die Kuppel. Danach fiel mein Blick auf den Altar und blieb an dem großen Holzkreuz hängen. Leise sprach ich ein Dankgebet, später Fürbitten. Ich hielt Rückblick auf die vergangenen Wochen und dachte an Menschen, die mir wichtig sind. Es tat mir gut, da zu sitzen und meinen Gedanken nachzuhängen. Ich weiß nicht mehr wie lange ich in der Bank saß. Irgendwie hatte ich die Zeit vergessen. Erst als ich anfing zu frieren bin ich gegangen.

Die Adventszeit ist gedacht als eine Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit, einer stillen Zeit zum Nachdenken, auch über sich selbst. Vieles ist verloren gegangen in unserer hektischen Zeit. Dabei ist das Alleinsein, das Eins mit sich selbst sein, eine ganz einfache Art der Regeneration. Nicht umsonst heißt es in einem Sprichwort: “In der Ruhe liegt die Kraft”

Eine liebe Bekannte erzählte mir neulich sehr begeistert von ihrem kürzlich besuchten Schweigewochenende, wie wohltuend es gewesen sei einmal aus dem Zwang der Kommunikation herauszutreten.

Mir schenken meine stillen Zeiten Ruhe und Gelassenheit. Sie ermöglichen mir in mich hineinzuhören, einen Zugang zu mir selbst zu finden und auch zu Gott. Vielleicht ist das der Grund, warum ich gerne einfach “nur so”  ein Gotteshaus besuche.

Die Konfrontation mit sich selbst ist ein großes Abenteuer, das ich jedem nur empfehlen kann. Wer sich darauf einlässt, erfährt viel über sich, über Gott und die Menschen. Also, warum nicht einmal die Zeit vergessen? Jetzt im Advent ist die Zeit dazu.

Für die restlichen Adventstage wünsche ich Ihnen von Herzen Zeiten der Stille, des Alleinseins und der Begegnung mit sich selbst – sei es auf einem Spaziergang, sei es im Halbdunkel einer Kirche oder wo auch immer.

Ihre
Christa Schwemlein :-)

Foto: Ewald Erb

Der Beitrag wurde am Sonntag, den 13. Dezember 2009 um 21:39 Uhr veröffentlicht und wurde unter Glück, Kirche, Nur so..., Zeit, Zitate abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

Eintrag Nr. 3110 | Kategorie Glück, Kirche, Nur so..., Zeit, Zitate | 4 Kommentare »





4 Reaktionen zu “Alleinsein”

  1. renate

    Wunderschöner Beitrag, liebe Christa! Zwiesprache mit sich, Ruhe, Frieden und Besinnung – ja, das ist Labsal für die Seele.

    Ich wünsche dir friedvolle Adventstage und vor allem gute Besserung für deine Ishchiasprobleme. Hast du es schon mal mit Reiki versucht? Hat bei mir bei einem leichten Bandscheibenvorfall wahre Wunder bewirkt.

    Liebe Grüße von Renate

  2. Christa

    Danke Renate,

    mir gefällt der Beitrag auch. Es gibt Beiträge, die schreibe ich richtig gerne. Dies war so einer. Leider bin ich manchmal so schnell mit der Veröffentlichung.

    Die Atmosphäre einer Kirche ist für mich etwas ganz Besonderes. Was das Besondere ist, kann ich nicht beschreiben. Da ist etwas, das ich nicht greifen kann. Ich denke, das hat viel mit meinen Erinnerungen und Erfahrungen zu tun.

    Reiki habe ich nicht ausprobiert. Die Akupunktur, zusammen mit der medikamentösen Behandlung, der Wärme und der Ruhe machen die Schmerzen inzwischen erträglich. Die “Qualität der Schmerzen” ist jetzt eine andere, heißt es im Arztjargon ;-)
    Ich bin zuversichtlich, dass ich im neuen Jahr wieder gänzlich schmerzfrei bin.

    Ich hätte, wenn die verordneten Maßnahmen nicht geholfen hätten auch nach dem Strohalm Reiki gegriffen – das kannst du mir glauben.

    Lieben Gruß und gute Nacht
    Christa

  3. Carmen Fischer

    Das haben Sie mal wieder richtig schön geschrieben was fürs Herz hab ich gern gelesen und das tu ich auch dieses Jahr . Ja so eine Krankheit hat doch auch was positives . Ich war auch sehr krank ………. Es geht mir wieder gut !!! Schöne Weihnachten für Sie und Ihrem Mann und gute Besserung !!!!

  4. Christa

    Liebe Frau Fischer,

    erst Mal vielen Dank für Ihren Besuch auf meinen ver-rueckten Seiten. Ich habe mich sehr gefreut wieder einmal von Ihnen zu lesen.

    Ich wünsche Ihnen für heute einen schönen Adventssonntag und für Ihre Gesundheit das Beste.

    Liebe Grüße auch von meinem Mann
    Christa Schwemlein

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