9. Februar 2018 von Christa

Über die Kultstätte Tacht-e Soleymann nach Hamadan – Iran Folge 10

10 Minuten vor dem Weckruf wache ich auf und bin trotz der frühen Uhrzeit erstaunlich gut ausgeschlafen. Kurz vor 5.00 Uhr sind mein Mann und ich die ersten am Frühstücksbuffet. Da wir beide um diese Uhrzeit nicht sehr kommunikativ sind und am liebsten unsere Ruhe haben, nehmen wir an einem der kleinen Zweier-Tische im Saal platz. Peter kommt, freut sich uns zu sehen, schiebt munter einen Stuhl vom Nachbartisch an den unsrigen und fragt: „Darf ich?“

Heute liegt eine Strecke von ungefähr 560 Kilometern vor uns. Deshalb auch der frühe Aufbruch. Es ist kalt und wieder einmal vermisse ich meinen warmen Wintermantel. Während es draußen langsam hell wird spielt im Bus leise persische Musik.

Maragheh-Hamadan

Nach der ersten Teepause verkürzt uns Frau Schulte die lange Fahrt, indem sie etwas über die Bedeutung der Familie im Iran erzählt. „In einem Land, wo es keine garantierte Grundsicherung gibt ist es die Familie, die trägt“, sagt sie. „Familienmitglieder unterstützen sich gegenseitig. Großeltern kümmern sich um die Enkelkinder, Kinder um die alten Eltern und wenn gebaut wird oder ein Geschäft eröffnet wird helfen alle zusammen.“ Ähnliche Erzählungen kenne ich von meinem Schwiegervater. Als er nach dem Zweiten Weltkrieg als junger Mann nach Deutschland flüchtete half die gesamte Familie, sowie Freunde und Nachbarn aus der alten Heimat, damit er mit seiner Familie in Deutschland Fuß fassen konnte.

Am frühen Vormittag erreichen wir in einer von Bergen und Äckern geprägten Landschaft die Kultstätte „Tacht-e-Soeymann“, die auf die Achämeniden zurückgeht. Die Anlage mit dem zoroastrischen Feuerheiligtum befindet sich auf einem Kalkplateau im kurdischen Bergland in 2.200 Meter Höhe und ist mit bis zu 3.300 Meter hohen Gebirgszügen umgeben. Während der Zeit der Sasaniden war die Stätte eines von drei zoroastrischen Hauptheiligtümern, das den Kriegern und Königen geweiht war. Wegen ihrer religiösen und architektonischen Bedeutung wurde sie 2003 zum Weltkulturerbe erklärt.

Auf den Zoroastrismus werde ich in einem späteren Beitrag näher eingehen. Heute nur so viel. Unter den Sasaniden, die, wie wir inzwischen wissen, zwischen dem 3. und 7. Jahrhundert im persischen Großreich regierten, war der Zoroastrismus die dominierende Religion. „Ahura Mazda“ war und ist der einzige Gott im Zoroastrismus und das Avesta das Heilige Buch. Spuren hat der Zorastrismus sowohl im Islam als auch im Christentum hinterlassen. Heute besitzt diese alte monotheistische Religion nur noch wenige Anhänger und viele der alten Tempel wurden im Laufe der Zeit zerstört. Tacht-e Soleymann ist ein eindrucksvolles Zeugnis dieser Glaubensgemeinschaft.

Nach einem ersten Überblick anhand eines Schaubildes starten wir unseren Rundgang durch das schneebedeckte Gelände, der sich als äußerst mühsam gestaltet. Keiner von uns hatte mit Schnee gerechnet. Dementsprechend ungeeignet ist unser Schuhwerk. Der Neuschnee erschwert es uns auch in den verschiedenen Relikten die ursprünglichen Bauwerke erkennen zu können.

Maragheh-Hamadan

Die Ruinen von Takht-e Soleymann

Ruinenfeld der Kultstätte Takht-e Soleymann

Blickfang der Anlage ist der tiefblaue, warme Quellsee, dessen Wasser allerdings wegen des hohen Mineralgehaltes weder für Mensch noch Tier genießbar und daher auch ohne jedes Leben ist. Hinter dem Quellsee ragt in unmittelbarer Nähe der erloschene Vulkan Zendan-e Soleymann auf, auf dessen Gipfel ebenfalls Reste von Tempelanlagen gefunden wurden. In der Umgebung von Tacht-e Soleymann und Zendan befinden sich weitere heiße und mineralhaltige Quellen.

Quellsee bei Takht-e-Soleymann

Wegen der frostigen Kälte nehmen wir unser Mittagspicknick in der Raststätte der Anlage ein. Wir sind die einzigen Gäste. Ich stelle mir gerade vor, wie das wohl bei uns wäre, käme ein Bus Touristen und verzehrte ihr Mitgebrachtes im Lokal. Wie auch immer. Hier freuen sich alle über unseren Besuch.

Nach der Mittagspause fahren wir weiter nach Hamadan. Die Fahrt ist lang und führt uns durch das wilde Kurdistan. Stundenlang zieht eine gelbraune Landschaft an uns vorbei und verströmt vor der Kulisse der schneebedeckten Berge  eine unendliche Ruhe.

Fahrt nach Hamadan

Christa Schwemlein

Erlebt am:
Freitag, den 17. März 2017

Der Beitrag wurde am Freitag, den 9. Februar 2018 um 23:39 Uhr veröffentlicht und wurde unter Reisen abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

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