Steh’ auf! – Fortsetzung Katholikentag 2016
Während wir auf unser Essen warten, lassen wir die vergangenen 90 Minuten noch einmal Revue passieren. “Und was Neues entdeckt?”, will meine Bekannte wissen. “Hm, nicht wirklich. Kann es überhaupt neue menschliche Erfahrungen geben? Ich denke die großen existenziellen Fragen sind doch immer die Gleichen”
“Die zentralen Themen unserer Seele auch”, erwidert meine Bekannte. “Angst, Schuld, Leid, Ohnmacht usw. bewegen jeden Menschen, haben Menschen zu allen Zeiten bewegt. Neu kann nur der Umgang mit diesen wichtigen Themen werden.” “Vorausgesetzt, wenn man diesen auch wirklich will,” hake ich ein. “Klar, der Wille zur Veränderung ist natürlich das A+O”, stimmt sie mir lachend zu.
Noch einmal kommen wir auf das zurückliegende Bibliodrama zu sprechen. Wir fragen uns, warum manche Menschen wie gelähmt liegen bleiben, weshalb es ihnen einfach nicht gelingen will „aufzustehen“, sprich das zu tun, was notwendig wäre, um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen oder aus einer verfahrenen Situation wieder heraus zu kommen. Sind es die Anderen, die sie hindern oder gibt es in ihnen selbst etwas, was sie wie automatisch auf der „Verlierer“ –Seite leben lässt? Was ist es, was sie lähmt?
Wir sprechen von der Angst, die lähmt und über unsere eigenen Lähmungen, die uns in der Vergangenheit zu schaffen machten. Doch diese sehr persönlichen Informationen, die meine Bekannte und mich betreffen, mag und will ich hier nicht nieder schreiben. Dankbar stellen wir abschließend fest, heute, 10 Jahre nach Spiekeroog, an einem anderen Punkt unserer Lebensgeschichte zu stehen. Wir sind dankbar, dass wir Menschen fanden, die uns geholfen haben, dass uns das Leben und der Glaube wieder aufs Neue gefallen.
Inzwischen steht unsere leibliche Nahrung auf dem Tisch: Sauerbraten, Rotkohl und Klöße. Sie sehen, ein Katholikentag geht auch durch den Magen. Dazu ein lecker Köstrizer. Prost!
Die Bahn bringt uns wieder zurück in die City. Es ist ein schöner Nachmittag: Überall in der Stadt Musik und Leben, eine Atmosphäre zum verlieben. Wir gehen noch einmal zur Kirchenmeile, um ins Zelt der Organisation, für die wir beide ehrenamtlich tätig sind, zu schauen. Außer den beiden ostdeutschen Kollegen ist niemand im Zelt. Wir freuen uns auf das Kennenlernen und den Austausch mit unseren Kollegen. Mit einem freudigen „Guten Tag.“ begrüßen wir die beiden und stellen uns vor. „Guten Tag“, grüßen sie kurz und knapp zurück. Das war’s. Soviel zum Austausch zwischen Ost und West.
Langsam wird es Zeit für uns Abschied zu nehmen. Meine Bekannte trifft sich mit ihrem Mann zu „Gospel and Soul“ im Felsenkeller und ich bin mit meinem an der Moritzbastei verabredet. Ein letzte Umarmung, alles Gute und Aufwiedersehen.
Ich kaufe mir eine Kugel Schokoeis, marschiere mit meiner Eistüte in der Hand Richtung Moritzbastei und denke: Was für ein dichter Tag. Heute Morgen die „Open-Air-Messfeier“, heute Mittag das Eintauchen in die Bibel und er ist noch nicht zu Ende. Fast hätte ich das anstehende Telefonat vergessen. Auf einmal sind sie wieder da, die Worte von heute Früh: „Wagen Sie es mit den Menschen wunderbare Erlebnisse zu machen! Wagen Sie es immer wieder neu auf wunderbare Weise den Menschen zu entdecken und Gott in den Menschen. Wagen Sie es immer wieder neu!“ Das klingt ja fast wie nach „Steh auf!“, dem roten Faden, der sich bis jetzt durch mein Leben zog und ein bisschen zu meinem Lebensmotto geworden ist.
„Steh auf! Wagen Sie es immer wieder neu!” Na, wenn das keine Zeichen sind. Ich krame mein Smartphone aus dem Rucksack und wähle: 0151 … .. …
Christa Schwemlein
Fortsetzung folgt …
DRAMA beim Katholikentag – Fortsetzung Katholikentag 2016
Um 13.00 Uhr bin ich am Eingang der „Anton-Philipp-Reclam-Schule“ zu einem Bibliodrama verabredet. Meine Bekannte wartet bereits auf mich. Wir freuen uns auf einen Kaffeeklatsch. Doch von einem Café, wie im Programmheft beschrieben, ist weit und breit nichts zu sehen. Wir fragen die jungen Helfer. Deren erstaunte und fragende Blicke sagen uns, dass sie uns nicht weiterhelfen können. Also gehen wir gleich in das Klassenzimmer, in dem das Bibliodrama stattfinden wird. Es gibt nur noch wenige freie Plätze. In Anbetracht unserer gemeinsamen Erfahrung auf Spiekeroog haben wir uns für eine Heilungsgeschichte aus dem Neuen Testament und nicht, wie von mir ursprünglich angedacht, für „Abraham“, einem alttestamentlichen Bibeltext, entschieden. Wir sind gespannt, was sich seit Spiekeroog verändert hat, ob sich etwas verändert hat?
(Da ich gefragt wurde, was ein Bibliodrama ist, was man sich darunter vorstellen kann, versuche ich hier mal eine Erklärung anhand eines praktischen Beispiels, so wie ich es während des Katholikentages erlebt habe. Ich hoffe, dass mir dies einigermaßen verständlich gelingt.)
Was ist ein BiblioDRAMA
„Ein Bibliodrama ist eine kreativ-darstellende Zugangsweise zu den alten biblischen Texten und gleichzeitig zur eigenen Persönlichkeit“, so Wikipedia.
Das Bibliodrama hat sich Anfang der 70ger Jahre entwickelt und ist vom Psychodrama abgeleitet. Beide, sowohl Psycho- als auch Bibliodrama sind mir nicht fremd. In der Vergangenheit habe ich an mehreren teilgenommen und unterschiedliche Methoden kennen gelernt. Dabei handelte es sich immer um mehrtägige Seminare mit einer maximalen Teilnehmerzahl. Vieles war ähnlich, manches sogar gleich.
Da ein Bibliodrama nicht nur eine Methode der Bibelarbeit, sondern auch eine Methode von Seelsorge darstellt, setzt jede Leitungsperson andere Akzente. 90 Minuten erscheinen mir wenig. Ich bin echt gespannt, was in der kurzen Zeit hier passieren wird.
Die Heilung des Gelähmten (Mk 2,1-12) – im Bibliodrama
Die Aufwärmphase
Wir lernen einander kennen
Der Leiter unseres Bibliodramas stellt sich kurz vor. Er macht einen sympathischen Eindruck. Ein lustiges Ballspiel hilft uns beim gegenseitigen kennenlernen. Nach 15 Minuten werde ich unruhig.
Nach dem Kennenlernen haben wir die Qual der Wahl. Wir müssen uns für eine von fünf ausgewählten Heilungsgeschichten entscheiden. Die Mehrheit der Teilnehmer möchte “Die Heilung des Gelähmten“ (Mk 2,1-12) behandeln. Ich bin enttäuscht. Was soll da Neues für mich kommen? Diese Geschichte ist mir bis zum Abwinken bekannt.
Wir hören und meditieren
Der Bibeltext ist Grundlage eines Bibliodramas. Zunächst liest uns der Leiter den Text versweise vor. Wir hören zu. Wir hören den Text ein zweites Mal. Danach lesen wir die Verse reihum selbst. Ähnlich dem „Bibel-Teilen“, teilen wir nun der Gruppe die Worte mit, die uns besonders angesprochen oder berührt haben.
Nun kommen wir in Bewegung. Wir gehen, laufen und hüpfen kreuz und quer durch das kleine Klassenzimmer. Dabei meditieren wir unsere Worte, mal laut und mal leise, mal mit und mal ohne Gestik. Bei dieser Sequenz fühle ich mich unwohl. Ich komme mir so albern vor. „Jetzt lass dich doch darauf ein,“ flüstert meine Bekannte mir zu. Ich reiß’ mich am Riemen und bin dennoch heilfroh, als dieses „Warming-up“ beendet ist.
Die Spielphase
Wir wählen unsere Rollen und positionieren uns
In der zweiten Phase, der sogenannten Spielphase, identifizieren wir uns mit einer biblischen Rolle, entweder einer personalen oder einer a-personalen. Das heißt, eine Rolle kann eine Person, ein Gegenstand, ein Zustand oder eine Handlung aus der Geschichte sein. Doppelbelegungen der Rollen dürfen sein. In welche Rolle möchte ich mich einfühlen? In den „Gelähmten“, den „Freund“, die „Bahre“, das „Dach“, die „Menge“ oder gar in „Jesus“ selbst? Die Geschichte bietet viel an. Es dauert eine Weile bis ich die Rolle gefunden habe, in die ich mich heute einleben möchte. „Ich bin die Kraft“, rufe ich als letzte in die Runde.
„Jesus“, der „Gelähmte“, die „Kraft“ und die „Vergebung“ sind nur einmal belegt. Alle anderen Rollen sind mehrfach besetzt. „Die Kraft des Herrn“ stellt sich im Doppelpack neben mich in die Mitte des Raumes. „Kraft zu Kraft“, meinen die beiden „Ich wäre gerne nur Kraft,“ gebe ich den beiden zu verstehen. Die „Kraft des Herrn“ lässt mich stehen und sucht sich einen anderen Platz, nahe bei „Jesus“, der sich an der einen Seite des Zimmers unterhalb der Tafel positioniert hat. In unmittelbarer Nähe befinden sich die „Schriftgelehrten“ und die „Menge“.
Wir spielen
Nachdem wir alle unsere Rollen eingenommen haben, setzen wir das Spiel in Szene. Während die „Menge“ sich neugierig um „Jesus“ drängt, machen sich die „Freunde“ mit dem „Gelähmten“ auf den Weg. Wie in der Perikope beschrieben, haben sie auch in unserem Spiel keine Chance zu ihm durchzudringen. Inzwischen haben sich die „Schriftgelehrten“ unter die Menge gemischt und legen sich mit „Jesus“ an. Von meinem Standort kann ich das Treiben rund um „Jesus“ gut beobachten. Das Spiel fängt an mir Spaß zu machen.
Von Hinten aus einer Ecke des Raumes meldet sich die „Vergebung“ zu Wort. Sie fühlt sich überflüssig und möchte aus dem Spiel aussteigen. Ich muss lachen. „Kein Wunder, wir haben ja auch keine Sünde “, platze ich ungefragt heraus. Für einen kurzen Moment wird es ruhig im Raum. Verdutzte Gesichter schauen in die Runde. Tatsächlich, die Rolle der „Sünde“, ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte, ist nicht belegt. Es ist wie es ist. Wir spielen weiter ….
Inzwischen haben die „Freunde“ es geschafft, den „Gelähmten“ „Jesus“ direkt vor die Füße zu legen. Sie bitten und flehen „Jesus“ an, ihren Freund gesund zu machen. „Jesus“ bleibt stumm. Die „Menge“ mischt sich ein, bittet ebenfalls um Hilfe, auch die „Schriftgelehrten“. Pausenlos reden sie auf „Jesus“ ein und immer das Gleiche. Doch nichts passiert. „Jesus“ bleibt nach wie vor stumm.
Die „Kraft des Herrn“ holt einen Stuhl, stellt ihn hinter “Jesus”, besteigt diesen und rezitiert immer wieder die Worte: „Kraft des Herrn, Kraft des Herrn ….“. Dabei kreisen ihre Arme um „Jesus“ Kopf. Alle schauen gespannt auf „Jesus“.
Allmählich bekomme ich Mitleid mit “Jesus”. Wie gelähmt steht er da. Mir kommt es vor, als wäre er in die Rolle des „Gelähmten“ geschlüpft. Das Spiel spitzt sich zu. Die Spannung steigt. Es macht etwas mit mir. Ich melde mich, würde gerne etwas sagen. Keine Chance. Ich komme nicht zu Wort. Alle reden durcheinander. Das Spiel hat sich verselbständigt. Ich werde unruhig. Der Leiter scheint dies zu spüren. Er signalisiert mir, dass ich auch ohne Wortmeldung etwas sagen darf. Befreiung!
„Ich platz’ bald”, rufe ich unbeherrscht in die Gruppe. Schweigen. „Sieht den niemand von euch, dass der arme Kerl da vorne nicht mehr kann?“ Während ich dies ausspreche überschlägt sich meine Stimme. Ich verlasse meinen Standort, gehe auf die Gruppe zu, bahne mir einen Weg durch die „Menge“, fasse die Hand des „Gelähmten“, ziehe ihn hoch und sage barsch: „Mach, und steh’auf!“ Erschrocken über meinen Befehlston setze ich, fast ein bisschen entschuldigend, nach: „Komm, du schaffst das.“…….
„Klasse“, höre ich einen der „Freunde“ rufen. An dieser Stelle bricht der Leiter das Spiel ab. Unsere Spielzeit ist um. Doch bevor er die „Spielphase“ offiziell beendet, wendet er sich an „Jesus“ und fragt ihn, ob er etwas sagen möchte.
Die Reflexionsphase
Wir „entrollen“ uns, das heißt, wir verlassen die zu Spielbeginn eingenommenen Idenditäten. Ich bin nun wieder die Christa, hier in der„Anton-Philipp-Reclam-Schule“ während des Katholikentages in Leipzig.
Unser Leiter ist von dem, was sich in den vergangenen 90 Minuten zugetragen hat, spürbar beeindruckt. In unserem Spiel, so meint er, sei ein Spiegelbild unserer Gesellschaft entstanden. Er bedankt sich für das Vertrauen, das wir ihm durch unsere Offenheit entgegengebracht haben. Da ein Bibliodrama oft Unbeachtetes ans Licht bringt, könne es durchaus sein, dass bei dem Einen oder Anderen Gesprächs- oder Klärungsbedarf bestehe. Dafür bietet er seine Pause an.
In Anbetracht der knappen Zeit ist diese letzte Phase, in meinen Augen die wichtigste Phase, kurz ausgefallen. Für eine Reflektion wie wir uns selbst und die anderen im Spiel wahrgenommen haben und wie wir das Erlebte in unsere eigene Lebensgeschichte einordnen können blieb leider keine Zeit.
Neugierig?
Dann hören Se sich doch einmal um. Vielleicht gibt es ein Angebot in Ihrer Nähe. Gehen Sie hin! Es lohnt sich! Sie erfahren viel über sich selbst, über andere und ihre Beziehung zu ihnen. Alles was Sie dazu brauchen ist die Freude am Spiel und den Mut, sich selbst zu begegnen.
Christa Schwemlein
Fortsetzung folgt …
Eine Entscheidung bahnt sich an – Fortsetzung Katholikentag 2016
Ich habe schlecht geschlafen. Gefühlt eigentlich gar nicht. Erstens ist das Bett viel zu eng und zweitens hat mich diese Mail von gestern Abend noch lange beschäftigt. Meine Gefühle sind ambivalent. Auf der einen Seite bin ich neugierig und auf der anderen Seite ist da die Sorge in eine ähnliche Situation wie vor Jahren zu geraten, als nach einem gefühlvollen schriftlichen Gedankenaustausch zwei inhaltsleere Telefonate folgten. Doch zum Grübeln bleibt jetzt keine Zeit. Um 10.00 Uhr beginnt der Festgottesdienst unter freiem Himmel. Ich freu’ mich drauf. Heute ist Fronleichnam. Bei uns ein Feiertag. Hier in Leipzig ein ganz normaler Arbeitstag.
Kurz nach 9.00 Uhr kommen wir am Augustusplatz an. Mehrere tausend Menschen sind bereits versammelt, singen, klatschen und swingen im Rhythmus. Die fröhliche Stimmung schwappt auch auf mich über. „Lobt Gott den Herrn der Herrlichkeit …. „ stimme ich lauthals in den Ohrwurm ein.
Seht da ist der Mensch!
Die gottesdienstliche Feier steht unter dem Leitwort:„Seht, da ist der Mensch mit seinem Hunger nach mehr“. Irgendwann fallen die beiden Sätze: „Seht da ist der Mensch mit seinen tiefen Lebenssehnsüchten. Doch wie schnell kann diese Sehnsucht sich in Sucht verwandeln.“ Ich zucke kurz zusammen. Ein jahrelang zurückliegender Briefwechsel kommt mir urplötzlich unangenehm in Erinnerung. Doch rasch schiebe ich die trüben Gedanken beiseite und bin wieder mitten im Geschehen.
Erzbischof Dr. Heiner Koch widmet seine Predigt ebenfalls dem Leitwort des Katholikentages. Die Beziehung zu Gott vergleicht er mit einer großen Liebesgeschichte. Einer Liebesgeschichte mit allen Höhen und Tiefen, Sicherheiten und Zweifeln, ganz tiefe Verbundenheit und manchmal auch irre werden. Ein nicht immer einfacher Weg, meint er. Wie wahr! Mein Mann und ich schauen uns vielsagend an. Seine Worte richtet er auch an diejenigen, die den christlichen Glauben nicht teilen. Nach der eindringlichen Aufforderung des Erzbischofs, sich auf Gott einzulassen und mit ihm zu leben versuche ich mir vorzustellen, wie diese Worte bei mir ankämen, würde ich keiner Kirche angehören.
Wegen der Fernsehübertragung endet die Messfeier pünktlich nach einer Stunde. Am Ausgang fragen uns ZDF Reporter nach unseren bisherigen Eindrücken. Meine Füße schmerzen. Ballerinas sind für langes Stehen aber auch denkbar ungeeignet. Bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit tausche ich die Dinger gegen meine Turnschuhe. Genuss!
Apropos Genuss. Allmählich meldet sich mein Magen. Ich habe Hunger und Kaffeedurst. Wir sind heute Morgen ohne Frühstück losgezogen. Nahe der Uni kehren wir in einem kleinen Bistro ein und haben Glück, bei den ersten Gästen zu sein. Ratzfatz sind alle belegten Brötchen ausverkauft. Das Personal ist bemüht, doch diesem Ansturm nicht gewachsen.
Walter und ich trennen uns für diesen Nachmittag. Bibliodrama ist nicht sein Ding. Ich schlendere zur Kirchenmeile, um im Zelt der katholischen Frauengemeinschaft kurz Hallo zu sagen. Ein Zelt voll mit fröhlich, singenden Frauen, das hat was. Ein paar einzelne Männer haben sich auch hier her verirrt. Tatsächlich treffe ich zwei kfd Frauen aus Mannheim.
Allmählich wird es Zeit zur Haltestelle zu gehen. Das Bibliodrama, zu dem ich mich mit meiner Bekannten verabredet habe, findet etwas außerhalb, in der „Anton-Philipp-Reclam-Schule“, statt. Die Bahn ist leer. Am Fenster nehme ich Platz, schaue hinaus und hänge meinen Gedanken nach.
Seht da ist der Mensch – Seht da ist Gott.
Es kommt nicht sehr oft vor, aber manchmal doch. Da höre ich eine Predigt und denke, diese Predigt ist eigens für mich geschrieben. Predigtausschnitte von heute Morgen schleichen sich in mein Gedächtnis. „Wagen Sie es mit den Menschen wunderbare Erlebnisse zu machen. Wagen Sie es immer wieder neu auf wunderbare Weise den Menschen zu entdecken und Gott in den Menschen. Wagen Sie es immer wieder neu!“
Nachdenklich und seltsam berührt verlasse ich die Bahn. Eigentlich benötigte ich jetzt Zeit für mich. Eigentlich wäre ich jetzt gerne alleine ….
Christa Schwemlein
Fortsetzung folgt …
Katholikentag in Leipzig 2016 – persönliche Eindrücke
Schnell sind die fünf erlebnis- und erfahrungsreichen Tage des 100. Deutschen Katholikentages in Leipzig vergangen. Mit Sicherheit werden mir diese Tage genauso unvergesslich bleiben wie diese von 2012, als es in Mannheim hieß „Einen neuen Aufbruch wagen.“ Oft werde ich gefragt, was mich plötzlich antreibt eine derartige Großveranstaltung zu besuchen, wo ich doch solchen Events eher kritisch gegenüber stehe? Die Antwort ist immer dieselbe:
„Gehen Sie hin! Erleben Sie wie es ist, sich mit vielen Menschen verbunden zu fühlen, Gespräche zu führen, die in die Tiefe und über den klassischen Smalltalk hinaus gehen! Das muss man einfach selbst erleben.”
Ich durfte 2012 in Mannheim erstmalig erfahren, dass ein Katholikentag mehr ist als ein Glaubensfest.
Leipzig 2016 – die ersten Eindrücke
Pünktlich wie geplant starten wir am Dienstag, den 24. Mai 2016. Es regnet. Der Verkehr auf der Autobahn ist zähflüssig bis stockend. Erst spät am Abend erreichen wir unser Hotel. Die drei jungen Frauen an der Rezeption sind mit Computerarbeiten beschäftigt und scheinen uns nicht zu bemerken. Nach einer Weile macht mein Mann auf uns aufmerksam. Ohne den Blick vom Computer zu lösen legt eine der dreien ein Formular auf die Theke und fordert uns auf, Anschrift, Geburtsdatum und Kreditkartennummer in das Formular einzutragen. Kein „Herzlich Willkommen“, kein „Guten Tag“ oder „Wie war die Reise?“. Das waren unsere ersten Eindrücke von Leipzig!
Auf geht’s zum „Katholikendings“
Mit meinem schwer bepackten schwarzen Rucksack fahre ich am nächsten Vormittag zusammen mit meinem Mann in der Linie 7 zur City. Neugierig bin ich wie sich Leipzig seit unserem letzten Besuch verändert hat. Um die Mittagszeit sitzen wir in einem Café am Mark. Die Aufbauarbeiten für die Eröffnungsfeier sind in vollem Gange. Nichts erinnert mehr an die Großbaustelle vor Jahren. Ich frage die Bedienung, ob Sie denn heute viel Ansturm erwarte. Sie schaut zum Himmel, schüttelt den Kopf und meint: „Es ist bewölkt, da ist erfahrungsgemäß nicht viel los.“ Ihr Chef meine allerdings, dass wegen des „Katholikendings“ heute Abend etwas mehr Betrieb sein könne. Ich musste schmunzeln.
„Gehören Sie auch dazu? Sind Sie auch deswegen hier?“, will sie interessiert wissen. Ich oute mich. Verdutzt stellt sie fest: „Sie sehen gar nicht katholisch aus?“ Jetzt konnten wir uns beide mit dem Lachen nicht zurückhalten. Wie um Himmels willen muss den jemand aussehen, der katholisch ist? Sie ist neugierig. Will wissen, was das für ein Ereignis ist? Warum wir feiern und wie oft? Ob wir jetzt hier fünf Tage lang nur beten? Wieder muss ich lachen. Ich zeige ihr das 640 Seiten starke Programmheft, welches neben Gottesdiensten, Gebetszeiten und religiösen Themen auch ein umfangreiches Kulturprogramm zu bieten hat, auch für junge Frauen in ihrem Alter. Viele der Veranstaltungen sind kostenlos zugänglich. Sie staunt.
Allmählich färbt sich der Marktplatz grün und ich bin immer noch ohne den grünen Katholikentagsschal. Wer mich kennt weiß, dass ich nicht gerne mit der Masse gehe. Doch dieser grüne Schal muss einfach sein. Inzwischen hat der Katholikentagsshop geöffnet und ich kleide mich ein: T-Shirt, Multifunktionstuch, ein grünes Umhängeband für die Dauerkarte und natürlich das „Glaubenszeugnis“, der grüne Schal. Perfekt. Stolz wie Oskar ziehe ich weiter. Mit meinem Rucksack, den Turnschuhen und dem Katholikentagsoutfit fühle ich mich hier in Leipzig, lachen Sie nicht, jung wie zwanzig.
Bis zur offiziellen Eröffnung ist noch viel Zeit. Wir schlendern ziellos durch die Stadt. Werfen ein Blick in die Thomas- und einen in die Nikolaikirche, schauen hier und da und landen letztendlich in der neuen Propsteikirche. Ich bin überwältigt. So ein großes, freundlich einladendes katholisches Gotteshaus mitten in der ostdeutschen Diaspora. In einer der Kirchenbänke nehmen wir Platz, um die stimmungsvolle Atmosphäre dieses sakralen Raumes auf uns wirken zu lassen. Nach und nach füllt sich die Kirche mit Fahrradpilgern. Mit einem Wortgottesdienst zum Thema „Brücken bauen“ feiern sie hier den Abschluss ihrer mehrtägigen Anreise. Und wir feiern mit. Eine schöne Einstimmung in die kommenden Tage.
Die offizielle Eröffnung
Langsam wird’s Zeit sich auf den Weg zur Eröffnungsparty am Markt zu machen. Wir sind früh dran und ergattern einen prima Platz nah der Hauptbühne. Die Stimmung ist gut. Der Mann neben mir will wissen woher wir kommen. „Aus Mannheim? Da kennen Sie vielleicht unseren Pfarrer Oberschmidt.“ Die katholische Welt ist doch wirklich klein. Klar kenne ich Pfarrer Oberschmidt. Seit seiner Pensionierung ist er Subsidiar in meiner Heimatgemeinde. Er will weiter plaudern. Doch jetzt hält mich nichts mehr. Das Katholikentags-Medley ist angestimmt. „Ich lobe meinen Gott“, „Kommt herbei“, „Wo Menschen sich vergessen“, „Unser Leben sei ein Fest“, „Jetzt ist die Zeit“, „Lasst uns miteinander“ … „Schlager“ von einst, als alles noch viel besser war.
Es folgen verschiedene Festreden und Dankesworte, auch eine Botschaft aus Rom ist dabei, auf die ich an dieser Stelle nicht eingehen möchte. Wen es interessiert, das Internet ist voll damit.
Abend der Begegnung
Beim anschließenden Abend der Begegnung stellen sich die fünf Ostbistümer und die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens vor. Regionale kulinarische Köstlichkeiten laden zum Genießen und Plaudern ein. Dicht an dicht stehen die Menschen an den Ständen. „Christa?“ höre ich hinter mir eine Frauenstimme rufen. Ich schau´ mich um und glaub’ es nicht. Fast 10 Jahre ist es her, als wir gemeinsam auf der Nordseeinsel Spiekeroog an einem Selbsterfahrungskurs teilnahmen. Die Wiedersehensfreude ist groß. Wir trinken Wein, erinnern uns unserer gemeinsamen Zeit auf Spiekerroog und erzählen, wie es uns in der Zwischenzeit ergangen ist. Kurz entschlossen verabreden wir uns für ein Bibliodrama am nächsten Tag.
Mit dem Abendgebet am Marktplatz endet dieser erste Tag. Die Linie 7 bringt uns zurück zum Hotel. Ich bin müde, voll mit Eindrücken und freu’ mich auf mein Bett. Doch mit dem schnellen Einschlafen wird es nichts. Eine Mail hält mich noch lange wach …..
Christa Schwemlein
Fortsetzung folgt ….
Zypern 2016
„Wandern klärt den Verstand, schafft Ordnung im Gehirn und in der Gefühlswelt“, schrieb ich nach der Rückkehr meines Zypernurlaubes in mein privates Tagebuch. Das war im Herbst 2004. Ich war mit meinen beiden Freundinnen unterwegs. Die Scheunendachkirchen mit ihren farbenprächtigen Fresken, die malerischen Bergdörfer und nicht zuletzt die Gastfreundschaft der Bergbewohner machten diesen Urlaub zu einem unvergesslichen Erlebnis. Damals ahnte ich nicht, dass ich noch einmal hierher zurückkehren würde. Jedoch nach den Studien- und Bildungsreisen in die Türkei und im letzten Jahr nach Griechenland drängte sich die Mittelmeerinsel Zypern als Reiseziel geradezu noch einmal auf. Zypern ist mehr als eine Wanderinsel. Zwei unterschiedliche Kulturen treffen hier auf engem Raum aufeinander. Diese zu erkunden versprach spannend zu werden.
In der Hoffnung, die Insel blühend zu erleben hatten wir das Frühjahr als Reisezeit gewählt. Wir? Oh, verzeihen Sie, wir, das sind mein Mann und ich. Männer, so habe ich gelesen, werden mit den Jahren bequem, haben es gerne gemütlich. Und so freut es mich, dass sich mein Mann von meinem Reisevirus hat infizieren lassen.
Sonntag, den 24. April 2016
Da ich gerne ausgeschlafen den Urlaub beginne, kam mir die Abflugzeit am frühen Vormittag sehr entgegen. Wir flogen mit der Lufthansa von Frankfurt über München und landeten am Nachmittag in Larnaca. In München konnten wir einem herzhaften bayrischen Frühstück nicht widerstehen. Während der Fahrt zum Hotel stellte ich fest, dass die Ernte bereits eingefahren war. Mit anderen Worten, die Insel war braun und die Enttäuschung groß …
Wie’s weiter ging? Ich hoffe sehr, dass ich diese Reise zu Ende erzählen kann, mir diesmal keine politischen Ereignisse die Lust am Mitteilen nehmen. Dennoch muss ich Sie vertrösten …
Leipzig ruft!
Ich freu’ mich auf Leipzig und bin gespannt, wie sich die Stadt seit meinem letzten Besuch verändert hat. Ich bin gespannt auf den 100. Deutschen Katholikentag in einer Stadt, in der nur 4% der Einwohner katholisch sind. Ein Themenbereich ist eigens dem „Leben mit und ohne Gott“ gewidmet. Er ist eintrittsfrei zugänglich auch für Menschen, denen Gott wenig oder nichts bedeutet. Interessant sind sicherlich auch die Themenbereiche christlich-jüdischer Dialog und christlich-islamischer Dialog. Sie laden ein Judentum und Islam näher kennenzulernen, Fragen zu klären und sich im interreligiösen Gespräch auseinanderzusetzen. Das Programm ist bunt und sicherlich ist für jede und jeden etwas dabei. Zur Programmübersicht kommen Sie hier.
Ich freu’ mich sowohl auf die geplanten Begegnungen als auch auf die zufälligen. Ich freu’ mich auf Leipzig!
Bis bald
Christa Schwemlein
Zum Sonntagskaffee – Nusshörnchen
Zum gemütlichen Beisammensein nach unserer Maiandacht steuerte ich zum Buffet süße Nusshörnchen bei. Die Hörnchen waren der Renner und ruckzuck alle. Wie versprochen kommt hier nun das Rezept:
Teig:
- 400 Gramm Mehl
- 1 Prise Salz
- 250 Gramm Butter
- 200 Gramm Frischkäse
- 2 Eigelb
Füllung:
- 250 Gramm gemahlene Nüsse je nach Geschmack
(Haselnüsse, Walnüsse, Mandeln oder ein Gemisch von all den Nüssen, die verbraucht werden müssen. - 200 Gramm Zucker
- Etwas süße Sahne
- 2 Eiweiß
Zubereitung:
Aus den Teigzutaten einen Teig herstellen und kalt stellen. Nüsse, Zucker und Sahne mischen. Das Eiweiß zu steifem Schnee schlagen und unterheben. Den Teig ausrollen, in Dreiecke schneiden. (Ich schneide einen Kreis mit Hilfe eines Esstellers und teile diesen in acht Dreiecke) Die Hörnchen mit der Füllung (ca. 1 Teelöffel) bestreichen. Von der breiten Seite zu Hörnchen aufrollen und auf ein Backblech setzen. Bei 180 Grad ca. 30 Minuten backen. Noch warm mit Puderzucker bestäuben. Lasst es euch schmecken!
Die Menge ergibt ca. 24 Hörnchen. Gutes Gelingen!
Christa Schwemlein
Aus meinem Postkasten – Rezeptsuche
Hallo Christa,
ich suche was – und finde nicht,
doch bevor ich drauf verzicht‘,
frag ich lieber einmal nach,
sag auch gleich mal „Guten Taach“,
damit die Antwort dann auch kommt,
- ich hoff‘ natürlich hier auf „promt“ .
Dein Backrezept wird hier vermisst,
weil es scheinbar lecker ist,
es waren Hörnchen, die mit Nuss!
Und ich sage Dir zum Schluss :
Ich will ihn auch – den Hochgenuss !
Mit liebem Gruß
Uli
Kommunikation
Ich steh’ bei Fressnapf an der Kasse und will das Trockenfutter für unsere Emma bezahlen.
Kassiererin: “Haben Sie schon unsere neuen Leckerlies probiert?”
Ich: “Nein, so etwas esse ich nicht.”
Christa Schwemlein
P.S. Manchmal, da kann ich es mir einfach nicht verkneifen.