25. Februar 2011 von Hans Güth

Island – Hans Güth erzählt

hansBereits um 10.30 Uhr verlassen wir das Schiff zu unserem Ausflug in die Welt der brodelnden Insel. Zu unseren beiden Ausflugzielen, dem Torf-Bauernhaus in Laufas und dem Wasserfall Godafoss.

Der Reiseleiter heißt Björn und spricht gut Deutsch. Sein Vater ist Isländer, seine Mutter eine Deutsche. Björn hat uns viel über sein Land und die Menschen hier zu erzählen. Dass das moderne Island eine Industrienation mit einem umfassenden Sozialsystem und einem der höchsten Lebensstandards der Welt ist, mit einem Alter von „nur“ 15 – 20 Mio. Jahren zu den jüngsten Regionen der Welt zählt, die Isländer eine stolze Seefahrer-Nation sind und drei Kabeljaukriege gegen England gewonnen haben, Energie in diesem Land fast nichts kostet, weil diese aus dem unendlichen Vorrat an heißem Wasser und Dampf gewonnen wird, dass die Endung „-son“ als Suffix zum Vornamen des Vaters kommt, z. B. Leif Eriksson, der im Jahre 1000 als Erster in Nordamerika an Land ging, dass es für ganz Island nur ein einziges Telefonbuch gibt, in dem ausschließlich die Vornamen verzeichnet sind, neben dem obligatorischen Fisch gerne das klassische Hangikjot (geräuchertes Lamm) verzehrt wird, der Alkohol sehr teuer ist, aber man unbedingt den örtlichen Kümmel-Schnaps Brennivin (Spitzname „Schwarzer Tod“) versuchen soll, in Island kein Trinkgeld gegeben wird, die Isländer sehr lesefreudig sind und vier neu erschienene Bücher im Jahr erwerben.

Nach einem kurzen Foto-Stopp über dem Eyjafjord mit Blick auf die luna geht es weiter durch die von Menschenhand fast unberührte Natur, in der es eine Menge Sehenswürdigkeiten zu bewundern gibt. Zum Beispiel das alte aus Holz und Torf gebaute Bauernhaus in Laufas, mit kleinen Zimmern, niedrigen Decken, einem mit Möbeln aus der Zeit von 1850 bis 1900 schön eingerichteten Wohnbereich, dass man das Gefühl hat, die Bewohner könnten jeden Augenblick zur Tür hereinkommen. In einem kleinen umzäunten Areal, direkt zwischen den Wohnhäusern und einer kleinen, hübschen Kirche, ein Friedhof mit z. T. verwitterten Grabsteinen, die meist aus dem 19. Jahrhundert stammen.

Einige Ansichtskarten und ein paar original isländische Wollhandschuhe, dann mahnt Björn zur Weiterfahrt. Über eine Schotterstraße führt unser Weg durch eine traumhafte Landschaft zwischen mächtigen Bergen, deren Hänge dicht mit der nur ein Meter hohen Island-Birke bewaldet sind (der Volksmund sagt: Wenn du in einem isländischen Wald verloren gehst, steh’ einfach auf), über Flüsse und Bäche zum Godafoss-Wasserfall.

Man sieht die Gischt des Godafoss (Götterfall) schon von Weitem. Der Name geht auf die Sage zurück, dass der Gode (Priester) der Region im Jahr 1000 nach Übernahme des Christentums alle alten Götterstatuen in das tosende Wasser versenkte. Obgleich nur bescheidene zwölf Meter hoch, beeindruckt die donnernde Kaskade durch die Wassermassen, die sich in großer Breite in eine Schlucht stürzen. Die Fallkante des Wasserfalls entstand am Rand des Lavastroms Frambruni, der sich vor rund 8000 Jahren aus dem Schildvulkan Trölladyngja ergoss und eine Länge von 105 Kilometern erreichte.

Meine Stuntfrau ist wieder mal mutig und will, dass ich sie auf einem gefährlichen, lavazerklüfteten Felsvorsprung fotografiere. Nur mit dem Versprechen, dass ich trotz verkrümmter Wirbelsäule ihre Lavasteine trage, bringe ich sie dort wieder runter. Ich weiß auch nicht, was für einen nordischen Troll sie auf der Schulter hat, dass sie immer wieder Heldin sein will.

Bald komme ich mir vor wie die Mondfahrer, die viel Gestein da oben eingesammelt haben, nur, dass die im Gegensatz zu mir nur ein Sechstel des Gewichts spürten. Zu allem Überfluss reicht mir noch ein netter Mensch im Bus etwas überflüssiges Geröll rüber, worüber sich meine Geologin tierisch freut. Als ich meine Stirn kräusle, meint sie, dass sie jederzeit auch Steine für mich tragen könne – aber erst ab einem Karat.

Bei der nahen Tankstelle decken wir uns mit weiteren Ansichtskarten und zwei sehr guten Hotdogs ein. Auch auf der Rückfahrt genießen wir weiter die traumhafte Natur. Sattes Grün, ab und zu ein einsames Häuschen oder ein Wohnwagen, der in der Nähe einer kleinen Dampfsäule steht. Die Energie holen sich die Isländer ja bekanntlich direkt vor der Haustür. Hier gibt die Erde Gas.

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Um 14.30 Uhr heißt es dann wieder: „Alle Mann an Bord!“ Einige Männer kommen der Aufforderung nach und lassen ein paar Frauen an Land. Pünktlich um 15 Uhr gleitet die luna im Sonnenschein durch den Eyjafjörður aufs offene Meer, 650 km bis Reykjavik, das wir morgen um die Mittagszeit erreichen werden.

Wir verpassen die Polartaufe auf dem Pooldeck, die Neptun höchstpersönlich abhält und den Passagieren urkundlich bestätigt wird, dass sie auf dieser Reise den Polarkreis passiert haben. Aber um in die Gemeinschaft der Unterwasserwesen aufgenommen zu werden, müssen die Täuflinge erst einige Prüfungen absolvieren, um sich als würdig zu erweisen. So müssen sie u. a. eine Sardine schlucken, einen toten Fisch küssen oder eine Schaufel Eiswürfel hautnah in ihren Klamotten ertragen. Na ja..

Wir relaxen ein bisschen im Café Mare bei Kaffe und Kuchen. Auch Kaffee, Tee und Schokolade gehören auf der luna zur Spitzenklasse. Der Kaffee kommt aus den besten Anbaugebieten der Welt, für Teekenner werden erlesene Blatt- oder Broken-Tees bereitgehalten. Oder man erliegt den süßen Sünden aus feinster Schokolade und versteht schnell, warum „Xocoatl“ in Südamerika einst als Göttertrank und Aphrodisiakum galt.

In der Galerie kämpfe ich weiter mit mir und James Rizzi. Wahrscheinlich werde ich mir doch eines seiner tollen Bilder zulegen. Mal sehen. Im Casino treffen wir wieder unser Ehepaar aus Maulbronn. Ihn hat langsam, sehr zum Leidwesen seiner Holden, die Spielsucht gepackt.

Für das Abendessen hat mein Schatz das „Bella Vista“-Restaurant ausgewählt. Und zwar mit Bedacht, denn das Bella Vista liegt hinter der Shopping-Meile. „Nur mal kurz“, sagt meine Modebewusste. Ich sage nein, aber sie hat offensichtlich ein Hörproblem.

Danach trennen sich unsere Wege. Mein Schatz schaut sich den Auftritt des italienischen Sängers Sandro di Lucia an, ich probiere es mit einer weiteren Runde Bingo. Ich riskiere 15 Euro und bedaure wieder recht schnell, bei diesem Kasperle mitzumachen und beschließe, ab heute das Thema Zocken auf der luna aufzugeben.

Die ABBA-Show ist ein Hammer, kaum vom Original zu unterscheiden. Agnetha hat erfreulicherweise keinen dicken Hintern, dafür ist Frida ein bisschen pummelig. Aber was aus diesen beiden Mädels rauskommt, ist beachtlich. Leider ist nach einer halben Stunde schon Schluss.

Unsere Cabin-Maid Lover Mae hat uns heute Morgen auf eine Veranstaltung um 22.00 Uhr in der AIDA-Bar hingewiesen. Sie würde singen und ich schaue einen Moment ungläubig. Doch in der bordeigenen AIDA-Tageszeitung lese ich „Crew meet Band“ und höre, dass diese Show ein Geheimtipp unter den Kreuzfahrern ist. Denn, wer sich sonst um die Sauberkeit der Kabinen kümmert, hinter der Bar leckere Drinks mixt oder die Maschinen ölt, steht heute Abend neben der Band „Midnight Spirits“ auf der Bühne und präsentiert seine Lieblingssongs. Neben Cat Stevens, Tina Turner und Stevie Wonder ist unsere Lover Mae der absolute Star. Mit einem Kollegen aus der Küche singt sie im Duett „Endless Love“ und nicht nur wir, das ganze Publikum schmilzt dahin.
Es ist schon nach 01.00 Uhr, als wir den immer noch taghellen Abend auf unserem Balkon ausklingen lassen. Wir freuen uns auf Islands Hauptstadt Reykjavik und einen weiteren interessanten Tagesausflug – in die Hölle.

Ihr Reiseleiter
Hans

Der Beitrag wurde am Freitag, den 25. Februar 2011 um 17:03 Uhr veröffentlicht und wurde unter Reisen abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

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